Verschollen am Nahanni. Rainer Hamberger

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Verschollen am Nahanni - Rainer Hamberger

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und verschiedenerlei Blinker tauchen kurz darauf ins Wasser. Eine halbe Stunde später liegen eine kräftige Forelle und ein Hecht neben ihm an Land. Für ein ordentliches Lagerfeuer findet er genügend Äste. Da hört er das Herannahen eines Autos.

      „Hey Kumpel, da gönnt dir einer deine Beute nicht! Schau mal nach hinten ins Gebüsch.“

      Eine tiefe Männerstimme lässt Uwe aufschrecken.

      Den Stammplatz kennen wohl noch andere. Vorsichtig dreht er sich um und sieht einen braunen Bärenkopf aus dem grünen Chaos auftauchen. Für Uwe nichts Neues. Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Auf seinen Ausflügen kommt es immer wieder zu solchen Begegnungen. Obwohl er sein Bärenspray parat hat, weiß er genau: gegen einen Grizzly kommt er mit dem scharfen Gas kaum an. Doch dieser hat bereits den Rückzug angetreten. Gleich zwei Autos in seinem Revier – das ist unerträglich für ihn.

      Inzwischen parkt der Ankömmling sein Auto neben dem Bronco. Als sich die Tür öffnet, sind zuerst einmal spitz zulaufende Cowboystiefel zu sehen. Der etwa fünfzigjährige Fahrer mit grauem Bart und Wuschellocken begrüßt Uwe mit einem kräftigen Handschlag. Der lädt den Fremden zum Essen ein, als er seinen Fang auf dem Lagerfeuer brät.

      „Ich bin Uwe, und wie heißt du?“

      „Jack“,

      „Ok Jack, komm mach es dir gemütlich. Zu zweit schmeckt es doch besser.“

      In Kanada ist man sehr gesellig, vor allem in dieser verlassenen Gegend. Die beiden kommen schnell ins Gespräch, als sich herausstellt, dass auch Jacks Eltern vor vielen Jahren von Deutschland einwanderten. Er selbst betreibt eine kleine Farm nicht weit vom Fluss entfernt. Als es dunkel ist, macht sich Uwes neuer Freund auf den Heimweg. Müde von der frischen Luft und nach ein paar Fläschchen kanadischen Biers, zieht sich Uwe in den Kofferraum seines Geländewagens zurück. Er kontrolliert die Fenster. Gar zu schnell würden gierige Moskitos eine Lücke entdecken. Die Schreie verschiedener Nachtvögel dringen zu ihm herein. Dann übermannt ihn Müdigkeit und er fällt in tiefen Schlaf. Dass der Bär am ausgehenden Lagerfeuer schnüffelt, ob noch etwas für ihn übrig geblieben ist und dabei die Stühle umwirft, bekommt er nicht mehr mit.

      „Gut, dass du schon früher zurück bist. Ich hab mal wieder einen Spezialauftrag für dich. In Yellowknife wartet ein gut betuchter Amerikaner, der zu dieser Lodge am Ostarm des Sees gebracht werden soll, die nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Gleichzeitig kannst du Lisa mitnehmen. Sie hat genug von dem Tratsch ihrer Mutter. Sie sehnt sich nach ihrem schweigsamen Ehemann, ha, ha.“

      Sandy empfängt ihn freudestrahlend bei der Rückkehr. Persönliche Wunschtransporte sind für Buschpiloten einträgliche Geschäfte.

      „Du nimmst am besten die Havilland Beaver und startest morgen möglichst früh.“ Uwe schlendert zum Hafen. Ein Flugauftrag mit seiner Lieblingsmaschine, das ist eine feine Sache. Außerdem findet sich mit einem Wasserflugzeug oftmals leichter ein Lande- bzw. Startplatz in der seenreichen Landschaft. Nach dem Auftanken kontrolliert er noch die Schwimmer. Alles in Ordnung. Morgen kann es losgehen.

      Am nächsten Tag nach dem Aufstehen entdeckt Uwe beim Blick aus dem Schlafzimmer, dass der Himmel wolkenverhangen ist. Doch der Wetterbericht gibt Entwarnung.

      „Du sammelst den ambitionierten Angler ein, lädst Lisa in deine Kiste und fliegst zum Ostarm des Großen Sklavensees. Dort will er es sich auf der exklusiven Lodge gutgehen lassen und seine Trophäen aus dem Wasser ziehen.“

      Sandy kann den Spott über diese Art von Sports-Leuten nicht für sich behalten. Doch das Geschäft geht vor.

