Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1. Группа авторов

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als politisches Zentrum auch für Klosterhardt, so dass weder Bedarf noch Möglichkeit bestand, einen weiteren Siedlungsmittelpunkt nördlich des Rothebusch zu errichten. Und drittens produzierte sie nicht kontinuierlich, wurde mehrmals umgebaut, abgebrochen, stillgelegt oder umgenutzt und beschäftigte im Schnitt nie mehr als 100 Arbeiter, meist weniger.64

      Erst im Zuge der Industrialisierung etwa ab 1870 wuchs Osterfeld rasch über den alten Ortskern um St. Pankratius hinaus, neue Straßen und Kolonien wurden errichtet und es siedelten sich Handel und Kleingewerbe an. Auch die öffentliche Infrastruktur wuchs. Noch bis 1800 sah dies anders aus: Osterfeld lag bis zur Industrialisierung abseits der überregionalen Straßenverbindungen Westeuropas. Lediglich eine Straße von Oberhausen nach Bottrop durchquerte 1805 den Ort. Außerdem verlief eine Abzweigung dieser Straße über die Emscherbrücke (Waghalsbrücke) nach Oberhausen, Mülheim und Essen. Eine andere Abzweigung verband Osterfeld über Klosterhardt mit der Hauptstraße (Vestische Landstraße) von Sterkrade über Bottrop nach Gladbeck, beziehungsweise nach Recklinghausen.65 Die Landstraße durch Osterfeld fand erstmals 1721 Erwähnung.66 Eine weitere Straße sollte ab 1804 von Osterfeld nach Oberhausen errichtet werden,67 bereits 1795 waren Ausbesserungen am Weg nach Oberhausen vorgenommen worden.68 Der Beginn des Wegebaus nach Oberhausen war abgestimmt mit größeren Wegebauarbeiten im ▶ Vest Recklinghausen, die auch die Anbindung Osterfelds umfassten,69 jedoch keine größere Bedeutung für die Entwicklung Osterfelds hatten. 1810 folgte der Ausbau der Sterkrader Straße von Mülheim über Sterkrade nach Wesel.70 In den 1830er Jahren erhält die Gemeinde Wegegeld auf der Straße von Essen nach Oberhausen, jedoch schon 1838 übernimmt der preußische Staat die Kosten für Bau und Unterhalt von Brücken und Straßen von Dorsten über Osterfeld nach Oberhausen.71 Somit führten Mitte des 19. Jahrhunderts also zwei Hauptstraßen durch Osterfeld, eine von Mülheim nach Dorsten, eine zweite nach Essen. Neben den Hauptstraßen führten noch einige Dorf- und Treibwege durch die Osterfelder Gemarkung. So der 1700 erwähnte Fuhr- und Treibweg „bis auff die fortkamps straße der becken langs“72, der „byfangsche Weg“ (1734 erwähnt), ein Weg im Garten über der obersten Kornmühle73 sowie der Weg vom Vonderischen Berg bis an die Waghals-Brücke (1781).74 1828 wird als erste Straße des Ortes die Hauptstraße von der Emscher bis zur Marktstraße gepflastert;75 1839 werden Hausnummern eingeführt. Gezählt wird vom Koppenburgs Mühlenbach aus, jener Bach, der die Ortschaft in die Bauerschaften Osterfeld (westlich des Bachs) und Vonderort aufteilte.76 Die Verbindung mit den südlich der Emscher gelegenen Ortschaften war durch drei bereits 1761 erwähnte Brücken gewährleistet: Die Waghalsbrücke, eine Holzbrücke an der Vondermühle sowie die Oberhausener Landstraßenbrücke.77

      Die Wasserwegewirtschaft spielte in der vorindustriellen Phase kaum eine Rolle. Erste Emscherregulierungen für die Frachtschifffahrt erfolgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.78 Die Eisenbahn zog mit der Industrialisierung Osterfelds nach 1870 ein. Eine ausgereifte Infrastruktur im Dienstleistungsbereich war bis zur Industrialisierung kaum vorhanden. Die Post hatte bis 1832, beziehungsweise 1876 keine eigene Stelle. Der Fürst von Thurn und Taxis übernahm 1795 den gesamten Postverkehr im Vest Recklinghausen und somit auch jenen für Osterfeld.79 Erst 1832 wurde eine eigene Poststrecke von Osterfeld über Bottrop nach Kirchhellen in Betrieb genommen,80 1876 eine Postagentur dortselbst eingeweiht.81 Auch öffentliche kommunale Gebäude suchte man vergeblich. Die Kirchspielleute trafen sich 1520 im Steinhaus in Osterfeld, um sich zu versammeln.82 Das Gut Vondern war das Osterfelder Dienstmanngut der Grafen von der Mark.83 Erst 1894/​96 erfolgte der Bau eines Amtshauses.84

