Blutgeld. Neal Hall
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Die Polizei nahm das Gespräch auf, bei dem Punko meinte: „Ich werde verdammt nervös – die sollen mich bloß nicht am Arsch kriegen. Darum werden wir morgen auf jeden Fall mit den neuen Handys telefonieren.“ Der Biker instruierte Plante genau und wies dabei extra auf die neuen „sauberen“ Handys hin, die nicht bis zu ihnen zurückverfolgt werden konnten.
Punko sprach auch davon, Dynamit von einem Bekannten mit den Initialen R.T. aus Surrey zu besorgen. Plante wollte wissen, wozu er den Sprengstoff brauche. „Man kann nie wissen. Wir sind bei den Hells Angels. Da gehen oft üble Sachen ab. Man kann nicht wissen, wofür das Zeugs gut ist“, erhielt er zur Antwort.
Am nächsten Tag trafen sich Punko und Plante im Haus von R.T. Danach schlug Plante vor: „Es wird höchste Zeit, den verfluchten Schuhkarton wieder aufzufüllen.“ Punko hatte nichts gegen ein Treffen mit dem Meth-Koch Renaud.
Am 21. April 2004 verabredeten sich die beiden auf dem Tennisplatz in Burnaby Mountain, einem Ort, vom dem Punko glaubte, dass dort keine Abhöreinrichtungen der Cops sein würden. Hier konnten die beiden vermeintlich frei miteinander reden.
Dann fuhren die zwei zu einem Coffee-Shop in East Hastings, wo Plante Punko über ein bevorstehendes Treffen mit Renaud am Abend unterrichtete. Punko wollte Renaud unmissverständlich klarmachen, dass er für niemand anderen mehr kochen dürfe.
„Ab jetzt gehört er zu meinen Partnern. Du wirst ihm verklickern, seinen Scheiß nie mehr für andere zu machen. Kapiert? Der muss jetzt damit aufhören.“
Renaud traf die beiden auf dem Parkplatz des Fitnessstudios in New Westminster. Punko erzählte ihm, dass jetzt alle im selben Team spielten. Er drängte Renaud, auch Dave Pearse, seinem Partner bei der Produktion, die Botschaft zu überbringen – ohne Wenn und Aber. „Erzähl ihm das. Er hat es jetzt mit einem Mitglied der Hells Angels zu tun, der für euch alles Mögliche tun kann. Denkt dran – seid clever, bleibt sauber und macht Kohle. Das war’s.“
Punko trug Renaud nachdrücklich auf, dem Kollegen zu verklickern, dass er auf gar keinen Fall den Namen seines Auftragsgebers fallen lassen dürfe. Der Meth-Koch und sein Kumpel sollten bloß nicht durch die Gegend spazieren und jedem stecken, dass sie für einen Hells Angel produzierten. Der Biker wollte Pearse persönlich treffen, „damit Dave weiß, mit wem er es verflucht noch mal zu tun hat.“
Während des Gesprächs schlug Plante Renaud voll ins Gesicht und stieß ihn herum. Später erklärte er, die Rolle des „bösen Cops“ gespielt zu haben, während Punko den Part des „guten Cops übernommen habe. Das sollte für den Koch eine deutliche Botschaft sein – mit einem Mitglied der Hells Angels war nicht zu spaßen! Gleichzeitig wollte Plante Punko beweisen, dass er geschäftliche Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen und sehr effektiv für ihn arbeiten konnte.
Danach drehte sich das Gespräch nur noch um die Inhaltsstoffe, die man anschaffen musste, und die dabei entstehenden Kosten. Renaud erklärte seinen Mitstreitern, dass jeder 35.000 Dollar in die Produktion investieren müsse. Durch die Kosten abgedeckt waren 80 Liter Ephedrin. Für die Investition würden sie 12,5 Kilo Meth erhalten, die, bei 13.000 Dollar für ein Kilo, eine Summe von ungefähr 165.000 ergaben. Somit konnte jeder mit einem Gewinn von rund 23.000 Dollar rechnen.
Renaud überreichte Plante einen handgeschriebenen Zettel mit den geschätzten Kosten der Zutaten und der Produktion, 3.500 Dollar für flüssige Zusätze, 1.000 Dollar für Farbstoffe, die 3.000 Dollar für das gemietete Drogenlabor und 1.200 Dollar für Red Bull beinhalteten – den Power-Drink, der die beiden Köche beim Arbeitsmarathon wach hielt.
