Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1. Группа авторов

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von Köln das Hochgericht mit Sitz des Richters in Recklinghausen.100 Besondere Gerichtsrechte, die er gegen Köln im 14. und 15. Jahrhundert für sich ausweiten wollte, machte auch der Herzog von Kleve über das Haus Vondern in Osterfeld geltend,101 was jedoch misslang. Ein Schiedsspruch des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein von 1426 sprach die hohe Gerichtsbarkeit in Kirchhellen, Bottrop, Gladbeck und Osterfeld endgültig dem Erzbischof zu, während Kleve in Osterfeld nur das Burggericht bekam. Die Quellen bezeugen lediglich grundherrliche Rechte des Grafen von der Mark, beziehungsweise des Herzogs von Kleve, die über das Haus Vondern, einem klevischen Ministerial- und späterem Rittergut, angebunden waren.102 Die niedere Gerichtsbarkeit wurde ebenfalls durch Köln von Recklinghausen aus ausgeübt. So versah zum Beispiel 1410 ein Recklinghäuser ▶ Frone für den Richter in Osterfelder Erbbelangen die niedere Gerichtsbarkeit.103 1595 wurde das ▶ Kirchspiel Osterfeld als Teil des Niedervestes aus dem Sprengel des Recklinghäuser Stadtgerichts herausgelöst und dem Dorstener Stadtgericht zugewiesen.104

      In Osterfeld teilten sich spätestens seit dem 13. Jahrhundert mehrere Grundherren den Besitz. Die größten Grundherren waren das Kloster Werden, das Frauenstift Essen, das Haus Hove sowie das Haus Vondern. Außerdem stieg die Kirche zu Osterfeld durch Schenkungen bis 1660 zu einem der größeren Grundherren auf. Die erste Erwähnung eines Grundherrn im Raum Osterfeld fällt in das 10. Jahrhundert. Das Heberegister des Klosters Werden verzeichnet eine Herrenhufe in Armbugila, womit – wie bereits erwähnt – der in Vonderort gelegene Oberhof Arenbögel gemeint ist.105 Im Werdener ▶ Urbar des 11. Jahrhunderts werden ▶ Gerechtsame de Armbugili aufgeführt.106

      Der erste Beleg für Grundbesitz des Stifts Essen in Osterfeld findet sich in einer Urkunde des 11./​12. Jahrhunderts, als Kaiser Heinrich IV. die von der Äbtissin Suanihild an das Kloster Essen gemachte Schenkung ihrer Erbgüter bestätigte. Dazu gehörte auch Besitz in Osterfeld.107 Die Erträge des Grundbesitzes mussten dem Borbecker Hof, der als Oberhof fungierte, geliefert werden.108 1487 errichtete das Stift eine Kate (Steinhaus) nahe der Kirche, die dem Verwalter der Ländereien dienen sollte.109

      Der Graf von der Mark war ebenfalls spätestens seit dem 14. Jahrhundert in Osterfeld begütert; 1381 erklärte Graf Engelbert von der Mark, dass er das Haus zu Vondern nach dem Tod des Lehensinhabers neu belehnen möchte.110 1397 belehnte Dietrich von der Mark den Dyrich von Vonderen mit Hof und Haus Vondern und versprach, den Hof zu einem Erblehen der Familie zu machen.111 Mit Dietrich starb 1400 der letzte der von Vondern. Das Gut ging zunächst an die von Overhuis und 1405 an die von Loe.112 Unter den von Loe vollzog sich ab 1449 die Loslösung von Kleve und der Übergang zu einem erblichen Rittergut, wobei drei Achtel des Hofs Vondern noch den von der Hoeven gehörte.113 Weitere Belehnungen und Zukäufe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (1422/​38 Arenbögelhof, 1424 Mühle am Koppenbach), darunter auch nochmals von den Klevern wie 1449 das „Rhadeland“ sowie Mühle und Fischerei „op der Emscher“114 folgten. 1454 gab Wilhelm von Limburg-Styrum das „Steenhuß upper Emscher“ im ▶ Kirchspiel Osterfeld zugunsten des Ritters Johann von der Loe von der Lehnschaft frei.115 1490 verkauft Johann von der Hoeve, der Mitbesitzer von Vondern, die „Aa unde dath Rebsbroeck“ im Kirchspiel Osterfeld116, und 1523 wird schließlich bezeugt, dass die Osterfelder Heide bis zur kölnischen Grenze zum Haus Vondern gehört habe.117 So wurde das Haus Vondern, beziehungsweise die Familie von Loe innerhalb weniger Jahrzehnte zum größten Grundherrn in Osterfeld.118

      1660 gehörten nach dem Vestischen Lagerbuch 20 von 41 genannten Höfen, beziehungsweise Kötter in Osterfeld zum Haus Vondern. Aber auch andere Grundbesitzer waren nach wie vor im Ort stark mit Besitz vertreten: Jeweils vier Höfe gehörten der Familie von Bönen und der Kirche zu Osterfeld. Je drei Höfe waren Essendischer und Lipperheider Besitz. Zwei Höfe zählten zum Kloster Sterkrade und je ein Hof zur Kirche in Bottrop und zum Kurfürstentum Köln. Nur ein Hof wurde frei bewirtschaftet.119 1782 zählten von insgesamt 95 Höfen 33 zu Vondern, 21 zur Kirche, beziehungsweise zum Pastorat (dazu drei zur Vikarie St. Katharina), neun zum Haus Hove, fünf zu Essen, vier zum Kloster Sterkrade, je drei zum Haus Berge und zur Familie Liskes und je einer zu insgesamt 15 verschiedenen Grundbesitzern. Auf 55 Höfen in Osterfeld saßen unschatzbare ▶ Kötter.120

