Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore страница 28
Bount traf sofort ins Schwarze, aber der Plattnasige zeigte keine Wirkung, allenfalls die, dass er wütend schnaufte und die Wucht seiner Schläge steigerte. Es kam, wie Bount es erwartet hatte. Bevorzugtes Ziel der Schlägerfäuste war die Zone unterhalb der Gürtellinie.
Bount blockte die Attacken seines Gegners ab, so gut es ging und schaffte es binnen weniger Sekunden, aus der Defensive in die Offensive zu gehen. Jetzt war der Plattnasige gezwungen, sich zu verteidigen, sichtlich verblüfft, denn er war es offenbar gewohnt, in einer solchen Situation das Geschehen zu diktieren.
Bount setzte ihm erneut die Rechte auf den Punkt. Der Mann mit der flachen Nase wankte, aber seine Fäuste hörten nicht auf, zu wirbeln. Es schien fast so, als könnte ihn nichts und niemand von den Beinen holen. Seine Treffer blieben brandgefährlich und verloren nur wenig von ihrer Brisanz.
Der Gangster mit dem Menjoubärtchen quälte sich auf die Beine. Er ächzte laut, rieb sich den Magen und lehnte sich gegen die Wand. Bount kämpfte weiter, beinahe verzweifelt. Er hatte gehofft, den Plattnasigen erledigen zu können, ehe dessen Komplize erneut in den Kampf einzugreifen vermochte, aber es sah nicht so aus, als ob diese Rechnung aufgehen würde.
Der Mann mit dem Menjoubärtchen stieß sich von der Wand ab, torkelte zum Schreibtisch, riss die dort befestigte Schwenklampe ab und kam zurück, sichtlich entschlossen, das Stahlgerüst mit dem scharfkantigen Kopf als Schlagwaffe zu benutzen.
Bount landete einen Karateschlag. Der brachte endlich die erwünschte Wirkung. Der Plattnasige fiel um, kam aber gleich wieder auf die Beine. Noch ehe er erneut in den Kampf eingreifen konnte, zischte der Lampenkopf durch die Luft. Bount wich mit einem Sidestep aus und konterte mit einem linken Haken. Der Gangster nahm ihn hin und holte erneut aus.
Obwohl es in dieser Situation keine Zeit für Überlegungen gab, wunderte sich Bount, dass seine Besucher darauf verzichteten, mit wirkungsvolleren Waffen zu operieren. Sie sahen nicht aus wie Männer, die nur ihre Fäuste zu handhaben wussten.
Bount setzte nach, konnte aber nicht vermeiden, dass die Lampe ihn plötzlich am Kopf traf. Es tat höllisch weh.
..Stop!“, sagte der Plattnasige.
Er hielt eine Pistole in der Hand, sie war auf Bount gerichtet. Der holte tief Luft und fragte sich, warum die Gangster erst jetzt von dieser Möglichkeit Gebrauch machten. Offenbar waren sie der Ansicht gewesen, auch ohne Handfeuerwaffen zum Ziel zu kommen, doch diese Meinung hatten sie revidieren müssen.
„Setz dich, Schnüffler“, herrschte der Plattnasige ihn an.
Bount gehorchte. Es war sinnlos, gegen eine tödliche Waffe kämpfen zu wollen, eine Einladung zum Selbstmord. Der Plattnasige grinste. „Das ist schön“, höhnte er. „Wirklich brav! Gib ihm die Massage, Bud. Er hat sie bitter nötig.“
Der Mann mit dem Menjoubärtchen ließ die Lampe aus der Hand fallen und baute sich neben Bount auf. Dann schlug er zu, hart und gezielt. Bount schloss die Augen. Er hatte keine Wahl. Er musste hinnehmen, was der Gangster abfeuerte, und das war nicht wenig.
Der Gangster legte seine ganze Kraft in die Schläge. Es bereitete ihm ein sadistisches Vergnügen, zuzuschlagen, ohne mit Gegenwehr rechnen zu müssen. Bounts Kopf flog hin und her. Es schmeckte Blut und spürte, wie seine Haut riss. Die Schmerzen nahmen zu, er drohte an seinem Zorn fast zu ersticken, aber gleichzeitig dachte er an June und daran, was sie in diesem Moment wohl tun mochte. War sie von den Gangstern gekidnappt worden, oder hatten sie sich damit zufriedengegeben, das Mädchen gefesselt in dem angrenzenden Apartment abzulegen?
