Im Kraftstrom des Satan-Seth. Frater Eremor
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Eine Praxis, die wir aus vielen Kulturen kennen: Wer die Mysterien studieren wollte, mußte zuvor seine Erdung, seine Standfestigkeit unter Beweis stellen.
Hierbei helfen dem Magier ein „normales“ Leben, Beruf, ein ausgewogener Lebensrhythmus und Alltagspflichten, sowie intensive Kontakte zu Menschen, die mit Magie nichts zu tun haben. Auf diese Art können ungesunde Höhenflüge, die sonst mit einem jähren Absturz enden könnten, vermieden werden.
Dann wird der Magier am Ruder seines Schlachtschiffes bleiben und es durch so manchen Sturm lenken.
So sollten alle Teufelskerle und Teufelsweiber achtgeben, daß sie nicht „abheben“ und aus dem ehemals stolzen, satanischen Schlachtschiff ein Fliegender Holländer wird, für den der leiseste Windhauch ausreicht, um ihn vom Kurs abzubringen.
Einsamer, du gehst den Weg zu dir selber. Und an dir selber geht der Weg vorbei und an deinen sieben Teufeln.
Friedrich Nietzsche
Alles was lebt, ist erleuchtet
Was nun? Soll ich Weisheit durch Worte suchen? Alphabetische Wahrheiten grammatikalischer Taschenspielereien? Soll ich ein schlüpfriges Paradoxon in verrückte Schönschrift kleiden? Wie? Ich soll euch in eurem Selbstbetrug behilflich sein? Den Schwerthieb bringe ich, nicht Salbe! Ihr sucht Erlösung? Erlösung von eurer kranken Verdauung, eurem verkrüppelten Glauben und euren wiedererwachenden Begierden? Zu glauben oder nicht zu glauben, das ist die Frage. Wahrlich, sobald ihr auch nur das Geringste glaubt, bringt ihr unumgänglich alle Dinge hervor. Ihr seid der Ursprung der Dinge, allen Wissens, und strebt nach dem Stumpfsinn weiterer Selbsterniedrigung? Verflucht sind alle, die in Demut flehen. Die Götter sind noch unter euch. Darum laßt, wenn ihr betet, es auf diese Weise geschehen:
Oh Selbst, mein Gott! Fern ist dein Name außer in der Blasphemie, denn ich bin dein Ikonoklast. Berausche mich mit Selbstliebe. Lehre mich die Bewahrung ihrer Freiheit. Amen
Austin Osman Spare
Satanismus. Die Gebrüder Grimm berichten in ihrem Schwatzbuch .... Verzeihung, die Gebrüder Grant berichten in ihrem Schwarzbuch, daß der Satanismus schlingpflanzengleich die zivilisierte Welt mit ihren Errungenschaften würgt und in seiner internationalen Vernetzung der Christenheit an die Wäsche will. Sie berichten von 135.000 (in Worten einhundertfünfunddreißigtausend) Teufelskulten allein in den USA (eine Zahl von 1985, heute sind es sicherlich mehr...). Was ist dran am Satanismus, nach LaVey jener einzigen Religion, die sich am Menschen orientiert? Der Begriff „Satanismus“ ist recht neu. Er wurde nachweislich zum ersten Mal von dem britischen Schriftsteller Robert Southey (1774-1843) verwendet, der damit das Werk von Byron zu beschreiben versuchte. Um die Jahrhundertwende tauchte der Satan dann immer häufiger als Heilsbringer und Erlöser in der Literatur auf, so z.B. bei George Bernhard Shaw. Auch August Strindberg beschäftigte sich auf diese Weise mit der Satansfigur. Doch wann entsprang der Satan selbst dem Mutterschoß?
In der Kirchengeschichte spielte der gefallene Engel Satan in den ersten Jahrhunderten keine Rolle, war er nach christlicher Konzeption zwar ein Bruchpilot und Aufrührer, aber eben auch nur ein Geschöpf. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert wurde er immer mehr zum Sünden-Bock, dem alles Übel dieser Welt angelastet wurde und parallel hierzu zum Machtinstrument der Kirche.
