Die Unworte. Horst Hartleib

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Die Unworte - Horst Hartleib

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brauchen Sie mir nicht zu erzählen!, knurrt der Hölzel, zutiefst gekränkt. Sie wussten über Fische höchstens erst mal, wie sie schmecken, da sprangen sie bei mir schon aus den Becken!, sagte er lieber nicht. Das taugt für einen Gag, für den Biologieunterricht, ist aber viel zu aufwändig, kritisierte er statt dessen.

      Die verhaltens-oberflächlichen Oberflächenfische gründeln jetzt wie Welse auf der Bodenscheibe, die sie für die Wasseroberfläche halten. Aber diese Verhaltensänderung wird morphologische Anpassungen zur Folge haben, welche ihrerseits die Verhaltensänderung irreversibel machen. Wenn denen die ersten Barteln ums Maul wüchsen, dann habe er sein Vor(zerr)bild Paul Kammerer posthum rehabilitiert!

      Dann führt der UnSchöne vor, wie er Fische betrunken macht und sie durch das Wasser torkeln. So etwas findet er lustig. Das ist also der Missbegriff des Blasphemikers Schöne von Lustigkeit! Verweile doch, du bist so unschön, dass ich mich noch an dich gewöhn, du (un)verlässliches Häßliches. Di(e)nner for o(h)ne. Alle UnTiere (un)würden saufen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gäbe. Bei den Fischen sei das zugegeben etwas kompliziert, zumal der Alkohol im Wasser schnell biounlogisch zu Essig abgebaut wird. Sie können nicht ersaufen, aber deswegen auch nicht saufen, mit Ausnahme der Labyrinthfische, die beim Saufen Gefahr laufen, sich in Labyrinthen zu verirren und zu ersaufen, kalauerte der Zyniker und Platitüden(Un)Dichter UnSchöne. Fische würden vielleicht auch rauchen, was Affen gerne tun. Fische vielunleicht am besten Wasserpfeife. Zit(un)tat: „Ein bisschen Spaß muss sein!“ So wie er sich selbst (unan)ständig etwas vormache, sei es nur unrecht und unbillig, die ihm unterstellten, bei ihm eingestallten Kreaturen nach Kräften zu täuschen und zu enttäuschen. Eigentlich verübelwolle er ja immer nur das Gute, er versuche (selbst)erlediglich unter den Negativismus zu kommen, unter sein Niveau zu entkommen, (ver)sagte unsinngemäß der UnSchöne. Oft entkomme ihm auch bei mehrfacher Verneinung, wenn er nicht genau mitgezählt habe, das Ungute zum Guten. Das wäre wie bei: „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, …“. Man(n) reißt der Pelorie oder Unkunst(stil)blüte ein Blütenblatt nach dem anderen aus und wenn die Anzahl der Gemeinheiten eine ungerade war, dann entstellt sich heraus, dass die Ungeratene einen trotzdem (hass)liebt. Zit(un)tat-Derivat: „Es gibt nichts ungutes, außer man(n) tut es an, únd nicht nur sich.“ Insounfern man(n) kann. „Mors certa, hora incerta“. Ein UnSchön(un)geist ist er, der UnSchöne!

      Die von unten erleuchteten unterbelichteten Spritzsalmler, unsinnierte der UnSchöne weiter, unwürden wahrscheinlich zum Ablaichen vergeblich durch die Bodenscheibe zu springen versuchen. Und vielleicht würden andere von unten erleuchtete Fische, die bisher am oder im Bodengrund laichten, beim vergeblichen Versuch, ihre Eier von unten an den Wasserspiegel zu heften, scheinbar grundlos irritiert an die Deckscheibe springen oder die fehlende Deckscheibe verfehlend sich „an die Luft entsetzen“. Auch un’ser Weltbild ist vielleicht mehr von der Beleuchtungsrichtung abhängig als wir es (un)wahr haben wollen, als es úns unlieb ist. Erleuchtung kann auch von unten verkommen. Da gibt es noch sehr viel zu erforschen! Da ist noch Ungeheuer viel zu ent- oder verdecken! Ich kann (mir) hier erlediglich Jungpionierarbeit (dazu) leisten.

