Pink Floyd. Mark Blake
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Die Originalbesetzung umfasste Gordon, Welham sowie den Keyboarder und Saxofonisten Tony Dave Altham und den Bassisten Tony Sainty, der später sowohl von Rick Wills als auch Davids Bruder Peter abgelöst wurde. Gilmour mag vielleicht schüchtern und bescheiden gewirkt haben, doch seine Erscheinung machte es schwer, ihn zu übersehen. „Dave war immer ein wenig properer zurechtgemacht als Syd“, erinnert sich John Gordon. „Er sah studentisch aus, etwas amerikanisch vielleicht inklusive weißer Levi’s. Richtig adrett. Das kam bei Frauen gut an.“
„Alle Mädchen verzehrten sich nach ihm“, sagt Christine Smith (ehemals Bull), die der Band zum ersten Mal im Alter von 17 in Cambridge begegnete. „Wir nannten ihn damals Adonis.“ Als Gilmours Eltern in den USA weilten, lud Christines Familie David und Peter gerne zu sich nachhause ein, so etwa auch einmal zu Weihnachten. „Sie brachten ihre Gitarren mit und wir unterhielten uns stundenlang“, erinnert sich Christine.
Eine Anzeige, die Anfang der Sechzigerjahre in der Pop-Zeitschrift Rave erschien, gibt Aufschluss über die Beliebtheit, der sich David Gilmour damals erfreute. Libby Gausdens Schulfreundin Vivien Brans (auch bekannt unter ihren Spitznamen Twig und Twiggy) hatte sie in Auftrag gegeben: „Letzten Juni habe ich einen Jungen namens David Gilmour in Cambridge kennengelernt. Er spielte in einer Gruppe mit Namen Jokers Wild. Er meinte, er wolle nach London ziehen, und trug immer Bluejeans mit Aufnähern. Wenn jemand weiß, wo er ist, soll er oder sie ihm bitte ausrichten, dass er dem Mädchen mit den langen blonden Haaren schreiben soll, das ihm dabei geholfen hat, seinen Van auf der Guest Road anzuschieben, damit er anspringt. Sagt ihm, dass Vivien sich freuen würde, von ihm zu hören, wenn er sich noch an sie erinnert.“ 1964 sollte Vivien schließlich Gilmours langjährige Freundin werden.
Die zunehmende Popularität des Sängers veranlasste sogar Beatles-Manager Brian Epstein, einen Talent-Scout in den Victoria Ballroom zu entsenden. Epstein entschied sich schlussendlich dagegen, ihn unter Vertrag zu nehmen, doch da ihm sein Ruf bereits vorauseilte, war nun auch das Interesse anderer Szenemusiker an Gilmour geweckt worden. Hugh Fielder, der inzwischen Musikkritiker ist, aber damals bei der lokalen Formation The Ramblin’ Blues sang, heuerte Gilmour an, als der Gitarrist seiner Band 1965 unmittelbar vor einem Gig an einer Mädchenschule den Rücken kehrte. „Mädchen hatten bei unseren Konzerten auch schon zuvor gekreischt“, erinnert sich Fielder, „und wir wollten, dass das auch so bliebe. Gilmour war fantastisch.“ Es gab nur ein Problem: „Leider wollte er von uns so viel Kohle, wie wir für den ganzen Auftritt bekommen sollten.“
Den Beatles und den Rolling Stones war es gelungen, Roger Waters’ unterkühlte Einstellung dem Rock’n’Roll gegenüber aufzutauen. Eines Abends waren er und Barrett nach London gereist, um ein geballtes Rock’n’Roll-Paket bestehend aus den Stones, Helen Shapiro und Gene Vincent im Gaumont State Cinema in Kilburn zu bestaunen. Dem mürrischen, in Leder gewandeten Gene Vincent fehlte der Charme des hübschen Jungen, wie ihn etwa auch Elvis ausstrahlte. Vielmehr war er ein Alkoholiker, der sich bei einem Motorradunfall das linke Bein schwer beschädigt hatte und nun stark hinkte. Es kursierten Storys, dass Vincent von seinem Bodyguard in einen Teppich eingewickelt und auf die Bühne getragen hätte werden müssen, da er sich geweigert hätte, seinen Auftritt abzuspulen. Vielleicht hinterließ Vincents Outsider-Image und sein angeschlagenes Auftreten ja einen bleibenden Eindruck auf Barrett und Waters. Was auch immer es war, während der Zugfahrt zurück nach Cambridge begannen die beiden, Gitarrenverstärker zu skizzieren, wie sie das Duo für ihre gemeinsame Rock’n’Roll-Band haben wollten.
