Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore страница 27
Bount erhob sich. Er ging zum Telefon. Es wurde Zeit, die Polizei zu verständigen. Joyce Finch sprang auf. Sie begriff, was er vorhatte. „Nein, das werden Sie nicht tun, das nicht!“, stieß sie mit scharfer Stimme hervor und ballte die Fäuste.
Bount nahm ungerührt den Hörer ab. „Es wird Zeit, die Mordkommission zu verständigen“, stellte er fest. „Sie werden mich nicht daran hindern.“ Joyce Finch gab einen seltsamen Laut von sich, dann stürzte sie sich auf Bount. Sie entriss ihm den Hörer und versuchte das Kabel aus der Verankerung zu reißen. Bount stieß sie zurück. Die junge Frau ging erneut auf ihn los, buchstäblich zähnefletschend. Sie biss und kratzte, sie trat nach ihm. Bount schüttelte sie ab wie ein lästiges Insekt. Sie fiel zurück in den Sessel, keuchend.
„Ich hasse Sie!“, stieß sie hervor. „Wenn ich die Aussage verweigere – und das werde ich tun! – kommen Sie keinen Schritt weiter.“
„Ich habe die ganze Geschichte gehört und werde sie dort abspulen, wo man sie braucht, bei Captain Rogers, dem Leiter des Morddezernates“, sagte er.
„Dieser Captain ist kein Narr“, meinte Joyce Finch schweratmend. „Er wird sich ein paar Gedanken über Ihre Behauptungen machen und zu dem Schluss kommen, dass Sie sich damit von Correggios Ermordung freikaufen wollen. Ich jedenfalls werde bestreiten, auch nur ein Wort von dieser wilden Story erzählt oder gewusst zu haben.“
Bounts Mundwinkel zuckten schwach. Er hatte es satt, seine Zeit mit nutzlosen Redereien zu vergeuden. Während er die Nummernscheibe drehte, dämmerte ihm, dass es schwer und gefährlich sein würde, Konstantin Andreous als Hauptschuldigen festzunageln. Es war nicht die einzige Aufgabe, die sich ihm und der Polizei stellte, auch Clark Latham und Dennis Brother mussten einer gerechten Bestrafung zugeführt werden.
Die Sache hatte nur einen Haken.
Es gab niemand, der bereit gewesen wäre, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Der Großreeder hatte für sämtliche Tatzeiten ein Alibi, und Bruce Copper, der die Geldübergabe an Jerry Winter beobachtet hatte, war tot. Erschossen von seiner Auftraggeberin Joyce Finch.
Nur Leslie Harper bot Anlass zu schwacher Hoffnung. Sie war von Joyce Finchs Pistolenschuss niedergestreckt worden und nur durch Zufall dem Tode entronnen.
Es lag nahe, zu glauben, dass Leslie Harper aus diesem Geschehen ihre Konsequenzen ziehen und sich auf die Seite des Rechtes stellen würde, aber natürlich existierte auch die Möglichkeit, dass sie es vorziehen würde, jede Aussage zu verweigern.
Ohne Zweifel, Leslie Harper bildete ein Problem für sich. Sie war gefährdet.
Joyce Finch würde vermutlich bemüht sein, die ehemalige Freundin mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Wenn Joyce Finch es schaffte, auf freiem Fuß zu bleiben, würde sie sicherlich versuchen, Leslie Harper endgültig aus dem Verkehr zu ziehen, sie konnte dabei der Unterstützung von Andreous, Latham oder Brother gewiss sein.
Leider sprach vieles dafür, dass man ihr, der Frau eines Prominenten, die Behauptung von der Notwehrsituation abnehmen würde – dies umso mehr, als Bruce Copper sicherlich vorbestraft gewesen war.
Joyce Finch hatte also eine reelle Chance, nach kurzer Verhaftung und Vernehmung gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden. Das bedeutete tödliche Gefahr für Leslie Harper, es gab ihm aber auch Zeit, die notwendigen Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Der Teilnehmer meldete sich. „Captain Rogers, bitte“, sagte Bount.
Bounts Office-Apartment befand sich in einem Wolkenkratzer im Herzen von Manhattan. 7th Avenue 1133, Ecke 54th Street, West. Als er dort eintraf, war es ein Uhr morgens. Er sah. dass hinter den Fenstern seines Büros noch Licht brannte und fragte sich, was June bewogen haben könnte, bis jetzt die Stellung zu halten.
