Im Kraftstrom des Satan-Seth. Frater Eremor
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Im Kraftstrom des Satan-Seth - Frater Eremor страница 8
In der Thule-Gesellschaft wurde der ideologische Unterbau des dritten Reiches vorbereitet. Einige Mitglieder der Thule-Gesellschaft, die sich jedoch nicht immer ganz grün waren: Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels, Adolf Hitler, Rudolf Hess, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Alfred Rosenberg, Dietrich Eckart, Bernhard Stempfle, Rudolf Steiner, Theo Morell. Der Thule-Gruß war „Heil und Sieg“ (Hagal- und Sig-Rune), im Wappen prangte das Hakenkreuz.
Himmler und sein „Rasputin“ Karl Maria Wiligut führten die Ordensidee in andere Richtung im inneren Kreis des SS-Ordens weiter. Ausbildungslager und Mittelpunkt der Welt sollte die Wewelsburg bei Büren sein. Hier unterhielt Himmler (der schon mal Offiziere von der Front zurückbeorderte, um ihnen den Rat zu geben, die Feinde zu hypnotisieren; ob die Offiziere höflich oder ehrlich reagiert haben, ist nicht bekannt) nach dem Vorbild der Tafelrunde von König Artus, die Tafelrunde der Elite-SS, bestehend aus zwölf „Rittern“ (Himmler war die Nummer dreizehn). Der Saal mit der zwölfarmigen Swastika mit den Sig-Runen, in dem diese Schwafelrunde sich traf, ist nach wie vor zu besichtigen. Ebenso eine Etage tiefer das Ritualgewölbe, die sogenannte Valhalla. Zwölf Podeste stehen in dem Raum für die Wappenschilde der SS-Elite-Rittersleut‘. In der Mitte sollte wahrscheinlich ein „ewiges Feuer“ brennen.
Michael Aquino, Doktor der Philosophie und der Politikwissenschaft, ehemals zweiter Mann in der Church of Satan und Gründer des Temple of Set, der in den 60er und 70er Jahren Offizier und Spezialist für psychologische Kriegsführung der US-Streitkräfte war und 1981 als Oberstleutnant mit höchster Geheimhaltungsstufe als Europa-Berater beim amerikanischen Generalstab fungierte, las in den 80er Jahren eine satanische Messe in der Valhalla, das „Wewelsburg Working“.
Ein paar Schritte weiter findet sich der Ottenshof. Heute befindet sich ein Restaurant in den Räumlichkeiten. Der Gast sitzt auf Holzbänken, in die Widderköpfe, Hakenkreuze, SS-Runen und Totenköpfe geschnitzt wurden. Die Spuren der Vergangenheit sind allgegenwärtig.
Der verquere Kult-Cocktail des SS-Ordens übte gerade auf Aquino, LaVey & Co. eine große Anziehungskraft aus, was jedoch (für uns Deutsche nicht immer leicht nachvollziehbar) eher in die Kategorie „Hobby“ fallen dürfte und nicht unbedingt politischen Standpunkt ausmacht.
Satanismus, wie ich ihn verstehe, hat mit Faschismus nichts zu tun, der in strengem Gegensatz zum individuellen „aus sich selbst heraus sein“, dem klassischen NON SERVIAM („niemals dienen“) und dem Alterius non sit, qui suus esse potest („Niemand sei eines anderen, der für sich selbst sein kann“) steht. Ich verweise auf die Ausarbeitungen des Psychoanalytikers Erich Fromm („Die Furcht vor der Freiheit“, Frankfurt 1966). Es ist gefährlich, von den Nazis mißbrauchte Symbole (z.B. die Runen. Als ich einem Pressemann gegenüber erwähnte, daß „Hagalaz“ eine Rune sei, sagte er: „Ah, Nazis und so.“) und durch das Regime belastete Orte zu meiden, nur um nicht in eine Schublade mit diesen Despoten gesteckt zu werden. Ansonsten besteht die Gefahr, daß sich unmerklich aber kontinuierlich eine neue Müllhalde bildet, um die jedermann einen riesigen Bogen macht, um nur nicht vor anderen oder vor sich selbst in die Nähe nationalsozialistischen Gedankengutes gerückt zu werden. Der Schatten, der über uns schwebt, wird als unmenschlich beschimpft, um ihn schließlich auf die Müllhalde zu werfen. Nur, um sich nicht wirklich damit auseinandersetzen zu müssen und eventuell zu der Erkenntnis zu kommen, daß dieser Schatten ausgesprochen menschlich ist und daß es besser wäre, sich mit seinem Herrschaftsbereich in uns zu konfrontieren, als ihn in die Bio-Tonne zu stecken. Denn derlei unbeachteter Müll tendiert dazu, wie wir bereits gesehen haben, eine Faszination und damit eine Eigendynamik zu entwickeln.
