Zwei Freunde. Liselotte Welskopf-Henrich

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Zwei Freunde - Liselotte Welskopf-Henrich

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angebotenen Trunk in einem Zug hinunter.

      »Wenn du mein Freund bist, Kasper, mußt du herausbringen, was der Kerl bei Boschhofer gewollt hat.«

      »Ich werd’ mein möglichstes tun. Wenn man die roten Flecken auf deinen Wangen sieht, mein lieber Spießgeselle, könnt’ mer glauben, daß du dem Grevenhagen gepumpt hascht.«

      »Daß Grevenhagen den ihm unterstellten, nicht beförderten Assessor um Kredit bittet, ja, das ist wahrscheinlich.« Wichmann lachte mit Absicht. »Vielleicht hätte ich ihm Kredit geben sollen, damit sich der Herr künftig etwas mehr für meine Beförderung interessiert.«

      »Auch ein Gedanke, ein guter sogar. Ich werde jedenfalls meine untersuchungsrichterliche Tätigkeit aufnehme. In drei Tagen ungefähr erschtatt’ ich dir Bericht. Des auch noch in der Hitz!«

      Die Tür öffnete sich um einen Spalt, ein freundliches Gesicht im blonden Lockenrahmen schaute herein. »Herr Casparius? Sie müssen Ihren Töchtern gute Nacht sagen!«

      »Das wolle mir freilich net versäume.«

      Der zärtliche Vater erhob sich, Wichmann blieb bequem im Sessel sitzen, und Dieta ließ, nach einigem Zögern, Casparius allein gehen und kam in das männliche Allerheiligste herein. Sie schlakste sich auf den zweiten Sessel, übermütig und doch mit einer gewissen Scheu, wie ein junger Hund.

      »Da sitzt ihr, Okka? Oh, das ist aber ganz fein hier, so gemütlich, nicht? Kommt ihr nachher noch wieder ein bißchen zu uns? Du hast mir noch gar nicht von deiner Segelpartie erzählt. Ist es sehr schön gewesen?«

      »Ganz nett.«

      »Ganz nett?! Wie du das sagst! O du, denk dir, wir haben euch vorbeifahren sehen am Eicheck, ja denke dir, und haben so gewinkt, und du hast uns gar nicht gesehen – bloß der schlanke Herr im weißen Anzug hat zurückgewinkt. War das Grevenhagen?«

      »Das wird er wohl gewesen sein, denn er hat mich nachher darauf aufmerksam gemacht, was ich versäumt habe.«

      »Du, der sieht aber fesch aus – und wer war denn die Dame in dem weißen Plisseerock? Frau Grevenhagen?«

      »Muß wohl – die andern Gäste weiblicher Gattung auf dem Boot trugen keine Plisseeröcke!«

      »Du, das ist ein wunderbares Boot, ganz wunderbar – wie das in Fahrt war, und prächtig habt ihr gesegelt, so kühn – Wie die Segel sich gebauscht haben, und ihr habt vor dem Wind gelegen, daß man dachte, ihr müßt kentern – aber immer wieder habt ihr’s gemeistert – du, ich war direkt stolz auf dich, wie du da mitgetan hast – du mußt doch ganz selig gewesen sein?«

      »Hat mir gefallen …«

      »Und denk dir nur, Schildhauf hat erzählt, daß das Boot vorigen Sommer ein Rennen gewonnen hat! Dieses Jahr hat Grevenhagen sich auch wieder zur Regatta gemeldet. Er soll sehr sportlich sein, war längere Zeit in England. Weißt du das schon? Die Regatta wollen wir uns dann ansehen, oh, bitte ja, Okka? Oder magst du jetzt gar nicht mehr mit mir in unserem kleinen Paddel sitzen?«

