Arkadiertod. Thomas L. Viernau

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Arkadiertod - Thomas L. Viernau

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Die Verwaltungsstrukturen in Brandenburg hatten die Behörden optimiert. Alle kleinen Ortschaften wurden zu großen Gemeindeverbänden zusammengeschlossen oder den nächstliegenden Städten als Ortsteil angegliedert.

      Manche Städte hatten so eine Verdoppelung ihrer Einwohnerzahl und eine Vervielfachung ihrer Fläche bewerkstelligen können. Dem Städtchen Werder hatte man kurzerhand fast alle kleinen Schwielowsee-Dörfchen eingegliedert. Neben Phöben gehörten nun die vormals unabhängigen Orte Glindow, Töplitz, Kemnitz, Plötzin, Plessow, Bliesendorf, Petzow und Derwitz zu Werder.

      Das Städtchen Werder hatte zu DDR-Zeiten knapp zehntausend Einwohner, dank der Eingemeindungen hatte sich Werder zu einer beachtlichen Größe von über 23 000 Einwohner aufplustern können. Verwirrend war nun natürlich, dass man sich auf einer Fläche, die fast zehn Mal so groß war wie zuvor, auf Stadtgebiet befand, auch wenn nirgends ein Haus zu sehen war oder nur ein verlorener Außenposten die Illusion der Stadt erzeugte.

      Linthdorf wusste von dieser eigenartigen Verwaltungsstruktur, allerdings schien sein Chef sehr wenig damit vertraut zu sein.

      Phöben lag ein paar Kilometer abseits vom eigentlichen Werder. Die angegebene Adresse war noch einmal außerhalb von Phöben, mitten in den Obstplantagen, die jetzt im Dezember verlassen und trist aussahen. Linthdorf mochte diese eigenartige Kulturlandschaft mit den tausenden Apfel-, Kirsch- und anderen Obstgehölzen, die in langen Reihen die sanften Hügel um den Schwielowsee bedeckten.

      Sogar Weinreben waren hier wieder heimisch geworden. Direkt bei Phöben befand sich der Wachtelberg, der inzwischen wieder als Weingut offiziell von sich reden machte. Der Kommissar war kein Kostverächter, kannte die leichten und spritzigen Weißweine aus Werderaner Anbau und schätzte sie auch.

      Sommers war er öfter hier und kehrte auch gern in eine der vielen, neu entstandenen Gastwirtschaften ein, die den einheimischen Wein protegierten.

      Doch jetzt im tiefsten Dezember war von der Leichtigkeit und Geselligkeit des Sommers nichts mehr zu spüren. Ein kalter Nieselregen piesackte die Haut und der Wind hatte zugenommen und pfiff ihm mit einem unangenehmen Geräusch um die Ohren.

      Endlich sah er die große Lagerhalle, die inmitten einer großen Obstplantage stand. Ein paar Trecker standen in Reih und Glied vor dem Bau. Berge leerer Mieten stapelten sich direkt gegenüber. Linthdorf lief in ihrem Windschatten so schnell wie möglich zur Lagerhalle. Direkt am Eingang parkte ein Streifenwagen der örtlichen Polizeidienststelle.

      Linthdorf passierte eine Art Luftschleuse bevor er ins Innere der Lagerhalle kam. Im Innern war es ungewöhnlich kühl. Ihm fröstelte. Da waren ja die Außentemperaturen noch angenehm wohlig warm dagegen. Nur der Wind fehlte. Dafür vernahm Linthdorf das ruhige Summen von Kühlaggregaten, die für Kälte sorgten.

      Schmale Gänge zwischen mit Folien verhangenen Abteilen, die voller gestapelter Apfelmieten waren, verhießen ein verwirrendes Labyrinth. Gerade als er auf gut Glück den erstbesten Gang entlang schleichen wollte, kreuzte ein junger Polizist in Uniform vor ihm auf. »Sind Sie der …?«

      »Ja, genau der bin ich. Wo liegt denn Ihre Leiche?«

      Der Polizist musste schlucken. »Also, so was hat man ja auch nicht alle Tage. Also, das könnense mir glauben, das is schon … Nee, also, so Verkehrsunfälle und Badeunfälle, ja, das is … Aber so was, da bin ich …«

      Linthdorf musterte den jungen Beamten. Auf seiner Uniform hatte er die Rangabzeichen eines Anwärters. So viel Schlimmes konnte er noch nicht erlebt haben.