Wenn man bedenkt, daß nach dem Krieg z.B. Interpol von ehemaligen SS-Offizieren geleitet wurde und auch im Aufbau unseres bundesdeutschen Geheimdienstes ehemalige Nazi-Größen kräftig Hand angelegt haben sollen (es fehlte einfach an Zivilisten mit entsprechendem Know-How), ist es nicht weiter verwunderlich, daß sich nationalsozialistisches Gedankengut in gewissen Kreisen weit über den Krieg hinaus halten konnte. Weiterhin existieren zahlreiche Splittergruppen der Thule-Gesellschaft, die das Dritte Reich überlebten. Der Black Order propagiert heute von Neuseeland aus das Pan-Europäische Großreich, und die Schriften sind zu dumm und ätzend als das sie hier zitiert werden sollten.
Nach dem Krieg wurde das „Germanentum“ verständlicherweise diskreditiert, erhielt aber in den 70ern einen ersten Aufschwung. Diese „alternative“ Bewegung des Neuheiden- und Neugermanentums wurde von der neuen Rechten interessiert beobachtet und später zu nicht unerheblichen Teilen unterwandert. 1971 wurde der Armanenorden (Ariogermanen) von Adolf und Sigrun Schleipfer gegründet.
Zahlreiches ariosophisches Gedankengut, welches durch List und Liebenfels maßgeblich geprägt wurde, floß neben okkulten Praktiken ein („Guido-von-List-Gesellschaft“). Die Armanen versuchen über ökologische Ansätze Mitglieder aus dem eigentlich linken Lager zu rekrutieren. Aus der Zeitschrift Irminsul: „Arbeitet bei den Grünen, Alternativen, Nationalrevolutionären usw. mit. Bringt dort euer Wissen ein.“ Über die von Frau Schleipfer gegründete Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE) existieren weitreichende Verbindungen zu anderen Gruppierungen. Schatzmeister von ANSE ist Klaus-Dieter Ludwig, Geschäftsführer der Deutsch-Europäischen Studiengesellschaft, Beisitzer im Vorstand der Gesellschaft für freie Publizistik, Initiator der Gesellschaft für den Wiederaufbau osteuropäischer Kultur, Schatzmeister im Landesverband Deutsche Liga für Volk und Heimat. Der Armanenorden ist jedes Jahr zur Sommersonnenwende an den Externsteinen zu besichtigen, wo er verzweifelt versucht, über das Stichwort „Naturverbundenheit“ neue Sympathisanten zu gewinnen. Verbindungen zum rein politischen Arm der neuen Rechten werden vermutet, ebenso zu amerikanischen Neonazis, der NSDAP/AO und deren Begründer Gary Rex Laucks, die wiederum Überschneidungen mit dem Ku Klux Klan aufweist.
Die Armanen berufen sich u.a. auf Rudolf Steiners Atlantis-Mythologie, auf die Tradition der Katharer und Templer und, er wäre sicherlich amüsiert gewesen, auch auf die Schriften Aleister Crowleys.
Wir sehen, jeder beruft sich auf alles und ein derart wenig festgelegtes, historisches Gebilde, das mit soviel Fama und so wenig Fakten umgeben ist wie der Orden der Tempelritter, bietet sich für jeden Orden als reicher Brunnen an, aus dem „Ordensgeschichte“ geschöpft werden kann.
Der heutige Satanismus wurde durch jede okkulte Strömung inspiriert, hat jedoch durch die Vielzahl an starken Individuen, das Mehr an Hirten und Wölfen als an Schafen, schon früh ureigene Entwicklungen gehabt. Über die übliche Quellenauflistung von Hexenverfolgung, mittelalterlichen, klösterlichen Satansanbetungsperversionen und Sex-Spielchen frustrierter Priester möchte ich in dieser Ausarbeitung hinwegsehen, das kann man exakter an anderer Stelle nachlesen. Entscheidend für den modernen Satanismus ist die 1490 vom Bettelmönch François Rabelais geschaffene Utopie der „Abbaye de Theleme“, einer friedlichen und freien Gemeinschaft von Individualisten. An der Pforte dieser Abtei standen die Worte Fay ce que voudras!: „Tu, was du willst“. Diese Formel wurde im 18. Jahrhundert auch im Londoner Hellfire-Club verwendet.
Aufgegriffen wurde Rabelais Idee auch von Eliphas Levi. Crowley wurde im Todesjahr Levis geboren und sah sich als Reinkarnation von diesem. Und so gründete er später die Abteil Thelema in Cefalu/Sizilien, in der er mit seinen Anhängern arbeitete, bis ihn Mussolini auswies und das Innere der Abtei von aufgebrachten Christen zerstört wurde. Heute hat die Abtei, oder das, was von ihr übrig ist, Denkmalcharakter; selbst