Aber möglicherweise war June auch längst zu Hause und wusste nicht, was hier gespielt wurde. Wamm! Vor Bounts Augen tanzten Sterne. Er kämpfte gegen den Hass, den Schmerz und die aufkommende Bewusstlosigkeit, er wollte nicht ohnmächtig werden, selbst wenn diese Entwicklung eine vorübergehende Pause bedeutete, ein Abschiednehmen von Qual, Schmerzen und Demütigung.
Der Mann stoppte. Er rieb sich die weiß und spitz hervorstehenden Knöchel seiner Faust. An einigen klebte Blut. „Du hättest dich nicht wehren sollen, Schnüffler“, sagte er. „Nicht gegen uns. Wir sind ein Team. Hart und unschlagbar. Das weißt du jetzt. Sag, dass du es weißt!“
Bount schwieg.
Der Mann mit dem Menjoubärtchen schlug so hart zu, dass Bounts Ohren zu summen begannen und er Mühe hatte, die nächsten Worte seines Peinigers zu verstehen.
„Wir hätten dein Flittchen mitgehen lassen können, Miss March, aber wir wollen vorerst auf einschneidendere Maßnahmen verzichten. Wir wollen dich nur warnen. Es wird schlimmer, sehr viel schlimmer kommen, wenn du nicht aufhörst, dich um den Fall Thorpe zu kümmern. Mit allem, was so dazu gehört. Verstehen wir uns?“
Bount starrte ins Leere. Er hatte Angst davor, in den Spiegel zu blicken. Vermutlich war sein Kopf auf dem besten Weg, das Aussehen einer Kartoffel anzunehmen. Einer Kartoffel mit Ketchupsoße.
„Du wirst spuren, nicht wahr?“, fragte der Mann mit dem Menjoubärtchen.
„Komm“, sagte der andere und steckte seine Pistole ein. „Der hat begriffen.“
„Wenn nicht, kommen wir wieder, aber dann geht’s weniger harmlos zu“, drohte der Mann mit dem Menjoubärtchen. Er zog ein Taschentuch aus der Hose und wischte das Blut von seinen Knöcheln. Dann gingen die Männer hinaus. Bount stemmte sich hoch. Er musste sich einen Moment an der Stuhllehne festhalten, in seinen Knien bebte ein Gefühl der Schwäche. Er betrat sein Apartment. Dort lag June auf der Couch, gefesselt und geknebelt. Bount band sie los. Der Zorn in ihm wuchs, aber er verlor seinen Charakter. Vorher war er heiß und impulsiv gewesen, jetzt zeigte er sich eher kalt, wie tiefgefroren. Bount wusste, dass er dieses Gefühl konservieren würde, bis sich ein Ventil fand – die Bestrafung der Gangster.
„Mein Gott, Bount“, stieß June hervor. „Diese Bestien! Wie sehen Sie bloß aus? Legen Sie sich hin, ich besorge Watte, Wasser und Jod.“
Er streifte das Jackett ab, bettete sich auf die Couch und ließ sich von Junes sanften, geschickten Händen behandeln.
June tupfte ihm behutsam das Blut ab. Er schloss die Augen und fragte sich, was besser war: die kühlende Wirkung des Wassers oder Junes sanfte, bewegliche Finger. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, er merkte, wie sie langsam anschwoll.
„Was haben diese Gangster von Ihnen gewollt?“, erkundigte sich June.
„Ich soll den Fall Thorpe hinschmeißen. Vermutlich steckt Andreous dahinter. Er hat den Strudel angerührt und muss jetzt vermeiden, von ihm erfasst zu werden.“
Es klopfte an der Tür. June schreckte hoch. Auch Bount schwang die Füße auf den Boden. „Wer ist da?“, rief er.
Die Tür öffnete sich. „Darf ich eintreten?“, fragte der Mann, der sich im Türrahmen zeigte.
Es war James Thorpe.
„Der Zugang stand offen, im Büro brannte Licht, aber nirgendwo war ein Mensch zu sehen“, entschuldigte sich der Besucher. „Ich bin einfach von einem Raum in den anderen gegangen ...“
„Wie Sie sehen können, hatte ich etwas Ärger“, meinte Bount und stand auf. Er gab dem Besucher die Hand. „Lassen Sie uns nach nebenan gehen, bitte.“ Er wandte sich an June. „Vielen