Papakind. Isolde Kakoschky

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Papakind - Isolde Kakoschky

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dass daraus nichts werden würde.

      Am Saaleufer machte Franziska es sich auf einem großen Stein gemütlich und begann ihre Skizzen. Schon bald entstand vor ihr auf dem Papier ein Abbild dessen, was sie oben auf dem Felsen über der Saale sah. Zu Hause wollte sie das Bild in Linoleum schneiden. So konnte man von einem Motiv viele Drucke fertigen. Diese Ansicht war einfach zu schön für nur ein Bild!

      Zum Abschluss kehrten sie noch einmal in das Terrassenlokal ein und Franzi verdrückte einen großen Eisbecher mit Sahne. Es war doch gar nicht so schlecht, mit Oma und Opa allein etwas zu unternehmen!

      »Franzi! Wir kommen!!!« Alexanders Ruf ertönte so lautstark, dass man es gar nicht überhören konnte. Kurz darauf kamen auch die Eltern um die Ecke und Franziska lief ihnen entgegen.

      »Na sag mal, bist du gewachsen?« Der Vater schaute seine Tochter erstaunt an. Franzi sah gesund aus, hatte offensichtlich sogar zugenommen und bekam so langsam frauliche Formen, die sich unter ihrem dünnen Sommerkleid deutlich abzeichneten.

      »Weißt du was«, fing Alex an, auf seine Schwester einzureden »ich bin direkt froh, wenn du wieder da

      bist. Ich durfte nicht mal alleine ins Schwimmbad gehen!« Franzi lachte. Das war ja schön, wenn sie wenigstens von einem vermisst wurde.

      Als die Familie sich später auf den Weg zum Bus machte, staunte der Vater zum zweiten Mal über seine Tochter. Er wollte sie gerade an die Hand nehmen und ihr helfen, in die verhasste Straßenbahn zu steigen, als Franziska ganz alleine einstieg. Ja, Franziska war gewachsen, äußerlich und innerlich.

      

       3

      

      »Gudrun, dein Vater hat mich heute im Büro angerufen.« Franz wusste, dass es kein leichtes Gespräch mit seiner Frau werden würde. »Helene ist gestorben.«

      »Dann sind wir sie jetzt los«, konstatierte Gudrun.

      »Ein bisschen Mitleid stünde dir gut«, entgegnete ihr Mann.

      »Mitleid? Nein, sie hat mir zu viel genommen.«

      »Aber sie hat dir doch auch viel gegeben«, widersprach Franz.

      »Egal, ich will nicht mehr drüber reden, tot ist tot.«

      In diesem Moment trat Franziska in die Stube.

      »Wer ist tot?«, wollte sie wissen.

      »Ach, kennst du nicht, eine entfernte Bekannte.« So, wie es die Mutter sagte, blieb ihr die nächste Frage im Halse stecken. Doch ihr Gefühl sagte ihr, dass es nur diese fremde Frau, diese Helene sein konnte. Aber was hatten ihre Eltern damit zu tun? Oder irrte sie sich? War es doch nicht Helene gewesen, über die Vati und Mutti gesprochen hatten?

      Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht.

      »Hast du alle Sachen fertig?«, wollte die Mutter nun wissen. Der Sommer ging dem Ende zu.

      Nachdem die Kinder aus dem Ferienlager zurück gekehrt waren, sollte es nun die letzten 10 Ferientage mit den Eltern ins Erzgebirge gehen und direkt nach der Rückkehr war am nächsten Tag wieder Schule. Es mussten also alle Sachen für die Reise und für die Schule fertig sein. Das wollte Franzi auch der Mutti sagen, als sie ins Zimmer kam.

      »Ja, alles fertig, ich habe auch Alex noch geholfen, er hat auch alles komplett.«

      »Gut, dann wascht euch und ab ins Bett, morgen geht es sehr früh raus, bis nach Seiffen ist ein langer Weg.«

      Am nächsten Morgen brachte ein großer Reisebus die Urlauber in das Städtchen im Erzgebirge. Das gemütliche Ferienheim kannten sie schon vom vorigen Jahr und der Vater hatte bereits geplant, wann sie wohin wandern wollten. Obwohl es nicht mehr so warm war, hielt sich das Wetter doch ganz gut und die Pläne wurden nicht von Regengüssen durchkreuzt.

