Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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sagte Li.

      „Eigentlich dachte ich immer, Frauen sind für andere Dinge geschaffen, als Lumpen zu einem Brei zu zerstampfen und daraus Blätter zum Schreiben zu machen!“ Er lachte auf abstoßende Weise. „Aber es soll mir gleichgültig sein! Deine Arbeit ist gut und man wird daraus viel Silber herausschlagen können! Und nun beeilt euch! Ich will das Tageslicht für die Reise nutzen!“

      ––––––––

      Die wenigen Habseligkeiten waren schnell zusammengepackt. Sie verabschiedeten sich kurz von Meister Mohammed. Gao ging es nicht gut. Sein Husten hörte sich immer noch schlimm an, allerdings waren seine Augen nicht mehr so glasig wie es in den letzten Tagen der Fall gewesen war.

      „Es soll euer Schaden nicht sein, mit mir zu kommen!“, meinte Firuz etwas später, als sie die Straße entlang gingen, an der die Werkstatt lag.

      Eine Karawane von siebzig Kamelen gehörte Firuz, dazu noch ein Dutzend Pferde und ein paar Esel. Der ganze Zug wartete im Innenhof einer Herberge, die sich nur ein paar Straßen weiter befand. Bewaffnete Männer gehörten ebenso dazu wie Frauen und Kinder. Offenbar reiste er mit seiner gesamten Sippe durch die Lande. Die Kamele waren voll beladen mit begehrten Handelswaren, wie sie auf den Basaren von Samarkand den Besitzer wechselten. Ballen aus Seide waren darunter, aber Li bemerkte auch den Geruch von Seife.

      Aber anders als es bei den Nomaden üblich war, wurden die Kamele nicht nur als Lasttiere benutzt, sondern auch zum reiten. Es gab in dieser Karawane niemanden, der zu Fuß gehen musste. Offenbar war es Firuz wichtig, eine höhere Geschwindigkeit erreichen zu können. Auch Li wurde auf eines der ihrem Empfinden nach riesigen Tiere gesetzt, das sich dazu niederbeugte. Ein einziger Befehl reichte dazu aus, aber die Zügel überließ man ihr ohnehin nicht. Die wurden am voranlaufenden Tier festgemacht. Bei dem schaukelnden Gang glaubte Li im ersten Moment, dass ihr übel werden müsste. Aber sie konnte sich beherrschen.

      Dann ging es mitten durch die Stadt zum Haupttor. Die Wächter ließen sie passieren und es dauerte nicht lange, da waren die Türme und Kuppeln von Samarkand bereits sehr fern. Der Wind wehte den Ruf des Muezzins zu ihnen herüber. Firuz war allerdings offenbar kein so frommer Muslim, dass er deswegen die Karawane angehalten und den Weg um des Gebetes unterbrochen hätte.

      Er ritt auf einem gescheckten Pferd an der Spitze der Karawane. Manchmal ließ er sich zurückfallen, um bei den Kamelen nach dem Rechten zu sehen, die in einer langen Reihe geführt wurden. Hin und wieder gab es auch Schwierigkeiten mit einem der törichten Esel.

      Am Abend wurden mit wenigen Handgriffen Zelte aufgestellt und Feuer entzündet. Es gab warme Decken aus Kamelhaar, mit denen man sich einrollen konnte. Ein Zelt war für Frauen bestimmt und Li wurde angewiesen, dort zu nächtigen, während Gao und Meister Wang in einem der Männer-Zelte schliefen.

      „Wir sollten froh sein, dass man uns nicht einfach auf der Erde schlafen lässt, wie es bei den Uiguren der Fall war!“, raunte Meister Wang seiner Tochter zu. Er hielt sich den Rücken. Der lange Ritt auf dem Kamel schien ihm ziemlich zugesetzt zu haben. „Wir wollen nicht klagen, sondern hoffen, dass uns auch dieser Weg an ein gutes Ende führt!“

      Noch fiel es Li schwer daran zu glauben. Aber sie nahm sich vor, ihren Vater für sich als ein Vorbild an Gelassenheit zu nehmen. Ihn schien wirklich nichts aus der Ruhe bringen zu können – was für ein wechselvolles Schicksal ihnen auch zugemutet werden mochte.

      Gao hustete und rang nach Luft. Er lief dabei rot an.

