Wie man glücklich wird und dabei die Welt rettet. Holger Dr. phil. Wohlfahrt

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Wie man glücklich wird und dabei die Welt rettet - Holger Dr. phil. Wohlfahrt

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Ideen das, was es ermöglicht, alle weltlichen Erscheinungen in Kategorien zu fassen. Jeder reale Mensch entspricht zum Beispiel der ewigen Idee Mensch.

      Von jeher war es ein menschliches Bestreben, sich dieser Idee anzunähern, also der Wahrheit nahe zu kommen. Menschen wollten stets ideale Formen ihrer selbst erschaffen. Religiöse, spirituelle, esoterische, in neuerer Zeit auch wissenschaftliche Modelle wurden und werden entwickelt, deren Umsetzung dazu beitragen soll, den Menschen zu vervollkommnen und ihn in seinem Ideal zu verwirklichen.

      Inzwischen beruft sich dabei kaum noch jemand auf Platon. Dennoch wirkt seine Lehre auf subtile Weise fort. Heute ist es Ziel jedes wissenschaftlichen Strebens, die platonische Idee als solche zu entschlüsseln. Immer wieder werden aktuelle Denk-Entwürfe oder Forschungsergebnisse als definitive Wahrheiten und damit quasi als überzeitliche Ideale dargestellt. Alle Abweichungen von diesen Idealen sind dann als fehlerhaft zu betrachten.

      Doch natürlich bleibt jeder als ideal deklarierte Forschungsstand vorläufig. Die Geschichte zeigt, dass es immer wieder zu einem Wandel der Lebensanschauungen, Glaubenssätze und damit auch Ideale kam und kommt.

      Problematische Begleiterscheinungen kann es geben, wenn das Wesen Mensch als solches zu sehr ins Zentrum der Idealsuche rutscht. Wenn nämlich einzelne von einem gegenwärtig gefundenen Idealbild abweichen, wurden und werden sie nur allzu oft stigmatisiert, als anormal aus der Gesellschaft ausgestoßen, manchmal sogar verfolgt und getötet.

      Wie der einzelne Mensch wahrgenommen wird, ob er einem gerade aktuellen Ideal entspricht oder ob er als „fehlerhaft“ angesehen wird, hängt von den jeweiligen Moden und Gesinnungen ab, deren Zustandekommen oft nicht eindeutig erklärbar ist.

      So würde man großen Personen der Weltgeschichte, die einst als Heilige verehrt wurden, aufgrund ihrer extremen Andersartigkeit heute höchstwahrscheinlich eine psychiatrische Behandlung nahelegen. Die Lebensentwürfe von Buddha, Jesus und Mohammed entsprechen jedenfalls in keiner Form dem, was man heute in der westlichen Welt auch nur ansatzweise als normal einstufen würde. Man denke auch an Heilige, wie Symeon (389-459), der mehrere Jahrzehnte auf einer Säule sitzend verbrachte. Oder an den heiligen Franz von Assisi (ca. 1181-1226), der Kruzifixe zu sich sprechen hörte und später für die Tiere des Waldes Gottesdienste abhielt.

      Verkrüppelte Frauenfüße, wie man sie im alten China begehrte und daher sogar künstlich erschuf, würden heute in der westlichen Welt für Abscheu sorgen und chirurgisch behandelt werden.

      Für die Glorifizierung eines extremen Arbeitseinsatzes, wie sie uns in der westlichen Gegenwart begegnet, hätte man hingegen zur Zeit der griechischen Antike keinerlei Verständnis gehabt, man hätte sogar mit tiefster Verachtung reagiert. Blinden Arbeitseifer schätzte man damals nur an Sklaven.

      Demgegenüber gehörte Homosexualität in der griechischen und vor allem römischen Antike zum guten Ton, wurde dann aber später von den abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) als widernatürlich eingestuft und verteufelt. Bis heute leiden viele Homosexuelle an den noch immer nicht ganz überwundenen Nachwirkungen jener jahrhundertelangen Stigmatisierung.

      In der globalisierten Welt der Gegenwart werden Gegensätze in den kulturell geprägten Idealbildern besonders schnell deutlich. So entspricht dem westlichen Schönheitsideal beispielsweise eine gebräunte Haut. Freiwillig begeben sich daher Millionen von Menschen in krebserregende Solarien und lassen sich bereitwillig von der Sonne verbrennen. Demgegenüber schmieren sich Millionen von Asiaten ätzende, zutiefst schädliche Mittel auf die Haut, um dem Schönheitsideal von möglichst weißer Haut nahe zu kommen.

