Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey

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      Saturn in Fische

       Vorhölle

      Die Vorhölle der Angst vor dem Unfaßbaren an der Schwelle zu den verborgenen Grüften der Dämonen der Nacht

       Sünder

      Betrüger, Lügner, Verdränger, Täuscher, Intriganten, Gralspriester, Sektierer, Fassadenträger, Hochstapler, Strohmänner, Steuerhinterzieher, Profilierungsneurotiker, Problemflüchter, Quartalssäufer, Sozialschmarotzer, öffentliche Versager

       Disposition

      Der Schattenbereich von Saturn in den Fischen und Saturn im 12. Haus sowie disharmonische Saturn/​Neptun-Aspekte

       Schuld

      Flucht (vor Verantwortung), Sucht (aus depressiver Überempfindlichkeit), Erstarrung (im Grenzenlosen), Mangel an Stabilität und Festigkeit, Verhärtung, Realitätsangst, Problemverdrängung, Scheinwirklichkeit, Auflösung gesellschaftlicher Strukturen, unlösbare Diskrepanz zwischen Realität und Traum, Vernunft und Intuition bzw. Struktur und Seele, Ablehnung des Irrationalen aus Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren

       Strafe

      In dieser Hölle fühlst du dich in den Träumen der Ewigkeit gefangen, denn die Fische lassen das Interesse für das Ewige aufscheinen, während Saturn das Gefäß zur Aufnahme und Begrenzung dieses Ewigen darstellt. Doch dem saturnischen Bestreben, auf dem schwimmenden Boden der fischehaften Ebene eine konkrete Wirklichkeit zu errichten, ist kaum Erfolg beschieden, da sich letztere allem Sichtbaren entzieht, aus Angst, banal und faßbar zu werden, sobald sie Eigenart verkörpert oder konkrete Stellungnahme bezieht. Denn diese Hölle repräsentiert den unerlösten «Erlöser», der die Spiritualität, die er verfehlt, wenigstens als Bild in seinem persönlichen Erleben inszeniert. Da er seine eigene innere Leere damit verdrängt, schafft er ihr zumindest ein geeignetes Gefühlsreservat. Es ist dies das Träumen im Entschweben. Du entziehst deine Seele dem Alltag des Lebens, um allein und einsam in deinen Träumen die eigene Ewigkeit zu leben. Doch diese Flucht hat ihren Preis. Deine inneren Wünsche werden in die Sümpfe der Illusionen abgeschoben. Als Bilder der Sehnsucht müssen sie warten, bis ein Vorübergehender sie mit seinen Tränen erlöst.

       Lösung

      All dein äußeres Streben dient im Prinzip nur dem Versuch, das Innere zu erhellen und es in seinen sphinxhaften Verschleierungen den Vorstellungsinhalten des analysierenden Erkennens einzuverleiben, denn Saturn in den Fischen ist ein Wegweiser auf dem Pfad der Erleuchtung, der nicht nur die geheimnisvollen Gewässer des Unergründlichen zeigt, sondern gleichzeitig über sich selbst hinaus auch auf die saturnischen Urbilder weist, die über die Träume in das Bewußtsein fließen. Die Angst vor dem Bösen ist die Angst vor sich selbst, und in dieser Angst, die du vor deinem eigenen Bewußtsein versteckst, verfängst du dich in deinen eigenen psychischen Abgründen, im Fäulnisgeruch deiner eigenen Seele. Das schafft neue Unsicherheit, aus der sich wiederum die Depressionen speisen. Vielleicht wirst du aber auch zur sich selbst erkennenden Seele, die über die mehrfachen Brechungen der Realität im Spiegel ihres Bewußtseins der Relativität ihrer selbst und der Relativität ihrer Sichtweisen begegnet. Das sind Erfahrungen im Leben, in denen du dir deiner Unfreiheit und Abhängigkeiten bewußt werden kannst.

