Rosaleen Norton. Nevill Drury
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Das Reihenhaus in der Brougham Street war ursprünglich mit Ornamenten besetzt, und das breite Fenster neben der Eingangstür besaß zwei dekorative Paneele; seine Rahmen hatten den Betrachter einstmals durch ein kontrastierendes Braun bestochen. Doch nun waren die Schindeln zerbrochen, die Farbe sehr schuppig geworden, das Schieferdach musste repariert werden und das Haus wurde von Gammlern und Vertretern der Bohème bewohnt.
Das Hauses in der Brougham Street 179, Kings Cross
Bevor sie später gemeinsam in die Dachkammer ziehen konnten, lebten Roie und Gavin anfänglich zusammen mit einigen Hauskatzen im Kellergeschoß des Hauses – ein heruntergekommener Raum, der in Wirklichkeit eine umgebaute Waschküche war. Oben in der Dachkammer wohnte ein Mann namens Mick, der nur eine Hand hatte, stapelweise Tageszeitungen hortete und nur dann und wann das Haus verließ, um seinen täglichen Angelegenheiten nachzugehen. Der Raum, den Roie und Gavin bewohnten, war mit Krimskrams vollgestellt – Tierschädel, Knochen, Muscheln und Steine lagen überall verstreut inmitten alter Zigarrenkartons und vergessener Kaffeetassen. Die Hauptausstattung des Raumes bestand aus einem alten Sessel, einem großen Spiegel, der mit farbigen Perlen geschmückt war, und einem orangefarbenen, aus Krepp bestehenden Lampenschirm, der an einem langen Kabel von der Decke herabhing. Durch zerbrochene Deckenlatten waren Teile des Putzes locker geworden und fielen bröckelnd von den Wänden, und den weniger beleuchteten Bereichen des Raumes verliehen Spinnweben ihren Charme. Doch auch unter diesen Umständen übertrieb Roie noch zusätzlich und machte ihrem Ruf als Exzentrikerin alle Ehre. Auf einem Schild im Flur vor der Wohnung stand „Die Gammlerin“ und auf einem Plakat an der Tür stand geschrieben: „Willkommen im Haus der Geister, Kobolde, Werwölfe, Vampire, Hexen, Zauberer und Poltergeister.“
Die Brougham Street 179 wurde zunehmend zu einem Mekka für Neugierige. Besucher dieses heruntergekommenen Hauses konnten zu jeder Zeit eine interessante Person auf der Treppe treffen, denn die unterschiedlichsten Menschen waren dann und wann in ihm vorzufinden und es wurden keine Fragen gestellt. Sogar die Polizei schaute manchmal auf eine Tasse Tee vorbei, um sich eine Pause von der Langeweile auf ihren täglichen Runden zu verschaffen. Doch diese glückliche Beziehung hielt leider nicht lange. Bald schon erreichte Sergeant Francis Farrell – der bei allen als „Stoßstange“ bekannt war – die Nachricht, dass Hausnummer 179 eine besondere Lasterhöhle sei und Roie und Gavin dafür verantwortlich wären. Im Neusüdwales des Jahres 1951 galt es als rechtlich bindend, dass Mieter eines Hauses in der Lage dazu sein mussten, sichtbare Finanzmittel nachzuweisen. Wurde dieser Nachweis nicht erbracht, konnte das eine Anzeige wegen Landstreicherei nach sich ziehen. Im September 1951 wurden Norton und Greenlees als Landstreicher festgenommen. Sie wurden später an das Zentralgericht verwiesen und bekamen zwei Wochen Zeit, um eine ausreichend bezahlte Arbeit zu finden.
Norton, Pan, Greenlees in den 1950ern – dieses Foto wurde in der Brougham Street 179 aufgenommen
Walter Glover, ca. 1951
Zu dieser Zeit machten sie die Bekanntschaft eines Mannes, der eine Hauptrolle in ihrem zukünftigen Leben spielen sollte – Wally Glover. Glover selbst hatte eine gemischte Karriere hinter sich.