      Millionen von europäischen Jugendlichen bekommen wiederum sonderbare Formen von Spangen in den Mund gesetzt, um ihre Zähne ein paar Millimeter zu verschieben und gerader aussehen zu lassen. In Japan lassen sich zeitgleich Jugendliche Spangen einsetzen, um die Zähne auseinanderzudrücken und schief erscheinen zu lassen. Dies wirkt schließlich kindhaft und entspricht dem stark am Kindchenschema orientierten japanischen Schönheitsideal.

      Auch Gesinnung und Mentalität sind in hohem Maße relativ. So ergab eine gemeinsam durchgeführte Studie der Universitäten Yuerong Sun in Shanghai und der Waterloo University in Kanada, dass in Shanghais Schulen schüchterne, zurückhaltende und sensible Kinder am beliebtesten waren. In Kanada hingegen waren die schüchternen, zurückhaltenden und sensiblen Kinder in ihren Schulen schlecht angesehen. Sie waren weitaus unbeliebter als die lauten, frechen und schrillen.

      Es bleibt also festzuhalten: Stets ist der Kontext dafür verantwortlich, was als ideal betrachtet wird.

      Es soll daher in vorliegendem Buch gar nicht erst versucht werden, ein weiteres, letztlich doch wieder nur relatives Idealbild vom Menschen als solchem zu zeichnen. Der Mensch als hochkomplexes, nie ganz erschließbares Wesen soll in seiner wunderbaren Vielfalt und Widersprüchlichkeit belassen werden. Das heißt freilich auch, dass kein Ratschlag, keine noch so gut begründete und wissenschaftliche Empfehlung zum Dogma erhoben werden kann. Was dem Einen in seiner konkreten Wesenheit nützt, kann dem Anderen womöglich schaden. Was der Eine als schön und richtig einstuft und was vielleicht auch deshalb wirksam ist, kann der Andere als unattraktiv und daher ablehnenswert empfinden – was eine Wirksamkeit vielleicht unmöglich macht. Was also dem Einzelnen hilft, ist noch lange kein Allheilmittel.

      Dennoch erheben auch in heutiger Zeit noch viele Ratgeber, Gurus und Wissenschaftler ihre persönliche Einsicht zur letzten und allgemeingültigen Wahrheit. Sie wollen nicht wahrhaben, dass das, was bei ihnen oder vielleicht auch bei einzelnen Anhängern oder Probanden gewirkt hat, nicht zwangsläufig bei jedem anderen wirken wird.

      Diejenigen, die keine Wirkung einer Methode spüren, beginnen dann oft an sich selbst zu zweifeln. Sie verstehen nicht, warum bei ihnen nicht helfen soll, was bei anderen funktioniert hat. Immer wieder passiert es, dass einzelne Menschen in einen wahren Teufelskreis geraten. Sie investieren immer noch mehr Geld, Energie und Zeit in die Lehre eines Gurus. Oder sie eilen von Psychologen zu Psychologen. Oder kaufen Ratgeber um Ratgeber. Doch je mehr sie investieren, desto verzweifelter werden sie über das Ausbleiben der Wirkung – was wiederum neue Investitionen nach sich zieht.

      In besonders dramatischen Fällen können hieraus gefährliche Abhängigkeiten entwachsen. Das Ausbleiben der Wirksamkeit scheint sich dann nur noch damit begründen zu lassen, dass man dem entsprechenden Guru oder der herrschenden Lehrmeinung nicht ausreichend Folge leistet. Indem eine immer extremere Annäherung und Unterordnung vorgenommen wird, vollzieht sich oft genug, für den Betroffenen meist unbemerkt, ein Wandel zum Fanatismus. Das ganze Leben wird in diesen extremen Fällen an einer Lehre, einem Glauben oder auch einer Behandlungsmethode ausgerichtet. Andere Meinungen werden nicht mehr gelten gelassen.

      Daher soll vorab explizit darauf hingewiesen werden, dass jeder der in diesem Buch empfohlenen Glückswege nur einen Vorschlag darstellt. Egal wie gut begründet seine Wirksamkeit erscheinen und wie vehement seine Umsetzung nahegelegt werden mag – als allgemeingültig sollte er nicht betrachtet werden. Es handelt sich, metaphorisch gesprochen, tatsächlich nur um Wegweiser, welche die Richtung skizzieren. Im Sinne des eingangs zitierten Seneca werden also bestenfalls die richtigen Voraussetzungen für die Glückssuche geschaffen.

      In diesem Sinne: Gute Reise!

      Wegweiser zum Glück

      I.

       Die Notwendigkeit eines Lebenssinns

      Oder: Das Glück des Sisyphos

      Unterwegs sein

      Die Reise soll mit einem anderen Reisenden beginnen. Einem, dessen Reise vielleicht ungewöhnlich anmutet. Sie war unfreiwillig,

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