      Wir wateten in der seichten Mulde eines breiten Flußbetts landeinwärts, dessen Wasser schon längst vertrocknet waren, und zu beiden Seiten der flachen Uferböschung zogen sich Hunderte von erratischen Blöcken wie eine Garnison versteinerter Träumer dahin. Sie nickten einander unmerklich zu, und über ihren Köpfen brauste ein Föhnsturm mit lautem Rauschen dahin. Und über dem ganzen Flußgrund verteilte sich, von der spröden Hitze in den Schlamm gefressen, ein merkwürdiges, netzartiges Muster von Rissen, dessen Zentrum sich direkt unter mir befand. Da wurde mir erst klar, daß der Boden aus unzähligen kleinen Granitplättchen bestand, die ein kompliziertes Muster bildeten, dessen Linien sternförmig unter meinen Füßen zusammenliefen. Das Seltsame aber war, daß sich der Boden gewissermaßen zu meinen Schritten mitbewegte, denn mit jedem meiner Schritte ging eine wellenförmige Bewegung durch das ganze Flußbett, so daß sich der ganze Boden im Rhythmus meiner Bewegungen auf eine Weise verschob, daß ich immer im Zentrum der strahlenförmigen Linien verblieb.

      «Was ist das für ein seltsamer Pfad?» fragte ich.

      «Es ist die Straße der Selbsterkenntnis», sagte Akron ruhig, «die aus den Visionen der Träumer gepflastert ist, die die Straße säumen.»

      «Höre ich recht?» wandte ich ein: «Diese Steine sind Träume?»

      «Es sind versteinerte Träume, gewiß», antwortete er gedehnt.

      «Steine können nicht träumen», wandte ich entschieden ein.

      «Du bist schon ein seltsamer Heiliger», sagte Akron und schaute mich von der Seite mißbilligend an, «gerade noch hattest du einen imaginären Gipfel bestiegen, der nur in deinem Kopf existierte, und aus einer Handvoll Plankton ein Ungeheuer gezaubert, das dich verschlingen wollte, und nun willst du plötzlich mit tödlicher Sicherheit wissen, daß Steine niemals träumen können.»

      «Nun gut», mußte ich einräumen, denn er hatte natürlich recht. «Doch wie träumen Steine», wollte ich wissen, «und wie unterscheiden sie sich von den anderen Träumern?» Meine Kehle war wie verdorrt.

      «Der Plankton-Träumer sucht weder nach Begriffen, noch will er etwas begreifen, er will vielmehr ein Bild, das nicht nur die Teile, sondern das gesammelte Empfinden seines inneren Erlebens berührt, empfangen», versuchte er mir die Sache näherzubringen. «Die Steine träumen dagegen diskursiv, sie verbeißen sich in die Träume und suchen den Sinn des Lebens aus den unbewußten Bildern herauszupressen.»

      «Und was hat das alles für mich zu bedeuten, Akron?» Es war sehr seltsam. Ich nahm diese Szene plötzlich als Erinnerung wahr. Irgendwie hatte ich das sonderbare Gefühl, daß dieses Erleben etwas war, das schon lange in mir stattgefunden hatte und an das ich mich plötzlich wieder erinnern konnte. Das war weder ein Traum noch irgendeiner von Akrons Zaubertricks.

      Akron drehte sich mit einem Ruck um: «Ich sehe es dir an, daß du dich plötzlich erinnerst, und nun müssen wir blitzschnell in deine Erinnerungen eindringen, bevor die Bilder wieder in deinem Hirn versickern.»

      «In die Erinnerungen eindringen?» Einen Augenblick lang sah ich eine riesige Silhouette aus Stein, einen gewaltigen Findling, der am Ende der Straße lag.

      «Ja! Die Träume der Steine bereisen. Möglicherweise wird dir dann klar, daß es deine Erinnerungen sind. Und dann fällt dir auch wieder ein, wer die Steine sind.» Er blickte mich offen an: «Ich spüre, du bist dir nicht so sicher, doch ist unser Manöver zu wichtig, als daß ich jetzt mit dir darüber diskutieren möchte. Du mußt den Geist der Steine selbst fragen. Heb einen von diesen kleinen Steinen auf, und bitte ihn um Erlaubnis, seine Träume bereisen zu dürfen. Sag einfach, du suchst den Stein der Weisen, den du in seinen Träumen zu finden hoffst, oder frag ihn, was der Sinn des Lebens sei. Am besten du fragst ihn, auf was er in dieser Hölle hofft. Es ist doch nicht dein Herz?» sagte er schallend lachend: «Du magst’s erahnen: Er träumt den depressiven Lebensschmerz!»

      Ich hob einen Stein vom Boden auf und sah mich ängstlich nach Akron um. «Soll ich ihn wirklich fragen?» wollte ich noch einmal wissen.

      «Ja,

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