Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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würde. Aber haben sich das nicht auch schon andere vor uns gewünscht?“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Im Moment bin ich vollkommen damit zufrieden, wenn ich am Leben bleibe und es mir gelingt, dass du nicht vor die Hunde gehst. Alle, die ich sonst noch einen Freund nennen würde, sind offenbar beim Angriff der Frostkrieger ums Leben gekommen.“

      Gorian spürte bei den letzten Worten des Adhs, dass die gute Laune und der oftmals ziemlich spöttische Unterton des knollennasigen Gnomen nur eine Maske waren, hinter der sich tiefe Erschütterung verbarg. Die jüngsten Geschehnisse hatten in Beliaks Seele genauso tiefe Spuren hinterlassen wie bei ihm selbst – nur vermochte der Adh dies mit mehr Geschick zu überspielen.

      ––––––––

      Sie erreichten das Dorf, von dem Gorian gesprochen hatte. Der Bach, dem sie bis zur alten Straße nach Segartia gefolgt waren, hatte einen Bogen gemacht, und nun trafen sie erneut auf ihn.

      Die Dörfler zweigten von ihm Wasser für einen Fischteich ab. Doch gegen jedes Naturgesetz war der zugefroren. Eis bedeckte teilweise auch die Dächer der Häuser, an deren Überständen sich lange Zapfen gebildet hatten. Das Eis schmolz in der Sonne und tropfte hinab.

      Auf dem Dorfplatz lagen schrecklich zugerichtete Tote. Ihnen fehlten zumeist die Augen.

      „Eiskrähen!“, murmelte Beliak düster. „Sie müssen hier gewesen sein – und zwar ein ganzer Schwarm. Sie haben es insbesondere auf die Augen ihrer Opfer abgesehen.“

      Gorian war von dem grausigen Anblick wie gefangen. Er war früher des Öfteren zusammen mit seinem Vater in dieses Dorf geritten, denn hier hatte es gute Handwerker gegeben, die unter anderem viele der Möbel für Nhorichs Hof gefertigt hatten. Außerdem hatte ein Großteil der Süßwasserfische, die im dörflichen Teich gezogen wurden, den Weg auf Nhorichs Hof gefunden. Manche der Toten, die überall verstreut lagen und sich offenbar verzweifelt gewehrt hatten, hatte Gorian daher flüchtig gekannt. Männer, Frauen, Kinder – sie alle waren von Morygors Kreaturen grausam ermordet worden. Selbst das Vieh und die Pferde waren bestialisch dahingemetzelt und von den Eiskrähen auf die ihnen eigene Weise ausgeweidet worden. Und die teilweise mannsgroßen Süßwasserfische im Teich waren starr und tot vom Eis umschlossen.

      „Warum nur?“, murmelte er. „Warum diese Mordlust? Warum dieses sinnlose Abschlachten?“

      „Weil sie es können“, sagte Beliak. „Einen anderen Grund brauchen Morygors Diener nicht.“

      „Aber diese Toten wurden noch nicht einmal zu Frostkriegern gemacht!“

      „Nein – dazu ist das Frostreich hier nicht mächtig genug. Ohne Frogyrrs Magie könnten weder die Eiskrähen noch die untoten Orxanier überhaupt hier existieren, und die größte Hoffnung, die wir uns im Moment machen können, ist die, dass diese Kraft allmählich schwindet und der achtbeinige Eisbär am Ende doch noch unverrichteter Dinge in den Norden zurückkehren muss.“ Beliak deutete wie beiläufig zur Sonne. „Aber der Schattenbringer wird dafür sorgen, dass er sich bald sogar in Eldosien wohlfühlen wird.“

      Eldosien war das südlichste aller heiligreichischen Herzogtümer, in dem es trotz des Auftauchens des Schattenbringers nur in den Hochgebirgen regelmäßig Schneefall gab. In der Küstenregion am Laramontischen Meer aber herrschte ganzjährig ein mildes Klima, das mehrere Ernten im Jahr erlaubte. Ein Bauer in Edosien sein – so sagten die von der Natur weniger begünstigten Thisilier, wenn sie zum Ausdruck bringen wollten, dass jemand unter äußerst glücklichen Umständen lebte.

