Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1. Группа авторов

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Urnenfelderzeit kennzeichnend ist. Die Lage der Fundstelle auf einem sandigen Höhenrücken fügt sich gut in das damalige Siedlungsschema ein und beweist die lange Besiedlung dieses Gebietes.

      Im Südwesten des Stadtkerns von Bottrop liegt ein ausgedehntes Brandgräberfeld der jüngeren Bronze- und älteren vorrömischen Eisenzeit (etwa 1.000 bis 300 v. Chr.), das sogar bis nach Osterfeld reicht. Es wurden insgesamt 362 Gräber entdeckt, von denen etwa ein Drittel Knochengräber und zwei Drittel Urnengräber mit zum Teil schönen Verzierungen, Deckeln, Beigefäßen und Bronzebeigaben (Nadeln, Messer, Armringfragmente) waren. Das Gräberfeld hat eine Ausdehnung von rund 2.800 Meter Länge und 800 Meter Breite und wurde durch verschiedene Ausgrabungen in den Jahren 1973 bis 1992 untersucht. Die Funde befinden sich im Museum Quadrat in Bottrop und werden teilweise der Urnenfelderzeit, aber auch der nachfolgenden Hallstattzeit zugeordnet.

       Hallstattzeit (800/​750 bis 450 v. Chr.)

      Die Hallstattkultur steht üblicherweise für die Periode der älteren Eisenzeit. Am Salzberg bei Hallstatt wurde 1846 von Johann Georg Ramsauer ein ausgedehntes Gräberfeld entdeckt und teilweise ausgegraben. Das Gräberfeld liegt in einem Hochtal über dem Hallstätter See. In dem Gebiet findet man Siedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit vor 5.000 Jahren zurück reichen; die Hauptphase der Besiedlung lag aber in der späten Eisenzeit. Danach scheint Hallein zu dieser Zeit die führende Position im Salzbergbau eingenommen zu haben. Das Gräberfeld von Hallein umfasst über tausend Gräber. 55 Prozent davon sind Körpergräber, 45 Prozent Brandgräber. Bei 26 Prozent der Gräber handelt es sich um Waffengräber, die meistens am äußeren Rand des Gräberfeldes angelegt wurden, während sich die waffenlosen Gräber in der Mitte befinden. In Frauengräbern fand man Fibeln, Gürtel und Schmuck, in Männergräbern Nadeln und Waffen.

      In Oberhausen-Osterfeld („Am Heidenkirchhof“) wurden in der Zeit von 1923 bis 1925 insgesamt 25 Urnen und Urnenreste verschiedenen Typus entdeckt. Bereits im 19. Jahrhundert wurden nach Aussage von Zeitzeugen beim Sandabbau in dieser Gegend einige Urnenfunde gemacht, die aber zur damaligen Zeit keine Beachtung fanden. Die Angabe, dass zur damaligen Zeit mehrere hundert Urnen gefunden worden seien, erhalten in Anbetracht der in der Nachbarschaft entdeckten Gräberfelder, Duisburg-Wedau mit etwa 5.000 Gräbern, Bottrop-Südring mit mehr als 300 Gräbern, eine gewisse Glaubwürdigkeit. Somit konnten 1923/​25 nur noch Reste dieses möglicherweise großen Gräberfeldes ausgewertet und dokumentiert werden. Da die gefundenen Urnen wie aufgereiht im Boden lagen, handelt es sich vornehmlich um sogenannte Flachgräber. Nur bei zwei Gräbern konnte eine eindeutige „Überhügelung“ der flach eingegrabenen Urne nachgewiesen werden. So wurden z. B. die eimerförmigen Urnen, ursprünglich beide mit Deckelschale, bei den Ausgrabungen entdeckt und befinden sich derzeit im Stadtarchiv Oberhausen.

      Daneben wurden im Jahre 1931 bei Erweiterungsarbeiten auf dem Westfriedhof in Lirich (südlich der alten Emscher) eine hallstattzeitliche Grube und ein Spitzgraben entdeckt, die wohl viele Fundstücke (u. a. rotgebrannte Herdsteine, Wetzsteine, Spinnwirtel und Scherben) enthielten. Des Weiteren ist auf dem Kickenberg in Osterfeld ein Hügelgrab mit einem Durchmesser von sechs Metern erwähnt, das eine dicke Brandschicht und Reste einer Urne vom Typ Rauhtopf enthielt.

      In diesem Zusammenhang ist interessant, dass sich die bekannten hallstattzeitlichen Fundstellen, Osterfeld und Lirich, auf einem Dünenrücken bzw. am Hauptterrassenabhang des Emschertales befinden und in der Nähe damals bekannter Handelswege lagen. Hier ist für Oberhausen insbesondere an den Hellweg und die Emscherfurt zu denken, wie sie aus späterer Zeit dokumentiert sind.

       Latènezeit (450 bis 50 v. Chr.)

