Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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Lichtschein wies mir den Weg. Am hinteren Ende des Korridors stand eine Tür offen. Ich näherte mich der Tür auf Zehenspitzen. Im Innern des Raumes waren Geräusche zu hören. Ich hatte das Gefühl, dass jemand etwas darin suchte.

      Ich schob den Kopf vor und blickte in den Kellerraum. Auf einer umgekippten Kiste, die in der Mitte stand und Siegfried Hoffmannn offenbar als Tisch gedient hatte, lag eine Taschenlampe. Sie diente dem Mann, der sich in dem Raum umschaute, als Lichtquelle. Er wandte mir den Rücken zu und war gerade damit beschäftigt, eine alte Matratze mit dem Messer aufzuschlitzen.

      Ich trat lautlos über die Schwelle. Dann sagte ich: "’n Abend, Franky."

      Der Mann zuckte zusammen. Es war Franky Steinfurt.

      "Was — was tun Sie hier?", stieß er schwer atmend hervor.

      "Das wollte ich gerade Sie fragen."

      "Ich suche etwas."

      "Was - oder wen?"

      "Siegfried."

      "Hatten Sie erwartet, ihn in der Matratze zu finden?", fragte ich.

      Frank Steinfurt richtete sich langsam auf. "Wer sind Sie, zum Teufel?"

      "Was würden Sie sagen, wenn ich mich Ihnen als Frank Steinfurt vorstellte?"

      "Ich würde das akzeptieren", sagte er mit verschlossen wirkendem Gesicht. Er hatte sich überraschend schnell von seinem Schrecken erholt.

      "Sie schulden mir noch ein paar Erklärungen, Frank", sagte ich gedehnt.

      "Ich schulde Ihnen gar nichts...", schnappte er.

      "Sie waren dabei, als ich das Ding verpasst bekam. Würden Sie mir bitte sagen, wem ich es verdanke?"

      "Als ich sah, dass Sie umkippten, lief ich aus dem Lokal", behauptete er. "Was ist überhaupt passiert?"

      "Jemand hat mir eine betäubende Ladung verpasst. Ein Geschoss mit sofort wirkendem Gift. Zum Glück war das Zeug relativ harmlos."

      "Ich hörte nur das schussähnliche ,Plopp’", sagte er.

      "Sie sahen mich fallen und gingen stiften..."

      "So ist es."

      "Wie interessant", höhnte ich und stellte mich mit dem Rücken zur Wand. "Ich hätte doch tot sein können, nicht wahr?"

      "Sie leben noch", erwiderte er unwirsch.

      "Das ist nicht Ihr Verdienst. Wenn Ihre Angaben stimmen, sind Sie getürmt, nachdem der Schuss fiel. Wenn ich tot oder lebensgefährlich verletzt gewesen wäre, hätte Sie das offensichtlich nicht im Geringsten bekümmert."

      "Ich habe es gelernt, mich nur noch um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern", versetzte er barsch.

      "Wie menschlich, wie überaus sympathisch", höhnte ich. "Ihre eigenen Angelegenheiten! Dazu gehört also auch das Herumschnüffeln in den Sachen eines Toten."

      "Waaas?", stieß er hervor und starrte mich an. Sein Gesicht fiel buchstäblich auseinander.

      "Wussten Sie das nicht?"

      "Nein."

      "Sie lügen."

      "Warum sollte ich Ihnen etwas vormachen?"

      "Sie machen mir schon seit heute Nachmittag etwas vor. Sie sind Frank Steinfurt! Hatte Siegfried den Schlüssel zu Erikas Wohnung von Ihnen bekommen?"

      "Ich weiß nicht, wovon Sie reden."

      "Es wird allmählich Zeit, dass Sie Farbe bekennen, Frank", sagte ich. "Diesmal schütteln Sie mich nicht ab."

      In seinen Augen veränderte sich etwas. Sie wurden kalt und funkelnd. Er hielt immer noch das Messer in der Hand, mit dem er die Matratze aufgeschlitzt hatte.

      "Sie werden mich nicht aufhalten", sagte er. "Ich kenne nur noch ein Ziel. Ich will und werde Erikas Mörder finden."

      "Warum sagen Sie mir das nicht gleich? Wir können uns zusammentun."

      "Ich kenne Sie nicht."

      Ich zögerte nur wenige Sekunden, dann offenbarte ich ihm meine Identität. "Robert Raboi, Sonderermittler der Berliner Polizei."

      "Können Sie sich legitimieren?"

      "Nein — Sie müssen mir im Moment einfach glauben. Ich konnte es mir nicht leisten, meine Mission mit Ausweispapieren zu belasten", sagte ich.

      "Sie haben mich gesucht und gefunden", erklärte er, "aber Sie müssen zugeben, dass Sie kaum eine Chance gehabt hätten, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre, um Erikas Tod zu rächen."

      Ich lächelte matt. "Aber genau damit hatte ich gerechnet", sagte ich.

      "Sie haben noch nicht gewonnen", sagte er.

      "Weigern Sie sich, eine plausible Erklärung für Ihr Verschwinden zu geben?"

      "Ich hatte es satt. Ich konnte diese erdrückende Atmosphäre einfach nicht mehr ertragen. Sie haben nie in einem Geheimdienst dieses Kalibers gearbeitet. Sie wissen nicht, unter welchem Stress man dort steht."

      "Wer hat Ihnen den Pass auf den Namen Kräutner ausgestellt?", fragte ich.

      "So was kann man in dieser Stadt überall kaufen, man muss nur die richtigen Quellen kennen und imstande sein, den geforderten Preis zu zahlen."

      "Wer hat Ihnen die richtigen Quellen genannt?"

      "Das gehört nicht hierher."

      "So kommen wir nicht weiter. Welche Beziehungen haben Sie zu Siegfried unterhalten?"

      "Beziehungen? So kann man das nicht nennen."

      "Weichen Sie mir nicht immerzu aus. Ich wette, Sie wissen, dass er tot ist."

      "Woraus wollen Sie das schließen?"

      "Aus Ihrem Hiersein. Sie hätten kaum den Mut gefunden, Siegfrieds Bleibe zu durchwühlen, wenn Sie nicht genau wüssten, dass er Sie dabei nicht stören kann."

      "Das sind Hypothesen."

      "Stimmt, aber sie haben den Vorteil klarer Logik."

      "Ich pfeife auf Logik. Mir geht es um andere Dinge."

      "Ich weiß. Sie wollen Erikas Tod rächen. Haben Sie keine Angst, dass diese Tätigkeit für Sie zum Bumerang werden könnte? Fürchten Sie sich nicht vor dem Mörder?"

      "Nein."

      "Aber Sie wissen, wo Sie ihn zu suchen haben?"

      "Nein."

      Ich fühlte, dass er log. Wahrscheinlich war er schon viel weiter gekommen als ich. Er hatte verständlicherweise

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