Die Taube auf der Moschee. Marmaduke William Pickthall

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Die Taube auf der Moschee - Marmaduke William Pickthall

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er gebieterisch, »um den mystischen Wert der Worte und Taten eines Mannes zu verstehen. Ein Wort kann gut gemeint und unschuldig sein und dennoch viel Unheil heraufbeschwören, wenn es etwas besonders Bösartiges in sich trägt. Ihr wisst alle, wie die Jânn auf unbedachte Worte reagieren können; dass, wenn ich eine Ziege, einen Hund oder eine Katze bei ihren Gattungsnamen rufe, ohne jeweils auf das gemeinte Tier zu deuten, ein Jinni wahrscheinlich herbeieilen wird, da viele Jânn mit Tiernamen gerufen werden. Ihr wisst auch, dass es schlimm enden kann, wenn man die Schönheit eines Kindes lobpreist, ohne es Allah als Opfer darzubieten. Denn es gibt einen unsichtbaren, eifersüchtigen Zuhörer, der alle Nachkommen Evas hasst und sie verunstalten möchte. Solche Tatsachen sind jedem Dummkopf bekannt, und ihre Bedeutung ist klar. Doch liegt eine andere, schwerer erkennbare Gefahr im sorglosen Umgang mit Worten, besonders bei persönlichen Bemerkungen wie jenen der Kinder, als sie unserem guten Herrn nachriefen: ›Du bist zu zweit gekommen‹, und so die Aufmerksamkeit auf den lebendigen Körper richteten. Ich erinnere mich an eine Kostbarkeit, die Euch vielleicht vage zu verstehen hilft, was ich meine.

      Ein gewisser Bauer (Fellâh) war geplagt von einer törichten Ehefrau. Als er eines Tages fortgehen musste, erklärte er ihr alles, was zu tun sei, und befahl ihr, besonders auf die Kuh zu achten, denn er fürchtete, die Kuh könnte umherwandern, wie sie es bereits getan hatte, und die Nachbarn verärgern. Er konnte sich nicht vorstellen, dass solch ein Auftrag an solch eine Person, also die Absicht, die Aufmerksamkeit der Frau auf etwas Bestimmtes zu lenken, zu Unheil führen würde. Der Mann meinte es gut; ebenso die Frau. Sie konzentrierte sich ganz darauf, seine letzten Worte vor der Abreise zu befolgen. Nachdem sie alle Arbeiten im Haus erledigt hatte, setzte sie sich unter einen Olivenbaum, der vor der Tür wuchs, und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit mit aller Macht auf das einzige lebende Wesen in Sichtweite, die schwarzweiße Kuh, die in dem Bereich graste, den ihr eine kurze Leine gewährte. Die Verantwortung wog so schwer, dass die Frau es mit der Angst bekam, und nun, da sie so angestrengt starrte, auf den Gedanken verfiel, mit der Kuh sei etwas nicht in Ordnung. In Wahrheit hatte das arme Tier das ganze Gras in Reichweite gefressen, doch der Frau wollte nicht einfallen, den Pflock mit der Leine zu versetzen.

      Schließlich kam ein Nachbar des Weges. Sie bat den weithin als freundlich bekannten Mann, die Kuh zu untersuchen und ihr zu sagen, was mit ihr los sei. Der Nachbar war ein Spaßvogel und kannte die Frauen. Er wusste auch, wie viel Ärger die Kuh machte, da sie immer den Pflock herausriss und in den bepflanzten Feldern umherwanderte. Nach langer eingehender Untersuchung erklärte er: ›Der Schwanz tut ihr weh, und man sollte ihn entfernen. Schaut nur, wie sie damit hin und her wedelt. Schneidet man den Schwanz nicht sofort ab, wird die Kuh eines Tages sterben.‹

      ›Barmherziger Allah!‹, rief die Frau. ›Bitte schneidet ihn für mich ab. Ich bin ganz allein und hilflos.‹

      Der Mann hob die Axt, die er bei sich trug, und hackte den Schwanz der Kuh nah des Rumpfes ab. Er gab ihn der Frau, und sie dankte ihm herzlich. Er ging fort, während sie die Bewachung der Kuh wieder aufnahm. Und noch immer glaubte sie, das Tier sei nicht ganz gesund.

      Ein anderer Nachbar kam des Wegs. Sie erzählte ihm von ihrer Sorge und wie der weithin als freundlich bekannte Sheykh Mukarram ihr geholfen habe, indem er den kranken Schwanz abgehackt hatte.

      ›Natürlich‹, rief der Neuankömmling. ›Das erklärt alles! Das Tier ist nun nicht mehr im Gleichgewicht. Es ist immer falsch, etwas von einem Ende wegzunehmen, ohne auch etwas vom anderen zu entfernen. Wollt Ihr, dass die Kuh gesund wird, so müssen die Hörner ab.‹

      ›Oh, helft mir, ich bin ganz allein! Tut es für mich‹, sagte die Frau.

