Arkadiertod. Thomas L. Viernau

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Arkadiertod - Thomas L. Viernau

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Toten bestimmt mit konsaviert. Nehm ick ma an …«

      »CA? ULO? Können sie mal kurz erklären, was das ist?«

      »Na, die Äppel müssen doch scheen knackich un saftich blei’m. Da hat ma ein schlauer Mensch sich wat einfallen lassen und ne optimale Lagerung entwickelt. Det nennt man CA. Wat englischet: controlled atmosphere. Auf jut deutsch: die Äppel komm in so ne Art Schutzatmosphäre mit wenich Sauastoff un ville Stickstoff und Kohlendioxid, dazu die Temparatur runta uff maximal ein bis vier Grad. So wird ihr Reifeprozess extrem verlangsamt und die Biesta blei’m frisch.«

      »Und was ist ULO?«

      »Ooch wat englischet: Ultra Low Oxygen. Also, det jibt et noch nich so lange. Da würd der Sauastoff uff unta ein Prozent herabjesetzt und det Kohlendioxid dafür uff fünf Prozent hochjefahrn, Rest is Stickstoff. Macht ma bei jute Lagaäppel, die bis weit ins Frühjahr frisch blei’m. Det kann ma hia mit die Adsorbers und Konverters janz jenau einstell’n.« Dabei zeigte er auf ein paar große Metallkästen, die mit Displays ausgerüstet waren.

      »Aha.«

      Linthdorf zuckte für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Wenn die arme Seele, die hier unter den Äpfeln begraben lag, noch gelebt haben sollte, war die Vorstellung eines Erstickens in der ULO-Lagerung nicht gerade angenehm. Aber welcher unnatürliche Tod war schon angenehm. Es galt vorerst zu klären, wer der Tote in den Äpfeln war und woran er gestorben war. Linthdorf telefonierte kurz mit Potsdam.

      »Okay, und nun gehen wir hier alle erst mal raus. Die Kollegen von der Technik kommen gleich und kümmern sich.«

      Dann wandte er sich an Malzbrandt. »Gibt es hier irgendwo einen warmen Platz? So etwas wie ein Büro oder einen Verkaufsraum?«

      Die Sekretärin, sichtlich erleichtert aus dem kühlen Apfellager herauszukommen, nickte eifrig. »Wir haben hier ein kleines Büro. Das ist auch beheizt und man kann sich setzen.«

      Linthdorf, Malzbrandt und die beiden Streifenpolizisten folgten der resoluten Dame. Am anderen Ende der riesigen Lagerhalle wartete ein kleines, einstöckiges Häuschen. Es war einer dieser typischen Fertigteilbauten, die man auch auf den Baustellen sah. Schmucklos, funktional, praktisch.

      Im Innern war es jedoch erstaunlich gemütlich und geräumig. Umständlich hatte die Sekretärin mit ihrem klappernden Schlüsselbund die Tür geöffnet. Ihre klammen Finger machten das Aufschließen zu einer zeitraubenden Übung.

      Es roch etwas muffig im Innern, war aber angenehm warm. Ein kleines Plastikweihnachtsbäumchen auf dem Schreibtisch wies auf das beginnende Fest hin. An der Wand prangte ein Kalender, der viele handschriftliche Einträge aufwies.

      »Ich mach uns erstma nen Kaffe. Oda? Herr Malzbrandt? Ooch noch Plätzchen?«

      Damit begann sie wie aufgezogen in dem Büro herum zu flitzen und Tassen, Teller, Zuckerdose, Löffel und Sahnenäpfchen zu verteilen. Die Männer hatten sich auf den Stühlen niedergelassen.

      Es herrschte eine angespannte Stille. Jeder erwartete, dass einer der Anwesenden zu sprechen anfing. Nur Linthdorf blickte entspannt in die Runde. Er hatte sich eines der Zimtsternchen von dem Plätzchenteller genommen und verspeiste es mit ziemlichem Appetit.

      Die Streifenpolizisten waren von dem Anblick des aus der Apfelmiete ragenden Arms mit den im Todeskampf erstarrten Fingern paralysiert. Malzbrandt zupfte nervös an seiner wattierten Jacke herum.

      »Na, Herr Kommissar? Sie müssen uns doch befragen, oda? Das ist doch imma so bei die Krimis im Fernseh’n«, die dunkle Altstimme der Sekretärin durchbrach die Stille.

