Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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Deutlichkeit in die Erinnerungen Ar-Dons gegraben hatte wie Linien eines Reliefs in kalten Stein.

      Der Gargoyle betrat das Verlies, und der Wunsch zu töten war selbst in der Erinnerung so übermächtig, dass sich Gorian dabei ertappte, für einen kurzen Moment sogar Verständnis für den kleinen Steindrachen zu empfinden. Verständnis dafür, dass er dem Befehl seines Herrn und Meisters Morygor um jeden Preis Folge leisten wollte. Der Gargoyle änderte seine Farbe. Er war zunächst feuerrot, glich sich aber seiner kalten, eisigen Umgebung an, sodass sein Äußeres Ähnlichkeit mit einem im Flug gefrorenen großen Wassertropfen bekam.

      Meister Domrich hob den Kopf. Für einen Moment wurden seine Augen pechschwarz. Er sammelte offenbar den letzten Rest an magischer Kraft, den er noch aufbringen konnte, doch die Schwärze in seinen Augen flackerte unruhig, wie Gorian es bei seinem Vater niemals gesehen hatte. Trotzdem war ihm sofort klar, dass dies ein Zeichen der Schwäche war.

      Dann gruben sich die nagelähnlichen Steinzähne des Gargoyle in den Körper des Schwertmeisters. Blut spritzte, und schließlich sackte Domrich tot in sich zusammen.

      Doch Ar-Don ließ nicht von ihm ab. Seine Flügel verwandelten sich zu langen Armen, an deren Enden sich stachelähnliche Spitzen befanden. Mit ihnen stach er in den Körper des Schwertmeisters, der sich daraufhin verwandelte. Menschliches Fleisch wurde zu jenem magischen Gestein, aus dem auch der Gargoyle bestand. Beide verschmolzen miteinander, formten eine gemeinsame Gestalt, die Elemente eines Menschen und eines Gargoyle in sich vereinten.

      Das zuvor gerade mal katzengroße Wesen legte daraufhin deutlich an Masse zu, und ein Gargoyle von der Größe eines Menschen entstand. Er breitete zwei unterschiedlich große Flügel aus, die sich veränderten und sich innerhalb weniger Augenblicke einander anglichen. Das Gesicht wirkte echsenhaft, zeichnete aber auch die ausgemergelten Züge Domrichs nach.

      Zunächst stand das Wesen auf den beiden erschreckend menschlichen Hinterbeinen, die sich jedoch in die stämmigen Beine einer Echse verwandelten, während die vorderen Gliedmaßen zu krallenbewehrten Pranken wurden.

      „Ar-Don ist Domrich, und Domrich ist Ar-Don,“ wisperte die Stimme in Gorians Kopf, die sich veränderte, sodass sie eine entfernte Ähnlichkeit mit jenen Schreien hatte, die Gorian so durch Mark und Bein gefahren waren. „Ich werde dir helfen, denn Domrich hasst Morygor wie sonst niemanden in allen Welten des Polyversums“, drangen die Gedanken des Gargoyle geradewegs in Gorians Geist und mischten sich auf eine Weise mit seinen eigenen Gedanken, dass es für ihn immer schwerer wurde, beides auseinanderzuhalten. „Du brauchst einen Verbündeten, und ich werde dich schützen ... Aber dafür musst du mich befreien!“, flüsterte der Gargoyle ihm mit der Stimme von Meister Domrich ein.

      „Gorian?“, drang in diesem Moment Beliaks Ruf in seine Gedanken. „Gorian, träumst du mit offenen Augen, oder was ist los mit dir? Vielleicht hättest du doch meinen Rat befolgen und dich ausruhen sollen. Schlaf ist für Menschen weitaus wichtiger als für Angehörige der robusteren Rassen.“

      Die Bilder und Stimmen verschwanden augenblicklich. Gorian sah den Adh an. Die Eindrücke, mit denen Gorians Geist soeben förmlich überflutet worden war, waren sehr intensiv gewesen und hatten ihn glauben lassen, dass eine längere Zeit vergangen war, doch das war nicht der Fall. Ein Ruck ging durch seinen Leib. Er konzentrierte sich auf die Alte Kraft, so wie sein Vater es ihm gelehrt hatte, und versuchte die Kontrolle über seinen Geist zurückzuerlangen. Alles, was an Einflüsterungen des Gargoyle – oder doch Meister Domrichs? - darin noch herumspuken mochte, musste getilgt werden.

