Geburtsort: Königsberg. Ursula Klein

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Geburtsort: Königsberg - Ursula  Klein

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abgeschnitten wurden und damit alte Handelsbeziehungen und Versorgungsleitungen zerbrachen. Die für die Betriebe notwendigen Rohstoffe mussten nun aus anderen Ländern geliefert werden, z. B. auch Kohle, Eisenerz usw. Auch die Absatzmärkte brachen weg. Kurz: Handel und Industrie mussten neu organisiert werden. Ihr habt es von den Betrieben und Handelshäusern sicher schon gehört.

      Darum konnte das Angebot an Gütern für den zivilen Bedarf nach der Beendigung des Krieges nicht erhöht werden, weil auch die Umstellung vieler Betriebe von der Kriegs- auf die Friedensproduktion nicht so schnell möglich war. Die Betriebe waren außerdem veraltet, da in den Kriegsjahren nur in einigen wenigen Betrieben – eben für die kriegsbedingte Produktion – investiert worden war. Außerdem verlangten die Unternehmer Entschädigungen für die erlittenen Verluste aus den besetzten Gebieten.

      Zur Finanzierung des Krieges machte unser Staat folgenschwere Fehler: Der Reichstag beschloss, dass die Reichsbank von der Pflicht befreit wird, ihre umlaufenden Banknoten mit Gold zu sichern. Lediglich ein Drittel sollte noch mit Gold gedeckt sein. Damit konnte zwar die Regierung mehr Papiergeld drucken, aber dieses Geld hatte nicht mehr den erforderlichen Gegenwert. Die Entwertung nahm ihren Anfang.

      Das Ausland nahm aus diesem Grunde nur noch zögerlich die Mark als Zahlungsmittel für deutsche Importe an. Die Wechselkurse verschlechterten sich von Jahr zu Jahr. So wurden für Schweden-Stahl 1914 für 100 Mark noch 122,60 Schweizer Franken verrechnet, im Folgejahr nur 109, im Jahre 1916 waren es nur 95, 1917 gar nur noch 66 Schweizer Franken. Wir müssen also heute fast das Doppelte an Geld bezahlen, ohne dass eine Preissteigerung der Ware berücksichtigt worden wäre, das waren nur Kursverluste. Dieses Warnsignal wurde von der Regierung nicht verinnerlicht.

      Im Gegenteil: Die Reichsregierung führte den bargeldlosen Zahlungsverkehr ein und hoffte, damit den Papiergeld-Verbrauch einzudämmen. Sie berücksichtigte dabei aber nicht, dass die Konten bei Gebrauch auch in Geldscheinen den Wert verkörpern mussten.

      Um die Arbeiter nicht für Hungerlohn arbeiten lassen zu müssen, weil sie für ihr Geld nichts mehr bekamen, wurden vor zwei Jahren – also 1918 – Teuerungszulagen z. B. bei der Firma Siemens in Höhe von 50 – 60 % verrechnet. Wobei hier in eurer Firma dieser Satz etwas niedriger lag. Damit wurde wieder mehr Geld in Umlauf gebracht, ohne dass ein Gegenwert vorhanden war.

      Ein weiterer Fakt, dass unser Geld nicht mehr viel Wert ist, war die Situation, dass das System der Höchstpreise für die Eisen- und Stahlindustrie Anfang 1919 aufgehoben wurde und darum bis heute – Mai 1920 – Preiserhöhungen um 900 % möglich wurden. Und wieder wurde Geld gedruckt, um die Waren bezahlen zu können.

      Doch welchen Wert die Mark wirklich hatte, stellte sich durch folgende Situation dar: Während des Krieges war Amerika vom Schuldner zum Gläubiger geworden, da es mit zu den Siegermächten gehörte. Der US-Dollar entwickelte sich zur Leitwährung des internationalen Zahlungsverkehrs. Einige Spekulanten haben bereits begonnen, US-Dollar zu kaufen, weil das Vertrauen in die Deutsche Mark gesunken ist. Das möchte ich Ihnen anhand einer Zahl verdeutlichen: 1914 waren 2,9 Milliarden Mark in Umlauf, 1917 bereits 28,3. Das heißt: Für die fast gleiche Warenproduktion ist fast zehnmal mehr Geld in Umlauf, obwohl wir weniger Waren kaufen können.

      Doch es gab noch weitere Ursachen, warum es zu der heutigen inflationären Entwicklung kommen konnte:

      Die sich durch den Mangel an Waren ergebenden Preissteigerungen nach dem Krieg hätte die Regierung beeinflussen können, wenn sie die vorhandenen Geldmengen in den Händen privater Nachfrager verringert hätte. Für den kleinen Mann hatte das keine Bedeutung, denn der hatte nicht viel.

