Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
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Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem страница 26
»Und woher wissen Sie das?« fragte der Mann verblüfft. »Ich habe doch gestern mit Frau von Schoenecker gesprochen, und sie hat mir etwas ganz anderes erzählt.«
»Das ist inzwischen hinfällig. Frau von Schoenecker ist gestern abend noch eingefallen, daß Gisela Müller einen Brief an ihr Kind hinterlassen hat, der erst an Anges’ achtzehnten Geburtstag geöffnet werden sollte. Da aber Sie plötzlich auftauchten und sich als leiblicher Vater ausgaben, blieb Frau von Schoenecker gar nichts anderes übrig, als den Brief zu öffnen. Und da stand es drin.«
Sabine holte tief Luft, aber die Klammer um ihre Brust lockerte sich kein bißchen.
»Das kann doch nicht möglich sein. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß, daß Agnes mein Kind ist. Oh, Sabine, Sie können sich nicht vorstellen, was das für mich bedeutet, ein Kind zu haben. Mein Leben war so leer und sinnlos, und eine Frau zum Heiraten habe ich nicht gefunden. Trotzdem habe ich jetzt ein Kind von Gisela. Sie war die einzige, die ich vielleicht geheiratet hätte. Aber sie verschwand ganz spurlos, und ich weiß bis heute nicht warum.«
Sabine war fast am Ende ihrer Kraft. Als sie die Freude in Manfreds Gesicht sah, wußte sie, daß er sie, Sabine, vergessen hatte. Sie war wieder allein.
Trotzdem bemühte sie sich, ihn nicht merken zu lassen, wie es in ihr aussah. Aber es fiel ihr unendlich schwer.
»Wann werden Sie Agnes abholen?« fragte sie leise, und ihre Stimme vibrierte.
Manfred merkte es im Überschwang seiner Gefühle gar nicht. »Ich weiß es noch nicht. Am liebsten würde ich sie jetzt gleich mitnehmen, aber das wäre sicher nicht gut für das Kind. Zuerst sollte sie sich ein bißchen an mich und an den Gedanken, daß ich ihr Vater bin, gewöhnen, sonst könnte es ihr womöglich eher schaden.«
Bei der Vorstellung, daß sie Manfred in den nächsten Tagen womöglich noch öfter sehen mußte, hatte Sabine das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie konnte einfach nicht mehr.
»Ich... ich muß jetzt wieder hineingehen. Bitte, entschuldigen Sie mich, Herr Brecht.« Sie wollte davonlaufen, aber Manfred bekam sie gerade noch an der Hand zu fassen. Er spürte, daß diese eiskalt war.
Am liebsten hätte er jetzt schützend seinen Arm um die bleiche bebende Gestalt gelegt, aber das getraute er sich nicht. Vielleicht wollte Sabine das nicht.
»Und... und was wird jetzt aus uns?« Im ersten Moment wußte er gar nicht, warum er das fragte. Jetzt hatte er Sabine doch gar nicht mehr nötig. Agnes war sein Kind, das stand fest. Er konnte es also mitnehmen, sobald alles gerichtlich geregelt war.
Liebevoll glitt sein Blick über das schöne Mädchen, dessen Augen angstvoll auf ihn gerichtet waren. Sabine kam ihm schöner und begehrenswerter denn je vor, und auch das Kind, das sie von einem anderen Mann erwartete, störte ihn nicht. Im Gegenteil, er konnte es sich wunderbar vorstellen, bald eine große Familie um sich zu haben.
Dieses kleine Wesen, das bald das Licht der Welt erblicken sollte, liebte er fast schon so sehr, als wäre er dessen wirklicher Vater.
»Sabine, möchtest du nicht trotzdem... Ich... ich will dich nicht überrumpeln, aber könntest du dir nicht doch vorstellen, mit mir verheiratet zu sein? Wir wären eine große Familie, und, ich verspreche es dir, ich würde nie etwas von dir verlangen, wenn du es nicht auch willst.« Manfred hatte sie geduzt, ohne daß es ihm aufgefallen war. Aber die Furcht, sie zu verlieren, kaum daß er sie gefunden hatte, ließ ihn alles vergessen.