      „Was gibt es, Beliak?“, fragte er, und seine eigene Stimme hörte sich in seinen Ohren an wie die eines Fremden. Ein Zeichen dafür, wie sehr dich diese Einflüsterungen schon beeinflusst haben, meldete sich eine warnende Stimme in seinem Hinterkopf.

      Schon ertappte er sich dabei, dass ihm die Gedanken, die sich bei ihm eingenistet hatten, zumindest zum Teil durchaus plausibel erschienen und gar nicht nur als der Versuch, ihn zu einem Werkzeug eines fremden Willens zu machen. War es denn nicht wirklich so, dass er nichts so dringend brauchte wie Verbündete und Helfer? Schließlich hatte er sich mit dem Sturz Morygors ein sehr ehrgeiziges, vielleicht sogar völlig vermessendes Ziel gesetzt. Allein auf sich gestellt, konnte er das ganz gewiss nicht erreichen.

      Warum nicht den Herrn des Frostreichs mit einem seiner eigenen Dienerkreaturen bekämpfen?, überlegte Gorian.

      „Eiskrähendreck!“, sagte Beliak. Er deutete auf verschiedene Stellen am Boden. Gorian wären sie nicht weiter aufgefallen, der Adh aber sog mit seiner großen Knollennase die Luft ein und schnüffelte; die Laute, die er dabei erzeugte, erinnerten an ein Wildtier, das Witterung aufnahm. „Es waren ein paar von den Biestern hier. Wir werden sehr wachsam sein müssen.“

      „Vielleicht ...“ Gorian sprach nicht weiter.

      Beliak drehte sich zu ihm um und runzelte die Stirn. „Was liegt dir auf der Zunge?“

      „Morygor vermag die Knotenpunkte der Schicksalslinien in der Zukunft zu erkennen. Ob ein einfacher Frostgott wie Frogyrr das auch kann, weiß ich allerdings nicht.“

      „Ich wage es zu bezweifeln“, entgegnete Beliak. „Das, wovon du gerade gesprochen hast, ist wohl eine ganz spezielle Begabung, die durch eine ganz besondere Art von Magie unterstützt wird. Verbotene Caladran-Zauberei, soweit ich weiß. Aber Frogyrr ist nichts weiter als ein tumber Riesenbär, der vor langer Zeit mit seinesgleichen durch das Weltentor gejagt wurde und sein schauerliches Dasein in einer anderen Welt hätte beschließen müssen, hätte Morygor nicht ein paar Knechte fürs Grobe gebraucht und die Frostgötterbrut zurückgeholt.“

      „Ich will auf etwas anderes hinaus“, erklärte Gorian.

      „So?“

      „Der Ort, den ich als Versteck vorgeschlagen habe – könnte es nicht sein, dass dort längst die Schergen des Frostreichs auf mich warten, weil ihr Herr vorausgesehen hat, dass ich dort auftauchen werde?“

      Beliak zuckte mit den Schultern, was aufgrund seiner Breite immer etwas unbeholfen und plump wirkte. „Fang nicht an, selbst die Linien des Schicksals vorausdeuten zu wollen. Du wirst zwangsläufig scheitern, denn diese Gabe ist dir nicht gegeben. Und selbst jemand wie Morygor hat damit nur bedingt Erfolg.“

      „Trotzdem ...“

      „Wenn dieser Tempel ein gutes Versteck ist, dann solltest du dich dorthin wenden.“

      „Und danach?“

      „Wolltest du dich nicht schon immer dem Orden anschließen?“

      Gorian hatte sich des Öfteren mit Beliak darüber unterhalten, denn im Gegensatz zu seinem Vater hatte der ein neutrales Verhältnis zum Orden der Alten Kraft und allem, was mit ihm in Zusammenhang stand. Und mit irgendwem hatte Gorian sich über seinen Wunsch austauschen müssen.

      „Das wollte ich. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich der richtige Weg ist. Mein Weg, wenn du verstehst, was ich meine.“

      „Weil dein Vater es nicht gutgeheißen hätte, und du glaubst, ihm etwas schuldig zu sein?“

      „Er verlor sein Leben, als er sich denen entgegenstellte, die mich töten wollten. Er starb meinetwegen, verstehst du?“

      Beliak nickte. „Das mag sein. Aber du solltest trotzdem in deiner Entscheidung frei sein und nur danach gehen, was du für richtig hältst. Oder bekommst du nur kalte Füße, weil du dir ein Ziel gesetzt hast, von dem du eigentlich von vornherein weißt, dass du es kaum erreichen

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