Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors. John Densmore
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Nun hatte ich meine eigene Clique. Auf einer der katholischen Partys freundete ich mich mit einem Mädchen namens Heidi an. Ihre Haut war gelblich-braun und sie konnte großartig lächeln.
Sie ging mit Terry, dem Kopf der Band. darum konnte ich es kaum glauben, als sie mit mir tanzte und ihre Arme eng um mich schloss. In der folgenden Nacht träumte ich, wie ich ihr das hawaiianische Kleid auszog und meine Lippen und Hände über ihren weichen runden Körper strichen. Morgens war mein Bettlaken feucht.
Wir begannen, uns zu verabreden, und ich versuchte, sie in mein Bett zu kriegen, aber sie war ihr gesamtes Leben lang von den Nonnen an ihrer Schule gewarnt worden, dass sexuelles Verlangen zu ewiger Verdammnis führe. Hinzu kam, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, bis zu ihrer Heirat Jungfrau zu bleiben. So blieb nichts anderes übrig, als sie zu einem intensiven Petting zu bringen. Ich entsinne mich, dass ich mit Heidi zu einigen Tanzveranstaltungen in Marymount ging, wo die Nonnen, die mir in meinen Träumen immer als kleine Pinguine erschienen, nicht nur angesichts ihres kurzen Kleides die Stirn runzelten, sondern auch herumliefen und darauf achteten, dass genügend Luft zwischen unseren Körpern während der langsamen Tänze war. Terry machte keine Bemerkung über Heidi und mich, aber ich fühlte mich ziemlich mies bei dem Gedanken, meinem besten Freund die Freundin abspenstig gemacht zu haben. Kurz danach wurden unsere Übungsabende recht unerfreulich und die Band brach auseinander.
Nachdem ich ein paar Jahre mit Gelegenheitsjobs als Mietdrummer verbracht hatte (bei Hochzeiten, Schultanzveranstaltungen, jüdischen Feiern), machte ich meine Abschlussprüfung auf der Highschool.
Außer in Musik und Sport waren meine Noten durchschnittlich und die großen Universitäten suchten keinen Snaredrumspieler für ihre Paradebands.
Darum fiel ich im Herbst 1963 am Santa Monica College in Apathie und wechselte andauernd die Fächer. Zuerst nahm ich Musik, doch ich dachte, dass ich damit nie meinen Lebensunterhalt verdienen könnte. Danach wechselte ich zu Wirtschaftslehre über. Nachdem ich aber eine schlechte Note in Buchführung bekommen hatte – zum zweiten Mal –, war ich mir sicher, dass jemand mir etwas damit sagen wollte. Vielleicht war das College nichts für mich.
Aber die Musik war in meinem Blut. Zum Studieren fand ich keine Zeit, weil ich mit meinen Kumpels im Musiktrakt herumhing und jammte. Üblicherweise kam dann der Fachleiter den Gang entlanggestürmt.
„Würdet ihr bitte etwas leiser sein?“ flehte er. „Ich übe gerade mit dem Juniororchester.“ Abgesehen von dem ganzen Durcheinander waren wir auf dem richtigen Weg. Wir waren der Grundsockel einer gigantisch großen Paradeband. Ungefähr zur Mitte meines zweiten Semesters wurde unsere SMCC-Band zum stadtweiten Wettbewerb im Rose Bowl zugelassen.
*
„Bbbbbbbrrrrrrrr! Bbrr!“ krächzte die Pfeife. Ich blickte starr gerade aus, während wir durch die Straßen von Pasadena zum Stadion marschierten. Im Vorübergehen drang der Sound der ultracoolen schwarzen Band vom L.A. City College in mein Ohr. Ich hätte nie geglaubt. dass eine Marschkapelle swingen kann, aber diese Typen schafften es.
Kaum hatten wir in dem Riesenstadion Platz genommen. als schon die Resultate verkündet wurden. Die Preisrichter. die unsichtbar irgendwo auf dem Hinweg platziert gewesen waren, riefen die Gewinner auf die Bühne hinauf.