      Beliak nahm einem der schrecklich zugerichteten Toten die Axt ab, mit der dieser sich bis zum letzten Moment verzweifelt gewehrt haben musste. Der Adh wog die Waffe in der Hand, und obwohl es sich um eine schwere Holzfälleraxt handelte, meinte er: „Etwas zu leicht für meinen Geschmack – aber immer noch besser, als diesen Kreaturen mit nichts als einem kurzen Messer gegenüberzustehen, wenn es hart auf hart kommt.“

      Gorian hörte Beliaks Worte nur wie aus weiter Ferne, denn in seinem Inneren sprach wieder die Stimme des Gargoyle zu ihm. „Ich kenne deinen Feind wie kein anderer, denn ich habe ihm gedient. Also wäre meine Hilfe für dich von unschätzbarem Wert!“

      Gorian versuchte diesmal gar nicht erst, die Stimme zum Schweigen zu bringen. Und er war sich zeitweilig auch nicht sicher, wer da gerade zu ihm sprach – der Gargoyle Ar-Don oder der Geist von Domrich, dem legendären Meister aus den Reihen des Ordens der Alten Kraft. Aber vielleicht waren beide Wesen ohnehin längst zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen.

      Was sollte er tun?

      „Endlich stellst du die richtige Frage!“, vernahm er wieder die Gedankenstimme. „Ich dachte schon, es wäre hoffnungslos und die Ohren deiner Seele wären gänzlich verschlossen. Siehst du das Grauen, das dich umgibt? Morygor muss bestraft werden. Er muss in seine Schranken verwiesen und vernichtet werden, sonst waren die Opfer Meister Domrichs und deines Vaters umsonst! Ah, warum zögerst du nur? Warum erkennst du nur so schleppend, wer ein Helfer sein könnte und wer in der Lage wäre, dich zu schützen, bis du stark genug bist, aus eigener Kraft zu tun, was immer du für richtig hältst? Du armseliger, zögerlicher Narr. Lass mich dich führen. Du kennst die Stelle, an der dein Vater schon einmal Dinge verborgen hatte ...“

      Der Tempel der alten Götter, durchfuhr es Gorian.

      „Nein, nicht ganz!“, korrigierte ihn die Geisterstimme, und für einen Moment beunruhigte es Gorian zutiefst, dass Ar-Don offenbar in der Lage war, seine Gedanken zu lesen. Lag das vielleicht an ihm selbst? Hatte er diesem Wesen und seinen Einflüsterungen trotz aller Vorsicht zu viel Raum in seinem Inneren gegeben, sodass es sich dort hatte ausbreiten können? Vielleicht beeinflusste es ihn sogar schon mehr, als er es wahrhaben wollte. „Es ist in der Nähe des Tempels – aber allein würdest du es nicht finden, dafür hat dein Vater gesorgt. Aber ich kann dich hinführen! Und wenn du den Bann löst ...“

      Vor Gorians innerem Auge erschien Ar-Don in jener Gestalt, zu der er geworden war, nachdem er Meister Domrich getötet hatte. „Warst du nicht ein viel kleineres Wesen, als du versucht hast, mich umzubringen?“, fragte er den Gargoyle in Gedanken.

      „Meine Gestalt ist veränderlich und ebenso die Anteile jener Elemente, die meinen Charakter bilden!“, lautete Ar-Dons Antwort. „Ar-Don ist viele und doch er selbst. Morygor wollte, dass Ar-Don Meister Domrichs Kraft in sich aufnimmt und seine Seele. Aber es sollte nicht zu viel davon erhalten bleiben ... Ah, dieser Schmerz der Erinnerung ...“

      Tagtraumartig sah Gorian, wie ein Schatten auf das Mischwesen aus Gargoyle und Meister Domrich fiel. Die Gesichtszüge veränderten sich, und dann wurden sie von Furcht dominiert. Ein Blitz zuckte, ließ das steinerne Wesen in mehrere Einzelteile zerspringen, die sich wimmernd wieder zusammenfanden und durch weitere grellweiße Lichtstrahlen erneut geteilt wurden.

      „Sei stark, aber nicht zu stark!“, sagte eine Stimme, die nur Morygor gehören konnte.

      Das Wesen, das sich schließlich zusammenfügte, hatte nicht einmal mehr die Größe einer Katze. Es wimmerte, bildete vor lauter Furcht ständig neue Flügel aus, von denen keiner dem anderen glich, und rollte sich dann zusammen, sodass man für einen Moment glauben konnte, nichts weiter als einen gewöhnlichen, durch Wind und Wetter geformten Gesteinsbrocken vor sich zu haben.

      Die

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