Verschollen am Nahanni. Rainer Hamberger

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Verschollen am Nahanni - Rainer Hamberger

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zurück.

      „Sag mal, Uwe, willst du dir das nicht nochmal überlegen? Wie wäre es, wenn du als mein Partner hier bliebst?“ fügt er mit einem verstohlenen Seitenblick ein wenig listig hinzu.

      „Geld ist nicht mein vordringliches Problem, Sandy. Du hast Recht, ich bin nach meiner Ehescheidung vor zwanzig Jahren mit Frauen nicht mehr klargekommen, das liegt wohl an mir. Aber mit Mabel, das ist die Frau aus Yellowknife, da ist das eine andere Sache. Ja, ich hab' sie vor einem Jahr getroffen und wir haben uns gut verstanden. Sie ist dann nach Winnipeg gezogen, wo sie ihre Mutter zu pflegen hatte. Vor ein paar Tagen hat sie mir nun geschrieben, dass die arme Frau an Krebs gestorben ist. Sie ist jetzt frei und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihr zusammen ein Motel oben im Norden zu übernehmen, das da zum Verkauf steht. Ich könnte dort die gut gehende Reparaturwerkstatt noch ausbauen und nebenbei als Buschpilot Jäger und Fischer fliegen. Ich hab ja ganz schön was zusammengespart und Mabel auch. Und wenn man mal über die zweite Hälfte der Fünfziger ist, dann wird es ja wohl langsam Zeit, dass man sich etwas Eigenes schafft.“

      Sandy hat sich beruhigt.

      „Na ja, das klingt ja alles wohl überlegt. Da werde ich nichts mehr ausrichten können. Ist ja auch nur, weil ich dich so verdammt ungern verliere. Uwe, du bist ein feiner Kerl, auf den ich mich immer verlassen konnte. Ich wünsche dir Glück! Wann willst du denn gehen?“

      „Mabel kommt in zwei Monaten aus Winnipeg zurück. Bis dahin könnte ich Ralph Lister entsprechend einarbeiten. Der ist ein guter Mann, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Übrigens noch was – du hast mal erwähnt, du wolltest die Cessna verkaufen?“

      „Du meinst die 180er auf Schwimmern? Ja, die ist für einen Charterbetrieb wie den unsrigen einfach ein bisschen schwach. Ich habe da eine neue Cessna 185 im Auge, die schleppt erheblich mehr. Aber warum fragst du?“

      „Wenn der Preis richtig wäre, würde ich sie dir gerne abkaufen. Ich könnte während der verbleibenden Freizeit die Kiste richtig auf Vordermann bringen und neue Instrumente einbauen.“

      Sandy Foster denkt einen Moment nach und setzt dann eine fast feierliche Miene auf.

      „Ich will dir mal was sagen, Uwe! Mein Geschäft hat nicht zuletzt so gut floriert, weil du all diese Jahre so verdammt tüchtig warst. Du weißt am besten, was die Maschine wert ist. Sag mir deinen Preis. Du sollst sie dafür haben.“

      Und nochmals herzliche Glückwünsche, Peter! Wann geht es dann mit dem Studium los?'“

      „Mit dem Wintersemester, ich hatte Glück, dass ich gleich einen Studienplatz in Köln bekam.“

      „Na ja, bei deinen Abiturnoten! Wir werden uns vorher sicher nochmals sehen. Unser Jochen wird ja auch einundzwanzig in diesem Sommer, im August. Da hoffen wir, dich mit deinen lieben Eltern zu unseren Gästen zählen zu dürfen.“

      Die Augen des etwas pompös wirkenden Endfünfzigers im dreiteiligen dunklen Nadelstreifenanzug suchen in der Runde der sich verabschiedenden Paare nach dem Gastgeber und der Dame des Hauses.

      „Da sind Sie ja, mein lieber Harder!“, sagt er mit seiner etwas schnarrenden Stimme, auf den Hausherrn zusteuernd, „also ich kann Ihnen nur zu dem Jungen gratulieren. Ich wollte, ich hätte so einen Erben! Bei ihm stimmt einfach alles.“

      „Ja, er ist ein guter Junge. Jetzt, wo er den Wehrdienst hinter sich hat, liegt die Welt offen vor ihm.“

      „Ach er war ja bei den Fallschirmjägern in Nagold, nicht wahr? Ist meine alte Waffengattung, Monte Cassino und so. Peter ist sportlich und hat wohl auch Disziplin im Leib.“

      „Ja, er hat auch den Reserveoffiziers-Lehrgang mit Leichtigkeit geschafft“, lässt Karl Harder mit sichtbarem Stolz im Blick einfließen.

