.
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу - страница 30
Der grinste. Latham und Brother hielten ihre Bestecke in den Händen. Selbst wenn sie es gewohnt waren, mit blitzschnellen Reaktionen zu glänzen, konnten sie in dieser Situation nichts anderes tun, als zu passen oder auf einen guten Ausgang zu hoffen. Er, Lenny, behielt die rechte Hand in der Jackentasche. Seine Finger umspannten den kantigen Griff einer 38er Automatic.
Latham fing sich zuerst. Er grinste, wenn auch nicht ohne Mühe. „Hallo, Lenny“, sagte er. „Es überrascht mich nicht, dich hier zu treffen. Willst du dir mal wieder den Wanst vollschlagen?“
„Ich habe schon gegessen“, erwiderte Lenny Burkhart träge. „Nur eine Kleinigkeit. Bills Ende hat mir den Appetit verdorben.“
Er merkte, wie es im Lokal still wurde. Zwei Pärchen erhoben sich hastig und strebten dem Ausgang zu. Sie zahlten am Tresen. Es schien, als hätten die Gäste eine besondere Antenne für das, was bevorstand. Die einen blieben wie gelähmt an ihrem Tisch sitzen, die anderen flüchteten.
Lenny Burkhart kümmerte sich nicht darum. Er wusste, welche Leute dieses Lokal besuchten. Die meisten stammten aus der Nachbarschaft und hatten gelernt, die Mafiagesetze dieser Stadt zu respektieren: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.
„Ja, es ist schrecklich, aber wir wissen ja, wer’s getan hat“, sagte Brother mit seiner heiseren, brüchig wirkenden Stimme. „Er wird bekommen, was er verdient.“
„Schade, dass ich nicht zugegen war“, sagte Burkhart sanft. „Mir wäre das nicht passiert.“
„Du spinnst“, sagte Latham rüde. „Reiniger ist ein Mann, dem sowas nicht zuzutrauen war. Wir konnten nicht ahnen, was passieren würde.“
„Es ist aber passiert“, sagte Burkhart.
„Willst du dich nicht setzen?“, fragte Latham, der immer noch kaute, wenn auch nur sehr langsam, als würgte er an einem Stück zähem, sehnigen Fleisch.
„Ich hab’ nicht viel Zeit, weißt du“, sagte Burkhart und zog die Automatik aus der Tasche. „Ich will nur ein paar dreckige Verräter erledigen und dann schlafen gehen. Ich werde gut schlafen, verlasst euch darauf.“
Dennis Brother und Clark Latham starrten in die Waffenmündung, als sähen sie so etwas zum ersten Male.
Plötzlich warf Brother sein Besteck beiseite. Seine Rechte zuckte ins Innere seines Jacketts, kam aber nicht mehr dazu, den in der Schulterhalfter steckenden Revolver zu berühren.
Lenny Burkhart zog durch.
Er war ein guter Schütze, von dem es hieß, dass er aus der Hüfte ins Schwarze treffen konnte. Er bewies, dass dies stimmte.
Er schoss zuerst auf Brother, dann auf Latham, dann wiederholte er diese Reihenfolge, bis er das Magazin leergefeuert hatte.
Brothers Kopf fiel auf die vor ihm stehende Pizza, sein Blut vermengte sich mit dem Rot der geschmorten Tomaten. Latham kippte zur Seite und wurde nur von dem Tisch daran gehindert, von der gepolsterten Sitzbank zu rutschen.
Burkhart steckte die Pistole ein.
Er ging zum Ausgang, ohne Eile. Ein Kellner wich devot vor ihm zurück.
„Danke“, sagte Burkhart höflich und verließ das Lokal.
15
Sie hatte Lust, sich zu betrinken, aber sie wusste, dass sie sich das nicht leisten konnte. Sie war hundemüde, die Vernehmungen hatten sie ebenso erschöpft wie die Risiken, die plötzlich an allen Ecken und Enden lauerten, aber sie fühlte sich trotzdem auf seltsame Weise unverwundbar. Sie war für die anderen immer noch Joyce Finch, eine Dame der Gesellschaft, eine junge Schönheit mit erstklassiger Adresse, eine Lady vom Battery Park.
Zugegeben, der Captain glaubte ihr kein Wort, das hatte sie gespürt, aber er hatte dem Haftrichter gegenüber eher zurückhaltend taktiert und nicht darauf bestanden, sie einzulochen.
Wer weinte schon um Bruce Copper? Und wer um Jessica?
Eine Ratte war vernichtet worden, das war alles. Natürlich waren Folgeerscheinungen zu erwarten, aber die ließen sich managen, wenn man nur den Nerv hatte, das Geschehen im Griff zu behalten. Und diesen Nerv hatte sie! Jessica war tot, und Leslie hatte versagt, aber sie, Joyce Finch, war entschlossen, einigermaßen ungeschoren aus dem Tohuwabohu herauszubekommen, sie hatte jedenfalls bewiesen, dass sie nichts umwerfen konnte.
Ohne Zweifel war es ein Fehler gewesen, Bount Reiniger mit den Details zu versorgen, die er noch nicht gewusst hatte, aber das war eher ein taktisches Versagen gewesen, entstanden aus der Hoffnung, den Detektiv durch rückhaltlose Offenheit für sich gewinnen zu können.
Zum Glück klang die Geschichte so haarsträubend, dass sie am Ende für Reiniger zum Bumerang werden konnte: Niemand würde ihm glauben, und ein paar fixe Jungens von der Presse würden ihm sicherlich unterstellen, das Ganze nur erfunden zu haben, um sich von einer drohenden Mordanklage befreien zu können.
Reiniger befand sich immer noch in der Defensive. Auch wenn Latham und Brother keine Zeugen waren, auf die die Anklage stolz sein konnte, waren sie juristisch eindeutig ihrem Gegner überlegen.
Es war fast Morgen, als Joyce Finch schlafen ging. Sie nahm vorher den Telefonhörer ab, weil sie keine Lust verspürte, vom Klingeln des Apparates gestört zu werden. Als sie sich hinlegte, musste sie daran denken, welches Gesicht Bruce Copper gezogen hatte, als die Waffe in ihrer Hand ihm den Tod signalisiert hatte. Joyce Finch lächelte, grimmig und zufrieden.
Sie erwachte gegen elf Uhr morgens und hörte, dass das Mädchen im Haus war. Mary besaß einen Schlüssel, sie schlief außerhalb und arbeitete täglich von acht bis sechzehn Uhr. Joyce Finch legte den Hörer auf die Gabel zurück und widmete sich ihrer Toilette, danach bat sie Mary darum, das übliche Frühstück zu servieren.
Joyce Finch las die Zeitungen, die Mary ihr bereitgelegt hatte. Correggios Tod hatte für dicke Schlagzeilen gesorgt, während Jessicas Ende nur mit wenigen Zeilen auf den hinteren Seiten kommentiert wurde. Die große Stadt war mit dem großen Morden vertraut und hatte gelernt, ihre Bedeutung nach dem Wertmesser der Verkäuflichkeit einzuordnen.
Joyce Finch verließ das Haus gegen zwölf Uhr dreißig. Sie ging zu der nahen Tiefgarage, in der sie ihren Lancia abgestellt hatte, dann fuhr sie hinaus nach Hillcrest, wo sie gegen dreizehn Uhr vierzig eintraf.
Sie wusste, dass dies keine Besuchszeit war, aber sie hatte nicht die Absicht, in ihrer jetzigen Lage auf Fragen der Etikette zu achten.
Unterwegs