Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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      Als Li zur Werkstatt zurückkehrte und ihrem Vater von dem Gespräch am Hof berichtete, schüttelte Meister Wang nur den Kopf. „All das, was der Prinz möchte, ist gewiss mit viel Aufwand machbar. Aber es wundert mich sehr, dass er die Zeit und offenbar auch das nötige Silber hat, um sich um solche Dinge zu kümmern!“

      „Nun sein Bruder scheint ein ebenso gelehrsamer Mann zu sein wie er selbst“, gab Li zu bedenken. „Das ist in dieser Familie offenbar tief verwurzelt.“

      „Um so schlimmer!“, meine Meister Wang. „Wenn ihm seine Pflichten als Statthalter lästig sind, dann sollte er sie jemand anderem überlassen und sich ganz der Gelehrsamkeit widmen – oder mit aller Kraft seinem Emir dienen!“

      „Aber für uns kann es doch nur gut sein, unter einer Herrschaft zu leben, unter der Bücher und Papier in jeder Form einen so hohen Rang haben.“

      „Jeder Vorteil kann sich jederzeit in sein Gegenteil verkehren, Li“, murmelte Meister Wang besorgt.

      ––––––––

      Tage vergingen, ohne dass Prinz Ismail noch einmal von sich hören ließ. Allerdings wurde jetzt merklich weniger Papier hergestellt – und zwar nicht nur in der Werkstatt von Meister Mohammed. Li bemerkte auch, dass die Papiermacher der anderen Werkstätten jetzt häufig in Gruppen auf den Straßen standen und sich unterhielten. Die Stimmung war gereizt. Sich zu diesen Gruppen von Männern zu gesellen, wäre für Li unschicklich gewesen, aber einiges konnte sie aus den Gesprächen doch aufschnappen. Danach schien der Hof des Statthalters im Augenblick nicht einmal Geld zu haben, um die Lieferanten für Gewürze und Brot zu bezahlen. Ein anderer hatte gehört, dass es bereits Unruhe unter der Stadtwache gäbe, weil deren Verpflegung schlechter geworden sei.

      Prinz Abu Nasr Mansur und sein Gefolge zogen schließlich nach mehreren Wochen aus der Stadt. Es gingen Gerüchte um, dass am Abend zuvor ein Bote des Emirs eingetroffen sei, der eine dringende Nachricht überbracht habe.

      Sie war auf jeden Fall dringend genug gewesen, dass der Bruder des Stadthalters unverzüglich aufbrach.

      Der Winter kam in diesem Jahr sehr früh und versprach ausgesprochen hart zu werden. Die Nächte wurden eisig und Li fror selbst dann, wenn sie all ihre Kleidung übereinander zog, dazu noch ein paar der Lumpen anlegte, die eigentlich hätten zerstampft werden müssen und sich in ihre Decke einrollte.

      Selbst auf ihrem Weg aus Xi Xia war ihr nie so kalt gewesen. Gao bekam einen Husten, der jeden Tag schlimmer wurde und ihm die Kraft nahm. Aber das Brennholz für den Ofen war knapp geworden und so brannte das Feuer nicht die ganze Nacht hindurch. Und in der jetzt sehr kalten und zugigen Werkstatt konnte man nicht erwarten, dass sich an Gaos Zustand irgendetwas zum Besseren wandte.

      Der Plan einer großen Sternkarte schien von Prinz Ismail nicht mehr verfolgt zu werden. Stattdessen plagten ihn wohl ganz andere Sorgen. In einer dieser eiskalten Nächte wachte Li auf, weil von draußen Lärm zu hören war. Schreie gellten durch die Gassen. Pferde preschten daher und das Geklirr von Waffen war zu hören.

      Meister Wang war ebenfalls erwacht, während Gao wohl auf Grund seines Hustens noch gar nicht richtig geschlafen hatte.

      Am nächsten Morgen lagen entsetzlich zugerichtete Leichen in den Straßen. Es waren allesamt Angehörige der Stadtwache und Meister Mohammed glaubte zu wissen, dass sie und ihr Kommandant einen Aufstand gegen den Statthalter angezettelt hatten.

