Hoof wie es früher einmal war. Dieter Kremp
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Die Mägde und Knechte wurden in der Regel in den Nachbardörfern gedingt, wohl, „um das Blut im Dorf aufzufrischen“, denn Inzucht war damals auch in den Bauerndörfern noch verbreitet.
Der „Wannerschdaach“ („Wandertag“) ist der 27. Dezember, der Tag nach Weihnachten, also der Tag des Apostels und Evangelisten Johannes. An seinem Tag wechselten früher mit viel Trara die Mägde und die Knechte ihre Stellung und verabschiedeten sich mit einem Tanzabend. Es war der Johannisball im Dorf.
Doch der größte Festtag der Knechte und Mägde war früher wohl in Hoof und in den Dörfern im Ostertal der „Jokkobsball“ (Jakobsball) am Tag des heiligen Jakobus (25. Juli), der mit einem Tanzfest in der Dorfmitte gefeiert wurde – am Abend versteht sich, denn am Tag waren ja die Knechte und Mägde im Feld; es war ja mitten in der Erntezeit.
In Hoof und im Ostertal bestand früher eine alte Ehesitte, das Weiberdingen. Der Mann dingte seine Frau am Johannistag fürs kommende Jahr, führte sie formvollendet ins Wirtshaus und lud sie zu einem Festessen ein. Sie musste dabei den Wein bezahlen, wobei sie dem Handel zustimmte und sich für weitere zwölf Monate verpflichtete.
Im Ostertal spielte früher der „Wannerschdaach“ („Wandertag“) eine große Rolle im ländlichen Brauchtum. Wenn ein Bauer eine neue Magd oder einen neuen Knecht dingte, so begann das Dienstverhältnis am Tag nach Weihnachten und dauerte in der Regel bis zum 27. Dezember des folgenden Jahres. Wenn beiderseits keine Kündigung erfolgte, so verlängerte sich das Arbeitsverhältnis noch einmal um ein Jahr.
Die Ostertaler Bauern gingen wohl beizeiten auf die Suche, um einen neuen Knecht und eine neue Magd zu dingen. Mit Pferdefuhrwerk, Kutsche, Ochsengespann oder in strengen Wintern mit dem Pferdeschlitten holte der Bauer die neu gedingte Arbeitskraft an deren Wohnort ab. Verkehrsverbindungen gab es ja noch keine. Die gedingten Knechte und Mägde packten ihre Habseligkeiten in eine große Holzkiste.
Die Tage vor dem „Wannerschdaach“ warteten die Bewohner der zehn Ostertaler Ortschaften gespannt auf die Neuankömmlinge, die ins Dorf kommen sollten. Mägde und Knechte, die bei ihren Bauern bleiben konnten, kamen nicht ungeschoren davon. Sie mussten der „heimischen“ Dorfjugend Schnaps, Bier und Wein spendieren, wobei gerade der Wein am Johannistag im Hinblick auf das kommende Jahr als segensreich galt. Die neu gedingten Knechte und Mägde brachten frisches Blut in die Dörfer, fanden doch manche ihren späteren Ehepartner im Ort.
Ganz besonders viele neu gedingte Knechte und Mägde kamen von Leitersweiler nach Hoof und umgekehrt. Immerhin waren Hoof und Leitersweiler „Zwillingsdörfer“. So ist es nicht verwunderlich, dass z. B. im 19. Jahrhundert jeder fünfte Einwohner von Leitersweiler nach Hoof heiratete und umgekehrt von Hoof nach Leitersweiler.
Den „Wannerschdaach“ feiert man aber auch heute noch im Ostertal durch ausgedehnte Wanderungen von Vereinen und Gruppen über die Gemarkungen der Dörfer. In Hoof ist z. B. an diesem Tag der „Stadel – Gaudi“ im Innenbereich der Dachdeckerei und Zimmerei Walter Harth, zu dem Leitersweiler Wandergruppen gern gesehene Gäste sind.
Der Großknecht war die erste Kraft und der Vertreter der „Herren“ auf dem Bauernhof. Wenn er gemietet wurde, dann musste er ein „gesetztes“ Alter haben, nicht unter 24 Jahre alt, und schon länger als Kleinknecht oder Mittelknecht auf Höfen gedient haben. Beim Großknecht war es sehr wichtig, dass er morgens in aller Frühe wach wurde, denn Weckuhren gab es damals ja noch nicht. Er wartete auf den ersten Hahnenschrei am frühen Morgen, der ihn weckte. Streichhölzer waren damals auf dem Dorf noch recht selten. Der Großknecht hatte beim Erwachen für Licht und Feuer zu sorgen. In der Regel benutzte er noch Zunder, um Feuer zu machen. Karbid-, Petroleum- oder Öllampen brachten Licht. Der Kleinknecht war der Sündenbock auf dem Hofe, denn nicht nur der Bauer, der noch mit „Herr“ angesprochen wurde, sondern auch der Großknecht hatten ihm zu befehlen. War beim Fahren mal etwas in Unordnung oder passierte mal ein Malheur, so hatte der Kleinknecht schuld daran, obwohl er in manchen Fällen unschuldig war.