Als aber Syd schließlich in London landete, spielte Roger bereits in einer Band. Ohne Barrett und Gilmour beziehungsweise deren Gespür für Kunst und Musik war Waters bei der Suche nach Möglichkeiten, die County hinter sich zu lassen, so ziemlich auf sich allein gestellt. Als er Syd mit den Mottoes sah, erklärte er, dass er gerne ein wenig mehr in die Mitte der Gesellschaft streben wollte. Nachdem er seinen Plan aufgegeben hatte, an der Uni von Manchester Maschinenbau zu studieren, unterzog er sich einer Reihe von Eignungstests, die am National Institute of Industrial Psychology ausgewertet wurden. Schließlich teilte man ihm mit, dass er wie geschaffen dafür sei, Architektur zu studieren.
Als Vorgeschmack darauf arbeitete Waters mehrere Monate in einem Architekturbüro im benachbarten Swavesy, bevor er sich am Londoner Regent Street Polytechnic in der Titchfield Street nahe dem Oxford Circus einschrieb. Mitsamt seiner Gitarre kam er in ein paar heruntergekommenen Studentenbuden unter, dazu gehörte auch ein Squat ohne warmes Wasser nahe der King’s Road. Wie einer seiner späteren Bandkollegen erörtern sollte: „Roger wollte sich selbst befreien, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte.“ Ab dem Frühjahr 1963 fand er sich jedoch in einem Zirkel gleichgesinnter Studenten wieder, der unter anderem auch einen Schlagzeuger, nämlich einen gewissen Nick Mason, sowie einen Keyboarder, Richard Wright, umfasste.
Nicholas Berkeley Mason war am 27. Januar 1944 in Edgbaston am Rande Birminghams geboren worden. Sein Vater Bill war Mitglied der kommunistischen Partei und ein ehemaliger Arbeitnehmervertreter der Association of Cinematographic Technicians. Nachdem er einen Job als Dokumentarfilmer angenommen hatte, zog er mit seiner Frau Sally und ihrem gemeinsamen zweijährigen Sohn Nick nach Downshire Hill im Nordlondoner Vorort Hampstead Garden. Drei Töchter – Sarah, Melanie und Serena – sollten später das Familienglück noch vervollkommnen.
Bill sammelte alte Autos und war Motorsportfan, der selbst Amateur-Rennen bestritt. Passenderweise war eine seiner frühen Arbeiten Le Mans eine Dokumentation über das französische 24-Stunden-Rennen aus dem Jahr 1955. Die Autosammlung der Masons war nicht der einzige Hinweis auf ihren Wohlstand. So wie auch seine anderen zukünftigen Bandkollegen wuchs Nick relativ betucht auf. Vermutlich kann man sogar sagen, dass es ein bisschen mehr als nur das war. Pink Floyds erster Manager sollte sich später erinnern: „Ich weiß noch, dass ich enorm beeindruckt davon war, dass Nicks Eltern einen Pool hatten.“
Auch Nicks musikalischer Werdegang begann mit Bill Haley, Elvis Presley sowie dem regelmäßigen Genuss von Radio Luxemburg. Er lernte, Geige und Klavier zu spielen, trat aber an keinem der beiden Instrumente als außerordentlicher Könner in Erscheinung. Später erhielt er ein Schlagzeug und wurde Mitglied einer spontan entstandenen Band namens The Hot Rods, deren Repertoire kaum mehr als das unermüdliche Wiederholen der Titelmelodie der Fernsehserie Peter Gunn umfasste.
Im Alter von elf Jahren besuchte Mason die Frensham Heights, ein gemischtes Internat, das sich damit rühmte, dass es dort weder Uniformen noch Wettbewerb gab und die Lehrer und Schüler sich gegenseitig mit Vornamen ansprachen. Im Vergleich mit den Erfahrungen, die etwa Waters an der zugeknüpften County hatte machen müssen, gestaltete sich Masons Zeit an der Frensham Heights doch um einiges entspannter. „Ich genoss meine Zeit an der Frensham“, schrieb er 2004. „Es war einigermaßen traditionell, zumindest in Bezug auf die Blazer und die Examen, aber der Bildungsansatz war schon sehr liberal.“ Mason vertiefte sich nicht ganz so fest in seine akademische Ausbildung, wie es vielleicht von ihm erwartet worden wäre. Stattdessen wurde sein musikalisches Interesse zuerst von Modern-Jazz- und später Bebop-Schallplatten, die im Gemeinschaftsraum liefen, angefeuert. Im Alter von 14 setzte er sich wieder hinters Schlagzeug, doch dieses Mal unter seinen eigenen Bedingungen. „Ich hatte nie irgendeinen offiziellen Unterricht“, erklärte er später. „Ich halte das für einen großen Fehler. Die einfachste Art und Weise, etwas zu erlernen, ist, wenn es einem ordentlich beigebracht wird.“
Nachdem er die Schule beendet hatte,