Die Unworte. Horst Hartleib

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Die Unworte - Horst Hartleib

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schlechte Erfahrungen zu machen. Ich habe ihn in der Prägungsphase quasi aseptisch von exogenen Sinneseindrücken sauber gehalten. Kaspar-Hauser’sch in einem engen dunklen, schalldichten Raum ohne Einrichtung. Ich betreibe nämlich eine durchaus wissenschaftliche Fehlverhaltensforschung, so(nicht)zusagen die unschöne, aber ungeratenzu effektivitätstriefende Kehrseite der Verhaltensforschung. Dazu sind diese Fehlprägungsexperimente unentbehrlich. Ich bin überzeugt, man kann die Welt nur verstehen lernen, indem man herausfindet, warum etwas nicht funktioniert. Durch (Un)Verständnis ihrer Störungen und Verstörungen. Wirr müssen vernichten, um zu begreifen, was wir nicht mehr haben. Pulchellus sollte auf das Nichts geprägt werden. Ich dachte, wenn er Nichts begehrt, dann wird er viel(un)leicht sexuell völlig enthaltsam sein. Oder, da in der Prägephase die Nahrung, die er weiterhin erhielt – man ist ja kein Unmensch, die Untierliebe, Sie verstehen – sich als Sexualobjekt hätte einprägen können, dass Pulchellus später seine Sexualobjekte sozuversagen zum Fressen gerne haben (un)würde. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, wenn er Sie ein ganz klein wenig kneift, dann ist das höchstens ein harmloser ritueller Biss. Bei diesem Experiment ist interessanter Weise herausgekommen, dass er nun statt mit nichts mit allem zu kopulieren versucht. Was versagt uns das? Wir können uns das Versagen nicht versagen. Na, Pulchellus, krault der UnSchöne sein Untier. Die Fehlprägung lässt ihn seinen Unarten treu bleiben. Treu bis in den Tod. Wie das in einer Tageszeitung abgedruckte, eine Tageszeitung apportierendes Hundeskelett von Hirst. Treue bis über den Tod hinaus, bis zur Selbstveruntreuung. Der Hund hört his masters voice noch ohne Ohren. Die Tageszeitung unwürde das Skelett dieses schlecht dressierten Monsters seinem Herrn unmutmaßlich nicht bringen können. Eher schon dem Skelett seines Herrn. Einem nichtfernsehenschauenden, laufendem Fernseher laufend nicht zuschauenden (Un)Menschenskelett.

      Hölzel, der von sich glaubte, es könne ihn nicht so leicht etwas aus der Ruhe bringen, war sprachlos. Das ist der Leibhaftige, dachte er. Dieser Mann ist eine viel schlimmere (un)geistige Missgeburt als seine ErSchöpfungen. Ein Unheiler und Untierquäler. Der ist schlimmer als ein Schlächter. Der impft seinen bedauernswerten Kreaturen einen Selbstvernichtungszwang ein. Einen Selbstabschlachtungszwang. Den Selbsthaß. Seine Mondkälber schlachten sich ungeliebter selber. Nein, man darf sich nicht zu viel Fragen entstellen! Man muß sich (unan)ständig Gutes (an)tun, ohne sich peinlich zu fragen, wozu das und wozu man gut ist. Die Voraus(ent)setzung für Liebe ist Eigenliebe! Damit hatte er wieder seine seelige seelische Balance zurückgefunden. Ein handlungsunfähiger Zoohändler, das wäre ja eine Karikatur seiner selbst! Wenn ich ehrlich bin, wovon lebt denn der Zoohandel? Vom umsatzfördernden gut gemein-ten fahrlässigen Zutodepflegen unheimlicher Heimtiere. Und sein pekuniäres Unterbewusstsein dachte, so ein Selbstvernichtungstrieb