      Etwas mitfühlend klopfte Linthdorf dem jungen Mann, der höchstens Mitte Zwanzig war, auf die Schulter. »Na, dann wollen wir mal.«

      Der Riese hatte etwas Probleme, dem behänden jungen Polizisten zu folgen. Der sprang wie aufgezogen durch die schmalen Gänge.

      Schließlich erreichte das ungleiche Paar den Fundort. Eine mehrfach mit Folien geschützte Sektion voller Apfelmieten über der sich drei weitere stapelten. Die roten Äpfel glänzten wie frisch poliert. Linthdorf sah im ersten Moment nur die Früchte, die bei ihm einen plötzlichen Appetit auslösten.

      Äpfel mochte er sehr. Aber jetzt war er hier wegen einem Leichenfund. Ob es sich dabei um ein Verbrechen oder um einen Unfall handelte, hatte er in den nächsten Minuten zu entscheiden.

      Ein zweiter, deutlich älterer Polizist in Uniform stand etwas unschlüssig herum. Neben ihm ein nervös dreinschauender Glatzkopf und eine Frau mit modischem Kurzhaarschnitt. Alle schienen schon eine Zeitlang hier zu warten. Man sah ihnen den Kälteaufenthalt an. Die Gesichtsfarbe tendierte zu einem blassen Weiß.

      Linthdorf nickte in die Runde und stellte sich kurz vor. Er schüttelte allen Anwesenden die Hand und erfuhr so, wer die hier versammelten Leute waren. Der Uniformierte stellte sich als Polizeiobermeister Lurz vor, der nervöse Kahlkopf war der Besitzer der Obstplantage und auch der Lagerhalle. Er nickte nur kurz und nannte seinen Namen: »Malzbrandt, Werner Malzbrandt!« Die Frau klimperte mit ihren falschen Wimpern, hüstelte etwas gewollt und ließ dann eine erstaunlich tiefe Altstimme ertönen: »Dorothea Bunzmann-Höll, ich bin die Sekretärin von Herrn Malzbrandt.«

      »Und wo ist die Leiche?«

      »Da!«

      »Wo?«

      »Na da!«

      Ungläubig folgte Linthdorf dem Fingerzeig der Sekretärin, die auf die Apfelmiete direkt vor ihm wies. Dann sah er den Arm, der seitlich aus der Folienabdeckung der Äpfel ragte. Die fünf Finger waren gespreizt, schienen einem älteren Mann zu gehören. Der Arm war von einem Ärmel umhüllt, der zu einem Anzug gehören könnte.

      Linthdorf kratzte sich am Kopf. So etwas hatte er nicht erwartet. Mindestens sieben Zentner bester Lageräpfel türmten sich über der Leiche. Er überschlug im Kopf, wie lange es wohl dauern würde, die Äpfel wegzuräumen um an den darunterliegenden Körper zu kommen.

      Heiligabend konnte Linthdorf vergessen. Auch die beiden Polizisten ahnten, dass eine Menge Arbeit auf sie zukommen würde.

      »Okay, dann wollen wir mal … Wer hat denn die Leiche gefunden?«

      Malzbrandt meldete sich. »Det war ick!«

      »Und? Wann war das?«

      »Na heute früh. Ick hab jestan noch nen dicken Auftrach rinbekommen. Fuffzehn Zentner Undine nach Holland.«

      »Undine?«

      »Kuchenäppel. Beste Kuchenäppel. Eijentlich viel zu schade für die Holländer. Die wollen die sowieso bloß mosten. Zu Saft verwerten. Schade drum. Aba die zahln jut. Na, is ja nu auch ejal.«

      »Okay, Sie haben also nachsehen wollen, ob genügend Äpfel bereitstehen? Verstehe ich das richtig?«

      »Ja.«

      »Und? Was passierte dann?«

      »Ja. Dann bin ick zu die Undineäppel. Weil die imma hinta die Elstar und die Granny Smith steh‘n. Wern normalaweise erst spät in nen Handel jebracht. Also erst imma so in Februar. Un die Hollända wolln die schon noch Anfang Januar. Ja, un da hab ick dann den Arm jeseh’n, wie der da so raushing.«

      »Der ist doch nicht erst gestern da reingekommen?«

      »Nee, nee, der wird wohl schon ne Zeitlang da drinne sein, der Tote. Naja, is ja kalt jenuch. Un die Äppel hier im Laga sin

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