Geheimnisvoller Da Vinci Code in Wien. Gabriele Lukacs

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Geheimnisvoller Da Vinci Code in Wien - Gabriele Lukacs

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Sprecher. Ein anderer verschränkt die Finger und wendet sich stirnrunzelnd seinem Kumpan zu … “ So versammelt Leonardo die Apostel in Dreiergruppen, die auf unterschiedliche Weise auf Jesu Enthüllung „Einer von euch wird mich verraten“ reagieren.

      Der Heilige Gral im „Abendmahl“

      In Leonardos Gemälde fehlt der Kelch, den Jesus anlässlich des letzten Abendmahls mit den Aposteln benützt hat. Dieses Fehlen des Kelches interpretieren einige Autoren, darunter Dan Brown oder Lincoln/Baigent/Leigh, als bewusste Weglassung. Wollte Leonardo damit ein Geheimnis andeuten?

      Um dieses Gefäß, den Gral, ranken sich viele Legenden. Sowohl seine Herkunft als auch sein Verbleib sind unbekannt. Niemand weiß, ob er ein Trinkgefäß, eine Schale oder etwas ganz anderes gewesen ist. Er soll von der Abendmahltafel gestohlen, zu Pilatus gebracht und von diesem an Josef von Arimathea weiter gegeben worden sein. Diese Version der Legende verfolgt den Weg des Grals bis nach Glastonbury in England. Die erwähnten Autoren vertreten eine ganz andere, gewagtere These. Sie entschlüsseln die erstmals in Frankreich des 12. Jahrhunderts auftauchende Bezeichnung für den Abendmahlkelch „San Gral“ als „Sang real“, also als „sanguis regalis“ (königliches Blut). In diesem Begriff sehen sie einen Hinweis auf das königliche Geblüt Jesu und seiner Nachfahren aus der Verbindung mit der Frau, „die er am meisten liebte“, wie es im Evangelium heißt, mit Maria Magdalena.

      Code Nr. 1:

       Johannes oder Maria Magdalena?

       Wo ist der Gral?

      Wäre es möglich, dass Leonardo in seinem Gemälde diese Bedeutung des Begriffs „San Gral“ als „Sang real – königliches Blut“ dargestellt hat? Zwischen Jesus und der rechts von ihm sitzenden Person klafft ein auffälliger V-Spalt, einem Dreieck gleich. Das mit der Spitze nach unten zeigende Dreieck gilt als Mutterschoß des Göttlich-Weiblichen. Ein Dreieck mit der Spitze nach oben steht für das männliche Prinzip. Leonardo stellt Jesus mit den ausgestreckten Armen als symbolisches Dreieck dar. In der Ikonographie der Renaissance wurde das Männliche heraldisch rechts und das Weibliche links dargestellt. Der Jünger Johannes zeigt – entgegen seiner Sitzrichtung – seine weibliche Seite. Auch die gegengleichen Farben der Kleidung ergeben einen Hinweis. Sie ergänzen einander wie das Männliche und das Weibliche. Der Apostel Johannes wäre dann in Wirklichkeit die schwangere Maria Magdalena, der Heilige Gral, das Gefäß, welches das Blut Jesu in sich trägt!

      So habe Leonardo da Vinci „codiert“ dieses Geheimnis der Nachwelt mitgeteilt – daher der englische Originaltitel „The Da Vinci Code“.

      Wo ist Johannes?

      Wenn also die Person rechts von Jesus tatsächlich Maria Magdalena sein sollte, wo ist dann der Jünger Johannes?

      Bibelforscher können weder in der Bibel noch in den außerbiblischen Schriften einen klaren Hinweis auf eine Ehefrau Jesu bzw. die Anwesenheit von Maria Magdalena beim letzten Abendmahl finden. Auch Leonardo selbst schreibt angeblich nichts in seinen Aufzeichnungen darüber, warum er den Lieblingsjünger Johannes allzu weiblich aussehen lässt.

      Johannes sitzt an Jesu rechter Seite. Der Lieblingsjünger Jesu, immer als bartloser Knabe dargestellt, nimmt eine neutrale Haltung ein. Johannes‘ Gesichtszüge sind feminin, seine Haare, sein weiches, bartloses Gesicht, seine Haltung gibt durchaus Anlass zu einer Deutung als weiblicher Apostel. Nur, wo wäre dann Johannes? War er beim Abendmahl nicht zugegen? Hat Leonardo ihn gar vergessen?