der Heimtiere würde umsatzfördernd sein. Die unbelebte Gebrauchsgegenstände herstellende Industrie versteht es seit Langem, ihre Produkte so zu konstruieren, dass sie nicht zu lange halten. Warum sollte das in einer Marktwirtschaft für (erquick)lebendige Missbrauchsgegenstände nicht auch gelten und deren gewissenlose Her-entsteller das nicht auch berücksichtslosigen? Selbstunverständlich kennt auch der Zoohändler Hölzel die alte Handwerker- und Händler-Weisheit „Was lange hält, das bringt kein Geld.“ Die Langlebigkeit vieler Haustiere ist ja nicht nur für den Zoohändler ein Problem. Das allzu Haltbare nervt und nur die viel zu seltenen Modewechsel rechtfertigen seine Abschaffung. Was sich zu lange überlebt wird quasimodo unmodern. Irgendwann werden immer die gleichen Fische, immer der gleiche Vogel sterbenslangweilig, wenn das Gefalldatum überschritten ist. Oder ein Hund wird alt und unansehnlich, eine Katze wird erwachsen und ist dann nicht mehr verspielt und niedlich, beginnt an den Möbeln zu kratzen. Oder man will in den Urlaub fahren und wohin dann mit den Haustieren? Unmengen an Tieren werden ausgesetzt, illegal entsorgt, landen in Tierheimen. Wie viel unnötiges Leid und welche Unkosten das verursacht! Und welche Gewissensnöte bei Leuten, die ihr Haustier insgeheim hassen, weil sie es weiterpflegen müssen, um sich verdrängte böse Gedanken nicht eingestehen zu müssen. Es würde eigentlich genügen, wenn Haustiere wie andere Industrieprodukte nur so lange halten, wie sie benötigt werden, solange sie niedlich und ansehnlich sind. Warum sollten Haustiere länger halten, als von Urlaub zu Urlaub? Wenn man Hausuntiere anders her(ent)stellen könnte, als auf geschlechtliche Unart, etwa durch Klonung, vegetativ im Erlenmeyerkolben, dann könnten endlich alle Haustiere nur noch niedliche verspielte Jungtiere bleiben, geklonte Tier-Clowne. Der UnSchöne, das skrupellose Scheusal, arbeitet daran, dafür wird er gebraucht, dafür wird er von sich selbstmissbraucht. Die Haltbarkeit soll das Gefalldatum nicht überschreiten, lautet eines seiner wichtigsten Unzuchtziele, seines desaströsen kretinierenden Verunziertier-Designings. Der Zweck unheiligt skrupellos die beschränkten Mittel. Kürzer Haltbares bringt mehr Bares! Im Gegensatz zum UnSchöne ließ aber Hölzel derunartiges Gedankenungut nicht in sein Oberbewußtsein dringen. Dann müsste er ja schlecht über sich denken! Das würde ihn sehr irritieren. Selbstachtung ist eine Frage der Gewissenshygiene, und wohin man bei Vernachlässigung der Selbstachtung verkäme, das sieht man am UnSchöne. Das unwürde ihn schizoid bewusstseinsspalten, in Dr. Jekyll und Mr. Hide. Er hat ein Trenngitter zwischen Ober- und Unterbewusstsein, wie im Bienenstock zwischen Brut- und Honigraum, damit das ins Unterbewusstsein verbannte verleugnete Unterbewusstschwein, das eigene Un- oder Verwesen ihm keine „Eier“ ins Oberbewusstsein, ins Ich legen kann. Damit dieses Unterbewusstschwein „ich“ das Selbstbewusstsein nicht mit Selbstinfrageverstellungen parasitieren kann. Derunart hält Hölzel sein Ich sauber, erhält sich die Ehrbarkeit, das (ignoranzig) reine Gewissen, die Selbstverehrung. Ego ist ungeratenzu ein Muss, würde man deformulieren, wenn man der UnSchöne wäre. Es werden