Chimära mensura?. Группа авторов

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Chimaira AK folgt mit einer Verteidigung der HAS gegen die Angriffe von „Christiane Schulte“, die er vor allem als Ausdruck eines Streits um politische Deutungshoheit versteht.

      Für den Hoax-Beteiligten Florian Peters stellt sich der „Schäferhund-Hoax“ als Symptom akademischen Trendsurfings dar. Der fingierte Artikel habe durchaus übliche Strategien zur Generierung innerwissenschaftlicher Distinktions- und Aufmerksamkeitsgewinne aufgegriffen und diese lediglich auf die Spitze getrieben. Der Hoax sei nicht als Einzelfall zu belächeln, sondern als Symptom eines Wissenschaftsbetriebs zu reflektieren, der mehr denn je auf organisierter Konkurrenz statt auf öffentlicher Kritik als Modus der Wissensproduktion basiere. Anders akzentuiert der Soziologe Thomas Hoebel, der sich dem Hoax aus der Perspektive des Simon & Garfinkel-Prinzips zuwendet, einer von Randall Collins geprägten Denkfigur, mit der versucht wird, das Phänomen zu beschreiben, dass in der alltäglichen – und seiner Ansicht nach auch zu häufig auch in der Wissenschaftskommunikation – selbst die absurdesten Dinge akzeptiert und „normalisiert“ werden.

      Enrico Heitzer geht in seinem Beitrag der Frage nach, welche Faktoren es ermöglichten, einem fachkundigen Publikum im Gewande einer Untersuchung über Schäferhunde kaltschnäuzig eine derart holzschnittartige Geschichtsinterpretation unterzuschieben, deren zentrale Interpretamente brachial-vereindeutigende totalitarismustheorische Muster bedienen.

      Die Politikwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin Antonia Schmid und der Soziologe und Kulturwissenschaftler Peter Ullrich gehen auf ein weiteres Problem ein, auf das der Hoax aufmerksam gemacht hat. Das ironisch Vorexerzierte stellt ihrer Ansicht nach Zwänge bloß, denen selbstunternehmerisch sich stets optimierende Wissensarbeiter*innen im akademischen Kapitalismus unterliegen, insbesondere den Druck zu herausgehobener Sichtbarkeit – „Publish or perish“ – und Innovationen. Das habe den ungewollten Nebeneffekt einer schieren Inflation wissenschaftlicher Texte, die mehrheitlich weder gelesen noch zitiert werden. Zudem hätten die Reputationskriterien, die sich dominant am Publizieren festmachen, eine Vergeschlechtlichung der akademischen Arbeitsteilung zur Folge. Weiblich codierte „Reproduktionstätigkeiten“ (Lehre, oft unbezahlte Lehraufträge) würden unsichtbar gemacht und entwertet; männlich Codiertes hingegen bringe Aufstiegschancen. Der Sozialpsychologe Oliver Lauenstein setzt sich mit dem Verhältnis von Humor und Kritik im Hoax auseinander, leitet dann zum Hoax als Kritik von außen über und beschließt seinen Beitrag, nach einem Exkurs zu den in „der positivistisch-empirischen Wissenschaft im Argen liegenden Punkten“, mit Humor als Selbstkritik in Form des „Scherzartikels“. Er bezieht eine andere Position als die Herausgeber, die hoffen, damit nicht selbst Ziel eines „Scherzartikels“ geworden zu sein. Abschließend stellt der Historiker Heiner Stahl retrospektiv Wahrnehmung und Einschätzung seiner Studierenden in Bezug auf den Schäferhund-Text dar, den er als Lektüre in einem BA-Seminar zu Theorien und Ansätzen der Geschichtswissenschaften platzierte, ohne den Hoax vorher offenzulegen. Er verbindet die Selbstzeugnisse der Studierenden mit einer Kritik an Entwicklungen des Bildungssystems.

      Die Herausgeber im Dezember 2017

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      1 Irmer, Juliette, Natur-Entfremdung. Kinder kommen immer weniger in die Natur, in: Spektrum der Wissenschaft (05.10.2017), http://www.spektrum.de/news/natur-entfremdung-kinder-kommen-immer-weniger-in-die-natur/1507953 (zugegriffen am 08.10.2017).

      2 Die Rückkehr der ‚fühlenden Natur‘ - ‚Man merkt doch, dass der Hund sich freut‘. Susanne Billig im Gespräch mit Joachim Scholl, 18.04.2017, http://www.deutschlandfunkkultur.de/die-rueckkehr-der-fuehlenden-natur-man-merkt-doch-dass-der.1270.de.html?dram:article_id=384013 (zugegriffen am 04.07.2017).