      „Gao!“, stieß Li hervor, aber er war nicht in der Lage, ihr zu antworten. Meister Wang kümmerte sich um seinen Lehrling, aber es gab wenig, was er für ihn tun konnte. Im Reich der Mitte – und selbst in Xi Xia – hätte es im Umkreis von ein oder zwei Tagesreisen einen Arzt gegeben, der in der Lage gewesen wäre, durch Betrachten von Hand und Augen eine sehr sichere Diagnose zu stellen und eine wirksame Medizin zu mischen. Die Ärzte der Muslime hatten andere Methoden, von denen Li nicht wusste, ob sie wirklich auf dem Wissen um den menschlichen Körper oder mehr auf Aberglauben gründeten. Und so berühmt einzelne Ärzte wie Ibn Sina auch über die Grenzen ihrer Heimat hinaus sein mochten, war es wohl nur in höchster Not ratsam, sich in ihre Obhut zu begeben.

      ––––––––

      Die Frauen im Zelt sahen Li misstrauisch an. Sie waren unterschiedlichen Alters und Li war noch nicht ganz klar, in welchem Verhältnis sie jeweils zu den Männern der Karawane standen. Zwei von ihnen hatten kleine Kinder auf dem Arm. Außerdem war da noch ein Mädchen von ungefähr zehn Jahren. Ein Junge, der etwas älter war, schlief bei den Männern.

      Den ganzen Weg über hatten sie laut untereinander geredet und sich von einem Kamel zum anderen etwas zugerufen, von dem Li vieles nicht verstanden hatte. Und bevor Li ins Zelt gekommen war, hatte sie ebenfalls lautes Stimmengewirr und schrilles Lachen hören können. Jetzt schwiegen sie und es war ihr klar, dass das nur an ihr lag.

      „Mein Name ist Li“, erklärte sie.

      „Ich hoffe, du schnarchst nicht“, sagte eine Frau. Sie hatte ihr Kopftuch zurückgeschlagen. Das Haar war kastanienfarben, die Augen sehr dunkel und ihr Blick drückte Stolz und Willensstärke aus. Ihr Blick wirkte falkenhaft. „Mein Name ist Fadia. Weißt du, was das bedeutet?“

      „Ich nehme an, es ist ein Wort aus der Sprache des Propheten. Ich habe mich bemüht, einige Worte davon zu lernen, aber dieses kenne ich nicht.“

      „Es bedeutet die Ritterin. Und das heißt, dass ich mir nichts gefallen lasse und um das kämpfe, was mir gehört.“

      „Ich habe nicht vor dir etwas wegzunehmen, Fadia!“

      „Dann hör auf die Sinne meines Mannes Firuz zu verwirren! Ich habe Augen im Kopf und genau gesehen, was sich ankündigt! Ein falscher Blick und ich werde dich so schlimm schlagen, dass es du es nie vergessen wirst, gelbe Frau!“

      „Fadia...“

      „Es reicht völlig, wenn du mich Herrin nennst!“

      Verwechselte Fadia da nicht etwas? Schließlich war es ihr Mann Firuz gewesen, der Li immer wieder auf eine Weise angesehen hatte, die der Papiermacherin die Schamesröte ins Gesicht getrieben hatte. Sie war sich wirklich keiner Schuld bewusst, schließlich war es nun wirklich alles andere als ihre Absicht gewesen, diesen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Ganz im Gegenteil! Allein die Vorstellung, dass er in ihre Nähe trat, verursachte ihr Übelkeit. Aber Fadia dies zu sagen schien wenig Sinn zu haben.

      „Sei nicht zu streng zu ihr“, meinte eine Frau, die etwa jünger wirkte. Ihre Züge waren weicher, ihr Haar fast so schwarz wie das von Li. Und während der Klang von Fadias Stimme an das Klirren von Schwertern erinnerte und sehr durchdringend und scharf war, klang jene der Jüngeren sehr viel weicher und zurückhaltender. „Ich bin Jarmila“, sagte sie. „Firuz' andere Frau.“

      „Sie kann dir sagen, wie hart ich schlagen kann!“, setzte nun Fadia noch hinzu. „Also sei gewarnt, gelbe Frau!“

      Fadia hatte so laut und durchdringend gesprochen, dass eines der Kleinkinder

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