Sabine schaute ihn ungläubig an. »Aber... du liebst mich doch gar nicht«, sagte sie stockend.
»Wer behauptet denn so etwas?« Sein Mund verzog sich zu einem vorsichtigen Lächeln. Noch war er sich seiner Sache nicht sicher.
»Du hast es doch gestern selbst gesagt.«
»Ja, das war gestern. Da wußte ich es ja auch noch nicht, wie lieb ich dich inzwischen gewonnen habe. Und wenn du mich auch nur ein bißchen magst, dann sehe ich unsere Zukunft in rosaroten Farben.«
Sie waren stehengeblieben und schauten sich an. Sabine konnte noch immer nicht glauben, was sie gehört hatte.
»Ich weiß jetzt, was du dachtest, mein kleiner Engel. Du wolltest es mir leichtmachen, weil du glaubtest, daß ich dich nun nicht mehr haben wollte, nachdem sich herausgestellt hatte, daß Agnes wirklich mein Kind ist. Du hast ein großes Herz, Binchen, und ich glaube, du wirst eine wundervolle Mutter sein für all die Kinder, die wir noch zusammen bekommen werden. Aber das eine sage ich dir, wir werden sie alle gleich lieb haben.«
»Ja, Manfred, das werden wir.« Sabine jubelte. Sie konnte kaum atmen vor lauter Glück.
Dann stürzte sie in seine ausgebreiteten Arme.
»Na, wie haben wir das wieder hingekriegt.« Resolut stemmte Frau Rennert, die unbemerkt Denises Zimmer betreten hatte, die Hände in die Hüften.
Die beiden Frauen standen am Fenster und beobachteten die jungen Menschen, die sich noch immer eng umschlungen hielten.
»Ja, das war wieder einmal eine Meisterleistung von uns«, stimmte Denise zu. Dann lächelten sie sich vielsagend an.
»Ich muß sofort Herrn Kayser sprechen!«
Birgit Keller stellte das Filigrankästchen, das sie für eine Kundin aus dem Schaufenster genommen hatte, zurück und drehte sich um. Vor ihr stand eine Frau von Mitte Fünfzig. Sie trug ein graues, ziemlich altmodisches Tweedkostüm und halbhohe Pumps. Die Finger ihrer linken Hand umfaßten den Griff einer unförmigen Tasche.
»Herr Kayser hat gerade Geschäftsbesuch«, sagte Birgit freundlich. »Vielleicht kann ich Ihnen auch helfen. Um was handelt es sich denn bitte?«
»Sie können mir ganz gewiß nicht helfen, trotzdem danke für Ihr Angebot.«
Das Gesicht der Frau drückte eiserne Entschlossenheit aus. Sie ging zum Ladentisch und trommelte aufgeregt mit den Fingern darauf herum.
»Wenn Sie warten wollen, nehmen Sie doch bitte einen Moment Platz.« Birgit wies auf einen hochbeinigen Gobelinstuhl, der neben einem buntbemalten Bauernschrank stand.
»Danke!« Die Frau setzte sich und stellte die große Handtasche neben sich. »So geht’s nicht weiter«, schimpfte sie leise vor sich hin. »Ich bin ja allerhand gewohnt, aber was zuviel ist, ist zuviel. Ich bin doch nicht das Dienstmädchen einer Zehnjährigen. Ich…«
Die Ladenglocke schlug an. Eine junge Frau in einem hellen Sommerkleid kam herein. »Oh, Frau Berger!« rief sie überrascht aus. »Wie schön, daß Sie uns wieder mal besuchen.«
»Besuchen? Nein, Fräulein Mahler, das ist kein Besuch«, entgegnete Elfriede Berger erregt und sprang auf. »Ich kündige! Ich laß mir das nicht länger gefallen. Ich…«
Die zum Büro führende Tür öffnete sich und ein hochgewachsener, sehr schlanker dunkelhaariger Mann trat in Begleitung eines anderen in den