Ich erinnere mich nicht mehr, wer Dritter wurde, aber die folgenden Worte werde ich nie vergessen:
„Der zweite Platz im All-California Junior College Wettbewerb der Marschkapellen geht an das Los Angeles City College!“
Beifall ertönte von den Seitenrängen.
„Und die Nummer eins in unserem Bundesstaat … und der Gewinner eines nationalen Fernsehauftritts … das Santa Monica City College!“
Wir hatten gewonnen! Wir waren die beste Band der Stadt!
Einen Monat später waren wir im L.A. Coliseum bei den Football-Meisterschaften. Die lebhafteste Erinnerung an diesen Auftritt bleibt der Moment, als wir in dem Tunnel warten mussten, um auf das Spielfeld zu gehen und Big Daddy Lipscomb mit der Nummer 33 zur Halbzeit an uns mit seinem Team vorbeiging. Er war der gewaltigste Typ, dem ich jemals begegnet bin. Oder jemals zu treffen gehofft hatte.
*
Im Sommer des Jahres 1964 geschah dann etwas Außergewöhnliches in der Musikszene von Los Angeles. Überall am Sunset Strip öffneten neue Clubs: Fred C. Dobbs, The Trip, Bedo Ledo’s und das Brave New World. Die Gruppen, die dort spielten, kamen beileibe nicht aus der Hitparadenabteilung. Sie spielten ihren eigenen Stil in ohrenbetäubender Lautstärke. Wann immer ich konnte, ging ich abends mit Grant, einem Freund von der Highschool, nach Hollywood, um dort bis um zwei oder drei Uhr morgens in den Clubs herumzuhängen. Leute jeden Alters hatten Zutritt, da dort kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Meine Eltern waren sich inzwischen sicher, dass ich bald in der Gosse landen würde.
Meine Eltern! Mom war eine gebürtige Kalifornierin und stammte aus einer guten katholischen Familie mit fünf Kindern, dem Walsh-Clan. Während der Zeit der Depression ging Margaret Mary auf die Beverly Hills Highschool und wurde Bibliothekarin. Als sie sechzehn war, zog Ray Blaisdale Densmore in die Nachbarschaft. Mit zwölf war er mit seiner Familie aus York im Bundesstaat Maine in die Vorstädte von Los Angeles gekommen. Im Alter von 23 Jahren machte er auf der Universität sein Diplom in Architektur und glänzte als Schauspieler mit den Santa Monica Players. Auch Mom verdiente Geld mit der Schauspielerei. Die beiden gingen einige Jahre miteinander, bevor er ihr einen Heiratsantrag machte. Sie stimmte unter der Bedingung zu, dass ihre Kinder katholisch erzogen werden sollten. Er war nicht bereit, zum katholischen Glauben überzuwechseln; sein Zögern wurzelte wahrscheinlich in dem Rat seines Vaters, der seinen vier Söhnen mitgeteilt hatte, sie sollten kein katholisches Mädchen heiraten, was auch immer passieren würde.
Wie es sich ergab, richtete sich niemand nach dieser Empfehlung.
Ich wuchs in einem Mittelklassehaus in West L.A. zusammen mit meiner älteren Schwester Ann und meinem jüngeren Bruder Jim auf. Es war wie in der Ozzie & HarrietShow und ich war Ricky. Ich identifizierte mich mit seinem drolligen Sinn für Humor, mit dem er seinen gütigen, aber im Grunde genommen spießigen Eltern entgegentrat. Als Kind konnte ich es kaum erwarten, irgendwann einmal das Zuhause verlassen zu können, aber ich war am Boden zerstört, als eines Tages die Mitteilung des State of California Transportation Departement ins Haus schneite, dass eine Autobahn geradewegs durch unser Grundstück gebaut werden sollte. Meine Wurzeln sollten zugepflastert werden. Wo mein „Zuhause“ war, ist heute eine Autobahnauffahrt. Auf dem Schild steht „San Diego Freeway North“.
Vielleicht nahmen meine Eltern diese Instabilität zum Anlass, mich so konservativ zu erziehen. Noch zur Zeit der Highschool übten sie Druck auf mich aus, dass