Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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über die Bücher (bzw. „das“ Buch) des Mose zugänglich ist. Erkennbar wird das vor allem an den (durchaus zahlreichen) Stellen, an denen (lobend und anerkennend) konstatiert wird, dass ein beschriebenes Handeln dem entspricht, was im „Buch der Tora des Mose“ geschrieben ist (vgl. z.B. Jos 8,31; 2 Kön 14,6; 2 Chr 25,4; Esr 6,18; vgl. auch 1 Kön 2,3; 1 Chr 16,40; 2 Chr 23,18; 25,16; 31,3; Esr 3,2; Neh 8,14; 10,35.37; Dan 9,11). Das Handeln nach den Weisungen des Mose aber setzt das Studium des Buches voraus, wie exemplarisch in der Beauftragung des Josua (Jos 1,1–9) deutlich wird. Josua erhält nach dem Tod des Mose den Befehl, das Land in Besitz zu nehmen und an die Stämme zu verteilen (Jos 1,2–6). Damit verbunden ist der Auftrag, die Weisung des Mose zu bewahren und ihr gemäß zu handeln (Jos 1,7). In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich das „Torabuch des Mose“ – gemeint ist offensichtlich die in Dtn 31 hergestellte Schriftrolle – angesprochen (Jos 1,8) und als ein Text hervorgehoben, der studiert und kontempliert werden soll. Von besonderer Bedeutung dabei ist, dass selbst Josua, der immerhin noch Augen- und Ohrenzeuge der Verkündigung des Mose ist, nach dessen Tod ausdrücklich auf das Studium des Buches verwiesen wird, das allein die mosaische Verkündigung auf Dauer bewahrt. In seiner Abschiedsrede (Jos 23) legt Josua dem gesamten Volk die Lektüre des „ Torabuches des Mose“ (vgl. Jos 23,6) ans Herz und gibt damit den in Jos 1,8 ausschließlich an ihn selbst ergangenen Auftrag an ganz Israel weiter.

      Ihre weitere Entfaltung erfährt diese Sinnlinie vor allem in den Psalmen (vgl. Ps 1; 40,7–11; 119), wenngleich sie für den kanonischen Leser bereits vor Jos 1,1–9 – also noch innerhalb der Tora – einsetzt. So verpflichtet das Königsgesetz des Deuteronomiums (Dtn 17,14–20) den König dazu, beständig die Tora zu studieren und ihre Weisungen zur Leitlinie seiner Amtsführung zu machen (Dtn 17,19). Zu diesem Zweck soll er sich eine „private“ Abschrift des „Torabuches“ anfertigen lassen, die er stets mit sich führen soll.

      Neben das Studium und die Meditation des Torabuches tritt dessen liturgischer Gebrauch. Seine Grundlegung erfolgt in der Anweisung von Dtn 31,9–13. Ihr zufolge ist das Buch des Mose in regelmäßigen Abständen öffentlich zu verlesen und auszulegen. Erstmals und paradigmatisch geschieht dies in Jos 8,30–35 (vgl. die Nennung des Torabuches in Jos 8,34). Darüber hinaus aber finden sich im AT noch zwei weitere Begebenheiten, bei denen „die Tora“ bzw. „das Torabuch“ öffentlich und – zumindest der Idee nach – vor ganz Israel zum Vortrag kommt. So ist in 2 Kön 22,8 davon die Rede, dass bei Instandsetzungsarbeiten am → Tempel „das Torabuch“ – für den biblischen Erzähler ist es offensichtlich kein anderes als das Buch des Mose aus Dtn 31 – (wieder?)aufgefunden wird. Nachdem die Prophetin Hulda die Echtheit des Buches bestätigt hat (2 Kön 22,14–20), verliest es der König Joschija selbst vor dem versammelten Volk (2 Kön 23,1–3).

      Nach der Heimkehr aus dem Exil trägt schließlich Esra dem in Jerusalem versammelten Volk von einer eigens errichteten „Kanzel“ aus die Tora vor (vgl. Neh 8,1–18). Mit dieser Verlesung, die abschnittsweise vorgenommen wird, ist zugleich eine Auslegung und Interpretation des Gehörten durch die Leviten verbunden (Neh 8,7–8).

      In allen drei Texten – Jos 8; 2 Kön 22–23 und Neh 8 – mündet die feierliche Verlesung des Buches schließlich in eine Selbstverpflichtung des Volkes auf die Einhaltung des Geschriebenen und damit in eine Erneuerung des Sinaibundes ein (vgl. 2 Kön 23,3; Neh 10,1–30). Das Torabuch des Mose hat somit auch die Funktion, über seine Verlesung das Sinaigeschehen immer neu gegenwärtig zu setzen.

      2 Bücher des Jeremia

      Eine wichtige Rolle spielt die Herstellung von Schriftstücken auch im Jeremiabuch. So werden neben dem Brief (bzw. der Korrespondenz) zwischen Jeremia und den nach Babel Verschleppten (Jer 29) sowie der Kaufurkunde im Zusammenhang mit Jeremias Ackerkauf (Jer 32), den er selbst symbolisch als Hoffnungszeichen versteht, auch drei Buchrollen erwähnt, auf denen der Prophet wichtige Teile seiner Botschaft verschriftet.