Er wurde im Jahre 1911 geboren, hatte die Schule mit dreizehn Jahren verlassen und für verschiedene Handelsjournale wie Decoration und Glass, Package Parade und Signs and Showcards gearbeitet. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte er als Sergeant der Australischen Armee in Neuguinea gedient und war schließlich sogar in den Dienstgrad eines Captains in der Ausbildungsdivision der Armee erhoben worden. Nach dem Krieg wurde er freischaffender Verleger und arbeitete halbtags als Redakteur des Pastrycook’s Review. Glover erinnerte sich später: „Ich kam auf die Idee, mich an die Hauptwache der Polizei zu wenden und zwei Leuten, die mir unbekannt und die wegen Landstreicherei in Untersuchungshaft genommen worden waren, eine Arbeitsmöglichkeit anzubieten.“ Später arrangierte er für sie ein Treffen in seinem Büro:
Sie kamen an späten Nachmittag in mein Büro, beide hatte sich frisch gemacht und sahen blendend aus, als ob sie gerade aus der Badewanne kamen – aber sie waren wie Hippies gekleidet und damit ihrer Zeit zwanzig Jahre voraus. Gavin hatte eine Vorliebe für Kupfer; die Brille, die er auf der Nase trug, wurde von einem Kupferdraht zusammengehalten, so wie auch seine ausgetragenen Schuhe. Rosaleen war mehr mit Dämonen beschäftigt, obwohl sie zu dieser Zeit noch nicht die markanten Merkmale, die ihr späteres Erscheinungsbild ausmachten, kultivierte. Sie zeigten mir ihre Arbeiten, die nicht für diesen Zweck ausgemacht, jedoch außergewöhnlich waren. Sie stellten einen echten Querschnitt von Rosaleens künstlerischen Fähigkeiten dar und unterschieden sich so sehr von allem, was ich bisher zu Gesicht bekommen hatte, dass ich von diesem offensichtlichen Potenzial nur beeindruckt sein konnte.23
An dieser Stelle ist vorauszuschicken, dass Wally Glover nicht den symbolischen Gehalt der Werke selbst verstand, und zu dieser Zeit keine Absicht bestand, ein Buch mit ihnen zu veröffentlichen. Glover suchte nur nach Assistenten, die ihn bei seiner freiberuflichen Werbetätigkeit und seinem Journalismus unterstützten. Nach und nach aber fasste er den Gedanken, dass eine Publikation der Werke eine lohnende Sache sein könnte, wenn man die Dinge phasenweise angehen würde. Anfangs hatte er die Idee, Roies Illustrationen auf Blättern drucken zu lassen, dafür seine lithographische Presse im Büro zu verwenden und dann die Blätter mit einem pinkfarbenen Band zusammenzubinden. Aus diesem Grunde beauftragte er seinen Rechtsanwalt Bob Benjafield, einen Vertrag für Roie und Gavin aufzusetzen, durch den die beiden Honorare als Vorschuss auf zukünftige Auszahlungen aus Buchverkäufen erhalten konnten. Als ein Honorar von 15 % sollte Wally Roie und Gavin offiziell jeweils 8 Pfund pro Woche zahlen, was sich auf ein Maximum von 200 Pfund erhöhen konnte. Tatsächlich aber war die Summe, die zum Schluss an die beiden ausgezahlt wurde aufgrund der Tatsache, dass die Herstellung des Buches ein ganzes Jahr dauerte, erheblich höher. Doch die Zahlungen erfolgten nicht nur in eine Richtung. Wally erhielt einen Vertrag, in dem er als Urheberrechtshalter aller bereits angefertigten, gegenwärtigen und zukünftigen Kunstwerke Roies genannt wurde. Glover erinnerte sich später, dass es mit der Entscheidung, das Buch zu verlegen zu einer plötzlichen Veränderung seiner finanziellen Situation kam:
Geld tauchte einfach so wie durch Magie auf. Jobs, die Geld einbrachten, kamen aus den am wenigsten erwarteten Quellen. Ich wurde aus meinem klitzekleinen Ein-Pfund-pro-Woche-Büro, das ich in einem wie ein Kaninchenstall anmutendem Komplex in der Innenstadt bewohnt hatte, zwangsgeräumt; doch als der Portier des Gebäudes von meinem Elend erfuhr, bot er mir eine Alternative an, bei der es sich um ein gesamtes Stockwerk handeln sollte! Als Gegenleistung für schöne 300 Pfund pro Woche gab der Portier die Schlüssel einem Werbeagenten, welcher mir wiederum aus Dankbarkeit seine ehemaligen Büroräume zeigte.
Das Büro war leer, doch an diesem Tag traf ich noch einen Bekannten aus der Zeit vor dem Krieg wieder, der in der Immobilienbranche tätig gewesen war. Er erzählte mir, dass er in der folgenden Woche ins Gefängnis gehen müsse und ich mir geeignete Büromöbel aus einem bestimmten Möbellager aussuchen könne, wo diese sonst voraussichtlich für die kommenden fünf Jahre verbleiben müssten. Rosaleen feierte unsere Anschaffung, indem sie ein riesiges Wandgemälde von Baphomet, dem mythischen Gott der Energie, schuf …24
Rosaleen Nortons Kunst – und was sie Bewirkte
In den darauffolgenden Monaten waren Roie und Gavin intensiv mit der Auswahl von Werken für ein neues Buch beschäftigt. Gavins okkulte und metaphysische Gedichte sollten die besten von Roies fantastischen und evokativen Illustrationen begleiten. Es war eine Zeit