Panitzsch. Группа авторов
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Heinz Quirin hat dies für das östlich benachbarte Cunnersdorf zeigen können. Nach dessen Wüstfall lassen sich Fluranteile im Besitz Panitzscher Bauern nachweisen.60 Offenbar hatten die Panitzscher wüstliegende Felder an sich gezogen oder es kam zur Übersiedlung Cunnersdorfer Bauern nach Panitzsch, die von hier aus ihre Felder weiter bestellten. Problematisch erscheint die von der älteren Forschung festgestellte Wüstung Wilchwitz zwischen Panitzsch und Sommerfeld im Bereich der „Wildbuschstücken“. Dieser scheinbar 1349/50 singulär belegte Ort „Wilchwicz“61 ist vielmehr aufgrund besitzgeschichtlicher Beobachtungen mit Wilchwitz nordöstlich Altenburg gleichzusetzen.62
Dank neuer Erkenntnisse der Archäologie und der historischen Forschung kann man heute über Heinz Quirins Panitzscher Geschichte hinauskommen, ohne freilich dessen Beobachtungen zur Siedlungsgenese völlig verwerfen zu müssen. Die Ersterwähnungsurkunde Panitzschs von 1267 forderte dazu heraus, den Blick auf landes- und reichsgeschichtliche Ereignisse zu werfen, wenn man bedenkt, dass die massiven Verkäufe und Auseinandersetzungen im Leipziger Land während des sogenannten Interregnums stattfanden. Frühe Nennungen der Herren von Schkeuditz östlich von Leipzig ließen die Vermutung aufkommen, dass diese vor den Herren von Friedeburg hier Besitz hatten und ein wettinisches Gegengewicht zum erzbischöflichmagdeburgischen Besitzkomplex um Taucha darstellten. Diese Vermutung bedarf der weiteren Erhärtung durch schriftliche und archäologische Quellen. Dass sich indes die Herren von Friedeburg erst seit 1243 in der Umgebung der Merseburger Bischöfe finden, zeigt deutlich das aufkeimende Interesse der geistlichen Landesherren am Besitz dieses adligen Geschlechts. Tatsächlich gehörten diese neben den Wettinern zu den Familien, deren Besitz die Merseburger Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts umfangreich auskaufen konnten.
Dies führte aber lediglich zur merseburgischen Lehnsherrschaft über Leipzig sowie über die Dörfer bei Panitzsch. Eine geschlossene Landesherrschaft konnten die Bischöfe nur westlich von Leipzig aufbauen, während das östliche Leipziger Land unter der Botmäßigkeit der Wettiner stand. Die Urkunde von 1267, der Panitzsch seine Ersterwähnung verdankt, zeigt stellvertretend für weitere die bunte Mischung der Herrschaftsverhältnisse rings um Leipzig.
Dieser Orts- und Flurgrundriss von Panitzsch stammt aus dem Jahre 1840.
Predigt am Sonntag Sexagesimae, 19. Februar 2017 (zu Mk 4, 26–29)
Reinhard Freier
Liebe Gemeinde,
der heutige Sonntag, der Gottesdienst und die Predigt sind dem Thema der Bedeutung des Wortes Gottes gewidmet. Das gilt auch für den Rahmen und den Bezug, in den ich den heutigen Predigttext hineingestellt habe. Auch wenn es bodenarchäologische und prähistorische Funde gibt, ist Panitzsch erst mit der Nennung seines Namens aus seinem Dornröschenschlaf, sprich aus der Versenkung der Vergangenheit, herausgetreten und in die Geschichte eingetreten, obwohl es viel älter ist! Erst mit der Notiz in einer Urkunde haben wir verlässliche Kunde von Panitzsch. Das gilt auch für das Wort Gottes: Erst mit der mündlichen und dann schriftlichen Überlieferung von Worten, Texten und Berichten haben wir Einblick in den Glauben der Israeliten und der Christen. Wir lesen von den Führern des Volkes, den Propheten, Johannes dem Täufer, Jesus, Paulus, den Verfassern der Evangelien und der anderen Schriften. So wird es auch mit uns werden. Nur über schriftliche Äußerungen werden wir im Bewusstsein der eigenen Nachfahren und unserer Nachwelt „bleiben“, wenn die „Sichel“ kommt und die Ernte da ist, wird sich zeigen, ob wir Früchte gebracht haben oder nicht! Und es bleibt die Frage, was Dominanz hat, was stärker ist: die Natur des Vergehens, der Vergänglichkeit oder des Stirb und Werde in der Gnade Gottes.
