Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland страница 23
Eine halbe Stunde später saßen sie in Maffets Suite auf einem kleinen brokatbezogenen Sofa und genossen die Dinge, die der junge Mann avisiert hatte. Linda war ein wenig nervös. Wingate erwartete von ihr, dass die Intimitäten sich in dem von ihm gemieteten Zimmer vollzogen. Dort hatten er und sein Fotograf die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Hier ließ sich ein Schäferstündchen nicht belauschen.
Linda fiel ein, dass dieser Umstand seine Vorzüge hatte. Gerade weil sie Kemal anziehend und sehr sympathisch fand, widerstrebte es ihr, ihn in eine Falle zu locken. Noch während sie sich überlegte, wie sie sich verhalten sollte, schloss der junge Mann sie in seine Arme. Er versuchte, sie zu küssen, aber Linda sträubte sich und stand entschlossen auf.
Sie öffnete das Abendtäschchen, warf Kemal das Geld vor die Füße und meinte wütend: „Jetzt weiß ich, weshalb Sie mir das Geld gegeben haben. Ich pfeife darauf! Ich bin nicht reich, aber deshalb bin ich nicht käuflich!“
Sie rauschte aus der Suite wie eine Königin und spürte, dass sie sich einen guten Abgang verschafft hatte. Als es Minuten später an ihrer Zimmertür klopfte, wusste sie, dass Kemal gekommen war, um sich zu entschuldigen. Alles lief nach Plan.
„Ich bin verliebt“, sagte er beim Betreten des Zimmers. „Ich kann es nicht ändern. Das mit dem Geld haben Sie gründlich falsch verstanden, mein Wort darauf.“
Linda lachte. „Ich hätte nicht gleich hochgehen dürfen“, bedauerte sie. „Vielleicht liegt es daran, dass ich so streng erzogen worden bin. Oder auch daran, dass die meisten Männer glauben, ein Modell sei ein Flittchen. Jedenfalls reagiere ich überempfindlich, wenn sich ein Verdacht in dieser Richtung abzeichnet.“
„Ich bin kein Engel“, meinte Kemal, „ich liebe Frauen und mache daraus kein Hehl, aber ich achte auch diejenigen, die leichtlebig sind, die das Amüsement lieben und die nicht gleich entsetzt sind, wenn man ein bisschen forsch auftritt. Ich bin kein Moralist. Ich muss nicht gleich mit jeder schlafen, die ich kennenlerne. Wenn Sie es also vorziehen, nur mit mir zu reden, werde ich mich mit Vergnügen dieser Unterhaltung widmen.“
Er bestellte Champagner. Der Ober brachte ihn. Wenig später tanzten sie. Eine Stunde darauf küssten sie sich. Was danach geschah, lag genau auf der Linie von Linda Dorseys Auftrag.
Nur hatte sie ihn längst vergessen. Sie war ein bisschen betrunken und sehr verliebt. Als Kemal sie verließ, war sie sehr traurig.
Sie döste auf dem Bett ein. Ein Geräusch ließ sie hochfahren. Sie kannte den Mann, der im Zimmer stand. Es war Louis Black.
Louis, der Killer.
16
Linda war mit einem Schlag hellwach. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Ein rascher Blick auf die Uhr zeigte, dass Kemal erst vor einer halben Stunde gegangen war.
„Ist alles okay?“, wollte sie wissen.
Sie war überzeugt davon, dass Blacks Besuch mit der Arbeit des Fotografen zusammenhing. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
„Ja, ich denke schon“, sagte Black.
Er trug Handschuhe und eine Sportkombination. Eine große Sonnenbrille mit fast schwarzen Gläsern ließ ihn besonders drohend aussehen.
„Es war nicht leicht, ihn in dieses Zimmer zu lotsen“, meinte Linda, der aufging, dass sie viel zu rasch redete. Wovor fürchtete sie sich? Sie hatte sich an Wingates Weisungen gehalten. Er konnte mit ihrer Arbeit mehr als zufrieden sein. „Er ist ein Schatz, ganz im Ernst. Ich hoffe, er wird niemals erfahren, welche Rolle ich in dieser Affäre spiele – das wäre mir verdammt peinlich.“
Black bewegte sich auf das Bett zu. Linda bedeckte rasch ihre Blöße. Sie blickte zu Black hoch. Warum nahm er die verdammte Sonnenbrille nicht ab?
„Schon mal den Namen Briggs gehört?“, fragte Black.
„Möglich. Was ist damit?“
„Ich muss wissen, wo er zu finden ist. Er hat mich aufs Kreuz gelegt und weiß einiges, das er nicht wissen darf. Ganz im Ernst, der Kerl hat es fertiggebracht, mich zu überrumpeln und zu fesseln. Es war mein Glück, dass der Boss mich nicht erreichen konnte und Cramer losschickte, um nachsehen zu lassen, weshalb ich mich nicht meldete. Bert hat mich befreit.“
„Ich kenne keinen Briggs.“
„Schade“, sagte Black und zog das Leder der Handschuhe straff, die seine Finger umspannten.
Linda überkam in der Wärme des Bettes ein deutliches Frösteln. Blacks Auftreten und Gesten waren von unheimlichem Charakter. Linda dämmerte, dass er nicht wegen der Fotografiererei gekommen sein konnte; das war ein Job für Spezialisten und fiel nicht in seinen Aufgabenbereich.
„Was ist los, was hast du vor?“, fragte sie und bemühte sich, ein Lächeln zu produzieren. „Kannst du unser kleines nachmittägliches Abenteuer nicht vergessen?“
Sie hatte Black am Nachmittag den Umschlag überbracht, auf Wunsch des Bosses. Black war in Marettis Wohnung zudringlich geworden.
Linda hatte sich nur schwach gewehrt, aus Angst vor ihm. Vielleicht auch deshalb, weil sie meinte, dass es nützlich sein könnte, einen Mann von Blacks Ruf als Freund und Beschützer zu haben.
„Dieser Briggs war in der Nähe, als du die Wohnung verlassen hast“, sagte Black.
„Wie sieht er aus?“
„Typ Italo-Amerikaner. Ziemlich groß. Schlank. Ein Mann, der Puppen auffällt.“
„Bedaure, ich muss passen.“
„Und ich muss dich kaltmachen“, sagte Black.
Linda schluckte. Ihr Erschrecken ging nicht so tief, wie es Blacks Worte eigentlich herausforderten. Er machte Witze. Warum hätte er sie töten sollen? Es gab keinen Grund dafür. Sie hatte getan, was Archie von ihr verlangt hatte – und das in Rekordzeit.
„Lass den Quatsch“, sagte sie. „Um diese Zeit ist mir nicht nach Blödeln zumute.“
„Ich blödle nicht, Mädchen“, sagte der Killer.
Linda starrte ihm in die Augen. Sie fragte sich, warum sie so ruhig blieb.