      »Doch … natürlich …«

      »O fein … du, ich freu’ mich ja so!«

      »Frau Annemarie ruft …«

      »Ja, jetzt hab’ ich meine Lieblinge versäumt – kommst mit hinüber, Okka? Annemarie hat uns noch einen Punsch gebraut, Zitronenpunsch. Das ist doch sehr freundlich von ihr?« Oskar und Dieta sagten in der gegebenen Gesprächsatmosphäre beide ›Annemarie‹ und nicht das im kleinen Heim für ihre Ohren geschraubt klingende Anna Maria. Warum legten Kasper und das Heckenröschen darauf überhaupt Wert? Wichmann wischte die Frage weg; sie schien jetzt nicht wichtig. Man vereinigte sich im Wohn- und Eßzimmer um die dickbauchige Bowle, aus der Casparius mit dem Glaslöffel Flüssigkeit schöpfte und schlüpfrige Zitronenscheiben fischte. Die Frauen lachten in einem fort, und die Männer, die erst den Kopf geschüttelt hatten über eine so ursachlose Bewegung, lachten endlich mit, wobei sie als Grund die grundlose Betätigung der weiblichen Gesichtsmuskeln vorschützen konnten.

      Drei Tage später saß Eugen Casparius bei seinem Freunde Wichmann im Klubfauteuil. Die grüne Stehlampe beleuchtete belegte Brote und den Tee, den Martha gebracht hatte. Als man bei den Zigaretten angelangt war, begann Kasper zu berichten.

      »Ich habe ungeahnte Fähigkeiten entwickelt, lieber Wichmann, hoffentlich bischt du zufrieden. Aber des muß ich sage, die Lundheimer, die Klatschbas, gehört ja eigentlich entlassen. Ich möcht’ wissen, ob der Boschhofer etwas ahnt von diesem Kanal, der vornehmlich die geischtigen Abwässer aus seinem Zimmer in die weitverzweigte Abteilung leitet.«

      »Du kannst ihn ja mal drauf aufmerksam machen.«

      »Ich bin ein kleiner Mann, mein Freund, und schaue zu den Belangen der Großen dieser Welt nur mit ehrfürchtigem Staunen und gelegentlichem inwendigem Räuspern hinauf. Aber daß mir zur Sach’ komme …«

      »Ja? Was wollte denn der Kerl? Hast du es heraus?«

      »Ich hab’s historisch durchmachen müssen, und deshalb muscht du erlaube, daß ich dich schön langsam noch einmal meinen Weg führ’. Erscht hab’ ich bloß große Ohre g’macht, und da hab’ ich nicht umhin könne, die Stimme und Weisheit des Herrn Borowski zu vernehme. Der hat erzählt, daß der Grevenhagen Schulden hätt’ – aber eß no deine Brötle weiter. Der Tee ischt übrigens ausgezeichnet. Schau, bloß wege dem Tee hat sich’s verlohnt, daß du meinem Rat g’folgt und wohne bliebe bischt.«

      »Der Borowski hatte das von dem Nathan?«

      »Nein ebe net. Des war der erschte Fade, den meine Häkelnadel gefangen hat. Der Borowski hat des net vom Nathan g’habt. Also …?«

      »Also?«

      »Wo hat’s der Borowski her, wenn er’s net vom Nathan hat?«

      »Dann hat er’s vom Pöschko.«

      »Richtig, mein Busenfreund. Ich sehe, daß du intelligent und in einem halben Jährle scho in die Katakombengänge unserer Gerüchtekanäle eingedrungen bischt. Kann sich der Pöschko mit der Lundheimer leide?«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Nicht kann er sich leide. Also hat’s der Pöschko seinerseits vom Nathan g’habt oder von einem anderen Amtmann. Das war die Frage.«

      »Wie hat sie sich gelöst?«

      »Das war net so einfach. Ich wollte jetzt erscht einmal herauskriegen, was die Lundheimer denn eigentlich weiß. Aber das Weib ischt mir nicht gnädig gesonne, und deshalb hab’ ich mich versteckt und einen der mir dienstbaren Geischter vorgeschickt.«

      »Du hast doch nicht etwa das Krähennest alarmiert?«

      »Ich hab’ mir den dort bereits bestehenden Alarmzustand zunutze gemacht und des Sauberzweigle aufgeputscht, daß sie bei der Lundheimer vorspricht. Die Weiber sind allemal noch schlauer als wir. Sie hat alles ’rausgebracht …«

      Wichmann goß seinem Freunde Rum in den Tee.

      »Damit sich das Räderwerk deines Gehirns und deiner Zunge etwas beschleunigt!«

      »Danke vielmals. Hascht du mir da jetzt net zu viel nei? Komm, gib mir noch so ein Käsbrot … danke … Also

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