      Doch die Kriegsgewinnler der Industrie konnten einen hohen Ertrag verbuchen. Die Regierung schöpfte aber erst Ende 1916 für Einkommen und Vermögen Steuern ab. Dies war erst zu diesem Zeitpunkt durch Gesetzesänderung möglich, da die Bundesstaaten die Hoheit über die direkten Steuern bis dahin hatten, also z. B. auch unser Preußen durch die politische Situation sich selbst keine Steuern auflud, da ja die Großagrarier und die Schwerindustrie für sich selbst keine Steuern beschloss. Doch die Wirkung dieses Gesetzes kam viel zu spät. Zwar wurde auch Ende 1919 das sogenannte „Reichsnotopfer“ als einmalige, jährliche Vermögensabgabe von 10 % auf 65 % bei Vermögen über 2 Millionen Mark erhöht, aber auch das brachte nicht die erforderlichen Einnahmen für den Staat.

      Sicher hat der eine oder andere von Ihnen“, hier schaute der Redner einige Personen direkt an, „sich bei den Volksanleihen beteiligt und ist durch den Ausgang des Krieges herb enttäuscht worden. Hat doch jeder, der dem Staat sein Geld für den Krieg zur Verfügung stellte, auf Gewinn gehofft. Doch dieser Gewinn wäre von den Völkern bezahlt worden, die den Krieg verloren hätten. Da wir ihn verloren haben, müssen wir an diese Staaten zahlen.

      Doch es wurden noch andere Aktionen durch die Regierung vorgenommen, die nicht zur Stabilisierung der Mark führten. So stellte sie sogenannte Schatzwechsel zur Finanzierung des Krieges aus und stellte sie den Handelswechseln gleich. Damit konnte die Staatsbank bei Diskontierung – also bei Einlösung – für diese Staatswechsel Banknoten drucken lassen, obwohl keine Golddeckung oder Deckung durch Waren vorhanden war. Das führte wiederum zur Erhöhung des Geldumlaufes.

      Der Lombardkredit, der als Sicherheit Waren oder Wertpapiere hatte, wurde in Darlehenskassenscheinen zum Nennwert ausbezahlt, also mit dem Markbetrag, der angegeben war. Damit hatten Gemeinden, Körperschaften, Privatleute, ja sogar die Bundesstaaten die Möglichkeit, gegen Verpfändung der Gegenstände oder Immobilien zu Geld zu kommen. Da die Reichsbank diese Kassenscheine 1916 neben dem Gold in die Primärdeckung nahm, also als Sicherheit wie Gold wertete, wurde die Ausgabe von Geldscheinen ins Uferlose möglich, da ja eine tatsächliche Deckung nicht vorhanden war.

      Vergangenes Jahr versuchte die Regierung, an der Börse die Nachfrage und damit den Wert der Mark zu stabilisieren, indem sie die Mark aufkaufte. Das gelang auch für kurze Zeit – die Mark rutschte nicht noch mehr im Wert ab. Wir können nun nur noch hoffen, dass dies so bleibt.

      Das waren meine Ausführungen zum Thema: ‚Die finanzielle Situation in unserem Staat.‘

      Nun machte der Redner eine kurze Pause und sah sich in den Zuschauerreihen um.

      Alle hatten ihm aufmerksam zugehört. Jetzt jedoch machte sich ein allgemeines Gemurmel breit. Dass das Geld nicht mehr viel wert war, wussten alle. Wie aber soll es weitergehen? Es gab schon so viele Arbeitslose und die, die noch Arbeit hatten, konnten sich für das Geld schon lange nicht mehr das kaufen, was sie noch vor Jahren dafür bekommen hatten. Nur einige, wenige – so hörte man hinter vorgehaltener Hand - machten schwarze Geschäfte und wurden reich.

      „Wenn Sie noch Fragen haben, so fragen Sie – falls ich Ihnen Antwort geben kann, so tue ich das gerne“, war die aufmunternde Formulierung des Redners. „Auch ist es an der Zeit, dass jeder Arbeiter nicht nur seinen Arbeitsplatz sieht, sondern sich weiterbildet und für die allgemeinen Rechte aller Arbeiter eintritt. Dafür sind wir da, dies gegenüber den Arbeitgebern für euch durchzusetzen. Wer also in die Gewerkschaft eintreten will und damit auch seinen arbeitsrechtlichen Schutz bekommt, kann sich ein Formular hier bei mir holen. Ich gebe gerne jedem Auskunft.“

      Gewerkschaftsmitglied wollte Otto auf keinen Fall werden, aber ihm lag eine Frage auf der Zunge: „Ich habe auf mein Haus einen Kredit beim Bauen aufnehmen müssen. Ich muss auch noch abzahlen. Wie soll ich mich verhalten, um nicht am Bettelstab zu landen?“

      „Mein Herr, das ist eine gute Frage. Ich würde Ihnen Folgendes raten: Da die Kreditsumme sich ja nicht erhöht, sie aber jetzt fast das Doppelte verdienen als vorher – wenn auch die Mark nicht mehr so viel wert ist – versuchen Sie von Ihrem Einkommen auf alle Fälle die Tilgung und Zinsen zu bezahlen. Da diese Beträge bleiben, aber die Scheine immer größer werden, haben Sie einen Vorteil. Es ist also – ehrlich gesagt – besser, Sie nehmen Kredite auf mit festen Zinssätzen

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