Bereuen. Dong Xi

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Bereuen - Dong Xi

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Stück herauszufischen, da schrie mein Vater ihn an: „Grünhügel“. Onkel Yu kriegte einen Schock und es kam kein Urin mehr, als litte er plötzlich an einem Blasenverschluss. Ein lange in Vergessenheit geratener Ruf ließ seinen Mund unbewusst hervorstoßen: „Jung...Jungherr.“ Das war eine Anrede aus der alten Zeit. Damals war Onkel Yu noch ein junger Buchhalter in der Firma meines Großvaters. „Grünhügel“ war der Name, den mein Großvater ihm gegeben hatte. Nach der Gründung des Neuen China glaubte er, an Ausstrahlung zu gewinnen, wenn er sich warmherzig gab und änderte seinen Namen in „Wärmespender“. Er band seine kurze Hose zu und näherte sich meinem Vater: „Es ist noch Nacht. Du sitzt immer hier?“ Mein Vater seufzte: „Könnt ihr etwas leiser sein? Kannst du veranlassen, daß Zierapfel nicht so laut ist? Ich war eigentlich entschlossen, ein Leben lang vegetarisch zu essen. Das Geschrei von deiner Frau macht mir aber wieder Appetit auf Fleisch. Man fühlt sich wie in einen heißen Ölkochtopf gefallen. Was für ein Leiden für mich!“

      „Dies miese Geschöpf! Ich hinderte sie am Schreien, aber sie konnte nicht anders. Das nächste Mal lege ich ein Kopfkissen auf ihren Mund.“

      „Da kriegt sie keine Luft mehr. Das ist lebensgefährlich.“

      „Was für ein komisches Haus das ist! Man hat für sich kein Geheimnis mehr. Hätten wir unsere Immobilien nicht spendiert, würden wir gar keinen stören, auch wenn wir so laut wie ein Lautsprecher wären.“

      Sie unterhielten sich kurz und dann ging Onkel Yu. Ungern Abschied nehmend rief mein Vater noch einmal „Grünhügel“. Onkel Yu drehte seinen Kopf: „Ist noch was?“ Mein Vater zögerte einen Augenblick. „Lassen wir das! Du kannst gehen!“ Onkel Yu kam zurück: „Seid ihr knapp bei Kasse? Brauchst du etwas Geld?“ Mein Vater schüttelte den Kopf. „Diese Sache, die traue ich mir noch nicht auszusprechen...“

      „Ist es denn noch schwerer als Geldleihen, um den Mund aufzumachen?“

      „Das ist wie eine Narbe am Körper. Man schämt sich, das zu zeigen. Nach dem Seminar scheint meine Frau Lebensfroh plötzlich im Kopf nur ein blankes Papier zu sein. Sie ist danach so prüde geworden, daß ich mich ihr nicht mehr nähern kann. Es ist zehn Jahre her, daß ich so ein Leben nicht mehr habe, wie du es in der Nacht hast. Ich fürchte, das nicht länger aushalten zu können, falls es so weiter geht...“

      „Eure Zankereien haben wir alles mitbekommen, nur nicht verstanden, warum sie sich so benimmt.“

      „Sie findet das schmutzig. Ihrer Meinung nach soll man als erhabener Mensch darauf verzichten. Sie ist beeinflusst durch ihre Leitung. Ich lebe seit fast zwanzig Jahren mit ihr. Sie hört mir ungern zu, sie hört nur auf ihre verdammte Leitung. Ich weiß nicht, welche Zauberkraft ihre Leitung hat!“

      „Ob man ihr etwas Medizin verschreiben lassen kann?“

      „Alles ausprobiert, alles ohne Wirkung. Mehrmals war ich dabei, Fehler machen. Ich hatte aber Angst, bestraft zu werden. Manchmal habe ich sogar ans Sterben gedacht. Grünhügel, hilf mir bitte!“ „Das ist weder wie Bodenkehren oder Tischwischen, noch wie Wassertragen oder Reiskochen. Wie kann ich dir helfen?“

      Mein Vater kniete sich blitzartig vor Onkel Yu: „Grünhügel, ich bitte dich! Nur du kannst mir helfen!“ Onkel Yu schien etwas verstanden zu haben. Seine Stimme begann zu zittern. „Lang-wind, wie kannst du sowas denken! Auch der Bruder von derselben Mutter könnte dabei nicht helfen!“

      „Nur einmal, erweis mir und Zierapfel eine Gnade! Ich werde im nächsten Leben vier Räder haben, um mich zu revanchieren.“

      Onkel Yu drehte sich um, ging fest entschlossen weg. Die Kieselsteine unter seinen Füßen flogen auf. Mein Vater kniete starr wie ein Stück Eisen lange da.

