Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland
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Es gab gut ein Dutzend Richtungen, in die Mel Kowalski geflohen sein konnte. Indianapolis, Harrisburg, Dover, Raleigh, New York ... und noch eine Menge Städtenamen mehr standen auf Roberto Tardellis Liste, aber welcher Name war der richtige?
Das herauszubekommen war für Roberto im Augenblick ein beinahe unlösbares Problem, doch gerade dieser Umstand spornte ihn besonders an.
Er wollte alles tun, was in seiner Macht stand, um diese harte Nuss so bald wie möglich knacken zu können.
18
„Black Friday“ hatte keinen festen Sitz. Sergio Patana liebte es, seine Gegner zu verwirren, und so wechselte er in zumeist kurzen, unregelmäßigen Abständen seinen Aufenthaltsort. Vor sechs Wochen hatte die gefährliche Unterorganisation der Mafia ihren Hauptsitz noch in Texas. Davor war die Gruppe in Ohio gewesen, und zur Zeit hatte Sergio Patana und der harte Kern von „Black Friday“ seine Zelte in New York, auf Long Island, aufgeschlagen.
Das gemietete Grundstück war mehrere Morgen groß, und die Villa war ein hochherrschaftliches Gebäude, in dem man eher einen noblen Adeligen als eine gemeine Verbrecherclique vermutet hätte.
Die Räume waren mit alten, kostbaren Möbeln eingerichtet.
Patana hatte das Ganze von einem Strohmann mieten lassen, und er hatte seinen Männern eingeschärft, dass sie danach trachten sollten, in der Nachbarschaft so wenig wie möglich unangenehm aufzufallen.
Sergio Patana war ein drahtiger, dunkelhaariger Mann mit schwarzen Knopfaugen, vollgepfropft mit Vitalität und Spannkraft. Er entstammte der Gosse von San Francisco und hatte schnell gelernt, dass es auf der Welt nur zwei Möglichkeiten gibt, wenn man nichts ist und nichts hat: entweder treten – oder getreten werden.
Als er neunzehn war, hatte er genug von den Tritten, die er bis dahin bekommen hatte. Er fing an, die ersten Kontakte zur Cosa Nostra zu suchen, bekam alsbald kleine Aufgaben von der Ehrenwerten Gesellschaft übertragen, die natürlich nicht sehr viel Geld einbrachten, doch das störte Patana nicht. Er wusste, dass diese Aufträge mit den Sprossen einer Leiter verglichen werden konnten. Auf ihnen würde er allmählich höher steigen können ...
Mit einundzwanzig war er schon dick im Geschäft, verdiente hervorragend, und hatte bereits gelernt, sich dem Zugriff der Polizei immer rechtzeitig zu entziehen. Er kannte eine Menge Tricks, die es ihm ermöglichten, seine Aufgaben gewissermaßen mit der linken Hand zu erledigen.
Die Commissione erwähnte ihn immer wieder lobend, und so kam es, dass er bald nicht mehr bloß für einen Don, sondern einmal für diesen und dann wieder für jenen die Kastanien aus dem Feuer holte.
Das brachte ihn auf die Idee, mit dem Segen der Ehrenwerten Gesellschaft eine eigene kleine Organisation zu gründen, die allen Mafia-Familien zur Verfügung stehen sollte.
Er kam mit seinem Vorschlag erstaunlich gut an.
Die Familien gaben ihm eine kräftige Finanzspritze, und er baute mit diesem Geld sein eigenes kleines Imperium auf, das heute so gut funktionierte. dass man in Cosa Nostra Kreisen immer wieder voll des Lobes war.
Patanas Erfolg beruhte zum Teil auch auf seiner großen Umsicht und auf seiner noch größeren Vorsicht. Er hatte eine feine Nase für Dinge, die faul waren, und reagierte darauf zumeist schon, wenn andere noch nicht einmal ahnten, was im Busch war.
So auch diesmal.
Er hatte zwei Soldati zu sich beordert, Männer, denen man besser nicht im dunklen begegnete. Kraftstrotzende Typen, deren Geschäft das Morden war. Es waren zwei seelenlose Schlächter, die ein Menschenleben auslöschten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Patana hatte die beiden in letzter Zeit etwas kürzertreten lassen, weil er wollte, dass über all die Dinge, die sie in seinem Auftrag erledigt hatten, erst mal wieder Gras wachsen sollte.
Doch nun erschien es ihm angeraten, sich dieser Männer wieder zu bedienen.
Der eine hieß Alfredo Sevardo, hatte scharfe Luchsaugen und eine wulstige Narbe an der linken Wange.
Der muskulöse Bursche, der neben ihm stand, hieß Bingo Celentano und besaß Zähne, die so kräftig aussahen, dass man meinen konnte, er würde es mühelos schaffen, Drahtseile durchzubeißen.
Patana stand vor einem antiken Schreibtisch. Er hielt den Soldati ein hölzernes Zigarrenkistchen hin und bat sie, sich zu bedienen. Sie waren sich dieser Auszeichnung bewusst und strahlten.
Auch Sergio Patana nahm sich eine Zigarre. Wenig später nebelten sie sich paffend mit blauen Rauchschlieren ein.
„Ich könnte mir vorstellen“, begann Patana das Gespräch, „dass ihr darauf brennt, mal wieder etwas tun zu dürfen.“
Sevardo grinste. „Wer rastet, der rostet, Boss.“
„Die Pause, die wir gemacht haben, war lange genug“, meinte Celentano.
Patana nickte mit einem zufriedenen Lächeln. Die viele Ruhe hatte Sevardo und Celentano tatendurstig gemacht. Wenn er sie von der Leine ließ, würden sie doppelt so gefährlich sein wie früher.
Patana kratzte sich hinter dem Ohr. „Mir macht da ein Mann Kummer.“
„Sie brauchen uns nur seinen Namen sagen, Boss, den Rest erledigen wir“, sagte Sevardo eifrig.
Der Boss von „Black Friday“ nahm die Zigarre aus dem Mund und betrachtete angelegentlich die rote Glutkrone. „Der Name ist Mel Kowalski“. sagte er leise, und er merkte, wie durch die beiden ein Ruck ging. Kowalski war ein Todesbringer von ganz besonderem Format. Bisher war Patana mit dem Mann immer sehr zufrieden gewesen. Hin und wieder hatte Patana Mel Kowalski sogar als leuchtendes Beispiel hingestellt und den Wunsch geäußert, alle seine Männer sollten versuchen, so zu sein wie er.
Wodurch war Kowalski so plötzlich in Ungnade gefallen?
Er hatte eben erst George Burke und Fatty Booger mit einem glatten Handstreich aus dem Verkehr gezogen. Die beiden Morde waren reibungslos über die Bühne gegangen. Patana hatte sich mit äußerst zufrieden klingenden Worten darüber geäußert.
Sergio Patana blickte seine beiden Soldati an und schmunzelte. „Ich sehe, ihr seid sehr erstaunt.“
„Allerdings, Boss“, sagte Sevardo.
Bingo Celentano nickte beipflichtend.
„Kowalski ist ein ausgezeichneter Mann“, sagte Sevardo.
„Das