Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland страница 22
Er fand es ganz selbstverständlich, dass er in Claires Schränken herumwühlte, sich alle Laden vornahm, das unterste zuoberst kehrte. Dabei fiel ihm ein Sparbuch in die Hände, in dem lächerliche zweihundert Dollar eingetragen waren. Rosig schien es Claire also nicht gerade zu gehen. Aber sie wäre viel zu stolz gewesen, dies ihm gegenüber zuzugeben. Er fand eine Telefonkladde mit vielen Nummern und wenigen Namen. Das kam ihm eigenartig vor, doch ehe er sich damit gedanklich eingehender befassen konnte, schellte es an der Tür.
Er öffnete.
Draußen stand ein mickriger Kerl im schwarzen Anzug. Seine Haut war blass. Er hatte tiefliegende, nichtssagende Augen, eine große, schiefe Nase, dünne Lippen und nervöse Hände. Er versuchte einen ungeduldigen Blick in die Wohnung zu werfen, doch Kowalski füllte die Öffnung voll aus. So war der Mickrige gezwungen mit seiner dünnen Fistelstimme zu fragen: „Ist Claire da?“
„Was wollen Sie von ihr?“, fragte Kowalski eisig.
Der Kleine kicherte verlegen und senkte den Blick. Kowalski stellte fest, dass der Bursche nicht minderbemittelt sein konnte. Der schwarze Anzug war Maßarbeit, ebenso die Schuhe. Und an den dünnen Fingern trug der Mann mehrere Ringe, die bestimmt keine Imitationen aus Hongkong oder Taiwan waren. Kowalski forderte den Mann auf, einzutreten. Er sagte ihm, Claire sei nicht zu Hause, und er habe keine Ahnung, wann sie wiederkommen würde.
„Oh“, stöhnte der Kleine enttäuscht. „Das ist aber schade. Ich bin nur für ein paar Stunden in Baltimore, und da Claire gesagt hat, ich könne ruhig vorbeikommen, wenn ich mal in der Stadt sei, dachte ich ... Jammerschade ist das.“
Kowalski erklärte dem Mann, er sei Claires Bruder.
Der Mickrige sah ihn daraufhin mit großen Augen an. „Claire hat nie erwähnt, dass sie einen Bruder hat, und Sie sehen ihr auch nicht im entferntesten ähnlich.“
„Tja, das ist nun mal nicht zu ändern, Mister ...“
„McIntosh. Lester McIntosh.“
„Hören Sie zu, Mr. McIntosh, vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.“
Der Kleine fing schrill zu lachen an. Kowalski kam sich wie ein Idiot vor. Er wurde ärgerlich, und er schnauzte McIntosh an: „Verdammt noch mal, was ist denn daran so komisch?“
„Sie?“, kicherte der Mickrige mit Tränen in den Augen. „Sie wollen mir an Stelle Ihrer Schwester behilflich sein? Also wenn das nicht zum Totlachen ist ...“
Kowalski witterte plötzlich etwas. Der Typ da hatte anscheinend ein paar Dollar zu viel, die er anbringen wollte. Er war nur für kurze Zeit in der Stadt. Er war bei Gott kein Frauentyp. Anscheinend wollte er in dieser Richtung aber doch etwas erleben. Deshalb war er zu Claire gekommen. Um sich für sein Geld ein bisschen falsche Zärtlichkeit zu kaufen.
Dann war Claire ...
Verdammt, wenn es stimmte, was sich Mel Kowalski gerade überlegte, konnte Claire sich auf ein Donnerwetter gefasst machen.
Er wollte sich Gewissheit verschaffen. Ihm fiel ein, dass Claire mit ihm nicht über ihren Job reden wollte. Jetzt war ihm beinahe schon klar, weshalb sie dieses Thema gemieden hatte.
„Mr. McIntosh, ich glaube, ich verstehe Sie nicht“, sagte Mel Kowalski mit rauer Kehle.
Der Kleine rollte mit seinen Augen. „Sagen Sie bloß, Sie wissen nicht, dass Ihre Schwester ein Callgirl ist.“
Kowalski hatte das Gefühl, jemand hätte ihm Eiswasser über den Rücken gegossen. „Sag das noch mal!“, verlangte er.
„Sie ist ein Callgirl, und ich bin nicht zum ersten Mal hier.“
„Dafür aber bestimmt zum letzten Mal!“, fauchte Kowalski wütend. Seine Schwester war eine Hure. Er konnte es kaum fassen. Für ihn gab es auf der ganzen Welt keinen schmutzigeren Job als diesen. Das hatte seine Schwester doch nicht nötig, verdammt noch mal. Was war denn bloß in Claire gefahren? Eine Zornwelle schoss Kowalski in den Kopf. Er holte mit der gesunden Rechten aus und gab McIntosh einen gewaltigen Kinnhaken, der den unvorbereiteten Mann voll traf und gegen die Wand schleuderte.
Lester McIntosh stimmte ein schrilles Geheul an.
Kowalski schlug erneut zu.
Er nagelte den Kerl, den er stellvertretend für alle anderen Männer, die für Geld den Körper seiner Schwester benutzt hatten, hasste, mit nur einer Faust brutal zusammen. McIntosh versuchte zu fliehen, doch Kowalski ließ es nicht zu. Er war noch nicht fertig mit dem Burschen. Er hatte sich an dem Kleinen noch nicht genügend abreagiert.
Erst als der Killer völlig außer Atem war, hielt er schwer keuchend inne.
Mit hartem Griff riss er Lester McIntosh auf die Beine. Er öffnete die Tür und blaffte: „Merk dir‘s gut, du verdammter Lustmolch! Claire ist ab sofort nicht mehr im Geschäft! Hast du verstanden?“
Der Kleine nickte hastig. Sein zuckendes Gesicht war blutverschmiert. „Ja!“, krächzte er, an Kowalskis eiserner Faust herabhängend. „Ja!“
Der Killer setzte ihm den Fuß in den Hintern und beförderte ihn mit einem kraftvollen Tritt aus der Wohnung.
„Lass dich hier nie wieder blicken!“, schrie er dem davonsausenden Mann nach.
„Bestimmt nicht!“, stöhnte der Mickrige. „Ganz bestimmt nicht!“
Und Kowalski knallte mit zornesrotem Gesicht die Tür zu. „Claire!“, zischte er mit verzerrtem Gesicht. „Wenn du nach Hause kommst, kannst du was erleben!“
17
Roberto Tardelli hörte sich in Chicago noch in derselben Nacht und noch mehr am darauffolgenden Tag um. Hartnäckig versuchte er eine Spur von Mel Kowalski zu finden. Doch alle Anstrengungen, die er unternahm, zeitigten vorläufig keinerlei Erfolg. Dadurch ließ sich Roberto aber nicht entmutigen. Es gibt einen Spruch, der besagt, dass Beharrlichkeit alles überwindet, und beharrlich war der CC-Agent weiß Gott.
Am frühen Nachmittag gelang es ihm, einen Kerl aufzutreiben, der Mel Kowalski auf dem Flugplatz gesehen haben wollte. Und zwar nach dem Mord an Fatty Booger und nach der Schießerei auf dem Gelände der Lkw-Werkstatt. Der Mann erinnerte sich daran, dass Kowalski in der rechten Hand eine Reisetasche trug, während er anscheinend darauf achtete, den linken Arm so wenig wie möglich zu bewegen.
Roberto Tardelli besorgte sich umgehend eine Liste von allen Maschinen, die