Wir feiern in diesem Jahr 2017 mit dem 500 jährigem Jubiläum der Reformation auch 750 Jahre von Panitzsch und Borsdorf. Dieses Jubiläum ist mehr oder weniger zufällig, denn beide Orte, die bis zum Jahre 1999 selbständig waren, sind viel älter. Bei diesem Jubiläum ist das Datum der urkundlichen Ersterwähnung ausschlaggebend. Für Panitzsch ist das ein Schriftstück, das auf den 14. Februar 1267 und für Borsdorf auf den 27. Juli desselben Jahres datiert ist. Dabei handelt es sich um eine Teilungsurkunde, die der Bischof Friedrich I. von Merseburg für zwei Brüder, Hoyer den Jüngeren von Friedeburg und den Älteren ausstellte. Dabei wurde „villa bansc cum omnibus attinentiis = Dorf bansc mit sämtlichem Zubehör“, ergänze des ganzen Gebietes, Hoyer dem Jüngeren zugesprochen. Villa bansc geht vermutlich auf slaw. „bana = Tal oder Grube“, zurück, was auf die Parthenaue gedeutet werden kann. Was über das Flüsschen in seiner Gesamtlänge von nur 60 km und seine Anrainer gesagt werden kann, ist ganz erstaunlich. Bereits zwei Jahre später, am 29. April des Jahres 1269 wird der Ort gleich wieder erwähnt, da Hoyer der Jüngere von Friedeburg die villa bansc eben jenem Bischof Friedrich I. von Merseburg verkaufte, der zwei Jahre zuvor jene Ersterwähnungs- und Teilungsurkunde ausgestellt hatte.
Die Gebietsgrenze zur nördlich gelegenen Mark Landsberg bildete die Parthe. Es kam zu Streitigkeiten zwischen dem Bischof Friedrich von Merseburg und dem Markgrafen Dietrich von Landsberg, die auf dem Rücken der Bauern ausgetragen und erst nach mehreren Jahren beigelegt wurden.
Bereits einhundert Jahre vorher geht aus dem „Stadtbrief“ von Leipzig von Markgraf Otto dem Reichen hervor, der zwischen 1156 und 1170 datiert wird, dass man die Leipziger Messe „um 1165“ als Gründungsjahr angeben kann. Im Jahre 1268, ein Jahr nach der Ersterwähnung von Panitzsch stellte Markgraf Dietrich von Landsberg das Geleitschutzprivileg aus, was für die Entwicklung des Fernhandels von großer Bedeutung war: „Allen Kaufleuten, die in Leipzig Handel treiben wollen oder Warenlager besitzen, wird absoluter Schutz gewährt, auch wenn der Markgraf mit den Herren der Kaufleute in Fehde liegt!“ Der Schutz der Kaufleute stand also über kriegerischen Auseinandersetzungen. Schon damals galt: Business as usal!
Die urkundliche Ersterwähnung vom 14. Februar 1267 ist aber nicht die Geburtstunde von Panitzsch, sondern der Ort existierte viel länger. Allein als christliche Ansiedlung ist er mindestens 200 Jahre älter. Denn zwischen den Jahren 1050 und 1080 hat es aufgrund bodenarchäologischer Funde bereits eine erste christliche Missionsstation gegeben. Als Pioniere errichteten mittelalterliche Landnehmer, Lokatoren, zusammen mit Plebanen, Bauerpriestern, im hinteren Drittel des jetzigen Kirchenschiffes auf einer ca. 35m2 großen Grundfläche eine solche Missionsstation. An dieser Stelle des Hügels, des heutigen Kirchberges gab es bis 600 n. Chr. bereits ein germanisches und danach bis zum Jahre 900 ein slawisches Heiligtum. Die Slawen wurden durch die christlichen Siedler entweder nach Osten in das Gebiet der heutigen Oberlausitz abgedrängt oder wurden vom christlichen Glauben mehr oder weniger überzeugt und ließen sich taufen und wohnten schiedlich und friedlich zusammen.
Aus der Missionsstation wurde bald eine erste Stab- oder Pfahlkirche und danach ein hölzerner Fundamentschwellenbau errichtet. Die zeitlichen Abstände der neu errichteten Holzkirchen betrugen ca. 50 Jahre. Solange schätzt man deren Lebensdauer. Vielleicht wuchs auch die Zahl der Bevölkerung. Zwischen 1150 und 1200 wurde die erste Steinkirche auf Steinfundamenten mit Mauerwerk aus Feldsteinen, aus sogenanntem Muldenkiesel erbaut. Den romanischen Bau hat man erst nach 500 Jahren, 1705 in der Länge erweitert und in der Höhe aufgestockt. Anstelle kleiner romanischer Rundfenster wurden große lichtdurchlässige Barockfenster eingebaut, was dem gegenwärtigen Zustand entspricht und uns gut tut, in dem wir heute Gottesdienste feiern, Konzerte hören und Veranstaltungen wie Vernissagen und Ausstellungen erleben und Vorträge hören.
Der Handel im Kreuzungsbereich zweier mittelalterlicher Verkehrsadern, der via imperii in Nord- Südrichtung und der via regia in West-Ostrichtung war für die Entwicklung von Panitzsch von großer Bedeutung, sonst wäre es eine Wüstung geworden. Der Blaue Engel als eine alte Herberge