Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1. Группа авторов

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immer durch einen Dorfcharakter gekennzeichnet und die Siedlung wurde in den Quellen, in denen der Ort charakterisiert wird, mit wenigen Ausnahmen stets als Dorf bezeichnet. So heißt es im 11./​12. Jahrhundert neutral „in Osteruelde“29; 1426 wird der Ort als „Dorf“ bezeichnet30, ebenso 1657 (Dorfschaft)31 und schließlich 1782, als es heißt: „Auch wird Bottrop besonders und Besonders Osterfeld als ein Dorff genommen, dieses sind aber würcklich keine Dörfer, weil nur aus negst anlieggenden

       Abb. 1: Gemeindekarte von Osterfeld 1825

       Abb. 2: Grundriss von Osterfeld 1821

      Baurschaften, die ihre Besonderen nahmen haben, bestehen.“32 Vor allem die letztere Quelle ist insofern bemerkenswert, als dass sie nicht nur eine Bezeichnung der Siedlung vorhält, sondern darüber hinaus auch eine Beschreibung des Ortes, der eher einer ▶ Bauerschaft, einem Höfekonglomerat glich als einem Dorf mit gewachsenen gemeindlichen Strukturen. Auch die Bewohner des Ortes werden in den Quellen bis Ende des Alten Reiches (1803) entsprechend der Stellung der Siedlung mal als Nachbarn (157133, 162434), Hußlude (152335), Eingesessene und Weidgenossen (162436) oder underthanen (165737) bezeichnet. Im späten Mittelalter kamen die Begriffe „parrochiani“ (Pfarrgenossen, 142638) und „cerecensuales“ (▶ Wachspflichtige, Mitte des 13. Jahrhunderts39) vor.

      Eine besondere Erwähnung, die nicht nur für die kirchliche Geschichte des Ortes von Bedeutung ist, stammt aus dem Jahr 1382.40 In diesem Jahr ist erstmals von einem ▶ Kirchspiel Osterfeld die Rede, zu dem neben dem Ort selbst auch die Bauerschaft Vonderort sowie Lehmkuhle und Bottrop gehörten.41 1660 wird jedoch im Vestischen Lagerbuch Osterfeld neben Lehmkuhle, Fuhlenbrock und Welheim zum Kirchspiel Bottrop gezählt;42 1782 firmiert das Kirchspiel hingegen unter dem Namen Bottrop-Osterfeld.43 1803 ist in den Quellen schließlich eine Unterteilung zwischen Dorf und Kirchspiel zu erschließen: Demnach gehörten zum Dorf Osterfeld die Bauerschaften Vondern, Batenbrock, Lehmkuhle, zum Kirchspiel Osterfeld hingegen nur Osterfeld und Vondern, während Lehmkuhle und Batenbrock zu Bottrop zählten.44 Mit der kommunalen Neugliederung durch Preußen im Jahr 1816 waren schließlich Gemeinde und Kirchspiel Osterfeld eins und zählten zur Bürgermeisterei Bottrop (1844 Amt Bottrop45).

       Abb. 3: Grundriss von Klosterhardt (St. Antony-Hütte) 1821

       Die Siedlungsentwicklung bis zum Beginn der Industrialisierung

      Das mittelalterliche Höfekonglomerat gruppierte sich vor allem um die Kirche zu Osterfeld, die Pfarrkirche für das bereits erwähnte größere Kirchspiel war. Ob sie auch siedlungsbildend wirkte, muss offen bleiben, ist jedoch anzunehmen. Der ▶ Liber Theoderici aeditui berichtet (1160) von einer Eigenkirche, die Anfang des 11. Jahrhunderts Graf Balderich von Hamaland dem Kölner Erzbischof Heribert geschenkt haben soll und die dieser der Abtei Deutz zur Ausstattung gab.46 Das ▶ Pankratius-Patrozinium lässt ebenfalls auf eine frühe Kirchengründung schließen. Die Kirche lag im Zentrum einer Straßensiedlung, die sich an eine Straßenkreuzung der Vestischen Landstraße und der Straße von der Lirich-Lipperner Heide – dem Raum der späteren Stadt Oberhausen – nach Klosterhardt anschloss.47 An den beiden Straßen lagen zahlreiche Kötterhöfe, das Pastorat und Einzelhöfe. Die größeren Adelssitze und Güter lagen hingegen außerhalb dieser Siedlung: Vondern im Süden an der Emscher und Arenbögel, Knippenburg und Hove in Vonderort. Osterfeld war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ein Straßendorf, eine Bauerschaft, bestehend aus Einzelhöfen ohne überregionale Verkehrsanbindung.48 Die bekanntesten und zu festen Häusern, beziehungsweise Burgen ausgebauten Häuser waren Burg Vondern und Haus Hove, die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden:

