Die Unworte. Horst Hartleib

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Die Unworte - Horst Hartleib

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befremdendes fremdes, rassistisch-faschistoides, assozialdarwinistisches Gedanken(un)gut. Hölzel sah sein Gesicht auf dem Wasserspiegel des Piranhabeckens schwimmen und es (ver)kam ihm monströs und hässlich vor. So(un)gar von Piranhas verschmähte Ungenießbarkeit. Minderwertigkeitskomplexe, wie er sie bisher verkannt hatte, legten sich wie Mehltau auf sein Denken. Ein plötzlicher schwerer Depressionsanfall, wie er das bisher nicht ansatzweise erlebt hatte. Das Gefühl, ein schwitzender Stein zu sein. Hochinfektiöser Selbsthass, Selbstbetrugssucht und ein zwanghaftes Bedürfnis, selbst Hand an sich zu legen. Hilfe, was ist nur los (oder nicht los) mit mir! Ich muß hier raus (aus mir)!

      Das sind doch nur Sentimentalitätlichkeiten, Schwachsinn!, schüttelte Hölzel dieses lähmende Gefühl ab. Nichts ist mit mir los! Das Unmögliche ist unmöglich! Er ist ein „hoffnungsloser“ Optimist. „Wo ein Unwille ist, da ist auch ein Umweg“, verirrte sich ein suggerierter surrealer (Ab)Satz Schöne’schen Ungeistes telepathologisch in seinen Kopf. Das ist telepathisch hochvirulentes patho(ver)ge(h)nes Gedanken(un)gut! Man(n) braucht eine gute gedankliche (un)geistige „Firewall“ in der bedrohlichen Nähe dieses Dauerausscheiders pathogenen Gedanken(un)gutes! Gegen die starke Unperson eines (un)geistigen VerFührers mit seiner demagogisch-ungeistigen Okkupation des Denkens, mit ihrem -is(s)mus! Gegen die sich von ihm ausvergehende negative quälerische Au-ra. In seiner Nähe werden alle Schandtaten (un)entschuldbar. Man glaubt sich und jedem/r alles antun zu unbedarfen. Man fühlt sich plötzlich voller Enthemmungen. Einen nie gekannten unterbewußten Zwang, sich gehen zu lassen, sich schamlos skrupellos an sich und Seinesungleichen zu vergehen. Sich zu (ver)sagen: Tabus, das sind doch nur Fähnchenketten, Einunfriedungen! Das ist die „Mutprobe“, die Spannung, die aus dem Anpinkeln hoffentlich spannungsloser Weidezäune resultiert. Er wusste selbst nicht, wie ihm geschah. Er nahm einen auf dem Rand eines gemauerten Hinhaltungsbecken für Verunzierfische liegenden Futternapf aus Aluminium und stülpte ihn sich auf unschönste Unart der Selbstlächerlichmachung auf den Kopf. Es war irgendwie nicht sein eigener Gedanke, (ab)sondern wie ein telepathogener Befehl. Eine soldatische Vergatterung sozu(ver)sagen und die Schüssel ein Schutzhelm. Und damit wurde es schlagartig besser. Wie in einem Faraday’schen Käfig wurde so befremdendes Gedankenungut ferngehalten. Oder eine Unart Gitter zwischen Brut- und Honigraum, dass keine selbstverleumderischen Abgedanken aus dem Únter- in das scheinbar sich beherrschende Oberbewußtsein gelangen lässt? Vielunleicht ist es gar nur die Selbstverlächerlichung, die lächerliches Gedankenungut fernhält? Egal, jedenunfalls, es funktioniert. Er erwartete, dass der UnSchöne ihn auslachen und ebenfalls für verrückt erklären, ihn vielleicht schlimmsten(un)falls zu seinem Ungeistesgenossen verklären unwürde, aber der UnSchöne lachte nicht. Er machte sich über ihn unlustig, was vielleicht noch schlimmer war.

      Merkwürdig, wenn ich mich durch Aufsetzen der Schüssel „verunmögliche“, geht das „Un“ weg. Man verkommt sich ja vor wie auf einem jüdischen Friedhof, den mann bei aller Betretenheit nicht ohne Kopfbedeckung betreten darf. Chuzpe lässt sich nur mit Unverschämtheit zurückschlagen, Lächerlichmachung nur mit Selbstlächerlichmachung, Selbstverlachung. Das Metall bewirkt offen(un)sichtlich eine Abschirmung gegen die telepathische Beeinflussung mit pathologischem Gedanken(un)gut. Eine Unart Gedankenabtarnkappe. Das führt zur erhofften gedanklichen Ablenkung bei Hölzel. Er kann endlich wieder geschäftlich denken. Er kann wieder an seinen Vorteil denken, ohne unter Einfluss UnSchöne’scher Abgedanken (unan)ständig infrage entstellen zu müssen, was sein Vorteil sei und ob nicht eher die Selbstbenachteiligung des UnMenschen, die Selbstübervorteilung, zu seinem Vor(ur)teil sei. Es gelang ihm die Rückkehr von unsachlichen zum sachlichen Denken. Wie lähmend dieses (unan)ständige sich selbst in Frage (ent)stellen doch ist! Hölzel experimentierte mit seinen Helm, nahm ihn ab, und hatte sofort wieder ungeistige Abgedanken. Er entsetzte ihn sich wieder auf und dachte sofort wieder optimistisch geschäftlich. Dieses Schüsselerlebnis war für ihn ein Schlüsselerlebnis, ein unlustvolles Schlüsselverlusterlebnis.