aber leider unreine (selbst)aussätzige Scheusale wie der UnSchöne benötigt, welche dem ehrbaren Menschen das böse Gedanken(un)gut abnehmen. Drecksarbeitmacher und Bosheitsdenker, Ver(quer)denker, Ungeistes-Aussätzige, Böse-Wichte, Hides. Unmenschen, die sich des leider unvermeidbaren bösen Gedankengutes, des Gedankenungutes annehmen, es uns abnehmen. Wie dieser UnSchöne in seiner AbGedanken-Abdeckerei, auf seiner Seucheninsel InteRi(e)ms für Ungeistesexperimente mit dem undankbaren Undenkbaren, in seinem Monolog des Unsäglichen. Für die Geisteshygiene der Menschheit bedarf es leider der Unmenschen, der für die unehrbaren Berufe Berufenen. Die Hirne dieser Bösen sind Latrinen, sie sind eine Unart Gedanken-Abdecker, die aus Tabubrüchen Seife machen, mit denen sich der Ehrbare gegen Bares die Hände waschen kann. Damit sie sauber sind, bevor er neues Geld in die Hand nimmt, um es zu waschen. Diese Unmenschen sind wie Wegwerf-Taschentücher, wie benutzte Tampons oder Kondome. Hölzel schüttelte über dieses Nichtgedachte den Kopf. Das will man weder wahr noch unwahr haben, dieses Denktabu bist nicht du! Wie ein (wegwerf)massereicher Unstern zieht der UnSchöne alles, was in seine Nähe (un)gerät, telepathisch-gedankenpatho(un)logisch unmoralisch erniedrigend zu sich herab. Der hat mit seinem bösen Blick das Böse voll im Blick. Wie ein astrognomisches Schwarzes Loch, wie das ewig Weibliche, das alle männlichen Gedanken in sich hinab zieht. Aber genug der Verungleiche! Kein (Ver)Zweifel, dass dieser Schöne wahnsinnig ist, dachte Hölzel. Vielleicht ist es das Frühstadium einer Schizophrenie? Das weiß man nie. Oder das Spätstadium einer frühkindischen Vergreisung? Vielleicht ist er, wie an seinen Schnurrbart-getarnten Nichtsmerkmal Labium leporinum verkenntlich, ein (un)heimlicher Bastard aus UnMensch und weißem Kaninchen aus dem sich Über-nichts-mehr-wunder-Land, dachte Hölzel und dieser Gedanke erschien ihm als ein widerlicher Bastard zwischen seinen Gedanken und dem UnSchöne’schen Ungeist, der sich wie Mehltau auf sein eigenes Denken legte, wie um es infizierend zu beunfruchten und zu verunflätigen. Aber das (un)würde ja (un)bedeuten, dass der Ungeschicketanz sich selbst verbrochen haben müsste und das kann in der Untat nur der Leibhaftige! Das könnte höchstens noch ein Gott, aber der könnte es nicht wollen. In diesem Kretin und Zwergriesen kämpfen offensichtlich Großenwahn und Verzwergungs-Phantasien miteinander. Hölzel verübelte es sich sehr, diesen Unhold zu brauchen, ihn zu beunnötigen, was einer Nötigung gleich(ver)kommt. Die meisten seiner Ideen sind (un)reiner Unsinn, aber wurde das nicht sogar einem Alfred Nobel nachgesagt? Alle harmlosen Ideen unsinnig und nur die schrecklichsten verunwertbar? Sogar der Unmensch ist unvollverkommen und verunfugt auch über nicht nur wegen ihrer Harmlosigkeit unverwertbare Einfälle. Und hat der Nobel nicht auch, wenn auch unabsichtlich, eben(un)falls auf der Grundlage von Verstümmelungen „sich dumm und dämlich verdient“? Nobel sind des UnSchöne unschöne Ideen jedenfalls nicht. Verstümmelungen bringen Geld. Das hat der UnSchöne also auch nur abgekupfert, es en passant (im nicht daran vorübelst

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