      Ihr Freund sägte die Hörner ab und gab sie ihr. Sie dankte ihm tausendfach. Doch als er gegangen war, erschien die Kuh nicht gesünder. Die Frau verzagte allmählich.

      Inzwischen hatte sich die Neuigkeit über ihren Kummer mit der Kuh im ganzen Dorf verbreitet, und jeder, der dazu fähig war, eilte herbei, um zu helfen oder zuzuschauen. Sie schnitten das Euter, die Ohren und schließlich die Beine ab und gaben sie ihr, und sie dankte ihnen tränenreich. Zu guter Letzt gab es keine Kuh mehr, um die man sich sorgen musste. Mit einem Blick auf den zerstückelten Kadaver lächelte die Frau und murmelte: ›Gepriesen sei Allah, sie ist endlich geheilt; sie schläft nun! Ich kann jetzt ins Haus gehen und alles für die Heimkehr meines Herrn vorbereiten.‹

      Ihr Gatte kam bei Sonnenuntergang heim. Sie sagte ihm: ›Ich war gehorsam. Ich habe die Kuh stundenlang beobachtet und gepflegt. Sie war sehr krank, doch alle Nachbarn haben mir geholfen, sie zu verarzten, haben viele Operationen durchgeführt, und so haben wir sie von allen Leiden erlöst, gepriesen sei Allah! Hier sind die verschiedenen Teile, die sie abgeschnitten haben. Sie gaben sie freundlicherweise mir, da die Kuh uns gehört.‹

      Der Mann ging schweigend hinaus, um die Überreste der Kuh anzusehen. Als er zurückkehrte, packte er die Frau an den Schultern, blickte ihr direkt in die Augen und sagte grimmig: ›Allah behüte dich! Ich werde die ganze Welt bereisen, bis ich eine finde, die noch grässlicher ist als du. Und wenn ich keine finde, die grässlicher ist, so gehe ich weiter bis zum Ende, das schwöre ich.‹«

      An dieser Stelle brach Suleymân ab, was alle überraschte.

      »Ich verstehe nicht, was diese Kostbarkeit mit meinem Erlebnis zu tun hat«, bemerkte ich, sobald ich sicher war, dass er seinen Vortrag abgeschlossen hatte.

      »Sie passt nicht zu Eurem Fall, aber zu anderen Fällen«, erwiderte er nach kurzem Nachdenken. »Es ist gefährlich, anderen Leuten etwas in den Kopf zu setzen oder ihr Selbstbewusstsein zu wecken, denn niemand weiß, welche Dämonen in ihren Gehirnen lauern. … Doch wartet, ich finde eine Kostbarkeit, die zu unserem Fall passt.«

      »Sagt, o Meer der Weisheit, hat er eine Frau gefunden, die grässlicher war als seine?«

      »Natürlich.«

      »Erzählt, wie es weiterging, ich flehe Euch an.«

      Doch Suleymân durchforstete sein Gedächtnis nach einer Begebenheit, die die ernsten Gefahren zufälliger Andeutungen deutlicher illustrierte. Schließlich seufzte er zufrieden und sprach wie folgt:

      »Einst lebte ein äußerst berühmter türkischer Pascha, ein gütiger alter Mann, den ich oft getroffen habe. Er hatte einen langen weißen Bart, auf den er überaus stolz war, bis eines Tages ein Spaßvogel an ihn herantrat und sagte: ›Exzellenz, uns bewegt folgende Frage: Wenn Ihr zu Bett geht, legt Ihr Euren Bart unter oder auf die Decke?‹

      Der Pascha überlegte kurz, aber konnte keine Antwort geben, denn es war ihm nie in den Sinn gekommen, auf solch eine Sache zu achten. Er versprach dem Fragesteller, ihm am nächsten Tag Auskunft zu geben. Doch als er an jenem Abend zu Bett ging, legte er den Bart probehalber unter und dann auf die Decke, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Beide Varianten kamen ihm unbequem vor, und er erinnerte sich beim besten Willen nicht daran, wie er die Bartfrage für gewöhnlich gelöst hatte. In dieser Nacht fand er keinen Schlaf und in der nächsten auch nicht, denn seine Gedanken kreisten unaufhörlich um das Problem. Am dritten Tag ließ er wütend den Barbier kommen, damit dieser ihm den Bart abrasierte. Da er an das dichte Haar an seinem Hals gewöhnt war, erkältete er sich nach der Rasur und starb.

      Diese Geschichte passt sehr schön zu unserem Fall«, sagte Suleymân zum Schluss mit triumphierender Miene.

      »Seid so gnädig, Herr, und verratet uns die Moral, die man daraus ziehen soll«, rief man von allen Seiten in der zunehmenden Dämmerung.

      »Ich vermute«, wagte ich zu sagen, »dass die Aufmerksamkeit auf meine besonderen Beinkleider gelenkt wurde, damit ich sie abschneiden lasse oder türkische Pluderhosen trage?«

      »Ich sage nicht, was geschehen

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