Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch
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Читать онлайн книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch страница 31
Heute war wirklich mein Glückstag und selig vor Freude startete ich einen Motor, der mich mit einem leisen kräftigen Brummen begrüßte.
»Gib Gas Paul, es wird knapp. Aber bitte vorsichtig anfahren, sind über 400 PS, kein Showstart für meine Nachbarn.«
Mit laut quietschenden und heftig qualmenden Vorderreifen begann ich äußerst beschämt die Fahrt Richtung Flughafen.
»Wirst dich schon noch daran gewöhnen« und das herzhafte, laute Lachen von Claudi erschallte in diesem Geschoss von einem Auto.
6. NOVEMBER
Am nächsten Morgen riss mich gefühlt mitten in der Nacht, so gegen elf Uhr am Vormittag, das nervende Klingeln meines Handys aus dem Tiefschlaf.
»… jaaa, hallo …«, kam sehr mühsam und bestimmt recht unverständlich über meine Lippen.
»Hab ich dich etwa geweckt … ha, haa, haaaa! Dein Leben mal haben … ha, haa …«
›Kannst du gern bekommen‹, grinste ich vor mich hin, während ich an Claudi dachte und zumindest mein Gehirn langsam in die Realität tauchte, ›würdest bestimmt schreiend davon laufen.‹
»Moin Fred, was kann ich für dich tun?«
»Bin mit meinem Taxi gerade in deiner Gegend, habe bis zur nächsten Tour in die Rehaklinik ‘ne Stunde Zeit. Wollen wir zusammen ein zweites Frühstück einnehmen? … ach so, für dich bestimmt das erste ha, haa, haaaa …«
»Gern mein Lieber, aber habe leider wie immer nichts im Hause, was man dazu so brauchen würde.«
»Okay, dachte ich mir schon. In zehn Minuten in deinem zweiten Wohnzimmer?«
»Okay, bis gleich Fred.«
»Beeil dich, hab Hunger … ha, haa, haaaa.«
Noch nicht richtig im neuen Tag angekommen, suchte ich verzweifelt nach ein paar jungfräulichen Kleidungsstücken. Das Fehlen einer Waschmaschine nervte mich langsam ungemein.
»Da biste ja endlich«, begrüßte mich Fred ungeduldig und biss herzhaft in sein Schinkenbrötchen. »Habe schon mal angefangen, hab leider nicht viel Zeit und so ein Leben wie du … ha, haa, haaaa!«
»Häää …, was meinst du?«
»Hab dich gestern Abend gesehen, als du wie ein kleiner König mit dem fettesten Rover von ganz Leipzig über die Karli gegondelt bist.«
›Ach du liebe Scheiße, wie sollte ich das meinem lieben Kumpel Fred nur erklären, ohne alles verraten zu müssen?‹ Er hatte zwar Claudi schon zweimal kurz nach unseren Pubbesuchen an meinem Weltuntergangstag bei mir gesehen, aber für ihn war es bis heute immer noch DIE Traumfrau, die keine Anhängsel zwischen den Beinen hatte. Selbstverständlich hatte ich, damit keine blöden Fragen auftauchten, nichts von Claudis wahrem ICH und ihrer so erfolgreichen Travestieshow erzählt.
»Hab ich von Claudi, nur leihweise, die ist eine Spitzenverkäufe-rin in einem großen Leipziger Autohaus.« War ja eigentlich nicht ganz gelogen, zumindest stimmte das mit dem ›leihweise‹.
»Dass die gut verkaufen kann, glaube ich dir aufs Wort. Die braucht doch nur ihre Beine breit zu machen, dann verkauft die mehr als zehn Autos am Tag … ha, haa, haaaa.«
»Guten Morschen Paul, biste aus dem Bette gefallen,
heut also mal geene Quietsche, sondern Frühstück wie ich so vermude …«, kam es von Claus, der die Bestellung aufnehmen wollte.
»Ja Claus, bitte heute das englische Frühstück, kann ein paar Kalorien mehr mitten in der Nacht gut gebrauchen, war etwas anstrengend gestern.«
»… das klingt ja aufregend … ha, … haaa.«
Was sollte ich nur erzählen? Das letzte Erlebnis mit Claudi auf keinen Fall!
»Will wieder in die Werbung einsteigen, habe gestern endlich ein paar konkrete Pläne für meine nahe Zukunft gemacht. Claudi hilft mir dabei. Kann sogar ein Zimmer bei ihr als Büro und den Rover einige Zeit als Firmenwagen benutzen.«
»Büro bei Claudi … ha, … haaa, wenn du vögeln arbeiten nennst, mache ich gern sofort bei dir mit, … ha, haa, haaaa.«
»Nee, im ernst Fred, müsste langsam wieder etwas zu Kohle kommen, ist fast nichts mehr da.«
»Wem erzählst du das, kenn ich sehr gut. Mit meinem Taxijob läuft es zur Zeit auch nicht so besonders.«
»Ach, dachte ich nicht, wenn ich die Massen von Taxis in Leipzig sehe.«
»Das ist es ja! Große Scheiße …«
Diesmal blieb das mir so vertraute ›ha, haa, haaaa‹ aus.
»Hab mir auch ein paar Gedanken gemacht, wie ich zu zusätzlichen Einnahmen komme und das relativ einfach.«
»Erzähl, bin gespannt! Vielleicht ist es ja auch was für mich?«
»Weiß selber noch nicht so richtig, ob ich es machen soll. Hab da einen Stammgast. Hole ihn immer in den teuersten Restaurants von Leipzig ab. Geld scheint für den keine Rolle zu spielen. Immer mindestens ein Fünfer Trinkgeld.«
»… und weiter?«, kam es neugierig von mir.
»Naja, als ich ihm erzählte, dass es mit dem Taxifahren nicht mehr so gut läuft, gestand er mir plötzlich, dass er auch erst seit ein paar Jahren so viel Schotter hat. Will mir helfen, ein echt netter Typ war der da auf einmal. Glaubt man gar nicht, wenn man ihn so sieht. Fragte mich sogar erst letzte Woche, ob ich nicht mit bei ihm einsteigen will.«
»… und wo sollst du einsteigen?«
»In eine Firma, die im Ural eine florierende Goldmine betreibt.«
»Bist du blöd, Fred, da sträuben sich alle Nackenhaare, das stinkt doch nach purer Abzocke!«
»Eben nicht … ha, haa, haaaa, ist alles wahr!« und begeistert knallte mir Fred Unterlagen der Firma und einen Teilhabervertrag auf den Tisch, konnte gerade noch rechtzeitig, bevor dieser Schwachsinn in meinem englischen Frühstück landete, den Teller ruckartig beiseite ziehen.
Interessiert und skeptisch überflog ich diese Unterlagen. Klang wirklich ganz einfach so zu Geld zu kommen. Sah auch alles sehr seriös aus, wie ich aus meinen früheren Erfahrungen mit Verträgen schließen konnte.
»Und wo ist der Haken bei der Sache, den gibt es doch bestimmt?«
»Muss irgendwo 100.000 Euro auftreiben, damit ich einsteigen kann. Aber bereits nach Unterzeichnung des Vertrages gibt es riesige monatliche Ausschüttungen, haste doch gelesen Paul.«
»Woher willst du diese Unsumme nehmen?«
»Meine Mutter hat doch ein kleines Haus am Rande der Stadt … ha, haa, haaaa, die nimmt bestimmt für mich einen Kredit auf, bin doch verwöhntes Einzelkind.«