      Aber da kommt der UnSchöne auch schon mit einem Fotoapparat anbestürzt und fragt, ob er fotografieren dürfe. Das sähe so unschön aus! Unbedarf man ein Foto machen?

      Aber ab! Aber ab! Wo haben Sie die bestellte Lieferung?

      Na ungut. Vergehen wir úns weiter. (Immer zur Selbstverscheißerung aufgelegt, der UnSchöne. Was soll man von jemandem halten, der (un)scheinbar so wenig von sich hält?) In einem Käfig sitzt ein unglücklicher Federfresser, den er deruneinst Hölzel abgekauft hatte. Ein ehemals weißer, unmutmaßlich bei Verlust seines Ehegemahls schockgemauserter Kakadu, der sich seine Weißheit vergessen machen will. Damals im Anfangsstadium dieser Untugend hatte Hölzel ihn dem UnSchöne als einen (Un)Fall von sogenannter Schockmauser verkauft. Er fürchtete nun, der UnSchöne werde sich beschweren, was er ihm da angedreht habe. Schock mauserei. Mausen im Unsinne von Stehlen. Eine kleine Schockselbstbetrügerei alzoo. Einen neurotisch-neurodermitischen Federfresser hätte man ihm da angedreht. Aber keine Spur von Beschwerde. Er habe dem Vogel schon die unmöglichsten, artungerechtesten Partner angeboten, sagt der UnSchöne, vom Meerschwein bis zum Papageifisch, habe aber noch nicht die richtige Unart für ihn finden können. Die eigene Spezies sei ihm offensichtlich befremdlich, das ersehe man daran, dass er sich das Federkleid, quasi die Art, ausgezogen habe. Das sei ein Protest gegen die ihm von der Natur vorgegebene (Un)Artzugehörigkeit, die er offen-(unsicht)bar so schlecht akzeptieren könne, wie manche Menschen ihr Geschlecht. Auch auf den Menschen sei er nicht fehlgeprägt, unfalls er nicht eine bestimmte unbekannte Unperson platonisch liebe. Er sei (un)wohl doch bestiophil und man müsse weiter alles durchprobieren, vom Ochsenfrosch bis zur gefiederten Schlange. Etwas Federloses auf jeden Unfall. Vielleicht einen ErLaubfrosch? Der könnte neben ihm auf der Stange sitzen. Das Beispiel der von unten erleuchteten Kongowelse zeige erübrigens, solche Unarten könne man nur durch Vorspiegelung falscher Untatsachen auskurieren, aber ein Papagei sei schwerer hinters Licht zu führen als ein Fisch und es verginge ihm hier auch nicht um Heilung der Unarten, absondern nur um ihr Unverständnis.

      Ich habe ihn für einen Schockmauserer gehalten, sagte Hölzel entschuldigend.

      Machen Sie nicht so viel Federlesen um das Federfressen, um einen nackthalsigen Papa-Geier, kalauerte der UnSchöne und suchte auf dem überbordenden, von Untieren bekackten Bücherbord nach einem Unsachbuch, einem Nachschlage-Unwerk, einem Unbegriffserschlagwerk zum Thema „Federfressen“. Der schockmausert eben pausenlos, angesichts seines Spiegelbildes. Er sieht im Spiegel einen Schockmauserer und passt sich dem an, dieser domesti(verun)-zierte Anpasser. Das F, Fe, Feder, Federfr… Ich zi-tiere:

      „Das Federfressen ist neben dem Eierfressen, Zehenpicken, Hysterie und Kannibalismus eine der größten Untugenden unter den Käfigvögeln“, zitiert der UnSchöne aus seinem aufgeschlagenen Lexikon der Vogelhaltung. Wounmöglich ist er in seinem Unterbewusstsein ein Fisch, und weiß es aber nich, sagt er zu Hölzel. Oder er will es nicht unwahr haben.

      Ist gut lästern über Probleme, die man(n) nicht hat. Unmutmaßlich will der Federfresser sich damit ungewissermaßen únterbewußt in den Zustand eines nackten hilflosen Kückens zurückentsetzen. Dieser Unfriedemann in seiner Privathölle versucht doch nur von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken, indem er seine ungeistige Gebrechlichkeit mit Monstrositäten unausschmückt, denkt Hölzel.

      Ein untugendsamer Vogel demzu(selbstver)folge. Mit dieser überflüssigen Bemerkung entstellte der UnSchöne das dicke Nachschlagewerk so ungeschickt zurück in den überbordenden Bücherbord, dass es herabstürzend eine seiner Qualzuchten physisch fehlprägte. Mit den Unworten „Wir lassen hier nichts umkommen“ klaubte der UnSchöne den Verunglückten vom Boden auf, indem er ihn zusammenklappte wie der Teufel Peter Schlemihls Schatten, zerteilte ihn ein wenig und überließ ihn den jungen Sägesalmlern zum weiteren Zersägen. Es ist für mich immer wieder faszinierend, sagte er zu Hölzel, mit welchem Appetit sie sich auf die Beute stürzen. Dieser von keinem Selbstzweifel geplagte Lebenswille der noch unbedarften jungen Kreatur! Wieso resignieren die nicht, sondern kämpfen derunart um ihr in einem Aquarium doch doppelt sinnloses kleines Dasein? Woher die Chuzpe, sich so wichtig nehmen zu können? Woher diese bewundernswerte Selbstbetrugsfähigkeit, einen

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