      Das erste dieser Bücher ist die sogenannte „Trostrolle“ (Jer 30,4–31,40), mit deren Niederschrift Jeremia in Jer 30,2 beauftragt wird. Sie enthält Heilszusagen JHWHs für „Israel und Juda“, nimmt also eine als ferner gedachte Zukunft in den Blick, und dient dazu, die Heilsankündigungen des Jeremia (auch über dessen Lebenszeit hinaus) bis zu ihrem künftigen Eintreten zu dokumentieren (vgl. Jer 30,3).

      Ihr steht in Jer 36 eine zweite Buchrolle gegenüber, deren Entstehung und weiteres Geschick ausführlich beleuchtet wird. Nachdem Jeremia von JHWH mit der Niederschrift seiner gesamten Verkündigung vom Tag seiner Berufung an „bis zu diesem Tag“ (Jer 36,2) beauftragt wurde, erstellt Baruch, der „Sekretär“ Jeremias, auf Diktat des Propheten hin das Buch (Jer 36,4–8) und verliest es – ebenfalls auf Befehl des Propheten hin – ein erstes Mal vor dem im Tempel versammelten Volk (Jer 36,9–10). Über den im Tempel anwesenden Micha ben Schafan wird eine Gruppe von Hofbeamten auf Baruch aufmerksam. Sie bittet um eine weitere Verlesung in einem kleineren Kreis. Diese Verlesung löst eine so große Betroffenheit aus, dass zunächst der Inhalt, dann aber auch das Buch selbst vor den König Jojakim gebracht wird (Jer 36,16–21). Hier findet eine dritte Verlesung statt, bei der nun auch Baruch nicht mehr anwesend ist und in deren Verlauf das Buch (vorerst) zerstört wird. Der König nämlich lässt sich den Text abschnittsweise vortragen und vernichtet dann umgehend das Gelesene, indem er die jeweilige Spalte der Rolle abschneidet und ins Feuer wirft (Jer 36,22–26). Als Reaktion darauf wird Jeremia von JHWH mit einer erneuten Abfassung der Rolle beauftragt. Jeremias Buchrolle entsteht somit neu und wird zugleich um viele zusätzliche Worte erweitert (Jer 36,32).

      Bemerkenswert ist, dass die Erzählung vom Geschick des „Jeremia-Buches“ nicht nur die Art und Weise der Entstehung und den Gebrauch eines (Propheten-)Buches illustriert – und so die Schrift-Werdung mündlicher Verkündigung abbildet –, sondern dabei auch die markante Verschiebung von Kommunikationszusammenhängen reflektiert, die das Buch als „Trägermedium“ der prophetischen Botschaft gegenüber der mündlichen Verkündigung mit sich bringt. So wird deutlich, dass das (öffentlich) verlesene Buch, das die Worte des Jeremia in ihrer Gesamtheit enthält, an die Stelle des Propheten treten kann. Das Buch löst die Botschaft von der Person des Propheten und kann sie – über den Vorgang der Verlesung – an Orten wirkmächtig präsent machen, die dem Propheten selbst verschlossen bleiben. Umgekehrt aber geht das Wort im Buch nicht zur Gänze auf, was daran ablesbar ist, dass die Zerstörung des Buches nicht das Ende der Botschaft bedeutet, sondern im Gegenteil sogar ihre Vermehrung zur Folge hat.

      Das Motiv, dass das (verlesene) Buch an die Stelle des Propheten treten und zugleich seine Botschaft räumlich (und zeitlich) „entgrenzen“ kann, kehrt schließlich auch in Jer 51,59–64 wieder, wo von der Entstehung eines Buches die Rede ist, das die Worte des Propheten gegen Babel (vgl. Jer 50,1–51,58) enthält. Jeremia beauftragt den Beamten Seraja, der nach der zweiten Eroberung Jerusalems ins Exil geführt wird, damit, seine in Buchform gebrachten Worte gegen Babel zu den Exilierten nach Babylon mitzunehmen und dort öffentlich zu verlesen. Auf diesem Wege kann Jeremia seine Botschaft „vor Ort“ zu Gehör bringen, ohne selbst Jerusalem zu verlassen. Im Anschluss an die Verlesung soll Seraja das Buch im Eufrat versenken und so symbolisch den endgültigen Untergang Babels vorwegnehmen. Buch und Botschaft werden über diese Symbolhandlung aufs Engste verknüpft.

      Die drei angesprochenen Berichte über die Herstellung von Buchrollen in Jer 30; 36; 51 spiegeln zuletzt auch die Buchwerdung der Botschaft des Jeremia wieder. Wie beim „Buch des Mose“ wird auch hier das Buch zum Speichermedium einer mündlichen Verkündigung. Zudem entwirft das Jeremiabuch – ähnlich wie die Tora in den diversen Verschriftungsnotizen – ein Konzept seiner eigenen Literaturgeschichte. Vor allem aber leisten die drei Perikopen eine Verhältnisbestimmung zwischen dem Buch und der Botschaft des Propheten und illustrieren schließlich die adäquate Verwendung des Buches.

      3 Das verzehrte Buch

      Nur einmal im AT ist das Motiv des „verzehrten Buchs“

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