      Linthdorf lächelte. »Ja, Sie haben Recht. Ich muss mir aber erst einmal selbst über die Situation ein Bild machen. Alles etwas absurd, nicht wahr?«

      Alle nickten.

      »Da findet man zu Heiligabend einen unter Zentnern von besten Kuchenäpfeln begrabenen Menschen. Keiner kann sagen wie und wann er dahin gekommen ist. Aber er ist nun mal da. Wie er genau gestorben ist, wissen wir noch nicht und das werden wir hier und jetzt wohl auch nicht klären können. Ob es ein Unfall war, oder ob da jemand nachgeholfen hat, das wird sich alles klären. Nur wir werden dieses Rätsel hier und jetzt nicht lösen.«

      Wieder nickten alle.

      Die Sekretärin goss voller Begeisterung den frisch gebrühten Kaffee in die Tassen.

      Linthdorf trank einen winzigen Schluck und seufzte. »Tja, meine Herrschaften, da werden wir mal ein Protokoll anfertigen müssen und darauf hoffen, etwas Licht in die ganze Angelegenheit bringen zu können. Wir warten jetzt noch auf die Leute von der Technik und dann … Es ist Heiligabend. Wir sollten uns doch lieber mit etwas Anderem beschäftigen.«

      Verwundert sahen die Streifenpolizisten auf den LKA-Mann. Sie hatten bereits den Tag abgehakt. Sollte dieser Kriminalist nicht den Ehrgeiz haben, den Todesfall so schnell wie möglich aufzuklären? Auch Malzbrandt wirkte eher verwirrt. Er erwartete da etwas mehr Enthusiasmus.

      Draußen fuhren die Transporter der Kriminaltechnik vor. Ein leichter Schneeregen hatte eingesetzt und überzog die Gegend mit einem tröstlichen Hauch von Weiß.

      IV

      Abendnachrichten des rbb

      Sonntag, 24. Dezember 2006

      Kommen wir zu den Nachrichten aus der Region. Am heutigen Vormittag ereigneten sich fünf Verkehrsunfälle auf den Autobahnen und Fernverkehrsstraßen. Personenschäden waren nicht zu beklagen. Und hier noch eine traurige Nachricht zum Heiligabend.

      Bei einer Routineuntersuchung wurde in einem Apfellager in Phöben bei Werder die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden.

      Näheres über die Todesursache konnten die ermittelnden Behörden noch nicht mitteilen. Ein Polizeisprecher erwähnte, dass ein Fremdverschulden nicht auszuschließen sei. Gegenwärtig ermitteln die zuständigen Behörden in alle Richtungen.

      So, und nun wieder zu etwas Freundlichem. Die Weihnachtsfeiern in den Brandenburger Seniorenheimen waren auch dieses Jahr ein willkommener Höhepunkt …

      V

      Potsdam, Landeskriminalamt

      Montag, 25. Dezember 2006

      Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags war die Innenstadt von Potsdam vollkommen ausgestorben. Linthdorf stand am Fenster seines kleinen Büros und starrte hinaus in den trüben Morgen.

      Die Abteilung wirkte ziemlich verlassen. Wo sonst das rege Hin und Her der Kollegen und das dauernde Telefonklingeln für einen ständigen Lärmpegel und Geschäftigkeit sorgten, war jetzt gespenstische Stille. Wieso er an diesem Feiertag in sein Potsdamer Büro gefahren war, hatte er im Moment verdrängt. Zu Hause fiel ihm die Decke auf den Kopf. Weihnachten war schon lange nicht mehr sein Fest.

      Gestern am späten Nachmittag war er wieder in seiner Friedrichshainer Wohnung eingetroffen. Die Abwicklung des Leichenfundes war für ihn Routine. Er hatte alles Notwendige eingeleitet, um den Fundort zu sichern und die Techniker mit der Bergung der Leiche beauftragt, die Zeugenprotokolle aufgenommen und war so gegen Zwei Uhr Richtung Berlin gefahren.

      Um Fünf kamen seine beiden Jungs vorbei. Geschenke abholen. Linthdorf hatte für sie einen großen Berg bunt eingepackter Pakete vorbereitet. Er wusste über die Vorlieben

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