Kykladen. Patrick Schollmeyer

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Kykladen - Patrick Schollmeyer

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und sich als sinnvoll erweist. Der mythischen Überlieferung stand Herodot kritisch gegenüber und er war derjenige, der als Erster den Ost-West-Konflikt thematisierte.

      Der römische Staatsmann, Redner und Philosoph Markus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) hat ihn den „Vater der Geschichtsschreibung“ (pater historiae) genannt (de legibus, 1, 5). Zu Recht: Ist er doch der Erste, der in einem umfangreichen Prosawerk historische Ereignisse kausal miteinander verknüpft und erklärt.

      Thukydides (ca. 456 – ca. 396 v. Chr.) war eine Generation jünger als Herodot. Auch er hat sich politisch betätigt, bevor er sich seinen Studien widmete. 424 v. Chr. bekleidete er das Amt eines Strategen (militärischer Befehlshaber), weil man ihn aber für einen Misserfolg verantwortlich machte, wurde er für 20 Jahre verbannt. Er nutzte die Zeit, um das Geschehen des Peloponnesischen Krieges zu beobachten. Was er sah und was ihm glaubwürdig berichtet wurde, notierte er. Erst nach der endgültigen Niederlage Athens kehrte Thukydides in seine Heimatstadt zurück. Sein Werk schließt an das des Herodot an, aber er war der Erste, der Zeitgeschichte schrieb. In einem Überblick wird die Geschichte von 479 v. Chr. bis zum Ausbruch des Peloponnesischen Krieges behandelt. Der Text scheint unvol endet geblieben zu sein, da er bereits mit den Ereignissen des Jahres 411 v. Chr. abschließt, und nicht, wie sicher geplant, mit der Kapitulation Athens 404 v. Chr. Viele Passagen schrieb Thukydides zudem erst unter dem Eindruck des endgültigen Zusammenbruchs seiner Heimatstadt.

      Gegenüber Herodot zeichnet Thukydides ein geschärftes Methodenbewusstsein aus. Er hat sich kritisch mit seinen Vorgängern auseinandergesetzt, auch mit Herodot, dessen Namen er allerdings nicht explizit nennt. Die Ursache der Geschehnisse ist für ihn der Mensch in seiner über die Zeiten hinweg konstanten Natur. Die Überzeugung, dass maßloses Machtstreben ein Wesensmerkmal der menschlichen Natur ist, verbindet ihn mit seinem Vorgänger. Sorgfältig unterscheidet er aber zwischen Anlässen und Ursachen.

      Wer auf Grund der dargelegten Beweise zu der Auffassung gelangt, dass mein Bericht im Wesentlichen den Tatsachen entspricht, dürfte nicht in die Irre gehen. Er sollte weder den Dichtern vertrauen, die in ihren Gesängen übertreiben, noch den Geschichtsschreibern, deren Darstellungen eher angenehm anzuhören sind als wahr, meist unbewiesen und im Laufe der Zeit ins Mythenhafte abgeglitten. Er sollte ihnen keinen Glauben schenken. Er darf davon überzeugt sein, dass mein Bericht sich auf sehr einleuchtende Beweise stützt, soweit es jedenfalls in Anbetracht der vergangenen Zeit überhaupt möglich ist. (1,21).

      Thukydides beschreibt Situationen und lotet Handlungsspielräume aus. Vielleicht hat er gehofft, dass Staatsmänner aus seinem Werk lernen könnten, ihr Handeln am Möglichen auszurichten, statt immer weiter gesteckten Zielen nachzujagen. Er selbst bezeichnete sein Werk als einen „Besitz für immer“ („ktema eis aei“).

      Ein Beispiel für die distanzierte und um Objektivität bemühte Art der Darstellung ist der Bericht über das Verhältnis der Athener zu ihren Bundesgenossen im Delisch-Attischen Seebund, den wir auf den folgenden Seiten zitieren. Thukydides beurteilt beider Verhalten kritisch: Die Athener führen ein zu hartes Regiment und erzeugen Unzufriedenheit, die Bundesgenossen entziehen sich kurzsichtig und aus Bequemlichkeit der Heeresfolge, zahlen lieber den Tribut, als Schiffe zu stellen, und vergrößern so die Macht der Athener, während sie ihre eigene Kriegstauglichkeit mindern. Diese scharfe Kritik gilt auch für das Verhalten vieler Kykladeninseln in dieser Epoche.