      „Gewisse weiche und weibliche“ Züge sieht Artur Rosenauer, Professor am Wiener Institut für Kunstgeschichte, sehr wohl an Leonardos Johannes-Figur. „Da Vinci war homosexuell – da gibt es kaum einen Zweifel“, erklärt er in einem Interview anlässlich der Filmpremiere von „The Da Vinci Code“. Um eine Frau könne es sich aber unmöglich handeln: „Das wäre an der Wand eines Klosters völlig unangebracht gewesen. Man darf ja nicht vergessen: Es war eine Auftragsarbeit, für die er bezahlt wurde.“ Leonardos homoerotische Neigung könnte durchaus in seinen Gemälden Niederschlag gefunden haben. Immer wieder engagierte er Knaben als Modelle und einige davon wurden seine Schüler, Diener und Liebhaber. Zur Zeit der Entstehung des Abendmahlbildes 1495–97 war sein damaliger „Schüler“ Salai 15 bis 17 Jahre alt. Ihn hat Leonardo jedoch nicht im Apostel Johannes verewigt. Das Rätsel bleibt ungelöst: ist nun Johannes oder doch Maria Magdalena dargestellt?

       Der auffällige V-Spalt.

      Wo ist der Kelch?

      Auf Leonardos Gemälde fehlt der Kelch. Eine merkwürdige Darstellung der Tafelszene, ist doch der Kelch eines der zentralen Elemente des Abendmahls. Gibt Leonardo damit einen Hinweis, dass mit dem Gral kein Gefäß, sondern ein Mensch gemeint sein könnte?

      Ist der auffällig große V-Spalt zwischen Johannes und Jesus ein Gralszeichen? Der Oberteil eines Kelches? Da ein Kelch aber nicht vollständig ist ohne Fuß, so müsse Jesus, den man in der geometrischen Figur eines spitz nach oben weisenden Dreiecks sehen kann, der Kelchfuß sein. Jesus stützt in dieser Auslegung Maria Magdalena. Beide zusammen bilden den Gral, Maria Magdalena den Kelch und Jesus den Fuß.

      Der Leipziger Kunsthistoriker und Leonardo-Forscher Franz Zöllner hat in der „Zeit“ entgegnet, dass sich die ungewöhnlichen Lücken des Gemäldes „aus dem simplen Umstand erklären, dass Leonardo die emotionsgeladene Reaktion der Jünger auf die Verrats-Ankündigung Christi möglichst expressiv darzustellen versuchte: ,Einer von euch wird mich verraten.‘ Dadurch zerfallen die Jünger in Gruppen, und so entstehen Lücken zwischen den Figuren.“ Der Leipziger Professor unterstreicht weiter, dass zu Leonardos Zeiten im „Abendmahl“ eine Maria Magdalena nicht unterzubringen war – die künstlerische Freiheit war nicht gegeben. „Der feminin wirkende Johannes hingegen ist nicht ungewöhnlich, er wurde oft als besonders junger, bartloser und daher weiblich anmutender Typ dargestellt.“

      Wessen Hand hält das Messer?

      Es könnte Petrus Hand sein, die als Drohgebärde ein Messer zückt. Eine Drohung? Gegen wen gerichtet? Gegen Johannes sicher nicht, der frei von jedem Verdacht als Verräter ausscheidet. Gegen einen möglicherweise weiblichen Apostel, gegen die Frau an Jesu Seite?

       Wessen Hand hält das Messer? Gegen wen richtet sich die Drohung? – Fragen, die offen bleiben.

      Diese in ihrer Größe und Perspektive falsch gemalte Hand ist Gegenstand von Interpretationen, weil ein Fehler Leonardos auszuschließen ist.

      Aus der Bibel lässt sich herauslesen, dass Petrus Maria Magdalena nicht eben wohlwollend gesinnt war. Er tadelt Jesus wegen der offensichtlichen Bevorzugung dieser Frau, die dem Heiland offenbar näher stand als die Apostel, insbesondere Petrus selbst.

      Absicht oder Zufall? Was steckt dahinter?

      Code Nr. 2:

       Die zwölf Apostel und ihre Sternzeichen

      Die Astrologie könnte weitere Indizien zur Aufklärung der Frage „Johannes oder Maria Magdalena“ liefern. Mehrere Autoren haben sich mit einer astrologischen Zuordnung der zwölf Apostel befasst und kommen zu durchaus unterschiedlichen

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