Aus der Chronik der Hoofer Bauernfamilie Koch
„Alt-Perersch-Haus“ erzählt eine 350-jährige Geschichte
Am 4. Juli 1980 weihte die Kreissparkasse St. Wendel ihre Filiale im restaurierten Bauernhaus in der Hoofer Ortsmitte ein. Es war „Alt – Perersch – Haus“, das eine 350-jährige Geschichte der Hoofer Bauernfamilie Koch erzählen kann. Auch die früheren Besitzer und Bewohner von „Alt-Perersch-Haus“, Erna und Adolf Kuntschke und die Familie Karl Hinkelmann und Hilde geborene Koch vom Erlenhof konnten keine Angaben über das „Geburtsjahr“ des alten Bauernhauses in der Dorfmitte gegenüber der Prot. Kirche machen; wie sollten sie auch, denn die Ahnen der Ur-Hoofer Bauernfamilie Koch, die das Haus über viele Generationen bewohnten, lassen sich anhand von Sippschaftstafeln „nur“ bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen; um 1820 zählte Hoof etwa 350 Einwohner.
Aus chronikalischen Aufzeichnungen aber ist zu erkunden, dass dieses ehemalige Bauernhaus – heute das Prot. Gemeindehaus: 2017 – wohl nach der völligen Zerstörung des Ortes im 30-jährigen Krieg mit einigen wenigen anderen Gebäuden im Bereich der heutigen Dorfmitte und der vorderen Vorstadt als erstes Haus wieder aufgebaut wurde. Die Grundmauern und Kellergewölbe von „Alt- Perersch- Haus“ – das haben die Renovierungsarbeiten in den Jahren 1978/79 und die Aussagen des Staatlichen Konservatoramtes in Saarbrücken ergeben – haben ein Alter von über 330 Jahren. Der Platz um die heutige evangelische Kirche, die 1852/53 erbaut wurde, ist „geschichtsträchtiges“ Hoofer Land. Denn immerhin stand hier schon vor der Reformation ein „gottesdienstlicher Versammlungsraum“, eine Kapelle, die im 30-jährigen Krieg zerstört und nach 1717 wieder aufgebaut wurde. Damals hat „Alt-Perersch-Haus“ schon gestanden und die Chronik weiß später zu berichten, dass auch die Landwirtsfamilie Koch „durch freiwillige Gespannstellung und durch Übernahme der Beifuhren nach besten Kräften beim Bau der Kirche mitarbeitete“. Hoof zählte vor den Wirren des 30-jährigen Krieges 91 Personen (1609); so berichtet die Chronik aus dem Jahre 1648 von „einem Überlebenden“: „In Hoof war damals nur ein Mann, welcher Jahr und Tag im Keller sich aufgehalten und mit Kräutern, Holzäpfeln und Fröschen sich ernährte“. Nach David Königs Beschreibung des Herzogtums Zweibrücken aus dem Jahre 1677 befanden sich in Hoof wieder fünf Familien. Unter ihnen ist auch von einem „Ackerer Koch“ die Rede. Ob jener „Ackerer Koch“ um 1677 der Erbauer von „Alt-Perersch-Haus“ ist, dessen Grundmauern und Kellergewölbe heute noch stehen, und die im Zuge der großzügigen Restaurierung des Bauernhauses 1978/79 mit saniert wurden, ist im Dunkel der Geschichte verborgen. (Jener Koch müsste demnach wohl auch „Pate“ gestanden haben für die anderen Hoofer „Kochs“).
Irgendwann um die Jahrhundertwende 1900 oder auch etwas früher muss das Haus abgebrannt sein: Der etwas über 100-jährige Anbau, Scheune und Stallungen, bewies das. Diese baufälligen Teile wurden nach dem Kauf des Hauses durch die Kreissparkasse (1978) abgerissen. Reste der Außenwände, die nach dem Brand neu aufgebaut wurden, zeigten noch Brandspuren. Das Bauernhaus selbst, „ein schutzwürdiges historisches Bauensemble“, wurde von der Kreissparkasse nach den Plänen des Landeskonservators in seinen Kellergewölben und in seiner Außenansicht