Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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er den Koffer öffnete, lag dort auf dunklem Samt und mit glänzendem Kopf eine Henkersaxt bereit. Das Blatt blinkte matt im Licht der Deckenlampe. Der lange Holzstiel schien fleckig und dunkel. Der schwache Zimtduft im Raum vermischte sich mit dem gut wahrnehmbaren Gestank von getrocknetem Blut auf Metall.

      Ich konnte kaum den Füllfederhalter schnell genug greifen, um das lebensrettende Dokument zu unterschreiben.

      6

      Mein Name ist Raboi.

      Robert Raboi.

      Früher Verbrecher.

      Jetzt für die Polente unterwegs - wenn auch unfreiwillig.

      Aber so ist das eben: Die Zeiten ändern sich.

      Mein Name ist Robert Raboi - aber im Moment nannte ich mich kurzfristig mal anders. Und das hatte seinen guten Grund.

      7

      Ich schritt durch den Zigarettenrauch. Er war dicht wie Morgennebel.

      Ich stoppte am Tisch der fünf Männer und wandte mich an Michael Krawulke. "Hallo, Michael", sagte ich.

      Er schwieg. Seine Unterlippe krümmte sich kaum merklich nach unten. Seine hellen Augen blieben wässrig und ausdruckslos.

      Im Lokal war es still geworden. Nur das leise, monotone Tropfen aus dem Porzellanfilter über der großen Kaffeekanne auf dem Kneipentresen war zu hören. Otto, der Wirt, lehnte mit hochgekrempelten Hemdsärmeln am Tresen und rollte eine erloschene Zigarre zwischen seinen Lippen hin und her.

      Es war eine Szene wie aus einem der Filmstreifen, die sie in den Lichtspielhäusern zeigten. Wie aus diesen Cowboyfilmen, die seit dem ‚Großen Eisenbahnraub‘ immer häufiger in die großen Aufführungssäle kamen.

      Ich hatte erst kürzlich ‚Das eiserne Pferd‘ gesehen und fand Gefallen an der lässigen Art der Cowboys, und ich hatte mir vorgenommen, den Regisseur John Ford im Auge zu behalten.

      "Ich bin Franky", sagte ich und schaute jetzt auch die anderen der Reihe nach an. "Frank Steinfurt."

      Ich stieß auf dumpfes Misstrauen und lauernde Abneigung, aber kaum auf echte Überraschung. Keiner der Männer sagte auch nur ein Wort.

      "Frank Steinfurt", murmelte Michael Krawulke schließlich. Er hatte die ledern wirkende Haut eines Kriegsteilnehmers, jedoch meinte ich damit nicht den Großen Krieg, der mit dem Desaster des Kaiserreiches 1918 endete. Bei seinem Anblick dachte ich eher an 1870-71. Aber ich wusste natürlich, dass er erst achtunddreißig war.

      "Ich denke, ihr wisst, wer ich bin", sagte ich.

      Die Männer wandten ihre Köpfe und schauten Michael Krawulke an.

      Er war ihr Sprecher, der Chef, wie man die Anführer in diesen Kreisen zu nennen pflegte. Diese Männer trugen alle einfache, ursprünglich auch mal sauber gewesene Hemden, dazu die derben Drillichhosen und abgewetzte Schuhe. So, wie sie wohl an jedem Morgen in die Fabrik gegangen waren.

      Aber das lag lange zurück und hatte den Kummer in ihre Gesichter geschrieben. Keiner dieser Männer mochte älter als vierzig Jahre sein, aber ihre grauen, eingefallenen Gesichter und die tief in ihren Höhlen liegenden Augen machten sie um zwanzig Jahre älter.

      Ich kannte solche Menschen zur Genüge.

      Sie bekamen den Geruch von Kohlsuppe, Zigaretten und Bier gar nicht mehr aus ihren ungepflegten Haaren oder der Bekleidung, die wahrscheinlich in der Nacht neben ihren kargen Betten lagen und am nächsten Tag wieder überzogen wurden.

      Ich sah diese ärmlichen Wohnungen förmlich vor mir, konnte den abstoßenden, sauren Geruch nach ungewaschenen Körpern erkennen und sah die überfüllten Aschenbecher und die geöffneten ausgetrunkenen Bierflaschen.

      Auch wenn diese Männer wohl alle leicht unterernährt waren, gab es keinen Grund, sie nicht zu fürchten. Das waren harte Burschen, zäh wie ein Stück altes Leder und auch immer ziemlich schnell mit ihren harten, schwieligen Fäusten dabei, wenn etwas schief lief.

      Solche Männer gehörten vor gar nicht so langer Zeit zu meinem Alltag.

      Ich schäme mich auch nicht, wenn ich heute zurückblicke und sagen kann, dass ich mich kaum von ihnen unterschied.

      Vielleicht hatte ich nur ein wenig mehr Grips als die meisten von ihnen. War etwas schneller bei der Sache, und hatte eine lange Zeit auch richtig Glück mit meinen kleinen Streifzügen durch das nächtliche Berlin, ein steter Tanz auf dem Vulkan.

      Bis dann, durch einen ganz dummen Zufall, doch so einiges schieflief.

      Vielen steckte noch der große Krieg in den Knochen und nach einer anstrengenden Aufholjagd war mein Berlin nach New York und London

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