Die Welt unter Strom. Arthur Firstenberg

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Die Welt unter Strom - Arthur Firstenberg

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      KAPITEL 3

      Elektrosensibilität

      „Ich habe die elektrischen Experimente fast völlig aufgegeben.“ Der Verfasser dieser Worte bezog sich hier auf seine eigene Unfähigkeit, Elektrizität zu vertragen. Damit sind wir nicht etwa in der modernen Ära der Wechselströme und Radiowellen angelangt, sondern noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als es nur statische Elektrizität gab. Der französische Botaniker Thomas-François Dalibard vertraute Benjamin Franklin seine Gründe erstmals in einem Brief vom Februar 1762 an. „Zum einen haben die verschiedenen Stromschläge mein Nervensystem so stark angegriffen, dass mein Arm krampfhaft zittert. Ich kann kaum ein Glas an den Mund führen. Und wenn ich jetzt einen elektrischen Funken berühren würde, könnte ich 24 Stunden lang nicht einmal meinen Namen schreiben. Zum anderen fällt mir auf, dass es mir nunmehr fast unmöglich ist, einen Brief zu versiegeln. Die Elektrizität des spanischen Harzes überträgt sich nämlich auf meinen Arm und verstärkt mein Zittern.“

      Dalibard war nicht der Einzige mit diesem Problem. Das im Jahr 1752 von Benjamin Wilsons veröffentlichte Buch A Treatise on Electricity trug dazu bei, die Popularität von Elektrizität in England zu fördern; leider erging es ihm selbst nicht so gut dabei. „Nachdem ich diese Stromschläge oft mehrere Wochen lang wiederholt hatte“, schrieb er, „war ich letztendlich so geschwächt, dass mir bereits eine sehr geringe Ladung aus der Phiole große Schläge zuführte und außergewöhnlich starke Schmerzen auslöste. Deshalb musste ich weitere Versuche unterlassen.“ Selbst das Reiben einer Glaskugel mit der Hand – die allgemein übliche elektrische Maschine seiner Zeit – bereitete ihm „sehr heftige Kopfschmerzen“.1

      Der Autor des ersten deutschsprachigen Buches, das ausschließlich der Elektrizität gewidmet war, des 1744 erschienenen Werkes Neu-Entdeckte Phaenomena von Bewunderns-würdigen Würckungen der Natur … wurde auf einer Seite seines Körpers allmählich gelähmt. Johann Doppelmayr, Professor für Mathematik in Nürnberg, den man den ersten elektrischen Märtyrer nennt, beharrte trotzdem hartnäckig auf seinen Forschungen. Er starb 1750 nach einem seiner elektrischen Experimente an einem Schlag.2

      Diese Männer waren nur drei der frühesten Opfer – drei Wissenschaftler, die zur Entstehung einer elektrischen Revolution beigetragen haben, an der sie selbst nicht teilnehmen konnten.

      Sogar Franklin entwickelte eine chronische neurologische Erkrankung, deren Beginn sich auf die Zeit seiner frühen elektrischen Forschungen zurückführen ließ. Sie trat für den Rest seines Lebens regelmäßig immer wieder auf. Obwohl er auch an der Gicht litt, machte ihm jenes Problem viel mehr zu schaffen. Am 15. März 1753 schrieb er über einen Schmerz in seinem Kopf: „Ich wünschte, er wäre in meinem Fuß; ich denke, ich könnte es besser ertragen.“ Als er 1757 in London war, erlitt er einen Rückfall, der fast fünf Monate andauerte. Er schrieb an seinen Arzt über „ein Schwindelgefühl und Schwimmen in meinem Kopf“, „einen Brummton“ und „kleine, schwache funkelnde Lichter“, die sein Sehvermögen störten. Mit einer häufig erwähnten „heftigen Erkältung“ ging in seiner Korrespondenz so gut wie immer eine Beschreibung desselben Schmerzes, eines Schwindelgefühls und von Sehstörungen einher.3 Im Gegensatz zu seinem Freund Dalibard erkannte Franklin jedoch nie eine Verbindung zur Elektrizität.

      Jean Morin, Professor für Physik am Collège Royale de Chartres und Autor der Nouvelle Dissertation sur l’Électricité aus dem Jahr 1748, hielt es grundsätzlich für ungesund, sich der Elektrizität in irgendeiner Form auszusetzen. Um seinen Standpunkt zu veranschaulichen, beschrieb er ein Experiment, das er nicht mit einer Reibungsmaschine, sondern mit seiner Hauskatze durchgeführt hatte. „Ich streckte eine große Katze auf der Bettdecke aus“, berichtete er. „Ich rieb sie, und in der Dunkelheit sah ich Funken fliegen.“ Er machte damit mehr als eine halbe Stunde weiter. „Tausend winzige Feuerzungen flogen hin und her. Bei fortgesetzter Reibung wuchsen die Funken, bis sie wie haselnussgroße Kugeln oder Feuerkugeln aussahen … Als ich meine Augen etwas näher an eine der Kugeln führte, fühlte ich sofort ein lebhaftes und schmerzhaftes Stechen in meinen Augen. Obwohl der Rest meines Körpers den Stromschlag nicht verspürte, folgte dem Schmerz ein akutes Schwächegefühl. Ich fiel um, meine Kraft versagte, und – wenn man das so sagen kann – musste ich dagegen ankämpfen, in Ohnmacht zu fallen. Ich bekämpfte meine eigene Schwäche, von der ich mich einige Minuten lang nicht erholte.“4

      Solche Reaktionen waren allerdings nicht allein Wissenschaftlern vorbehalten. Was heute nur wenigen Ärzten bekannt ist, war den Elektropraktikern des 18. Jahrhunderts und den ihnen folgenden Elektrotherapeuten des 19. Jahrhunderts geläufig: Die Elektrizität hatte Nebenwirkungen. Dabei zeigten einige Menschen eine ausgesprochen große elektrische Empfindlichkeit. Bei anderen wiederum war das unerklärlicherweise nicht der Fall. „Es gibt Personen“, schrieb der Physiker aus dem Languedoc, Pierre Bertholon, 1780, „die auf künstliche Elektrizität ausgesprochen stark reagieren. Ein kleiner Stromschlag, ein einfacher Funke, selbst das elektrische Bad – so schwach es auch sein mag – erzeugte tiefgreifende und dauerhafte Auswirkungen. Bei anderen wiederum stellte ich fest, dass sogar starke elektrische Vorgänge überhaupt keine Empfindung zu verursachen schienen … Zwischen diesen beiden Extremen gibt es entsprechend der individuellen Unterschiede der Menschen viele Nuancen.“5

      Die zahlreichen Experimente von Sigaud de la Fond mit Menschenketten führten nie zweimal zum selben Ergebnis. „Es gibt Menschen, für die Elektrizität verhängnisvoll und sehr schädlich sein kann“, erklärte er. „Die Auswirkung hängt vom körperlichen Zustand derjenigen ab, die sie verspüren. Darüber hinaus spielt die Empfindlichkeit oder Reizbarkeit ihrer Nerven auch eine Rolle, so dass es in einer Kette aus vielen Personen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zwei gibt, die den Stromschlag mit genau derselben Intensität wahrnehmen.“6

      Der Arzt Mauduyt befand 1776: „Die körperliche Verfassung hängt in hohem Maße von der Kommunikation zwischen Gehirn, Rückenmark und verschiedenen anderen Teilen über die Nerven ab. Diejenigen,

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