      Ein Konflikt schlägt hohe Wellen – Der Perserkrieg und die Kykladen

      Der Perserkrieg begann mit einem Aufstand der an der Westküste Kleinasiens gelegenen Griechenstadt Milet gegen das Perserreich (Ionischer Aufstand). Anlass zu diesem folgenreichen Ereignis gab ein fehlgeschlagener Versuch des dortigen Stadttyrannen, Aristagoras, mit Unterstützung des persischen Statthalters Artaphernes die reiche Insel Naxos zu erobern. Um die Niederlage wettzumachen, stürzte er sich in das Abenteuer des Krieges mit den Persern, das länger als 50 Jahre dauern und erst 448 v. Chr. mit dem sogenannten Kalliasfrieden seinen Abschluss finden sollte Die Schlachten bei Marathon (490 v. Chr.), bei den Thermopylen (490 v. Chr.), bei Salamis (480 v. Chr.) und schließlich bei Platää (479 v. Chr.) markieren den Verlauf des Krieges und benennen zugleich die Orte der persischen Niederlagen.

      Die meisten Kykladeninseln konnten sich jedoch nicht des Zugriffs der Perser erwehren. Sie wurden zum Heeresdienst verpflichtet und mussten Geiseln stellen. Lediglich Delos verschonte der persische Großkönig wegen seiner religiösen Bedeutung. Manche Inseln wie Naxos erlitten schwerste Zerstörungen.

      Die Athener ließen nach ihrem Sieg die perserfreundlichen Inseln nicht ungeschoren davonkommen. Es heißt, der siegreiche Feldherr Themistokles forderte von ihnen Geld und drohte, er würde sie, falls sie die Zahlung verweigerten, mit der hellenischen Flotte belagern und erobern. Bei Herodot heißt es:

      Mit dieser Drohung erpresste er große Summen von den Bewohnern der Stadt Karystos (auf Euböa) und von den Pariern. … Ob auch andere Inseln Geld gezahlt haben, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass außer den Genannten auch einige andere gezahlt haben. … Die Karystier wurden trotz der Zahlung nicht verschont. Die Parier konnten mit ihrem Geld Themistokles besänftigen und die Kriegsgefahr abwenden. So trieb Themistokles von Andros aus ohne Wissen der anderen Feldherrn Geld von den Inselbewohnern ein. (8,112).

      Ob Herodot dem Themistokles gerecht wird, sei dahingestellt. Es ist damit zu rechnen, dass die Opposition in Athen ein Interesse daran hatte, sein Bild zu verdunkeln.

      Die Athener hatten zuerst die Siege über die Perser mit der Flotte errungen, die Spartaner mit dem Heer, und dann gingen sie zügig daran, die Situation zu nutzen und ihre Seeherrschaft zu sichern und auszubauen. 478 / 77 v. Chr. gründeten sie den Delisch-Attischen Seebund zum Schutz der kleinasiatischen Küstenstädte und der ägäischen Inseln vor einem erneuten Angriff der Perser. Die Mitglieder verpflichteten sich, entweder Schiffe zu stellen oder Geld zu zahlen, das zunächst im Tempel des Apollon auf Delos, später (454 v. Chr.) auf der Akropolis in Athen deponiert wurde. Waren im Grunde genommen alle Mitglieder formell gleichberechtigt, so reklamierte dennoch Athen dank seiner Macht und großen Flotte die uneingeschränkte Führung, ein Zustand, der Missfallen erregte. Immer wieder versuchten daher Bündnispartner, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen,

      hauptsächlich, weil sie mit der Zahlung ihrer Beiträge oder mit der Stellung von Schiffen im Rückstand waren. Manche wollten sich auch gänzlich der Heeresfolge entziehen. Denn die Athener führten ein strenges Regiment und zeigten Härte jenen gegenüber, die es nicht gewohnt oder nicht willens waren, sich anzustrengen. In diesen Fällen griffen sie zu Zwangsmaßnahmen. Auch sonst übten sie die Herrschaft bald nicht mehr zur Zufriedenheit der Bundesgenossen aus. Sie betrachteten sie bei Kriegszügen nicht als gleichberechtigt und konnten die Abtrünnigen leicht wieder in ihre Gewalt bringen. Daran waren die Bundesgenossen selbst schuld. Wegen ihrer Abneigung gegen den Kriegsdienst waren die meisten, um nicht fern von der Heimat Dienst leisten zu müssen, die Verpflichtung eingegangen, statt Schiffe zu stellen lieber den auferlegten Betrag zu zahlen. So vergrößerten sie mit ihren Abgaben die Flotte der Athener, während sie selbst, wenn sie abfielen, ungeübt und unerfahren in den Krieg eintraten. (Thukydides, 1,39).

      Perikles, der als einflussreicher Staatsmann von 461 bis 429 v. Chr. die Geschicke Athens leitete, nutzte die Gelder, um die Akropolis mit Prachtbauten zu schmücken. 449 v. Chr. begann der Bau des Parthenon, 432 v. Chr. der Bau der Propyläen. So haben auch die ägäischen Inseln zum Ruhm Athens beigetragen. Die Zweckentfremdung der Gelder löste in Athen heftige Diskussionen aus.

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