      In der Maschine überprüft Uwe sicherheitshalber alle Schalter, auch die Spucktüten sind ersetzt, dann fährt er langsam zur Wasserrinne, die genügend lang ist für einen Start. Die Motoren dröhnen auf Hochtouren und es geht los. Bald schon lässt die Maschine den See unter sich und schraubt sich hinauf. Es wird ein ungemütlicher Flug. Tiefe Wolken verursachen Turbulenzen. Die Strecke nach Yellowknife kennt Uwe wie seine Westentasche. Und doch verläuft sie jedes Mal anders.

      „Dreh noch eine Schleife. Wir haben gerade Rushhour auf der Landebahn, ha-ha“, bekommt er vom Tower Anweisung. Schneller als er dachte, wird ihm eine Bucht frei gemacht. Bevor er in die Empfangshalle geht, gibt er das Nachtanken in Auftrag. Er will keine Zeit verlieren.

      „Entschuldigung, sind Sie Mister Nicolsen?“

      Schon von Weitem erkennt Uwe seinen Fluggast an der exklusiven Ausstattung: Hosen mit unzähligen Taschen, natürlich in Tarnfarben, dazu passend eine dick gefütterte Jacke und Baseballkappe, auch diese in braun-grün. An den Sitz gelehnt stehen Rohre, in denen er seine Angelruten verstaut hat. Das restliche Gepäck passt in eine kleine Reisetasche.

      „Schön, dass Sie schon da sind. Ja, ich bin Jeff Nicolsen.“

      Der gut ausstaffierte Sportsmann entpuppt sich als freundlicher, sympathischer Zeitgenosse.

      „Hallo Uwe, da bin ich!“

      Lisa kommt ihm durch die Flughalle entgegen.

      „Hast du mal einen Blick in die Wettervorhersage geworfen? Das sieht nicht gut aus. Ich glaube, wir sollten ein paar Stunden warten, bis die Front durchgezogen ist.“

      Als Frau eines Piloten kennt auch sie sich bestens aus mit der Fliegerei. Tatsächlich: Da braut sich was zusammen.

      „Wir lassen das Gepäck hier und genehmigen uns erst einmal ein Mittagessen. Ich kenne da ein nettes kleines Restaurant, ganz in der Nähe.“

      Die beiden Männer sind mit dem Vorschlag gleich einverstanden.

      „Hallo Mabel, hast du genügend zu essen und trinken für zwei hungrige Wölfe?“

      Lisa kennt Mabel Benson von früheren Besuchen und es hat sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den zwei Frauen entwickelt. Wenn Lisa aus der Enge ihres Elternhauses ausbrechen will, kommt sie hierher. Eine Zeit lang kann sie dann die Probleme mit ihren über achtzig Jahre alten Eltern vergessen. Trotzdem genießt sie die Abwechslung, auch wenn ihre Aufenthalte hier im Jahr gezählt sind.

      „Wen schleppst du mir denn da wieder ins Haus?“, meint Mabel lachend und begrüßt die beiden Unbekannten. Der unbekümmerte Umgangston gefällt Uwe.

      „Einmal Reuben-Sandwich mit viel Sauerkraut, einmal Fisch mit Chips, Mayo und Ketchup. Und für unsere Hungerkünstlerin einen kleinen Salat!“

      Belustigt gibt Mabel ihre Bestellung an die Küche weiter. Während dort gemischt und gebraten wird, entspannt sich eine angeregte Unterhaltung zwischen den Vieren. „Das war schon immer mein Kindheitstraum: Einmal mit dem Wasserflugzeug mitzufliegen“, schwärmt Mabel.

      Die Einladung des Amerikaners gleich mit ihm in die Maschine zu steigen, muss sie leider ablehnen, schließlich ist sie hier die Chefin und kann sich nicht von einer Minute auf die andere freigeben. Uwes Vorschlag, sie am Wochenende mitzunehmen, wenn er Jeff von der Lodge wieder abholt, will sie sich überlegen. Die lebhafte Mabel gefällt ihm. Sie hat in ihm eine Tür aufgestoßen, die er längst geschlossen wähnte. Es schmeckt vorzüglich. Uwe genießt die extra Portion Sauerkraut, ein Überbleibsel seiner deutschen Herkunft. Mit dem Versprechen sich bald wieder zu treffen trennen sie sich. Das Wetter hat eine ruhigere Richtung eingeschlagen. Zum Anlegeplatz ist es nur ein kurzes Stück zu Fuß.

      „Wohin sollen denn die Angelruten?“

      „Die legen wir zwischen die Sitze und Lisa nimmt

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