Es ist keine neue Erkenntnis, daß man Menschen am einfachsten beherrscht, indem man ihre Sexualität und ihr physisches Bio-Überleben unter seine Kontrolle bringt, Angst schürt vor „falschen“, d.h., von der Führungskaste unerwünschten Handlungen, die einem vielleicht sogar das ewige Leben verbauen können. Von Vorteil, wenn man sich bei der Versklavung von Millionen auf göttliche Autorität berufen kann. Alles, was Spaß macht, wurde mit dem Etikett: „Sünde!“ versehen. Wer die Sexualität verteufelt, wer allen Ernstes behauptet, Sex sei vom Teufel, der darf sich nicht wundern, wenn die Menschen sie sich auch vom Teufel holen. Viele Christen wurden enttäuscht, da sie vom Walten Gottes in der Welt nichts wahrnahmen. Doch angeblich trieb ja an jeder Ecke der Widersacher sein Unwesen. Also wendeten sie sich ihm zum. Satan avancierte vom Bruchpiloten zum Gegengott, zur echten Alternative. Gegengott ist ein Amt, das es in nahezu jeder religiösen Bewegung früher oder später zu besetzen gibt; in fast jeder Kultur existiert eine Priesterschaft dieser Alternative; ganz gleich, ob sie nun Satan, Set, Adramelech, Haborym, Emma-O, Loki, Mania, Mantus, Pan, Milcom, Demogorgon, Beherit, Pwcca, Bile, Tchort, Rimmopn, Samnu, Typhon, Yen-lo-Wang oder Tezcatlipoca genannt wird.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich differente, teilweise paradoxe Vorstellungen, im Satanspool angesammelt. Wer aber ist dieses Chamäleon?
Der Satan der Kirche ist eine wahrhaft magische Gestalt. Dieser Satan ist tatsächlich dem Schoß der großen, christlichen Mutterkirche entflohen. Bei einer ordentlich durchgeführten Missionierung ist es wichtig, alte Götter zu diskreditieren, wenn man sie durch den christlichen Über-Gott ablösen will. Doch es ist nicht leicht, dem zu missionierenden, unzivilisierten Volk von abergläubischen Primitivlingen zu verdeutlichen, was an den alten Göttern eigentlich falsch und böse war, wenn es im eigenen Glauben doch nur das allmächtige Gute gibt. Wie hilfreich war es da, einen Widersacher aus dem Talar-Ärmel schütteln zu können, der in den alten Göttern seine Lokalvertretungen hatte, von denen man die Primitiven befreien konnte (um sie später als Sklaven für sich arbeiten zu lassen, denn Arbeit und Demut machen frei). Der Teufel als Sammelbecken für benutzte, alte, überflüssige Götter. Sollte sich wider Erwarten ein Gott im zu bekehrenden Volks so festgesetzt haben, daß man ihn weder durch Missionsarbeit sanft lösen noch durch das Schwert herausschneiden kann, bleibt immer noch, ihn heilig zu sprechen und in den eigenen Glauben zu integrieren, wie dies z.B. bei der heiligen Brigid geschehen ist.
Daß ein allwissender Gott keine Fehler begeht, ist einleuchtend. Problematisch wird es lediglich, wenn die Worte des religiösen Führers als bindende Autorität gelten, denn er hat schließlich den heiligen Geist auf der Schulter sitzen, der ihm die göttliche Wahrheit zuflüstert. Wenn das die absolute Wahrheit ist, was ein greiser, verknorrter Mann mit Fischkopfmütze sagt, ganz gleich, was er vorher getrunken hat, dann müssen Fehler und Irrtümer verleugnet und dem Teufel zugeschoben werden. So, wie die in der Psychoanalyse das Ich seinen Schrott um seinen Schatten türmt, wird das Symbol des Teufels eine gigantische Müllhalde aus zwei Jahrtausenden. Das ist es, was der „historische Satanist“, der sich als Anti-Christ am Christentum orientiert und Satan nur als Antipode des christlichen Gottverständnisses definiert, anbetet: Einen Müllhaufen.
Und so muß man sich die Hölle vorstellen: Frustrierte, abgeschobene Götter aller Kulturen, die von den Missionsplanierraupen egalisiert wurden, sitzen um einen riesigen, runden Tisch. Der Lichtbringer Luzifer glimmt etwas vor sich hin, steht dann gähnend auf und schürt das Feuer im Kamin. Wie damals, als ihn noch alle Prometheus nannten. Freya reicht ein paar selbstgebackene Plätzchen in die Runden, an denen alle recht gelangweilt herumkauen.
Plötzlich öffnet sich eine Dachluke und der Papst schüttet, neben ein paar Bierbüchsen und zerfledderten Pornoheften (Schwester Maria sieht sowas nicht so gerne) ein paar Todesurteile wegen Ketzerei, Bannbullen gegen Reformatoren und wissenschaftliche Hirngespinste (die Erde soll doch tatsächlich keine Scheibe sein...) herunter.
Diese Verfahrensweise mit dem Fremden und Neuen hatte zur Folge, neben der Erkenntnis, daß Pornohefte ins Altpapier gehören und der Vatikan keinen Müll sortiert, daß alle Formen der Ablehnung von Autorität und Auflehnung gegen bestehende Normen eine große Faszination über die Menschheit entwickelten.
So, wie der einzelne