      Einige Tage später überreichte Onkel Yu meinem Vater ein Papierpäckchen: „Ich habe jemand aufgetragen, einen alten Arzt für Chinesische Medizin in der Drei-Verbindungen-Straße aufzusuchen, um dir diese Medizin verschreiben zu lassen. Man nimmt das zweimal im Monat. Es ist garantiert, daß du nicht weiter dumme Gedanken hast.“ Mein Vater steckte die Nase ins Päckchen, roch ein paar Mal darin und schleuderte es blitzschnell zum Fenster hinaus. Das Päckchen ging kaputt und die Heilkräuter verstreuten sich auf dem Boden. Onkel Yu bückte sich, um sie aufzunehmen.

      „Wärmespender, oh, Wärmespender, es ist OK, daß du mir nicht helfen willst! Aber warum musst du noch zusätzlich meinen Körper ruinieren?“

      „Denke doch nicht falsch! Ich habe befürchtet, daß du da Nacht für Nacht so sitzt und dabei krank werden musst.“

      „Danke für deine gute Absicht. Ich bereue sehr, dir so viel erzählt zu haben.“

      „All andere Hilfe kann ich dir geben, nur diese schaffe ich wirklich nicht. Diese Sorgen kann man echt nicht runterschlucken!“

      „Nicht alle haben kein Herz wie du. Nicht alle sind undankbar wie du. Wie vielen Menschen hat unsere Familie Zeng in der Vergangenheit geholfen? Auch kein Bettler ging mit leeren Händen von uns weg. Ich glaube nicht, daß es in der Umgebung keinen Menschen gibt, der nicht ein weiches Herz hat.“

      Einige Zeit war vergangen, als sich eine Röte im Gesicht meines Vaters zeigte, die man aber nicht als gesunde Farbe bezeichnen konnte. Sein Schnarchen wurde immer lauter und dauerte immer länger, konnte sogar von Beginn der Nacht bis zur Morgendämmerung währen. Nach Mitternacht musste er nicht mehr das Bett verlassen. Beim Gemüseputzen und Kochen wollte seine Zunge nicht nur den Geschmack probieren, auch aus dem Mund entsprangen ihm ein paar südländische Volksweisen. Er hatte die Chinesische Medizin nicht genommen. Wie konnte er sich so einfach in einen anderen Menschen verwandelt haben?

      Die gute Gesichtsfarbe meines Vaters hätte lange bestehen können, hätte ich mich vielleicht nicht zum Sperlingfang entschieden. Aber der Sperling schien mich zu necken, genau wie eine augenblinzelnde Frau. Sollst du sie nicht als die zu Jagende betrachten, wird es heißen, daß du machtlos bist. Damals war ich unfähig, richtig zu denken. Nach dem vergangenen Vorfall glaube ich jetzt, daß das ein weiblicher Sperling gewesen sein musste, denn sonst wäre das unerklärliche Verhalten nicht wie das eines liederlichen Frauenzimmers gewesen. Ich verdächtige den Vogel sogar, durch Tausendjahr entsandt worden zu sein. Er flog vom Hausdach herunter und landete innerhalb eines Meters vor mir. Die Federn schüttelnd zwitscherte er „jiji-zhazha.“ Mit sachten Schritten ging ich auf ihn zu und streckte meinen Arm aus, um ihn zu fangen, aber er sprang einige Schritte nach vorn. Ich versuchte es noch einmal und er sprang wieder nach vorn. Jedes Mal sprang er nicht sehr weit, nach wie vor in der Reichweite meines Armes, als hätte er einen Mathematiker zu Rat gezogen, um die Distanz präzis auszurechnen. Einmal berührten meine Finger bereits seine Federn. Er war nicht verängstigt und sprang wieder einen kleinen Schritt, als ob er auf mich hätte warten wollen. Ich hielt inne, atmete ein paar Mal tief ein. Dann, den Atmen anhaltend, warf ich mich auf ihn. Meine Nase berührte die Erde; das tat weh. Er flog unter meiner Hand davon, landete auf dem Dachvorsprung und zwitscherte laut. Ich hob einen Stein und warf nach ihm. Er machte einen Sprung und kroch in ein Nest unterm Dach. Der Holzsäule entlang kletterte ich nach oben. Ohne Schwierigkeiten war ich am Dachrand angekommen. Ich steckte meine Hand ins Nest. Zwei Sperlinge flogen aufgescheucht aus ihrem Nest heraus und ich wurde dadurch sehr erschreckt. Ein Dachziegel brach ab. Ich habe erzählt, daß wir zwischen den drei Familien lediglich einfache Trennwände hatten und jeder Haushalt das einzige Dach des Lagers gemeinsam überm Kopf hatte. Die Sperlinge waren weggeflogen. Ich war hoch wie im Himmel und schaute durch die Ziegelspalten ins Haus hinunter. Die Abdeckung der Moskitonetze, die Schränke und die tönerne Wassertonne der Familie Yu, alles sprang mir auf einen Blick ins Auge. Onkel Zhao rauchte Pfeife im Wohnzimmer. Ein Kreis weißen Rauches umwickelte wie zartes Gewebe seine Haare. Im Schlafzimmer der Familie Zhao lag mein Vater zu meiner Überraschung

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