      Die Latènekultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus der Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kunst- und Kulturform. Diese war etwa zwischen 450 v. Chr. und 50 v. Chr. in Frankreich, der nordalpinen Schweiz, Süddeutschland bis zu den Mittelgebirgen, Österreich, der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet. Träger der Latènekultur sind seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. hauptsächlich die Kelten. Zu den Besonderheiten der Kultur gehört Schmuck aus Glas wie Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen. Bisher sind auf dem Stadtgebiet Oberhausen keine Funde aus dieser Zeitepoche bekannt. Dennoch wird nicht von einem Besiedlungsabbruch ausgegangen. Dies beweist ein Fund aus dem Jahre 2009 in Duisburg-Bergheim (Julius-Leber-Straße), wo vier Graburnen aus der vorrömischen Eisenzeit (700 bis 100 v. Chr.) gefunden wurden.

       Römisch-Germanische Zeit (50 v. Chr. bis 200 n. Chr.)

      Mit der römischen Expansion an den Rhein sind erstmals Stammesnamen für den Raum Oberhausen überliefert. Zur Zeit Caesars werden am rechten unteren Niederrhein die germanischen Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) genannt, nördlich und südlich davon siedeln in augusteischer Zeit Usipeter bzw. Tenkterer.

      Die Sugambrer wurden vollständig oder nur zum Teil unter Tiberius im Jahre 7 v. Chr. in linksrheinische Gebiete umgesiedelt. Der so entvölkerte rechtsrheinische Streifen diente als Sicherheitszone und wurde angeblich als Acker- und Weideland von den römischen Truppen genutzt. Seit dem Jahr 9 n. Chr., als mit der Varus-Niederlage die Aufgabe weiterer römischer Eroberungspläne in Germanien eingeleitet wurde, versuchten verschiedene germanische Stämme, sich zunächst erfolglos in Besitz des siedlungsleeren Gebietes am Niederrhein zu bringen, darunter Chamaven, Friesen, Ampsivarier und Tubanten. Infolge des Bataveraufstandes im Jahr 70 n. Chr. hat Rom seine Ansprüche auf das Limesvorland fallengelassen und es gelang den in der Nachbarschaft sitzenden Tenkterern und Usipetern die erfolgreiche Besiedlung dieses rechtsrheinischen Streifens. Schließlich zogen die Brukterer gegen Ende des Jahrhunderts ebenfalls an den Niederrhein.

      Nach einer anderen Quelle siedelten zur Zeit der Varusschlacht die Marser zwischen Ruhr und Lippe. Sie kämpften als Verbündete der Cherusker gegen die römischen Legionen des Varus. Im Jahr 14 n. Chr. schlug Germanicus in einer Strafexpedition die nichtsahnenden Marser, als sie zusammen mit ihren Verbündeten, den Brukterern, ein kultisches Fest feierten. Ein Jahr darauf trat Germanicus erneut siegreich gegen die germanischen Marser an, denen er diesmal einen während der Varusschlacht erbeuteten Legionsadler abnehmen konnte. Auch im Zusammenhang mit der Wiedergewinnung des zweiten erbeuteten Legionsadlers im Jahr 41 n. Chr. nennt der Historiker Cassius Dio den Stamm der Marser.

      Einige römische Funde auf Oberhausener Gebiet lassen auf einen Handel zwischen Germanen und Römern im Grenzgebiet am Rhein schließen. Es wurden u. a. Amphorenreste, Keramikteile, Bronzefibeln und auch einige Münzen entdeckt.

      So wurden auf dem Gelände des Westfriedhofs in Lirich Amphorenfragmente der Form Dressel 20 aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr gefunden, die das Transportgut Olivenöl aus Südspanien enthielten. An gleicher Stelle wurden auch zwei mit Fingernageltupfen verzierte Wandungsscherben eines von Hand aufgebauten einheimischen Gefäßes gefunden, die aber nicht näher bestimmt werden konnten.

      Interessant ist auch ein auf dem Westfriedhof 1931 gefundenes Brandgrab, das neben zwei Bronzefibeln (Frühformen der zweigliedrigen Armbrustfibeln der Form Dragendorff 37, um 180 n. Chr.) eine Terra sigilata-Schale und einen reliefverzierten Becher mit Jagddarstellungen enthielt.

      Zwei germanische Brandschüttungsgräber aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die ebenfalls auf dem Gelände des Westfriedhofs Lirich gefunden wurden, mit Resten von Holzkohle, Scherben und Knochen, beweisen die Anwesenheit von Germanen im Grenzgebiet zum Römischen Reich (Ausgrabung 1932). Trotz der wenigen erfassten Funde und der unzureichenden Dokumentation lässt sich für den Bereich des Westfriedhofs in Lirich ein Gesamtkomplex von Siedlung und dazugehörigem Gräberfeld erschließen, der mindestens vom Ende des 1. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Jahrhunderts genutzt wurde.

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