      3 Ramsel, Yannick: ‚Tiere führen keine Geschlechterdebatten‘. Interview mit Sookee, in: die tageszeitung, 18.03.2017, S. 16.

      4 Biesenbach, Klaus (Hg.): Björk. Archives, München 2015.

      5 Blasdel, Alex: „A Reckoning for our Species“. The philosopher prophet of the Anthropocene, in: The Guardian, 15.06.2017, http://www.theguardian.com/world/2017/jun/15/timothy-morton-anthropocene-philosopher (zugegriffen am 09.12.2017).

      6 Morton, Timothy, Ökologie ohne Natur. Eine neue Sicht der Umwelt, Berlin 2016, S. 7.

      7 Blasdel, Reckoning.

      8 Morton, Ökologie, S. 276.

      9 Hildebrand, Kathleen, Fremde Felle, in: Süddeutsche Zeitung, 07.05.2016, S. 57.

      10 Frank, Arno, Erfolgsgenre Naturliteratur. Mein Freund, der Baum, in: die tageszeitung, 10.10.2017, http://www.taz.de/!165261/ (zugegriffen am 18.10.2017).

      11 Wohlleben, Peter, Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren - die Entdeckung einer verborgenen Welt, 23. Aufl., München 2015.

      12 Wohlleben, Peter, Das Seelenleben der Tiere. Liebe, Trauer, Mitgefühl - erstaunliche Einblicke in eine verborgene Welt, 9. Aufl., München 2016.

      13 Glunz, Annika: Auf gute Nachbarschaft unter Tage, in: die tageszeitung, 28.09.2017, S. 24.

      14 Programm Forum Freies Theater Düsseldorf, 21.07.2017.

      15 Ein seltsam deplatziert wirkendes Beispiel findet sich im „Newseum“ in Washington, D.C., das sich eigentlich mit Journalismus beschäftigt. Die Ausstellung „First Dogs: American Presidents and Their Pets“ allerdings thematisiert ausführlich allerlei Trivialitäten zu den Hunden der US-Präsidenten.

      16 Flyer zur Ausstellung „Tierisch beste Freunde“, Deutsches Hygienemuseum Dresden, 28.10.2017 bis 01.07.2018, siehe auch Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (Hg.), HUMANIMAL „Mythos und Realität“: Dokumentation zur Ausstellung, 7. September 2013 – 12. Januar 2014 im Tieranatomischen Theater der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2014.

      17 Foster, Charles, Being a Beast, London 2016; auf Deutsch: Der Geschmack von Laub und Erde. Wie ich versuchte, als Tier zu leben, München u.a. 2017

      18 https://www.kirchenkreis-ostholstein.de/aktuelles/nachrichten/detail/nachricht/menschen-und-tiere-feiern-gemeinsam-gottesdienst.html (zugegriffen am 30.09.2016)

      19 http://www.theologische-zoologie.de

      20 http://www.turia.at/titel/liedl.php (zugegriffen am 24.08.2017)

      21 Vergleiche das überaus polemische, aber seine Thesen mit etlichen Zitaten untermauernde Ditfurth, Jutta, Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Hamburg 1996, S. 167ff.

      22 Laue, Anett, Das sozialistische Tier. Auswirkungen der SED-Politik auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR, Köln u.a. 2017.

      23 So der Titel eines Vortrages von Mieke Roscher („Das nationalsozialistische Tier. Historiographische Ansätze einer Tiergeschichte des Dritten Reiches“) im Rahmen des Forum Tiere und Geschichte, 21.07.2016-22.07.2016, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin.

      24 Mohnhaupt, Jan, Der Zoo der Anderen. Als die Stasi ihr Herz für Brillenbären entdeckte & Helmut Schmidt mit Pandas nachrüstete, München 2017.

      25 Alger, Janet M./ Alger, Steven F., Canine Soldiers, Mascots, and Stray Dogs in U.S. Wars. Ethical Considerations, in: Hediger, Ryan (Hg.), Animals and War. Studies of Europe and North America, Human-Animal Studies 15, Leiden/Boston 2012, S. 77–104, Nowrot, Karsten, Animals at War. The Status of „Animal Soldiers“ under International Humanitarian Law, in Historical Social Research 40/4 (2015), S. 128–150.

      26 Krähling, Maren/ Mangelsdorf, Marion, Speziesüberschreitende Kommunikations- und Beziehungsformen

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