Nach dem Treffen machte sich Plante zum Hells-Angels-Clubhaus auf, das an der East Georgia Street 3598 lag, nahe der östlichen Stadtgrenze Vancouvers und dem angrenzenden Stadtteil Burnaby, wo einige Angels legale Geschäfte führten. Damiano Dipopolo leitete damals das Bekleidungsgeschäft Digstown, das sich gegenüber der Big-Shots-Coffee-Bar befand; als dessen Besitzer war Francisco Pires eingetragen.
Punko erreichte das Clubhaus eine Minute später und wollte sich über Renaud unterhalten. Sie setzten sich in Punkos Wagen und fuhren durch die Gegend, allerdings konnten die Cops dank Plantes Wanze jede Silbe klar und deutlich verstehen.
Plante verriet Punko, dass er Geld von Renaud mitgenommen habe – einen orangenen Schuhkarton von Nike, der 45.550 Dollar in bar enthalte: in kanadischen 10er-, 20er-, 50er- und 100er-Noten. Die Polizei nahm den Inhalt des Karton später auf und gab ihn Plante zurück. Plante erklärte Punko, dass er 20.000 Dollar in bar benötige, um es „Putzhead“ – ein Spitzname von Potts – zu geben.
„Was, zwanzig davon?“, wunderte sich Punko.
„Ja, total beschissen, ne?“, erwiderte Plante. „Aber so läuft die Sache nun mal. Wir werden uns ein bisschen was abzweigen, damit wir uns über Wasser halten können, und den Rest investieren.
„Wir müssen schon nicht verhungern“, fügte er hinzu. „Er nimmt sich seinen Teil und verzieht sich. Kapiert?“
„Ich habe so ein beschissenes Gefühl, dass wir hier über den Tisch gezogen werden“, regte sich Punko auf.
„Wir haben doch verdammt noch mal 60 Riesen gemacht. Und wofür was? Nichts!“, beruhigte ihn Plante, der damit auf die 16.000 Dollar von Ayach und die Kiste Bares von Renaud verwies.
Ungefähr zwei Wochen später erhielt Sergeant Dan Russell, einer der leitenden Ermittler des Projekts E-Pandora, die Nachricht der Surrey-RCMP, dass weitere Verhaftungen bevorständen. Die Cops planten, Plante, Potts und Punko aufgrund von Informationen, die den Meth-Handel betrafen, hochzunehmen.
Russell unterrichteten Bob Paulson, den Leiter der E-Pandora-Ermittlungen, von dieser Entwicklung. Der wiederum setzte sich mit Inspektor Collins vom Surrey-Büro in Verbindung und erklärte ihm, dass die geplanten Verhaftungen die laufende Ermittlung zunichtemachen würden. Collins beschloss daraufhin, dass die Surrey-RCMP Potts, Punko und Plante nicht in Gewahrsam nehmen sollte.
Tage später fand Plante Chad Barroby, einen Drogenhändler, der das Kilo kaufen wollte, das er lieferte.
Ungefähr eine Woche später zeigte Potts Plante eine Liste extrem teurer Laborutensilien – Plante schätzte sie auf eine Summe von 300.000 Dollar –, die zur Meth-Produktion eingesetzt werden konnten. Er wusste, dass Potts nicht über das nötige Kleingeld für so eine Anschaffung verfügte.
Schon zu Beginn ihrer Bekanntschaft war Potts von dem verschreibungspflichtigen Schmerzmittel Percocet abhängig, das Plante dem Biker mit Zustimmung der Polizei besorgte. Durch das Medikament stand Potts ständig unter Strom und war zeitweise sogar unberechenbar.
Um ungefähr 20 Uhr an diesem Tag trafen sich Punko und Plante im Fitnessstudio in New Westminster. Dort hielten sich auch Renaud und Nima Ghavami auf, ein Rausschmeißer, mit dem Plante im Cecil-Hotel-Stripclub zusammengearbeitete hatte. Punko und Plante gingen danach zu Punkos nahegelegener Wohnung, wo Plante ihm die Liste des Laborzubehörs zeigte, die ihm Potts gegeben hatte.
Punko erklärte Plante, dass Renaud „Punkos Koch“ sein werde. Er wolle nicht, dass er für eine andere Person produziere. „Wenn ich Ryan [Renaud] das nächste Mal sehe, werde ich ihn gehörig anmachen. Ich werde ihm sagen, dass er sich aus dem anderen Scheiß raushalten soll, denn sonst kriegt er voll eins auf die Drecksfresse.“ Plante dachte, dass Punkos aufgebrachtes Verhalten teilweise der Percocet-Abhängigkeit geschuldet war.
Er warnte Plante, dass die Polizei ihn möglicherweise verfolge.
„Hör