Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey

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Welt in einer Sphäre glitzernden Lichts, und in den Tiefen meiner Seele sah ich die bleichen Mütter lauern, bei deren Anblick die Toten schauderten. Also träumte ich mich in seine Seele hinein. Plötzlich schoß eine schäumende Lava aus dem Stein, ein heftiger Windstoß durchpeitschte den Äther, die Erde erbebte in ihren Fundamenten und über mir sah ich einen mächtigen Wasserstrom, der sich über die Felskante auf mich hinunterstürzte.

      «Sehnsucht, öffne mir das Tor!» schrie ich ins Getöse, bevor mir das Inferno den Schrei von den Lippen riß. Da öffnete sich mit einem Schlag der Weg ins Licht, vor mir bildete sich ein tiefer Riß, der die Felswand durchschnitt, und während ich noch staunend hinblickte, erweiterte sich der Spalt mit jäher Gewalt, blendendes Licht umhüllte mich, und ich spürte, wie ich ein Teil des Lichtes wurde und zusammen mit ihm aus der Dunkelheit schoß, wie ein strahlendes Bewußtsein auf mich zufließend. Ich brauchte nur meinen Blick auf die Felswand zu richten und schon wurde ich in einen tosenden Wirbel hineingerissen. Es war, als hätte der Felsen mich verschluckt, aber nur um mich sofort wieder auszuspucken, und dann verwandelte ich mich in jene übermächtige Gestalt, die auf meine Frage «Bist du der Wächter?» endlich die letzte aller Antworten fand: «Jetzt, da du erkannt hast, daß du selbst der Wächter bist, der das Mysterium schützt, und daß das Geheimnis wiederum nur ein Trick des Verstandes ist, um den wirklichen Sinn hinter einem scheinbaren Ziel verborgen zu halten, öffnet sich das Tor! Denn hinter den Polaritäten leuchtet der Gral, und wer das erkannt hat, für den steigt der Weg in lichte Höhen an, und die Dämmerung der Seele verwandelt sich in Morgenröte.»

      Als ich wieder zu mir kam, war alles still. Die Zeit stand still, kein Hauch bewegte den Staub der Straße; die ganze Szenerie war verschwunden. Ich drehte mich um. Aber auch hinter mir sah ich nur das ausgetrocknete Flußbett, das sich in sanften Windungen zum Meer hinunterdrehte, und ganz weit unten hörte ich das Rauschen der Brandung in der Bucht. Dann spürte ich Akrons Daumen auf meinem Gesicht. Sanft massierte er mir die verhärteten Tränen, und ich fühlte deutlich, wie mir das Wasser in die Augen stieg. Sanft lächelte er und sprach: «Der Wächter dieser anderen Welt ist eine Träne, die dich in den Räumen der Seele willkommen heißt, sobald du deine Erstarrungen loslassen kannst!»

      Das Wasser stieg in meinen Augenlichtern, diesen Altären schäumender Traumgesichte, und plötzlich stand ich selbst in der tosenden Flut: «In diesem Moment wirst du dich als der Empfänger einer gottähnlichen Kraft erfahren, da du meine Inspiration erhältst. Je empfänglicher du für die höheren Schwingungen bist, desto mehr kannst du in die unbekannten Geheimnisse dieser Hölle eintauchen», hörte ich den Wächter sagen, «denn um geträumt zu werden, brauche ich eine gewisse Tiefe des Träumenden. Erst in der spirituellen Tiefe des Träumens erreiche ich die nötige Verdichtung, um dich zu den verborgenen Geysiren des wärmenden Erkennens zu führen, deren Wiederentdeckung die Versteinerung der Herzen sprengt …»

      Ein Blitzstrahl zuckte durch die Sphäre, ein heftiger Windstoß brauste durch den Äther, und die Erde erzitterte in ihren Fundamenten. Ich drehte mich um, um zu sehen, woher dieser Einbruch kam. Da war eine tiefe Kluft, die die Felswand durchschnitt, und genau an dieser Stelle, wo sich das Auge des unheimlichen Wächters verbarg, sah ich eine mächtige Quelle aus dem Gestein herausschießen, die sich schäumend über die Felswand hinunterstürzte.

      Und dort, wo sich die riesige Felswand in die Höhe türmte, stand Akron vor mir in der brausenden Gischt. Das Wasser strömte über sein ganzes Gesicht. Er schrie: «Ja! Löse sie! Weine deine Tränen!»