      Franziska genoss das Zusammensein mit ihren Eltern und dem Bruder und alles, was ihr gerade noch als wichtige Frage erschienen war, trat in den Hintergrund. Und auch über das, was in der Schule alles auf sie zukommen würde, wollte sie sich jetzt noch keine Gedanken machen.

      Viel zu schnell war dann die schöne Zeit vorbei, am späten Abend kam die Familie wieder zu Hause an und am nächsten Morgen begann auch schon das neue Schuljahr.

      Zum ersten Mal liefen die Geschwister nur noch eine kurze Strecke gemeinsam, dann trennten sich ihre Wege.

      »Verena!« »Franziska!« Die Freundinnen fielen sich in die Arme. Nur einmal hatten sie sich während der Ferien gesehen. Besuche bei den Großeltern, Ferienlager, Urlaub mit den Eltern, und das immer zu verschiedenen Zeiten, da blieb kein Raum für Treffen. Doch jetzt standen sie endlich wieder gemeinsam vor der Schule, dem Gebäude, das nun für die nächsten Jahre ihr Domizil werden würde.

      »Kennst du schon welche von den neuen Mitschülern?«, fragte Franzi ihre Freundin.

      »Ja, ich bin ja schon zwei Wochen wieder in der Stadt und habe mal rumgefragt. Es gibt da ein paar nette Mädchen, mit einer habe ich mich schon etwas angefreundet.«

      Die Worte hinterließen bei Franzi ein ungutes Gefühl in der Herzgegend. Doch fürs Erste ließ sie sich nichts anmerken. Jetzt mussten sie erst mal sehen, wo denn nun der Klassenraum sein würde. Es war ja alles neu für sie. Die Klassen stellten sich auf dem Hof auf und der Direktor versuchte, das Gemurmel mit seiner kräftigen Stimme zu durchdringen und die neuen Mitschüler zu begrüßen.

      »Oh je, sind das aber viele!« Franziska erschrak über die ungewohnte Menge an Kindern, die sich in den Klassenraum drängten. Es war nicht leicht für die neuen Schüler, allesamt Mädchen, sich noch einen Platz an einem der Tische zu sichern.

      Von der Tür aus beobachtete Herr Kollberg das Treiben, ehe er sie hinter sich ins Schloss zog.

      »So, ich glaube, nun sollte mal langsam Ruhe einkehren!«, ermahnte er seine Schüler.

      »Guten Morgen erst einmal! Für alle, die mich noch nicht kennen, ich bin Herr Kollberg, euer Klassenlehrer. Ich weiß, dass es jetzt nicht leicht sein wird, ihr müsst euch erst kennen lernen. Aber ich bin sicher, in ein paar Wochen sieht das schon ganz anders aus. Am besten wird sein, ihr stellt euch alle mal einander vor.«

      Der Erste stand auf. »Ich bin Lutz und ich bin hier der Klassensprecher.« In einer anderen Ecke des Raumes sprang der Nächste hoch: »Und ich bin Karli, und ich bin hier der Klassenkasper!« Alles lachte.

      »So, nun haben wir die Wichtigsten schon beieinander«, bremste Herr Kollberg die beginnende Unruhe. Nach und nach stellten sich nun alle Schüler einander vor. Eine der letzten war Franziska.

      »Ich bin Franzi«, sagte sie leise. »Und was bist du noch?« warf Herr Kollberg die Frage ein. Er hatte wohl von ihrer alten Schule die Information bekommen, dass sie dort im Schülerrat war.

      »Ja, sie ist klein, das sieht man doch!«, war Karlis Stimme zu vernehmen. Wieder lachten alle und Franzi wurde rot.

      »Setz dich, hör nicht auf ihn. Wir haben noch mehr Zeit zum Kennenlernen«, rettete Herr Kollberg die Situation und Franzi war froh, dass es bald darauf zur Pause klingelte.

      Der

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