      Die Leichen wurden mehrere Tage liegen gelassen und nicht einmal die zahlreichen Diebe der Stadt hätten es gewagt, ihnen die Waffen oder Kleidungsstücke wegzunehmen. Immer wieder ritten Krieger des Statthalters durch die Straßen, um zu zeigen, dass jeder Widerstand sinnlos war. Hungrige Ratten hatten die Toten bereits angefressen, als man sie schließlich doch davonschleifte.

      Kaum jemand wagte sich überhaupt auf die Straßen. Und in den Häusern und Werkstätten der Papiermacher herrschte zum ersten Mal, seit Li in Samarkand lebte, bei Tageslicht Stille, ohne dass ein Feiertag gewesen wäre, dessen Einhaltung zur Untätigkeit geführt hätte.

      „Man scheint unsere Dienste im Moment nicht zu benötigen“, meinte Meister Wang dazu.

      ––––––––

      An einem besonders kalten Morgen klopfte es in aller Frühe an der Tür. Bewaffnete Männer standen vor der Tür, als Meister Mohammed ihnen öffnete.

      Ihr Anführer war ein korpulenter, gut genährter Mann mit einem mondrunden Gesicht. An seinem Gürtel trug er einen Lederbeutel, wie man es häufig bei den Händlern auf den Basaren sehen konnte. Er selbst war nur mit einem etwas längeren Dolch bewaffnet, wie Li sehen konnte, als er sich seinen Umhang enger um die Schultern zog. Die Männer in seinem Gefolge aber trugen Schwerter.

      „Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?“, fragte Meister Mohammed blinzelnd und verschlafen.

      „Man nennt mich Firuz und ich bin hier, um drei Papiermacher aus dem Reich der Mitte abzuholen“, erklärte er in einem geschliffenen Persisch, dessen Betonung und Aussprache sich jedoch in mancher Hinsicht von der in Samarkand gesprochenen Sprache deutlich unterschied. Er schien von weit her zu kommen, so war zu vermuten. „Es handelt sich um einen älteren Meister, seinen Lehrling und eine junge Frau, die das Geheimnis des Wasserzeichens kennt. Sie sollen ihre Sachen packen und mit uns kommen.“

      „Was hat das zu bedeuten?“, stieß Li hervor, die sich inzwischen von ihrem Lager erhoben hatte.

      Firuz sah zu ihr hinüber und musterte sie von oben bis unten. Auch wenn sie jetzt auf Grund der Kälte mehrere Schichten Lumpen übereinander trug und sie darauf geachtet hatte, ihr Haar schicklich zu verbergen, so war doch schon auf Grund ihrer hellen, klaren Stimme sofort zu erkennen, dass sie eine Frau war.

      In den Augen des fremden Händlers stand ein Gesichtsausdruck, der ihr nicht behagte. Die Art und Weise, wie er sie ansah, geziemte sich nicht, und dabei machte es auch keinen Unterschied, ob an sich unter Muslimen, Christen oder Manichäern befand.

      Firuz nahm ein Dokument hervor, dass hinter einem Gürtel steckte und entrollte es. „Ich habe Euren Schuldbetrag ausgelöst! Man könnte auch sagen, der Statthalter hat euch an mich verkauft!“ Firuz lächelte breit und auf ein Art und Weise, die Li gleich eine tiefe Abneigung empfinden ließ. Er ging durch den Raum und sah sich um. Gao musste husten.

      „Wohin werdet Ihr uns bringen?“, fragte Meister Wang an Firuz gerichtet.

      Dieser machte eine wegwerfende Geste und befühlte das aufgeschichtete Papier. „Seid nur froh, dass ihr von hier fortkommt! Es scheint nicht zum besten um Samarkand und die anderen Städte von Mawarannahr bestellt zu sein... Der Statthalter braucht dringend Einnahmen, und der Emir versucht eine große Armee aufzustellen, bevor es wieder wärmer wird!Denn wenn der Frühling kommt, wird es Krieg geben, dessen kann man gewiss sein!“ Er betastete eines der unteren Blätter, zog es aus dem Stapel und rieb seinen Daumen darüber. „Gute Qualität...“, lobte er. „So etwas findet man in Bagdad selten...“ Er drehte sich um und sah noch einmal Li an. „Man

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