Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore

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hast das falsch verstanden“, meinte Leslie Harper gequält. „Ich wollte es diesen Kerlen zeigen, sicher, aber doch nicht so! Ich wollte vor allem gerissener sein als sie – nicht unbedingt brutaler!“

      „Wenn du nicht brutaler als sie sein kannst, hast du verloren, dann haben wir alle verloren, das muss dir doch klar sein“, meinte Joyce Finch.

      Bount löste sich von der Wand. Er machte einen Schritt nach vorn. Joyce Finch riss die Waffe hoch, ihr Finger erreichte den Druckpunkt des Abzugs, sie zielte geradewegs auf Bounts Herz. „Stehenbleiben!“, sagte sie scharf. „Noch eine Bewegung und ich ziehe durch!“

      Bount stoppte. Er sah, dass die junge Frau es ernst meinte. Leslie Harper erhob sich. Sie streckte die Hand nach der Waffe aus.

      „Gib sie mir, bitte!“

      „Willst du ihn umlegen?“

      „Ich will, dass wir mit diesem Unsinn Schluss machen“, sagte Leslie Harper.

      „Das ist Verrat, wir können nicht mehr zurück“, meinte Joyce Finch. „Für uns gibt es nur eines: die Flucht nach vorn.“

      „Gib mir die Pistole, los!“

      „Seien Sie vorsichtig“, warnte Bount. Er spürte, dass Leslie Harper sich in tödlicher Gefahr befand und nicht bereit war, sich ihr zu entziehen. Alles in ihm drängte danach, das Ganze in den Griff zu bekommen, aber Joyces Finger am Druckpunkt und die beherrschte, eisige Kälte in ihrem Wesen ließen es nicht geraten erscheinen, in diesem Moment etwas zu unternehmen.

      „Wir werden ihm alles erklären“, sagte Leslie Harper. „Er kann, er wird uns helfen.“

      „Du hast gehört, was er sagte!“

      „Ich nehme das nicht ernst“, meinte Leslie Harper.

      „Du bist eine Närrin. Dich muss man vor vollendete Tatsachen stellen“, erklärte Joyce Finch. „Ich lege ihn um!“

      Sie zielte. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Bount die Gewissheit zu haben, dass er verloren hatte, dass alles aus und vorbei war, aber dann geschah das Unerwartete und zugleich Entsetzliche: Leslie Harper warf sich der Freundin entgegen, und Joyce Finch drückte ab.

      Leslie Harper brach zusammen wie vom Blitz getroffen.

      Bount schnellte nach vorn. Mit einem Handkantenschlag fegte er der jungen Frau die Pistole aus der Hand. Joyce Finch stieß einen Schrei aus, gemischt aus Wut und Schmerz, sie umklammerte ihr Handgelenk und fiel zurück in den Sessel.

      Bount hob die Waffe auf, schob sie in seine Tasche und beugte sich über Leslie Harper. Sie lebte noch. Er sprang zum Telefon, wählte die Telefonnummer und sagte: „Sofort eine Ambulanz mit Arzt zum Hause Battery Park 11.“ Er ließ sich die Adresse bestätigen, dann legte er auf.

      13

      Bount Reiniger verstand noch immer nicht alles, was geschehen war, aber er fing an, die Hintergründe der Ereignisse zu begreifen.

      Battery Park, seine Vornehmheit, sein Reichtum und die Zwänge seiner Umgebung hatten drei junge Frauen zu Kriminellen werden lassen. Sie hatten die luxuriöse Öde ihres Daseins mit explosiver Spannung anfüllen und ihre Langeweile mit der eher absurden als originellen Idee töten wollen, ein von Frauen geleitetes Syndikat zu gründen.