      Bis in preußische Zeit bildete sich in Osterfeld weder eine Rats- noch eine Bürgermeisterverfassung aus. Lediglich 1405 wird ein Ratmann der Kirche zu Osterfeld121 in den Quellen erwähnt und 1406 Raetluede der Kirche.122 1440 ist ein Kirchmeister zuständig, 1482 werden zwei Kirchmeister erwähnt.123 1776 ist ein Oberkirchenmeister in Osterfeld bezeugt. Er wird vom Haus Vondern bestellt.124

      Zivilgemeindliche Strukturen der Selbstverwaltung entstanden in Osterfeld erst mit dem Ende des ▶ Ancien Regime. 1815 entsendet Osterfeld vier Verordnete zur Amtsversammlung nach Bottrop.125 Außerdem gehören zum Gemeinwesen der Schulrat mit zwei Mitgliedern und zwei Stellvertretern sowie der Armenrat mit fünf Mitgliedern.126 Mit dem stetigen Wachstum von Ort und kommunalen Aufgaben in preußischer Zeit wächst auch die Zahl der kommunalen Bediensteten. So wird 1822 ein Bauernbote eingestellt für die Verbotung der Hand- und Fußdienste; ab 1844 ein Amtsbote.127 1832 stellte das ▶ Kirchspiel Osterfeld dann einen Boten für die Verbotung der Hand- und Fußdienste an. Bislang wurde dieser Dienst von zwei Eingesessenen – u. a. dem 1822 eingestellten Bauernboten – verrichtet, die dafür von allen Kommunallasten befreit waren.128 Eine ausgereifte Kommunalvertretung mit Rat und Vorstand sollte erst 1844 etabliert werden. Auch das Wehrwesen war nur wenig ausgebildet in Osterfeld. Lediglich 1761 werden dort Schützen erwähnt, die mit den Bottroper Schützen zusammengefasst waren.129 Als dann 1824 in Osterfeld der Vogel von Schützen abgeschossen wurde, war das schon nicht mehr dem Wehrwesen, sondern der Folklore zuzuordnen. Dies beweist nicht zuletzt auch folgender Hinweis aus den Quellen:

      „1830 wird das Schützenfest blos von Junggesellen, welche sich zuweilen dazu vereinigen, durchgeführt. Die Schützen sind nicht konstituiert und ohne Statuten. Das Schützenfest erfolgt ohne festes Datum und dauert nur einen Tag.“130

       Gesundheits- und Armenwesen

      Doch nicht nur die Gemeindeverfassung war bis zum Beginn der Industrialisierung in Osterfeld nur verhalten ausgeprägt, auch das Gesundheits- und Armenwesen entsprach dem einer kleinen Bauerschaft. Hospitäler und Krankenhäuser wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Der erste in Osterfelder Quellen erwähnte Arzt war ein Chyrurgus, also ein gelernter Wundarzt aus Osterfeld, der zwischen 1773 und 1778 regelmäßig die Nonnen des Klosters Sterkrade behandelt hatte.131 Für 1808 und 1816 sind keine Ärzte in Osterfeld bezeugt, erst 1868, zu Beginn des industriellen Aufbruchs an der Emscher, lässt sich schließlich ein Arzt, der erste des Ortes, nieder.132 Bereits 1808 wurde hingegen eine Hebamme im ▶ Kirchspiel Osterfeld angestellt. Den Hebammenunterricht erteilte zu dieser Zeit der Landphysikus.133 1816 ist weiterhin nur eine Hebamme in Osterfeld tätig;134 erst nach 1860 sollte auch die Anzahl der Geburtshelferinnen zunehmen. Die Medikamentenversorgung erfolgte ebenfalls nicht über heimische Apotheken. Nur in Bottrop existierte bereits eine Apotheke, die auch die Osterfelder Bevölkerung mit versorgte. Diese gründete 1881 eine Filiale in Osterfeld.135

      Für das Armenwesen war die Kirche zuständig. Die Unterstützung der Armen lief in Osterfeld über kirchliche Stiftungen und einen Armenfonds. 1559 erfolgte eine Armenstiftung im Rahmen einer Messstiftung über 20 rheinische Goldgulden durch Henrich von Hove an die Kirche in Osterfeld. Mit dem Geld sollte Weizenbrot gekauft werden.136 Dies ist die erste belegte Messstiftung in Osterfeld. Es folgten weitere. Seit 1613 erfolgte jährlich eine Stiftung von drei Talern Rente an die Armen des ▶ Kirchspiels Osterfeld, zu zahlen an Pfingsten und Mariä Lichtmess.137 Weitere Geldstiftungen gingen 1632, 1648 und 1655 vonstatten.138 Ende des 18. Jahrhunderts zahlte das Haus Westerholt als größerer Geldgeber für das Armenwesen in Osterfeld jährlich 30 Reichstaler an Armengeldern ein.139

      Für 1753 wird erstmals ein Armenfonds der Kirche zu Osterfeld erwähnt.140 Der von einem Armenprovisor gemeinsam mit dem Kirchmeister141 verwaltete Fonds finanzierte Messen und Begräbnisse der Armen142 sowie die Kirche zu Osterfeld143. Dieser gemeinsame Kirchen- und Armenfonds existierte

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