       Ich versuchte, seinen Geist zu beschwören, und begann, aus dem schwarzen Höllenbuch vorzulesen. Doch das leuchtende Objekt verglühte auf dem Schirm, der beißende Glanz verschwand vor meinen Augen und reduzierte sich auf ein milchiges Ei, das auf dem Bildschirm vor mir auf- und abhüpfte. «Akron», sagte ich, während ich auf den Monitor sah, «Akron, bist du’s?»

       Der Geist oder das, was ich für den Geist hielt, konnte nicht sprechen. Er seufzte nur, und dann begann der Bildschirm zu flimmern. Ich fühlte, wie sich in meinem Gehirn eine Vorstellung formte, die mit mir auf der Denkebene kommunizieren wollte. Aber ich konnte diese Vorstellung nicht finden.

       «Hörst du mich, Akron?» flüsterte ich und klopfte an die Wand des Gehäuses: «Kann ich etwas für dich tun?»

       Ein Muster formte sich auf dem Schirm, phosphoreszierend, aber undeutlich: Akrons auf Faustgröße digitalisiertes Gesicht. «Es gibt da etwas, das meinen Geist gefangenhält …», vernahm ich eine schwache Stimme, und ein inneres Glühen umfing Akrons flimmerndes Bild.

       «Ist es dieses Buch? Dieses Buch im Regal?» hörte ich mich brüllen, denn einen Sekundenbruchteil tauchte mein Bücherregal am Bildschirm auf.

       «Ja, ja, richtig … Es ist dieses Buch …» vernahm ich eine sanft erinnernde Stimme aus dem Computer-Inneren.

       «Soll ich versuchen, dich da rauszuholen», sagte ich und klopfte an die Wand, «noch ist es Zeit …»

       «Nein … um Himmelswillen», ertönte eine gedämpfte Stimme, «was glaubst du, was du da anrichten würdest, denn ich befinde mich in den unbewußten Schächten deines Hirns. Da ich gerade damit beschäftigt bin, die verdrängten Dateien in den verstaubten Regalen deines Unbewußten auf den Monitor deines Kurzzeit-Gedächtnisses zu schaufeln, habe ich mir erlaubt, dich zu kontaktieren. Aber im Moment ist unsere Verbindung nicht optimal … Du kannst mich nicht richtig visualisieren, stimmt’s?»

       «Darf ich fragen, wer du bist?» Zwar konnte ich sein Bild nicht richtig empfangen, doch ich spürte deutlich, es war nicht Akron.

       «Eine naive Frage», kam es postwendend aus den eingebauten Lautsprechern zurück, «denn die Antwort muß deinen Verstand verwirren. Genauso wie das Universum in viele verschiedene Perspektiven aufgeteilt ist, ist auch die Persönlichkeit ein Konglomerat von verschiedenen Selbst, die zahllose Ebenen durchwachsen, die nicht nur sind, was du bist, sondern auch das, was als Zukunft schon heute in dich eingepreist ist. Du bist erst am Anfang deiner Reise. Deshalb möchte ich mich dir als Geist deiner Zukunft beschreiben, das Wissen, dem du noch nicht begegnet bist.»

       «Und wo kommst du her?» Der Monitor begann zu flimmern.

       «Ich komme durch die Tür», säuselte die Stimme.

       «Durch welche Tür?» wollte ich wissen. Das glühende Flimmern auf dem Bildschirm begann zu hüpfen, dann brach die Wellenbewegung ab.

       «Wie gesagt», rauschte es in meinem Hirn, «überall dort, wo sich eine Perspektive mit einer anderen schneidet, entsteht eine Tür, durch die man in andere Welten eintreten kann. Oftmals ist es zwar keine Tür, sondern ein Spiegel, ein gespiegeltes Fenster, in dem man durch sein gespiegeltes Bild hindurchsehen kann, was dein dualer Verstand nur schwer verstehen kann. Hier versteckt sich die Tür hinter dem Regal.»

       «Hinter welchem Regal?» Ich warf einen Blick auf das Regal: «Ich sehe keine Tür!»

       «Du kannst die Tür nicht sehen, denn der Geist verdeckt die Tür. Geschlossene Türen sind hier unsichtbar», sagte die Stimme kichernd.

       «Aber kannst du mir nicht wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt geben?» wagte ich schüchtern

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