      „Sehr gut, sehr gut! Also lieber Harder, wir sehen uns dann wohl nächste Woche, zusammen mit den Herren meiner Planungsabteilung. Da können wir die Steuergeschichte nochmals durchsprechen.“

      Eine rasche Wendung zu Inge Harder, die hinzutritt.

      „Liebe gnädige Frau, herzlichen Dank für die großartige Gastfreundschaft in Ihrem schönen Hause“, er küsst ihr galant die Hand, „und auch Ihnen nochmals Glückwunsch zu diesem Sprössling. Toller Junge! Aber das darf man ja jetzt gar nicht mehr sagen“, er greift lachend nach der Hand von Peter, um sie kräftig zum Abschied zu schütteln.

      „Er ist ja schließlich ein erwachsener Mann!“

      Und nach einem kurzen, auffordernden Nicken zu seiner etwas verschüchtert wirkenden Frau, geleitet er sie aus der Haustür, wo im hellen Licht der Gartenkandelaber der schwere Mercedes vorgefahren ist. Der Fahrer schließt die Türe hinter ihnen.

      „Dieser Harder ist ein tüchtiger Mann“, lässt sich aus dem Fond die urteilsgewohnte Stimme vernehmen, „und seine Frau, ich muss schon sagen, sehr gepflegtes Haus! Und der Sohn, der wird mal was! Ich wollte, unser Filius wäre auch so zielbewusst. Aber der hat ja nur Partys im Kopf! Na ja, immer noch besser, als wenn er sich auf diesen Demonstrationen herumtriebe!“ Der Wagen fährt an.

      Karl Harder hat im Vestibül die letzten Gäste verabschiedet. Er schaut auf die Armbanduhr, als er sich zu seiner Frau umdreht.

      „Hat alles sehr schön geklappt, Inge, wirklich prima!“, sagt er anerkennend. Aber er bleibt ernst. Sein Blick begegnet ihren angstvoll fragenden Augen.

      „Ja, dann werden wir es ihm jetzt eben sagen müssen. Ich habe es dir versprochen.“ Er legt mit einer schützenden Geste seinen Arm um ihre Schulter und führt sie langsam durch die breite Glastür in den weit ausladenden Wohnraum zurück, der vor wenigen Minuten noch mit Menschen angefüllt war. Jetzt ist es still. Und man spürt, wie bedrückt Karl Harder selbst ist.

      „Da war ja wieder mal eine Menge Geld unter unserem Dach versammelt“, lässt sich da eine junge, gutmütig spöttelnde Stimme vernehmen. Peter, groß, sportlich, breitschultrig, blonder Haarschopf, steht an der in einem antiken Schrank eingebauten Stereoanlage, wo er eine Platte heraussucht. Der förmliche blaue Blazer wirkt ein wenig künstlich an ihm.

      „Ich muss nach all der Feierlichkeit mal ein paar Takte Rockmusik hören“, sagt er leichthin.

      Da schaut er auf und sieht seine Eltern mit ernsten Gesichtern in seltsam zögernder Haltung mitten in dem großen Raum stehen.

      „Was ist denn mit euch los?“ fragt er überrascht.

      „Ist jemand gestorben?“

      Da merkt er, dass sein Ton deplatziert ist.

      „Deine Mutter und ich wollten mit dir sprechen“, sagt Karl Harder mit sehr ernster Stimme.

      „Hab' ich was falsch gemacht? Ich war freundlich zu allen.“

      „Nein, das ist es nicht. Du hast dich sogar prima benommen. Ich weiß ja, dass du so was gar nicht besonders magst. Aber ich dachte, ich nehme deinen einundzwanzigsten Geburtstag zum Anlass, dich mal seriös in unserem weiteren Bekanntenkreis vorzustellen. Die Leute gehören zu unseren besten Kunden, und es werden ja deine Kunden sein, wenn du hier mal übernommen hast.“

      Ein beklemmendes Gefühl kommt in Peter auf. So hat er seinen Vater noch nie erlebt.

      „Das

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