Big Ideas. Das Feminismus-Buch. Ann Kramer
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In Großbritannien kämpfte die National Federation of Women Workers (NFWW) für einen Mindestlohn und prangerte lange Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung an. 1906 gegründet, zählte sie 1914 bereits 20 000 Mitglieder.
Sarah Bagley
Sarah Bagley, 1806 in Rockingham County (Neuengland, USA) geboren, zog 1836 nach Lowell (Massachusetts, USA), um dort in einer der vielen Textilfabriken zu arbeiten. Im Verlauf eines Jahrzehnts bemerkte sie, dass Lohn und Lebensqualität der Arbeiter unverändert blieben, auch wenn die Produktion stieg.
Die charismatische Rednerin und starke Persönlichkeit gründete mit zwölf anderen Frauen, den »Mill Girls«, im Januar 1845 die Lowell Female Labor Reform Association (LFLRA), die im Mai 1846 die Arbeiterzeitung The Voice of Industry kaufte, um deren Ideen zu verbreiten. Die LFLRA schloss sich einer wachsenden Anzahl von Arbeiterorganisationen in den USA an, die gerechte Löhne und einen Zehn-Stunden-Tag forderten. Der erste Arbeiterinnenverband der USA wuchs auf 600 Unterorganisationen an.
Später praktizierte Bagley mit ihrem Mann in New York homöopathische Medizin. 1889 starb sie in Philadelphia.
Hauptwerk
1846–1848 The Voice of Industry
Die Zündholzmädchen
1888 gingen die Arbeiterinnen von Zündholzfabriken wiederholt auf die Straße. 1871 hatten sie gegen Steuern auf Zündhölzer protestiert.
1888 legten 1400 Frauen und Mädchen der Zündholzfabrik Bryant & May in London die Arbeit nieder. Die britische Sozialistin Annie Besant machte in ihrer Zeitung The Link den 14-Stunden-Tag, die Handhabung giftiger Materialien und die Ungerechtigkeit der Aktionärsgewinne angesichts der Hungerlöhne der Arbeiter öffentlich. Die Arbeiterinnen beklagten sich über Geldstrafen, die ihren Lohn minderten, und ungerechte Entlassungen. Aufgrund der Phosphordämpfe in der Fabrik litten sie an Atem- und anderen Gesundheitsbeschwerden.
Bryant & May hatte sich gegen öffentliche Kritik gewehrt, indem Arbeiter eine Erklärung unterzeichnen mussten, die ihre schlechte Behandlung leugnete. Zusammen mit einer weiteren unfairen Entlassung löste dies den Streik aus. Die Öffentlichkeit unterstützte die Arbeiter, Bryant & May gab nach. Dieser Erfolg inspirierte viele Streiks in Großbritannien und gab dem Gewerkschaftswesen Aufschwung.
BLOSSES WERKZEUG DER KINDERERZEUGUNG
MARXISTISCHER FEMINISMUS
IM KONTEXT
ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT
Karl Marx und Friedrich Engels, 1848
SCHLÜSSELFIGUREN
Karl Marx, Friedrich Engels, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Alexandra Kollontai
FRÜHER
Um 1770 Das Werk des schottischen Ökonomen Adam Smith ignoriert die Frau in der Wirtschaft weitgehend.
1821 Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel äußert, Frauen gehörten nicht in die öffentliche Sphäre.
SPÄTER
1972 Marxistische Feministinnen in Italien starten die Kampagne »Lohn für Hausarbeit«.
2012 Laut Schätzungen in den USA steigern unbezahlte Hausfrauen das BIP um 25,7 Prozent.
In Das Kommunistische Manifest von 1848 äußern die deutschen Philosophen und revolutionären politischen Denker Karl Marx und Friedrich Engels, der Kapitalismus unterdrücke die Frau und behandle sie in Familie und Gesellschaft als Bürger zweiter Klasse. Der marxistische Feminismus übernimmt diese Theorie und strebt die Emanzipation der Frau durch Zerstörung des kapitalistischen Systems an.
Marx’ spätere Schriften stellten die ökonomischen und sozialen Klassenunterschiede in den Mittelpunkt und sagten wenig zur Dominanz des Mannes, doch gegen Ende seines Lebens griff er dieses Thema wieder auf und verfasste dazu viele Notizen. Engels nahm einige dieser Gedanken Marx’ sowie die Forschungen des progressiven US-Gelehrten Lewis Henry Morgan in Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats (1884) auf, worin er den Beginn und die Institutionalisierung der Unterdrückung der Frau untersucht.
Weibliche Unterwürfigkeit
Für Engels liegen die Wurzeln der Gewalt und Unterdrückung, unter der die Frauen litten, in der Familie. Er beschreibt den Aufstieg der Kernfamilie als »weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts«, die die Frau zur Sklavin ihres Ehemanns und bloßem Werkzeug zur Erzeugung von Kindern mache. Um ihre Treue sicherzustellen, schreibt Engels, »wird die Frau der Gewalt des Mannes unbedingt überliefert: Wenn er sie tötet, so übt er nur sein Recht aus.«
Dem klassischen Marxismus zufolge hat geschlechterspezifische Arbeit schon immer existiert, die Arbeit von Männern und Frauen wird aber gleichermaßen benötigt. Mit Aufstieg des Kapitalismus, Überproduktion und Anhäufung von Eigentum habe das Vererben an Bedeutung gewonnen. Laut Engels wurde das Recht auf Erbe durch die Vorstellung von Tugend, die monogame Familie und die Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre gefördert, was zur Kontrolle der weiblichen Sexualität führte.
Klassenkampf
Klassischer marxistischer Theorie zufolge erfordert die Befreiung der Frau ihre Beteiligung an der sozialen Produktion. Daher wurde der Kampf der Frauen wichtiger Teil des Klassenkampfs. Marxisten glaubten, Frauen und Arbeiter verfolgten dieselben Ziele, und die Geschlechterungleichheit würde mit Abschaffung des Privateigentums verschwinden, da der Grund für Ausbeutung verschwunden sei.
Marxistische Feministinnen sahen Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft als »industrielle Reservearmee«, die man bei Bedarf aktivierte, etwa in Kriegszeiten, und ausschloss, wenn der Bedarf endete. Da ihnen zufolge das Patriarchat und die männliche Dominanz bereits vor Aufkommen des Privateigentums und der Klassengesellschaft existiert hatten, betrachteten marxistische Feministinnen Kapitalismus und Patriarchat als doppeltes Unterdrückungssystem der Frau.
Karl Marx (links) und Friedrich Engels (rechts) begegneten sich, als Engels für die Rheinische Zeitung zu schreiben begann, wo Marx Chefredakteur war. Als Marx Deutschland verlassen musste, gingen sie beide nach Belgien und später nach England.