Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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wirklich der Magen. Also nahm er sich ein paar von den Früchten, die Beliak gesammelt hatte. „Ich baue darauf, dass du mich nicht unter Einsatz des eigenen Lebens gerettet hast, um mich an einer elenden Magenverstimmung krepieren zu lassen“, sagte er feixend.

      „So dumm wäre ich wirklich nicht“, bestätigte Beliak.

      Die Beeren schmeckten ziemlich bitter, aber Gorian nahm sich trotzdem mehr von ihnen, auch wenn er ansonsten alles andere als ein Freund von Beerenkost war und ihm diejenigen, die Beliak ihm reichte, auch bisher nicht als genießbar bekannt waren. Doch er schlang sie regelrecht hinunter, schließlich konnte er nicht wissen, wann sie Gelegenheit für die nächste Mahlzeit bekamen.

      „Und jetzt weiter!“, forderte Gorian.

      „Solltest du dich nicht etwas ausruhen? Du hast viel durchgemacht, und soviel ich über die menschliche Natur weiß, kommt ihr ohne regelmäßigen Schlaf nicht aus.“ Adhe hingegen schliefen manchmal eine ganze Woche oder auch anderthalb Jahre, dann wieder ein ganzes Jahrzehnt überhaupt nicht. Wonach sich das bei ihnen richtete, war nicht bekannt, und für gewöhnlich sprachen Adhe mit Außenstehenden auch nicht über solche Dinge.

      „Im Moment könnte ich ohnehin keinen Schlaf finden“, sagte Gorian. „Also lass uns weitergehen.“

      „Dann schlage ich vor, dass wir dem Bach folgen. Die hiesigen Wassergeister waren mir wohlgesonnen, immerhin haben sie mich trinken lassen – was in meiner Heimat durchaus keine Selbstverständlichkeit ist.“

      „Ich kenne diesen Bach. Wenn wir ihm folgen, müssten wir irgendwann auf die alte Straße nach Segantia stoßen. Die führt durch ein Dorf, und von dort weiß ich auch den Weg zu dem Tempel, wo zumindest ich mich eine Weile verbergen könnte. Dir fällt es ja ohnehin leicht, plötzlich zu verschwinden.“

      Kapitel 7: Helfer

      Der Morgen dämmerte, als sie die Stelle erreichten, an welcher der Bach die alte Straße kreuzte. Sie führte über eine baufällige Brücke, die vielleicht noch Fußgänger trug, aber keinen Reiter mehr, geschweige denn ein Gespann. Die neue Straße nach Segantia hatte einen anderen Verlauf, und so waren auf diesem Abschnitt manchmal ganze Teilstücke kaum noch zu erkennen, denn der Wald hatte sich das zurückerobert, was ihm vor langer Zeit abgetrotzt worden war; damals war Thisilien noch ein Teil des Reichs von Gran-Atanien gewesen, das inzwischen längst nicht mehr existierte.

      Auf der Brücke blieb Beliak plötzlich stehen. Er beugte sich hinab und starrte auf eine bestimmte Stelle am Boden. Irgendetwas musste er im Licht der Morgensonne zwischen all den moosüberwachsenen Steinen entdeckt haben.

      Gorian gähnte und war froh, dass Beliak im Augenblick viel zu beschäftigt war, um dies spöttisch zu kommentieren, denn er hatte ja schließlich vorgeschlagen, dass Gorian sich zunächst ein wenig ausruhte. Aber im Moment fürchtete der sich davor, die Augen zu schließen, denn er ahnte, dass ihn dann die furchtbaren Erlebnisse der letzten Stunden in seinen Träumen heimsuchen würden. Solange er wach war und er zusammen mit Beliak den Häschern des Frostreichs zu entkommen suchte, war wenig Zeit, um nachzudenken. Und das war im Moment vielleicht auch ganz gut so.

      Nicht nur wegen der Erinnerungen an die grausamen Geschehnisse auf dem Hof seine Vaters, sondern auch deswegen, weil er nahezu ständig die Einflüsterungen der vergrabenen Überreste Ar-Dons vernahm. Manchmal glich es einem leisen Murmeln, das gerade noch zu erahnen war. Aber als Gorian auf der Brücke innehielt, wurde dieses Gemurmel deutlicher, und einzelne Worte waren verständlich. „Ar-Don ... dienen ... immer dienen ... Helfer, den du brauchst ... Gefahr, in der du schwebst ... Bann, unter dem ich leide ...“

      „Still!“, murmelte Gorian.

      War er nicht eindringlich davor gewarnt worden, auf diese Stimme zu hören? Hatte sein Vater nicht eigens, um ihn vor dem verderblichen Einfluss dieses Wesens zu schützen, seine Bruchstücke an einem besonderen Ort vergraben und magisch gebannt? Wenn schon jemand wie Nhorich, Meister Erians Sohn, nicht in der Lage war, eine solche Kreatur endgültig zu vernichten, dann konnte man seine Gefährlichkeit gar nicht hoch genug einschätzen.

      Schreie echoten in Gorians Kopf wider. Schreie, die er schon einmal gehört hatte und die untrennbar mit einem Namen verbunden waren ...

      „Meister Domrich ...“

      Dann überschwemmte ihn ein gleichermaßen chaotischer wie beängstigender Strom aus Gedankenbildern, Worten, Namen und Eindrücken, und Gorian spürte, wie ihn eine innere Kälte erfasste, die ihm durch Mark und Bein ging. Selbst die verborgensten Winkel seiner Seele schien sie für einen Augenblick erfrieren zu lassen.

      „Hilf mir, und ich helfe dir ...“, wisperte die Stimme. „Vergiss Ar-Don nicht! Befreie ihn, und er wird dir dankbar sein wie sonst niemand in allen Welten des Polyversums. Mein Hass wird dein Verbündeter sein, mein grenzenloser Hass ...“

      Und dann drangen wieder diese furchtbaren Schreie in Gorians Gedanken. Schreie, die ihm erschienen, als entstammten sie seiner eigenen Erinnerung.

      „Domrich ... Der Meister des Schwertes und der Zauberei ... so lange schmachtete er in Morygors Kerker ...“, wisperte die Stimme. „Und so unsagbar grausam waren die Qualen, die er zu erleiden hatte ...“

      Gorian sah vor seinem inneren Auge, wie sich ein Gargoyle auf den geschundenen, in der Ecke eines eisigen Verlieses kauernden Schwertmeister stürzte, der nur noch ein Schatten seiner Selbst war. Ein Gequälter, den die Foltern fast schon zu einem apathischen Untoten hatten werden lassen und den wohl nur die Ausbildung des Geistes, wie man sie auf der Ordensburg erhielt, davor bewahrt hatte, dem völligen Wahnsinn zu verfallen.

      Die Bilder waren mehr als nur flackernd undeutliche Tagtraumgespinste, deren Schrecken nur einen Moment

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