Ihm fiel ein, dass Latham und Brother seinen Revolver aus dem Büro gestohlen hatten. Vermutlich hatten sie, um dieses Ziel zu erreichen, die Tür aufgebrochen, und June war es nicht gelungen, binnen weniger Stunden einen Handwerker zum Erneuern des Schlosses aufzutreiben.
Er parkte den silbergrauen 450 SEL in der Tiefgarage, fuhr mit dem Lift nach oben und verspürte plötzlich einen mordsmäßigen Hunger. Ihm fiel ein, dass die Turbulenz des Tages ihm keine Zeit zum Essen gelassen halte und er nahm sich vor, sein Tiefkühlfach um ein hübsches Steak zu erleichtern.
Er betrat sein Office keineswegs forsch, sondern begutachtete erst einmal das tatsächlich aufgebrochene Schloss, dann schob er mit dem Fuß die Tür zurück. Im Vorzimmer brannte Licht.
„He, June?“, rief er.
Niemand antwortete. Er durchquerte den Raum und öffnete die Tür zu seinem Office. An seinem Schreibtisch saß ein Fremder und stocherte sich mit einer zurechtgebogenen Heftklammer zwischen den tabakbraunen, erneuerungsbedürftigen Zähnen herum. „Na, endlich“, sagte er. „Was hat Sie bloß so lange aufgehalten?“
Bount trat über die Schwelle und bereute im nächsten Moment, diesen spontanen Schritt getan zu haben. Hinter ihm rührte sich etwas. Kein Zweifel, ein zweiter Mann hatte neben der Tür gelauert.
Wo war June?
Bount schaute sich nicht um. Er war unbewaffnet. Joyce Finchs Pistole befand sich inzwischen bei den von der Mordkommission sichergestellten Beweisstücken.
„Wer sind Sie. was tun Sie hier?“, stieß Bount hervor. Der Mann am Schreibtisch stand auf. Er war fast so groß wie Bount und mit den Muskelpaketen eines Proficatchers bepackt. Diese Kraft machte ihn auf dümmliche Weise selbstsicher, er kam spöttisch hinter dem Schreibtisch hervor, leicht geduckt und mit bösartig funkelnden, braunen Augen, die dicht beieinanderstanden und erkennen ließen, dass er keineswegs hergekommen war, um Bounts berufliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Bount warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Auch der zweite Typ machte nicht den Eindruck, als ob man sich mit ihm gütlich einigen könnte. Er war knapp über die 30 und hatte die platte Nase eines Mannes, der stolz darauf ist, als Schlägertyp eingestuft zu werden.
Bount machte einen raschen Schritt zur Seite und kehrte seinen Rücken zur Wand. Die beiden Männer grinsten. Der Plattnasige baute sich vor der Tür auf und schnitt Bount den Fluchtweg ab. aber Bount hatte keineswegs die Absicht, vor den Männern zu türmen.
„Wir sind Ihre Freunde, Meister“, sagte der Mann, der den Schreibtisch verlassen hatte. Er war ebenfalls um die 30 und hatte ein schmales Gesicht mit einem Menjoubärtchen. Seine fadenscheinige Eleganz und die Art, wie er sich bewegte, ließen ihn noch unsympathischer erscheinen als den Mann mit der Schlägernase.
„Das höre ich gern“, sagte Bount und spannte die Muskeln. Er wusste, dass es Ärger geben würde, sogar großen Ärger, und war entschlossen, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Gegen Gangster dieses Schlages empfahl es sich nicht, die Regeln der Fairness zu achten. Hier ging es um Sieg oder Vernichtung, und gewinnen konnte nur derjenige, der schneller, härter und brutaler handelte als der Gegner.
Der Mann blieb stehen, auf wippenden Füßen. „Zur Freundschaft gehört es auch, einprägsame Lektionen zu erteilen – schließlich sind sie das beste Mittel, die beabsichtigte Wirkung zu erzielen“, höhnte der Mann, „es ist wie mit einem Vater, der den Sohn schlägt – gewissermaßen aus Liebe“, fügte er hinzu.
„Mir kommen gleich die