      Auch das Problem der Asymmetrie beschäftige ihn sehr, zumal das seitenverkehrte Denken nur ein Spezial(un)fall seines verkehrten Denkens sei. So bizarr die meisten Chimären auch seien, es handle sich ausnahmslos um eine Art Propfung eines Unterteils auf ein Oberteil, wie beispielsweise bei der von ihm jüngst nach alten Vorunbildern als Unart unwissenschaftlich beschriebenem Gemeinen Sphinx (Sphinx vulgäris SCHÖNE, 2000), der Pfropfung eines Menschenkopfes auf einen Löwenleib. Oder des Löwen auf die Ameise zum Ameisenlöwen? Sein Unsternbild sei erübrigens auch der Ameisenlöwe. Der Pegasus der Dichter sei ein eingebildeter Pfropfbastard und die unamüsante A-Muse des unseligen Undichters eine bodenpurzelnde Tanzmaus mit Niederschmetterlingsflügeln. Oder der Zentaur sei eine Pfropfung eines Mannesoberkörpers auf einen vorher enthaupteten Pferdeleib. In der erbaulichen Literatur, etwa bei Arno Schmidt, verkomme auch schon mal die mannstolle (unrein)rassige rossige Zentaurin vor. Von einer Veranstaltung „Partner Pferd“, in der Pferdenärrinnen Reiten und/oder reiten lassen faselt der provo(ver)kann(n)te UnSchöne auf das Sexistisch-Frauenfeindlichste. Da verwachse zusammen, was sich zusammen ungehöre. Bei der Unverlegenheit geht ihm seine durch und durch schmutzige Phantasie durch. Die Sexualität(lichkeit) gehabe eine zentrale (Ent)Stellung in der (Un)Persönlichkeit, sagt er zu Hölzel. Wie nenne man das dann: Sie homo- oder anthropo-, er bestiophil? HassDe ma’ ne Fauns? Bei der kleinen Seejungfrau (un)würde unbekanntlich ein Frauenoberkörper auf einen Fischschwanz gepfropft, erübrigens ohne dass es zu Un(v)erträglichkeitserscheinungen verkäme. Aber nennen Sie mir bitte ein Beispiel für eine Propfung beziehungsloser (un)weise (Kon)Fusion nach einer Längsachsenteilung, also einen (Un)Fall von vertikalem Denken statt horizontal beschränktem Querdenken. Es wäre in der Untat allein (unver)schon operationstechnisch sehr viel schwieriger, einen längsgeteilten linken Pferdekörper mit einer rechten Menschenhälfte zu konfusionieren, oder umverkehrt. Man müsste schon sehr betrunken sein, um sich das vorzuentstellen. Asymmetrische Unwesen sind eher Mängelwesen, wie der allgemein bekannte gemeine Zyklop mit nur einem Auge, oder der hinkunfähige einbeinige Scipode oder Monopode, der sich auf dem Rücken liegend im Schatten seines gespreizten Fußes ausruhen kann. Warum ist die Zahl der weiblichen Brüste unstets durch zwei teilbar, während die Anzahl der (ungeratenen) Nachkommen sehr unwohl eine ungerade sein kann? Da fragt mann sich doch, was man sich noch fragen soll. Was man(n) sich noch fragen kann, ohne eine unzumutbare Antwort von sich zu erhalten. Mann versucht ja schon sein Unmöglichstes, indem mann mit der kleinen Meerjungfrau (in märchenhafter Unwahrheit eine Unvermehr-Immerjungfrau) Unzucht zu treiben versucht. Ja, diese feuchtgebieterischen Melusinen und Úndinen! Das Asymmetrieproblem ist ein sehr weites Feld, da weiß ich gar nicht, wo ich aufhören soll, also fange ich ungebesserter gar nicht erst an, unterbrach sich der Gastgeber. Damit (un)würde er sich weiterer Ausschweifungsmöglichkeiten berauben. Es hat auch noch niemand die Unarten klassifiziert und einkonsortiert wie Linné es den Arten angetan hat. Die Psychoanalyse hat die Unarten noch nicht vollunanständig (de)klassifiziert. Da ist noch ein großes Beuntätigungsfeld für Erstuntaten. Da gibt es noch viel anzutun. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst aufhören soll. Ich bin ja mehr noch ein Unmensch der Untat, statt ein Theoretiker und scribomanischer Schreibtisch-Untäter und ich kann ja nicht alle erledigen! Es müssen noch viele Wale von den Fischen zu den Säugetieren um sortiert werden und Blindschleichen von den Schlangen zu den Echsen, und diverse Únkräuter zu den Nachtschatten- und Hundsgift-Gewächsen.

      Derunartiges nennt der Vervolksmund blasphemisch ein Fisch-KZ, dachte Hölzel im UnSchöne’schen Jargon, in seiner Untätersprache, die ihn immer mehr (un)geistig einzu(un)frieden begann. Und man müsste den UnSchöne durch Käfigung vor dem finalen Sprung in die Selbstüberschätzung beschützen. Vor sich selbst müsste man ihn derunart beschützen und mehr noch die Menschheit und auch die (Un)Tierwelt vor ihm be(un)wahren. Vor diesen verzwergungswahnsinnigen Selbstdik(un)tator, der seine Selbstquälereien allen Kreaturen zuunmuten will! Das ist eine private Hobby-Hölle mit unfreiverruflicher Nebentätlichkeit, in der ein Möchtegern-Gott, dessen (Un)Fähigkeiten aber nur für Teufeleien ausreichen, seine Perversionen austobt. Im Gegensatz zu einem Gott reichen seine (Un)Fähigkeiten nur dafür aus, die ihm ausgelieferten bedauernswerten Kreaturen ins Verderben zu treiben. (Mak)aber sie da wieder heraus zu holen vermag oder mag er nicht. Er könnte einen Lazarus umbringen, aber nicht wiederbeleben. Man kann sich zwar selbst zerlegen (zerlügen), analysieren und paralysieren, aber nicht reparieren. Beim Zuwider-Zusammenentsetzen bleibt immer etwas Scheußliches übrig. Ein Blinddarm, ein Arm, ein steifes Glied, eine Milz, ein autotomierter Eidechsenschwanz. So endet Selbsterforschung unstets mit Selbstentfremdung. Das ist ein rechtloser und damit angeblich auch unrechtsloser (Ab)Raum, ein Unzuchtzimmer, in dem mangels Beherrschung nur die Unnaturgesetze herrschen. Es (miss)handelt sich um (Un)Tierquälerei, unart-ungerechte (Fehl)Haltung. Nötigung zum Fehlverhalten, zur fehlgeprägten Unzucht. Vorentsaetzliche Qualzucht. Man müsste ihm die Veterinärhygiene, das Tierschutzamt auf den Hals schicken, dachte Hölzel, aber dann fiel ihm ein, dass er sich damit nach UnSchöne’scher Unmanier selbst schädigen (un)würde. So weit soll es dann doch nicht verkommen! Er fühlte sich vereinnahmt vom dekadenten Abgedanken(un)gut, der Wortverbrecherei, des ganzen Un, der dekadenten Selbstzerstörungswut seines Gastgebers, der ihn ungeistig gefangen

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