      Die Anfänge der Burg Vondern sind unbekannt. Sie liegt südlich des heutigen Verschiebebahnhofs Osterfeld-Süd an der Arminstraße. 1162 wird erstmals eine Familie von Vondern genannt, 1266 übertrug die Abtei Essen einem Gerhard von Vondern die Güter zu Vondern.49 Die Burg, auch Steinhuis und Haus genannt (144150), war Dienstmannlehen der Grafen von der Mark. So wird 1397 Dietrich von Vondern durch Graf Dietrich von der Mark mit dem als Dienstmannsgut bezeichneten Haus in Osterfeld belehnt.51 In der Urkunde von 1397 versprach der Graf, die Burg Vondern in ein Erblehen zu verwandeln. Bereits 1400 starb die direkte Linie der Herren von Vondern aus. Zunächst teilten sich die Töchter das Erbe, 1405 ging das Haus vollständig an Wessel von Loe. 1511 vergab der Herzog von Kleve Haus und Hof Vondern als ▶ Lehen an seinen Amtmann Wessel von Loe.52 Die Burg wechselte noch mehrmals den Besitzer: 1592 ging sie an die von Brempt, 1722 an den Grafen von Nesselrode-Landskron, 1753 an den Münsterschen Domherrn Clemens Graf von Merveldt, 1824 an den Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein. 1947 übernahm schließlich die Stadt Oberhausen Vondern.53 Unter den von Loe kam es zu ersten Erweiterungen des Hauses zu einer Wasserburg. Wohl um 1520 erfolgte die Errichtung der gotischen Torburg, in der Folge der Bau der südlichen Wehrmauer mit Schießscharten und spätgotischen Zierformen. Das Haupthaus wurde im 17. Jahrhundert im barocken Stil errichtet. 1977/​82 restaurierte die Stadt Oberhausen die kurz vor dem Verfall stehende Burg grundlegend.54 Heute wird die Burg als Museum und Veranstaltungsort genutzt.

      Die Anfänge von Haus Hove sind ebenfalls unbekannt. Es liegt im 1929 an Bottrop abgetretenen Stadtteil Vonderort, Haus-Hove-Straße, nördlich des Güterbahnhofs Osterfeld-Süd. 1393 wird Dietrich von Vondern genannt von Hove erwähnt, ebenso 1397, als dieser von dem Grafen von der Mark mit Vondern belehnt wurde.55 Vermutlich wurde die Burg Ende des 14. Jahrhunderts errichtet, denn mit deren Ersterwähnung fällt auch die erstmalige Nennung des Namenszusatzes von Hove mit von Vondern zusammen.56 Die Burg wechselte nur selten die Besitzer: 1691 heiratete Vincenz von Quadt in den Hof ein, 1709 ging er an die von Geyr und 1726 an den Grafen von Nesselrode-Landskron auf Burg Vondern. Bereits 1738 trat der Graf das Haus an den Grafen von Merveldt zu Haus Lembeck ab. Im gleichen Jahr starb die Familie von Hove im Mannesstamm aus. 1842 kaufte Graf Droste Vischering von Nesselrode-Reichenstein Haus Hove zurück. Der letzte Besitzerwechsel erfolgte 1888, als der Hof an die seit 1873 dort lebende Pächterfamilie Steinhaus ging.57 Teile des um 2005 wieder errichteten Torbaus sowie das Fundament des Herrenhauses stammen vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Die ehemals von der Kornbecke gespeiste doppelte Gräfte ist größtenteils verlandet.58 Haus und Hof Hove sind bis heute als landwirtschaftlicher Betrieb in privater Nutzung.

       Abb. 4: Ausschnitt aus der Le-Coq-Karte von 1805

      Beide Häuser lagen, wie bereits erwähnt, an der Peripherie des Ortes und trugen zur Ortsentwicklung nichts bei. Über die Ausdehnung Osterfelds vor 1800 ist wenig bekannt. Die Häuser- und Einwohnerzahlen lassen auf eine dünne Besiedlung schließen. So zählte das ▶ Kirchspiel Osterfeld 1717 nur 300 Kommunikanten59, 1755 waren es 394.60 Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Kommunikanten auf über 400 und erreichte 1797 schließlich 450.61

      Die ▶ Le Coq-Karte von 1805 zeigt für Osterfeld lediglich eine Straßenrandbebauung entlang des Straßenkreuzes sowie Einzelhöfe in Vonderort, während sich nördlich der Siedlung vornehmlich Acker-, Wald- und Brachland befand.62 Dieses Siedlungsbild geht auch aus der Urkarte von 1822 hervor.63

      Eine Ausnahme bildete ab 1760 die St. Antony-Hütte in Klosterhardt, die allerdings nicht siedlungsbildend war, sondern ein Beispiel ländlichen Eisengewerbes der Frühindustrialisierung. Die geringe städtebildende Wirkung der Hütte lag vor allem an drei Faktoren: Erstens bildete sie sich aufgrund der nachrangigen Bedeutung und des mangelnden wirtschaftliches Erfolges nicht zu einem überregionalen industriellen Kerngebiet aus, zweitens lagen mit

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