       Herrschaft und Kommune bis zum Beginn der Industrialisierung

      Osterfeld gehörte im ▶ Alten Reich (bis 1803) zum Vest Recklinghausen. Das ▶ Vest wurde im Norden und Süden durch die Flüsse Lippe und Emscher, beziehungsweise durch das Fürstbistum Münster, die Grafschaft Mark sowie das Reichsstift Essen umgrenzt. Westlich des Vestes grenzte das Herzogtum Kleve an, im Osten die Reichsstadt Dortmund. Eine ▶ Landwehr schützte das Vest im Osten, Heide und Waldgebiete umgrenzten den Raum im Westen. Landesherr über das Vest war der Erzbischof von Köln. Die rechtliche Grundlage für die Landesherrschaft stützte sich auf das 1228 erstmals erwähnte ▶ Gogericht Recklinghausen, über das der Erzbischof spätestens seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts die Gerichtsherrschaft ausübte. Das Vest war in ein Ober- und ein Niedervest aufgeteilt, mit jeweils einer Stadt als Verwaltungszentrum. Zum Obervest zählten die Stadt und das ▶ Kirchspiel Recklinghausen sowie die Kirchspiele Ahsen, Datteln, Flaesheim, Hamm, Henrichenburg, Herten, Horneburg, Oer, Suderwich, Waltrop und Westerholt. Zum Niedervest gehörten Stadt und Kirchspiel Dorsten sowie die Kirchspiele Bottrop, Buer, Gladbeck, Horst, Kirchhellen, Marl, Osterfeld und Polsum. Im Niedervest behauptete der Erzbischof seine Landesherrschaft gegen Kleve und Münster vor allem durch die Stadterhebung Dorstens 1251.85 Der kölnische Statthalter saß auf Schloss Westerholt, die ▶ Oberkellnerei war auf der Horneburg in Datteln angesiedelt.86 Zwischen 1424 und 1446 wurde das Vest Recklinghausen und damit auch das Kirchspiel Osterfeld insgesamt sechsmal verpfändet, 1424 an Gerhard von Kleve, 1430 an Heinrich von Backem, 1438 an Ritter Goswin Stecke, 1442 an Vinzenz von Moers, 1444 an Dietrich von Eicke und 1446 an Johann von Gemen.87 Die Herren von Gemen, beziehungsweise ihre Nachfolger, die Grafen von Holstein-Schaumburg (ab 1492), hatten die Pfandschaft bis 1576 inne.88.

      Im Zuge der Neuordnung der Territorien am Rhein durch den ▶ Reichsdeputationshauptschluss und vor dem Hintergrund der Auflösung des Kurfürstentums Köln ging das Vest 1803 an das Herzogtum Arenberg, das für seine linksrheinischen Verluste in Westfalen Entschädigung fand. Nunmehr gehörten Dorf und Kirchspiel Osterfeld zum ▶ Arrondissement Recklinghausen.89 Doch diese Zugehörigkeit war nur vorläufig und sollte nicht lange währen. Schon 1811 ging das gesamte Vest an das Großherzogtum Berg, jenem napoleonischen Musterstaat, der selbst nicht mehr lange existieren sollte. Dort zählte Osterfeld zur Mairie Bottrop im Kanton Dorsten, welches wiederum zum Arrondissement Essen im Departement Rhein zählte.90

      Mit dem Ende der französischen Besatzung und dem Wiener Kongress 1815 kam das gesamte alte Vest Recklinghausen schließlich an das Königreich Preußen, welches nur ungern die katholisch geprägten Territorien im Westen übernahm. Bereits 1816 führten die Westprovinzen die preußischen Gebietsgliederungen ein. Bottrop wurde zu einer Bürgermeisterei im Landkreis Recklinghausen, Regierungsbezirk Münster, der wiederum zur Provinz Westfalen zählte.91 Unter den vestischen ▶ Kirchspielen und Dörfern gehörte Osterfeld vor 1803 zu den ärmeren und kleineren Bauerschaften. So rangierte es (mit und ohne Bottrop) bei den Steuerleistungen stets unter den geringer veranschlagten, ebenso bei den Sondersteuern und Einquartierungszahlungen. 1630 zahlte das Kirchspiel Osterfeld 32 Reichstaler Abgaben und lag an sechster Stelle unter den Kirchspielen. Recklinghausen zahlte beispielsweise 338 Reichstaler. Insgesamt führte das Vest 2.046 Reichstaler ab,92 was nur einen Bruchteil der Summe ausmachte, die beispielsweise aus dem Linzer Zoll an das Kurfürstentum Köln abgeführt wurde. 1712 zahlte Osterfeld an ▶ Schatz bei einer Zahl von 24 Schatzpflichtigen nur 22 Reichstaler, Kirchhellen zahlte hingegen 40, Datteln 45, Gladbeck gar 103 und Bottrop mit 109 Reichstalern mehr als doppelt so viel wie Osterfeld.93 Innerhalb des Kirchspiels war Osterfeld jedoch die Bauerschaft, die die meisten Abgaben leisten musste.94 Trotzdem war Osterfeld eine von Armut geprägte Bauerschaft, die dem Kurfürst nur wenig einbrachte. 1583 lebten in Osterfeld nur 20 Schatzpflichtige, davon zahlten fünf jeweils mehr als drei Reichstaler, fünf weitere zwischen einem und zwei und die übrigen weniger als einen Reichstaler.95 1712 bezahlten nach der Schatzung im ▶ Vest Osterfeld an Schatz nur 28 Reichstaler und 22,5 ▶ Albus (beziehungsweise 32,33 Reichstaler). Dieser Betrag war von nur 22 beziehungsweise 24 Schatzpflichtigen zu entrichten.96 1624 war das Kirchspiel Osterfeld infolge der Armut nicht in der Lage, die Verpflegung einiger Kavalleriekompanien im Vest durch Schatzung aufzubringen, weshalb das Kirchspiel sogar Land an das Haus Vondern verkaufen musste.97 Ein Versuch des Kölner Kurfürsten von 1716, bei Osterfeld zur Einahmensteigerung einen Landzoll zu errichten, scheiterte am erbitterten Widerstand des Grafen von der Mark.98 Erst für 1803 ist ein Zolleinnehmer in Osterfeld nachweisbar99 – allerdings spielten auch die Zollgebühren dort keine größere Rolle.

      Die Gerichtsbarkeit entwickelte sich in enger Verbindung zur territorialen

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