Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker страница 66
"Was hat Sie mit Siegfried verbunden?", fragte ich halblaut, mehr zu mir als an ihn gerichtet.
"Nichts", sagte er.
Ich sah, wie sich seine Muskeln spannten. Als er mit dem Messer auf mich zusprang, entging ich der Attacke mit einem raschen Seitenschritt. Noch ehe er es schaffte, eine neue Ausgangsposition für einen weiteren Angriff zu finden, schickte ich ihn mit einem glasharten, wohl platzierten Schwinger zu Boden. Ich trat auf sein Handgelenk und bückte mich, um das Messer aus seinen verkrampften Fingern zu lösen. Dann klopfte ich ihn nach Waffen ab. In seinem Hosenbund steckte eine Pistole. Ich überzeugte mich davon, dass das Magazin gefüllt war, und schob die Waffe in meine Tasche.
Frank Steinfurt quälte sich auf die Beine. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Wand. Er massierte sein Handgelenk und sagte dann: "Von mir erfahren Sie nichts."
"Sie sind dumm", sagte ich. "Dumm und kurzsichtig. Ich will Ihnen nur helfen."
"Lassen Sie mich mit diesem albernen Gerede in Frieden. Darauf falle ich nicht herein. Ich muss mir jetzt schon selbst helfen", sagte er.
"Haben Sie vor, das Land zu verlassen?", fragte ich ihn.
"Vielleicht", gab er zu. "Aber erst muss ich Erikas Mörder finden."
"Was ist mit Siegfrieds Mörder?"
Er starrte mich an, schweigend, finster und feindselig. Seine Arme fielen kraftlos an den Seiten herab. Er sah plötzlich sehr müde und abgespannt aus.
"Warum kann ich nicht leben, wie es mir gefällt?", fragte er bitter.
"Diese Frage müssen Sie sich schon selbst beantworten. Offenbar neigen Sie dazu, ebenso eklatante wie idiotische Fehler zu machen", sagte ich. "Wissen Sie, was dieser Angriff mit einem Messer auf einen Sonderermittler für Folgen haben kann?"
"Ich wollte Sie nicht verletzen", behauptete Frank Steinfurt. "Ich wollte nur weg von hier. Und was Ihren Sonderstatus betrifft, so werden Sie zugeben müssen, dass der erstunken und erlogen sein kann. Sie sind ja nicht einmal in der Lage, sich mir gegenüber auszuweisen."
"Diesen Punkt will ich Ihnen zugutehalten", sagte ich. "Ich bin auch bereit, das Ganze zu vergessen, wenn Sie sich etwas zugänglicher zeigen."
"Diese alten, blöden Tricks verfangen nicht bei mir", höhnte er.
Ich merkte, dass ich langsam sauer wurde. "Zwei Menschen wurden ermordet, die zu Ihrem Freundeskreis gehörten", stellte ich fest. "Erst Erika, dann Siegfried. Glauben Sie wirklich, es sich leisten zu können, die Hilfe anderer auszuschlagen? Was würde wohl geschehen, wenn es auch Sie erwischte?"
"Ich habe nichts mehr zu verlieren."
"Ist Ihr Leben nichts?"
"Es bedeutet mir nichts. Nicht mehr", fügte er hinzu.
"Warum?"
"Sie würden es nicht verstehen, wenn ich es zu erklären versuchte."
"Probieren Sie’s trotzdem..."
"Nein."
"Lassen Sie uns gehen", sagte ich und nahm die Taschenlampe an mich.
"Wohin?"
"Das werden Sie rasch herausfinden."
"Geben Sie sich keine Mühe. Ich komme nicht mit zur Polizei", verkündete er entschlossen. "Um keinen Preis. Sie können mich nicht dazu zwingen. Ich habe nichts verbrochen, was einen Haftbefehl oder etwas Ähnliches rechtfertigte."
"Sie besitzen gefälschte Papiere, tragen einen falschen Namen und haben einen Ermittler tätlich angegriffen. Ist das etwa nichts?"
Er zuckte mit den Schultern und ging schweigend in dem von mir dirigierten Lichtkegel voran. Wir stiegen die Treppe nach oben. Als wir die Straße betraten, gab ich ihm die Lampe zurück.
"Hatte er das Geld von Ihnen?", fragte ich.
"Von wem sprechen Sie?"
"Von Siegfried."
"Der war immer blank", sagte Frank Steinfurt. "Geld interessierte ihn nicht."
"Gestern Morgen hatte er mindestens tausend Mark in seiner Brieftasche. Woher stammten sie?"
Wir standen in der Nähe einer Straßenlaterne. Frank Steinfurt legte die Stirn in Falten. "Tausend Mark? Wissen Sie das genau?"
"Nicht exakt, aber ich kenne jemand, der eine Summe dieser Größenordnung in Siegfrieds Brieftasche gesehen hat."
"Vielleicht hat ihn dieser Jemand umgebracht?"
"Dann hätte er mich kaum auf das Geld hingewiesen."
"Das stimmt", murmelte Frank Steinfurt. "Ich habe keine Erklärung für Siegfrieds überraschenden Reichtum."
Er schwindelte schon wieder, jedenfalls schien es mir so. Mein Unmut wuchs.
"Wo steht Ihr Wagen?", fragte ich.
"Ich bin zu Fuß hergekommen."
"Leben Sie hier in der Nähe?"
"Das geht Sie nichts an."
"Ich habe eine Engelsgeduld, aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich verschaukeln lassen."
"Ich will Sie nicht verschaukeln, ich will nur, dass Sie mich in Ruhe lassen."
"Wäre es Ihnen lieber, von anderen belästigt zu werden...? Zum Beispiel von Erikas Mörder?", fragte ich.
"Ich sagte bereits, dass ich keine Angst habe."
"Doch. Sie haben Angst vor der Polizei."
"Stimmt. Ich brauche meine Freiheit, um Erikas Tod zu rächen", sagte er.
"Ihnen bleibt keine Wahl. Sie müssen sich mit mir arrangieren. Je rascher Sie das begreifen, umso schneller können wir die Ermittlungen vorantreiben."
In diesem Moment fiel ein Schuss. Mir schien es so, als ob das Geschoss haarscharf an meinem Kopf vorbei zischte. Ich sprang zurück in den Hauseingang, um hier Deckung zu finden.
"Werfen Sie sich auf den Boden, Mann!", stieß ich hervor, denn Frank Steinfurt traf keine Anstalten, sich vom Fleck zu rühren. Meine Blicke versuchten das Dunkel hinter den toten, leeren Fenstern des Hauses auf der anderen Straßenseite zu durchdringen. Ich war sicher, dass sich hinter einem der Fenster der Schütze verborgen hielt.
Ein kleiner Feuerblitz signalisierte den nächsten Schuss. Frank Steinfurt stand immer noch am Straßenrand, völlig reglos, wie geschockt. Ich warf mich flach gegen die Wand und überlegte, ob ich zurückschießen sollte. Mit Steinfurts geladener Pistole. Aber ich hatte keine Lust, ein Feuergefecht zu beginnen, bei dem Steinfurt in die Schusslinie geraten konnte.
Ich