      Es schien, als habe Joyce Finch seine Gedanken erraten. Sie starrte immer noch ins Leere, als sie leise sagte: „Was wissen Sie denn von uns? Was wissen Sie von den Demütigungen, die wir ständig hinnehmen müssen? Es gibt Leute, die uns beneiden. Die Goldpuppen vom Battery Park! Ich sage Ihnen, wie es wirklich ist. Man hält uns wie Vögel im Käfig, auch wenn es so scheint, als hätten wir alle Freiheiten. Unsere Männer lieben das Geld, den Erfolg, ihren Beruf. Uns lieben sie nicht. Wir sind für sie nur Aushängeschilder, ein Stück Repräsentation. Sie geben an mit uns, aber in Wahrheit halten sie uns für dumm und untüchtig, für Menschen zweiter Klasse. Ist es da ein Wunder, dass sich in uns Sprengstoff ansammelte – der Wille, es den Männern zu zeigen, der ganzen, verdammten Welt, die ein solches Männerregime zulässt?“

      „Für Mord gibt es keine Entschuldigung“, sagte Bount und kniete sich neben Leslie Harper auf den Boden.

      „Wer hat Jessica Thorpe auf dem Gewissen?“, fragte Bount. Er drehte die Verletzte behutsam auf die Seite. Leslie Harper stöhnte. Sie hielt die Augen geschlossen. Die Kugel war knapp eine Handbreit unterhalb der rechten Schulter in den Körper eingedrungen. Die Wunde blutete nur mäßig, es bestand keine Lebensgefahr.

      Joyce Finch antwortete nicht. Sie kaute auf der Unterlippe herum und war sichtlich bemüht, eine schwierige Entscheidung zu treffen.

      Bount richtete sich auf. „Jessica war eine von Ihnen, nicht wahr? Genau wie Leslie. Gibt es noch andere?“ Er wartete keine Antwort ab, ließ sich in einen Sessel fallen und meinte: „Eine von Ihrer Gruppe war mit Bill Correggio liiert. Seine Geliebte bekam nicht nur Einblick in das Syndikatsgeschäft, sie bekam auch Lust, es besser zu machen – ohne Correggio. Natürlich brauchte sie Hilfe, professionelle Unterstützung. Deshalb machte sie sich an Correggios vitale Sekretäre heran. Die zogen mit und legten ihren Boss um, weil sie meinten, mit den Krallenengeln vom Battery Park besser zurechtzukommen. Ich wurde in das Ganze nur hineingezogen, weil man einen Sündenbock brauchte, einen ‚Mörder', dem man Correggios Tod anhängen konnte.“

      „Sie irren sich.“

      „Ich lasse mich gern belehren.“

      „Keine von uns war Correggios Geliebte“, sagte Joyce Finch. „Wir haben ihn nicht einmal gekannt.“

      Bount hob überrascht die Augenbrauen. Er spürte, dass die junge Frau die Wahrheit sagte, hatte aber keine Ahnung, was noch kommen würde.

      Es geschah nicht sehr häufig, dass seine Kombinationsgabe ihn im Stich ließ, aber diesmal tappte er buchstäblich im Dunkeln, er war ratlos.

      „Jessica hatte ein Verhältnis mit Konstantin Andreous“, sagte Joyce Finch und schenkte sich einen Cognac ein. Anscheinend hatte sie beschlossen, reinen Tisch zu machen. Bount begriff, dass Joyce Finch keineswegs edle Motive leiteten. Sie wollte nicht ihr Gewissen erleichtern, sie wollte ihn zu ihrem Komplizen machen. Sie glaubte, dass sie dieses Ziel nur mit rückhaltloser Offenheit erreichen könne.

      „Andreous?“, murmelte Bount.

      „Ja, Andreous. Ein mächtiger Mann, der jedoch von der Ölkrise hart getroffen wurde und mit seiner Tankerflotte plötzlich ins Minus geriet. Andreous ist kein Mann, der sich sein Geld auf dem Bankenmarkt holt, er weiß um bessere Quellen. Er nimmt seinen Kredit dort auf, wo enorme Schwarzgeldsummen existieren, Gelder also, von denen der Fiskus nichts wissen darf. Bill Correggio

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